Bewertung: 1.5 / 5
Das beschauliche Städtchen Red Dawn. Ein friedvoller Ort, wie aus dem Bilderbuch für amerikanische Kleinstadtidyllen. Es könnte wieder ein wundervoller Tag werden, doch einigen schlechtgelaunten Nordkoreanern ist der amerikanische Traum ein Dorn im Auge. Mit einem großangelegten Angriff werden erst die amerikanischen Militär- und Überwachungseinrichtungen lahmgelegt bevor die wahre Invasion beginnt. Unversehens befindet sich Red Dawn in jenem Gebiet, welches von den Invasoren besetzt wird, aber eine Gruppe überdurchschnittlich gutaussehender Jugendlicher flieht vor den Kampfhandlungen in das umliegende Land und gründet eine eigene Untergrundbewegung. Unter dem Decknamen Wolverines verüben sie fortan nadelstichartige Angriffe gegen die Invasoren...
Die Story von Red Dawn kommt dir in Grundzügen bekannt vor? Kein Wunder: 1984, bald 30 Jahre ist es her, blies schon Regisseur John Milius zum Angriff auf die USA. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges ließ Milius den Dritten Weltkrieg in Die Rote Flut auf doch recht harmlose Weise ausbrechen und ablaufen. Der Film war heftig umstritten, standen Russen und Kubaner doch in schlechtem Licht und die Zeiten waren gänzlich aggressiver. Aber die Idee dahinter hatte durch ihren Zeitbezug und die unverbrauchten Gesichter vieler heute bekannter Darsteller einen gewissen Unterhaltungswert. Die damals noch jungen Schauspieler Patrick Swayze, Charlie Sheen, Lea Thompson und Jennifer Grey machen ihn sogar heute noch auf absurde Weise sehenswert - gute Filme sehen aber anders aus.
Trailer zu Red Dawn
Fassen wir also zusammen, ein Film, der umstritten war, nicht sonderlich gut und eine schräge Story bot, wird neu aufgelegt. Wir wissen nicht, was die Produzenten bei Red Dawn geritten hat, Verstand kann es aber nicht gewesen sein. So lag es nun an Regisseur Dan Bradley, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, der bisher hauptsächlich als Stunt Koordinator aktiv war. Seine erste Regiearbeit stand somit von Beginn an unter keinem guten Stern und als dann noch die finanzielle Schieflage bei MGM hinzukam, sah es noch düsterer aus.
Doch halt, ganz so einfach ist es natürlich nicht. Zwar handelt es sich bei Red Dawn um Bradleys ersten Film, eine gewisse weissagerische Voraussicht muss ihm aber zugesprochen werden. Wie beim Original gelang es nämlich, einige namhafte Jungstars zu verpflichten - Chris Hemsworth (Thor), Josh Hutcherson (Die Tribute von Panem - The Hunger Games) sowie Isabel Lucas (Krieg der Götter). Das Casting ist umso erstaunlicher, da die Darsteller zum Zeitpunkt der Besetzung weitestgehend unbekannt waren. Ursprünglich für 2009 geplant, wurde der Film Mitte 2010 gedreht und Red Dawn sollte Ende desselben Jahres einen Kinostart haben. Doch die erwähnten Schwierigkeiten bei MGM sorgten dafür, dass der Film in der Firmenschublade verschwand. Durch das stetige Bekannterwerden der Stars wurde letztlich der Entschluss gefasst, noch bis zu den Veröffentlichungen von Marvels The Avengers und Die Tribute von Panem - The Hunger Games zu warten, um von der gestiegenen Bekannheit Hemsworths und Hutchersons zu profitieren. Nun sind die Schauspieler bekannt, wirken dafür jedoch erschreckend jung. Auch schauspielerisch laufen sie nicht gerade zu Bestleistungen auf.
Dies mag am Drehbuch liegen, welches ebenfalls die Absurdität mit dem Original gemein hat. Andererseits wurde Red Dawn in vielerlei Hinsicht modernisiert, die Bedrohungskulisse deutlich aufgewertet und auch die Effekte spielen in einer anderen Liga. Vor allem die Actionszenen mit all den Explosionen wissen zu gefallen und die unterschiedlichen Kampfschauplätze sind erfrischend unverbraucht als wir es aus anderen Actionfilmen kennen. All dies hätte aus Red Dawn einen spannenden Film machen können, der nicht wirklich realistisch ist, aber einen wenigstens packt, denn damals wie heute ist die Idee der Besetzung der USA ein durchaus interessantes Konzept, vor allem wenn nicht garstige Marsianer als Aggressor auftreten. Als dystopische Vision vor einem realen Hintergrund hätte Red Dawn also punkten können.
Hätte... Denn eine Entscheidung der Verantwortlichen hat den Film jeder Ernsthaftigkeit beraubt. Statt eines glaubwürdigen Was-wäre-wenn-Szenarios entschieden sich die Macher, finanziellen Erwägungen Vorang zu geben. Waren zum Drehzeitpunkt Chinesen als Invasionsmacht ausreichend, fiel dem Team zwischenzeitlich auf, dass der heute sehr wichtige chinesische Markt damit komplett verbarrikadiert worden wäre. Somit wurde der gemeine Chinese im Film umdeklariert zum noch gemeineren Nordkoreaner. Mit diesem Weltbild kann sich auch der gemeine Amerikaner identifizieren, gehört doch Nordkoreaner zur einst gern zitierten Achse des Bösen.
Somit liefert uns Red Dawn mit der Invasion ein Szenario, in dem technologisch überragende Nordkoreaner die Weltmacht USA überrennen wollen - in einer Zeit, in der das bitterarme Land unter Kim Jong Un im Vorfeld Probleme hat, eine einzige Rakete in die Luft zu bekommen. Film und Realität passen hier so gar nicht zusammen und so verkommt das Szenario zur üblichen US-Glorifizierung, die speziell im Ausland immer ein großes Grinsen nach sich zieht. Selbst als reiner Actionfilm taugt Red Dawn damit nur ansatzweise. Insofern erleben wir den klassischen Fall eines Remakes, das die Welt so gar nicht braucht. Nicht ein trifftiger Grund existiert, diese trashige 80er-Jahre-Unterhaltung erneut auf Zelluloid zu bannen. Im Kino hat der Film schon gar nichts verloren, nur als spätabendliche Actionkost bei fehlenden Alternativen mag der Film seine Daseinsberechtigung haben. Aber holt euch genug Bier.