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The Artist

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Schweigen ist Geld

The Artist Kritik

The Artist Kritik
1 Kommentar - 21.01.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).
The Artist

Bewertung: 5 / 5

Nein, der Techniker hat nicht vergessen, den Ton anzuschalten. Der mit drei Golden Globes ausgezeichnete The Artist ist ein Schwarz-Weiß-Stummfilm, der Zuschauer, die sich darauf einlassen, begeistern wird. Die Hommage an das alte Hollywoodkino rund um den fiktiven Stummfilmstar George Valentin, gespielt von dem mehrfach ausgezeichneten, großartigen Jean Dujardin, hat im Ausland schon das Doppelte seiner Produktionskosten eingespielt. Jetzt bekommen auch die deutschen Zuschauer die Gelegenheit, in Kino-Nostalgie zu schwelgen und eine 3D-Brillen-Pause einlegen.

Entgegen aller Warnungen traute sich der Franzose Michel Hazanavicius mit Jean Dujardin, seinem Landsmann und Star aus seiner Agentenparodie OSS, radikal an die Wurzeln des Kinos zu gehen. Er inszenierte - übrigens ganz stilecht in den Studios in Hollywood - einen Film ohne hörbare Dialoge und Geräusche, nur mit dazu passend komponierter Musik und Zwischentiteln. Dahinter steckt die Faszination für legendäre Meister wie Fritz Lang, Wilhelm Murnau oder John Ford, von denen er sich für die Filme im Film auch inspirieren ließ.

Trailer zu The Artist

Seine Story siedelt der Regisseur und Drehbuchautor Ende der 20er-Jahre an, am Übergang vom Stumm- zum Tonfilm. Parallelen zur Gegenwart dürfen gesehen werden, schließlich befindet sich das Kino momentan auch in einer generellen Umbruchphase. Was dabei alles auf der Strecke bleibt, ist noch nicht abzusehen.

Die Tage des Stummfilmstars George Valentin sind gezählt, was er selbst allerdings nicht wahrhaben will. Nachdem ihm auch sein treuer Produzentenfreund (knuffig: John Goodman) endgültig die Unterstützung verweigert, investiert er sein ganzes Vermögen in eine Großproduktion der alten Schule. "Tears of Love" floppt entsetzlich. Gleichzeitig feiert Peppy Miller (Bérénice Bejo) mit ihrer tollen Stimme einen phänomenalen Erfolg im Blockbuster des Jahres. Die neuen Zeiten brachten der ehemals unbedeutenden Tänzerin aus der dritten Reihe, der George Valentin einst selbstlos ins Scheinwerferlicht geholfen hat, den Durchbruch.

Der große Charmeur mit dem schmelzenden Blick, dem die Frauen zu Füßen lagen, steht vor dem Nichts. Mit seinem treu ergebenen Butler (James Cromwell) und seinem treuen Terrier Jack ("Uggy" - holte in Cannes den Palm Dog Award) lebt er in einer Bruchbude und schwelgt in Selbstmitleid. Immer wieder sieht er sich seine alten Filme an, in denen er wilde Kämpfe im Dschungel bestand, heißblütig küsste und rasante Verfolgungsjagden bestritt, um dann seinen Triumph mit natürlicher Eleganz im Frack zu feiern. Dabei erkennt Valentin nicht, dass er da draußen einen treuen Fan hat, der ihm mehrmals die Hand reicht. Valentin muss erst ganz am Boden liegen, bevor er Peppys Hilfe annehmen und einen Neustart in der Branche wagen kann.

Selbst das Melodramatische kommt in The Artist spritzig und leicht daher, als wollte uns Michel Hazanavicius daran erinnern, dass das Kino mal ein Ort zum Träumen war. Ob es nun an der Inszenierung mit präziser Fokussierung aufs Visuelle liegt oder daran, dass die beiden Hauptdarsteller ihre unbändige Spielfreunde ausleben durften - selten wird man im Kino so schwungvoll mitgerissen und erlebt Emotionen so unmittelbar. Und wenn dann in einer herrlichen Szene am Ende auch dieser Film den Ton findet, wirkt das erste Geräusch wie ein Störenfried.

The Artist bekommt 5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Diemuth Schmidt)

The Artist Bewertung
Bewertung des Films
1010

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