Hier dreht sich alles um die Nosferatu - Der Untote von Silencio. Tausch dich mit anderen Filmfans aus.
Ungesammelte, ungeordnete, unordentliche und uninteressante Gedanken. Bandwurmsätze und Schreibfehler sind Stilmittel, kein Unvermögen.
"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."
-Vern
"Vielleicht mag man ja in der Abkehr von Wissenschaft – alle Abergläubigen haben hier Recht – einen Kommentar sehen. Wer die Lesart aber ernsthaft in Erwägung zieht, kann sich bei mir ein paar Globuli abholen."
Hah!
Ein wenig in die Richtung hat der Herzog aber auch geschielt, habe ich so im Kopf...
Versuche es nächste Woche mal, muss wohl die Pille schlucken, dass es hier kein OV gibt.
"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."
@Silencio
"das in einer an Stokers Draculas Gast erinnernden Sequenz mündet, in der Thomas heimlich einer historisch korrekten Pfählung – nur echt mit Austritt von Verwesungsflüssigkeit – beiwohnt."
Ähh, habe ich einen anderen Film gesehen als du? Als ich das gestern gelesen habe, habe ich mich sehr auf diese Szene gefreut und war gerade ziemlich enttäuscht, dass es eine solche Szene in "Nosferatu" gar nicht gibt.
Ansonsten kann ich dein Review voll unterschreiben, mir hat der Film sogar noch weniger gefallen als dir. Am stärksten war "Nosferatu", wenn Eggers den Stil des Originals imitiert, die Schattenspiele sind herausragend (allein die Hand über der Stadt gegen Ende <3), verkörpern und charakterisieren Nosferatu besser als es Bill Skarsgard, seinem Röcheln und schwerem Akzent sowie der Maske gelingen. Solche meisterhaften Horrorszenen wechseln sich aber leider allzu oft mit zeitgenössischem Mainstreamhorror (Jumpscares, Streichergequietsche) ab.
Ferner überzeugen vor Allem die Schauspieler, Lily Rose-Depp mit einer brachialen Performance, Nicholas Hoult auch sehr stark, Aaron-Taylor Johnson und Emma Corrin gute Ergänzungen im Hintergrund und speziell Willem Dafoe hat sichtlich Spaß an seiner Rolle gehabt.
"dem von Maden zerfressenen laufenden Leichnam eine erotische Strahlkraft zuzugestehen, mit der die Morbidität der ganzen „sexy“ Vampire, die uns seit Anne Rice heimsuchen, offengelegt werden würde."
Hmm. Um deinem Schlafzimmer-Argument zu folgen, wenn Nosferatu Nosferatu sein soll, dann muss er das reine Monster sein. Hätte er eine erotische Strahlkraft und wäre er menschlich attraktiv, dann wären wir wieder bei Dracula.
Der Monsteraspekt ist auch ein Grund, warum ich die Darstellung Nosferatus mit breitem Schnäuzer für eine merkwürdige bis unglückliche Entscheidung halte. Beim Sehen habe ich die Vorstellung eines untoten Friedrich Nietzsches - der dir wahlweise auf einer Metaebene wohl auch noch die Themen des Films philosophisch darlegen könnte - nie aus dem Kopf bekommen.
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
@MB80
"Ein wenig in die Richtung hat der Herzog aber auch geschielt, habe ich so im Kopf"
Das habe ich so beim Herzog-Film nicht wahrgenommen. Und falls doch, dann definitiv nicht so deutlich, wie es Eggers tut.
Eggers bezieht sich hier schon auf gegenwärtige Katastrophen (Corona mit der Zoonosen-Epidemie, lässt sich aber auch auf die Klimakrise ausweiten) und lässt vor Allem anhand der Figuren Friedrich Harding und Prof. von Franz dann Aufklärung & Naturwissenschaft gegen Okkultismus und Glaube/Religiön antreten. Von Franz steht z.B. für den Typ Arzt und Medizinier, der bei HIV oder Corona irgendwann vollkommen in die esoterische Schiene abgedriftet ist. Schließlich am Ende noch die Heiland-Inszenierung vor strahlendem Licht, als hätte Robert Eggers Mel Gibson einfliegen lassen und der hätte kurz die Regie übernommen^^
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luhp:
Ich meine die Sequenz mit den Roma. Der "Gast" wird da nicht inhaltlich adaptiert, aber die traumwandlerische Stimmung inklusive dem "hab ich das jetzt wirklich gesehen?" auf Seiten Hutters bzw. im "Gast" des Nicht-Harkers ist ja da.
"Hmm. Um deinem Schlafzimmer-Argument zu folgen, wenn Nosferatu Nosferatu sein soll, dann muss er das reine Monster sein. Hätte er eine erotische Strahlkraft und wäre er menschlich attraktiv, dann wären wir wieder bei Dracula
Ne. Vielleicht drücke ich mich da nicht deutlich genug aus, aber: der Film drückt sich vor der Anziehungskraft abseitiger Sexualität, was gerade bei einem Film, der (zwar in Deutschland spielend, aber einen britischen Stoff umsetzend) viktorianische Sexualmoral durchaus zum Thema hat. Deswegen schrieb ich doch gerade, er hätte die Strahlkraft IM laufenden Leichnam finden müssen.
Der Schnörres ist übrigens eher dem historischen Vlad Tepes geschuldet, dessen Oberlippenbehaarung war auch recht prächtig. ;)
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-Vern
Luhp92:
Bei Herzog ist es von Helsing, der wissenschaftlich nicht erklärbares ablehnt. Mina (Mina?) verweist auf das übernatürliche. Ist allerdings nur eine Szene.
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@Silencio
Was ich meinte, die erotische Strahlkraft ist mehr Bram Stokers Dracula, weniger F. W. Murnaus "Nosferatu", also wenn sich Eggers an Murnaus "Nosferatu" hält, bräuchte es diese Strahlkraft nicht. Aber ja, im Eggers-Film geht es schon sexueller und erotischer zu als im Original, ohne dass sein bzw. Skarsgards Nosferatu dieses entsprechend verkörpern.
Vlad Tepes, stimmt. Wie dem auch sei, Nosferatu als Monster bzw. vermodernder Leichman in Kombination mit diesem Schnauzbart, da geht für mich viel seiner eigentlichen Ausstrahlung verloren.
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@Silencio:
Strich drunter. Hab dem Film grade eine Sichtung gegönnt, nachdem ich ihm im Kino leider ungewollt aus dem Weg gegangen bin.
Ich habe hier vor allem 2 große Probleme gehabt: zum einen gingen mir die Figuren größtenteils am Allerwertesten vorbei (wie du ja selbst anmerktest), zum anderen gelingt es Eggers bei all der superben Cinematografie (herrlich, wie der sich immer wieder in Schwarz-Weiß- und Sepia-Spielereien ergeht) irgendwie nicht so recht, eine auch nur annähernd so ätherische Atmosphäre zu erschaffen wie Murnau in seinem Werk vor über 100 Jahren.
Zugegeben, ich bin vielleicht auch einfach sehr pingelig, wenn es um ein Remake zu einem derartigen Über-Klassiker geht, der mir persönlich sehr am Herzen liegt, aber da wäre, vor allem bei Eggers offenkundigem Talent atmosphärische Stoffe, einfach mehr drin gewesen.
Sei es drum, wenn mir der Sinn nach Theatralik und zu viel Gerede steht, werde ich dem nochmal ne Chance geben. Ansonsten bleibt mir ja immer noch das Original.
Kritik: Nosferatu - Der Untote von Silencio
Silencio | 08.01.2025