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American Beauty

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Zwischen Terrence Malick und "Breaking Bad"

American Beauty Kritik

American Beauty Kritik
23 Kommentare - 14.02.2019 von luhp92
In dieser Userkritik verrät euch luhp92, wie gut "American Beauty" ist.

Bewertung: 2.5 / 5

Im Hinblick auf all die überragenden Kritiker- und Publikumsbewertungen komme ich mir beim Schreiben und Veröffentlichen dieses Textes gerade vor wie ein kleiner Junge, der verängstigt um die Ecke lugt, um herauszufinden, ob da schon der verärgerte Mob auf ihn wartet. Ich würde "American Beauty" gerne gut finden wollen, erst recht weil ich Sam Mendes wegen seiner beiden Bond-Filme sehr schätze, aber es hat wohl einfach nicht sein sollen. Da helfen selbst das thematisch reichhaltige und vielschichtige Drehbuch (hier lohnt sich das Lesen des Analyse-Teils im englischen Wikipedia-Artikel), Mendes` bildsprachliche Umsetzung und die hervorragenden Schauspielleistungen nichts.

Kevin Spaceys Voice-Over und diverse Dialoge über die Schönheit des Lebens, die sogar nach oder aus dem Tod heraus erkannt werden kann, untergraben in ihrer Endgültigkeit zum Einen all das Drama, die Tragik und die unschönen Seiten des Lebens, mit denen sich "American Beauty" detailliert auseinandersetzt, und lassen den Film zum Anderen in einem esoterisch-kitschigen Licht erstrahlen, was mich an die schlimmsten Momente in den Filmen Terrence Malicks erinnert.

Im Gegensatz zu eben diesen Malick-Filmen kommt für mich in "American Beauty" trotz der zum Großteil schönen Fotographie jedoch kein Gefühl von Schönheit auf. Viele Szenen wirken leer, manchmal scheint sich Mendes auch einfach nur auf Thomas Newmans Musikuntermalung und auf oben genannte Dialoge zu verlassen, wodurch allenfalls ein oberflächliches Gefühl von Schönheit entsteht. Unabhängig davon leiden die speziell die Rosenblätter-Szenen aus heutiger Sicht darunter, dass sie aufgrund ihrer Digitalität nach 20 Jahren mittlerweile Staub angesetzt haben und die CGI-Effekte nicht mehr schön anzusehen sind, während die TV-Szene für mich daran scheitert, dass eine Plastiktüte - also Kunststoffmüll - in freier Natur allgemein schon kein ansprechendes Bild ergibt. Als positives Beispiel empfinde ich dagegen die Regen-Szene gegen Ende mit Kevin Spacey und Chris Cooper, hier entwickelt sich eine tragisch-poetische Atmosphäre, die mich zumindest kurzfristig in den Film hineinsaugen konnte.

Meine inhaltlichen Probleme mit "American Beauty" begründen sich darin, dass ich überraschenderweise mit "Breaking Bad" bereits ein wesentlich besseres Remake gesehen habe. (Hier trifft den Film selbst also keine Schuld.) Bei beiden Werken handelt es sich um Dramen über einen Mann in der Midlife-Crisis, über Ehe und Familie sowie über das Wiedererlangen von Lebensqualität und das Führen eines bedeutsameren Lebens durch den Ausbruch aus sozialen Gefängnissen.
Lester Burnham ist offensichtlich Walter White und Carolyn dessen Ehefrau Skyler, welche die Wut auf ihre Ehemänner dadurch abbauen, dass sie Sex mit ihren Geschäftspartnern (Buddy Kane, Ted Beneke) haben. Der junge Drogendealer Ricky Fitts, der sich mit Lester Burnham anfreundet, gleicht Jesse Pinkman, was sich vor Allem in der Beziehung zu einem Mädchen (Jane Burnham, Jane Margolis) manifestiert. Zwei junge Nachbarn freunden sich an, schauen zusammen TV und verlieben sich dabei ineinander. "Breaking Bad" hat als Serie verständlicherweise viel mehr Zeit, um das Charaktergefüge und die einzelnen Charaktere zu zeichnen, "American Beauty" gelingt dies in seinen 120 Minuten im Vergleich nur rudimentär, weshalb ich "Breaking Bad" dahingehend als bedeutend intensiveres und greifbareres Charakterdrama empfunden habe.

Wie oben schon geschrieben hätte ich "American Beauty" gerne gemocht und diverse Aspekte hätten definitiv eine höhere Wertung verdient, aber alles in Allem komme ich da leider nicht über 5 - 5,5 von 10 Punkten hinaus.

American Beauty Bewertung
Bewertung des Films
510

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23 Kommentare
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MarieTrin : : Mrs. Justice
17.02.2019 17:41 Uhr
0
Dabei seit: 11.09.11 | Posts: 1.907 | Reviews: 27 | Hüte: 46

@luph

zum Anderen suggeriert da aber auch der Soundtrack, dass diese TV-Szene schön sein oder so empfunden werden soll.

So habe ich es bisher noch nie gesehen. "Plastic Bag", das entsprechende Stück, ist zwar wunderschön, aber im Zusammenhang mit dem Film überwiegt für mich eher die Melancholie-Note und steht stellvertrend für das ganze Thema "was ist schön"/Schein/Sein etc. Vor allem, da es für mich eine Stelle war, wo Ricky wie du so treffend sagst nicht mehr vollkommen "creepy" herüberkommt, sondern man einen kleinen Einblick hinter seine Fassade bekommt. Ob man diese Plastiktüte im Wind nun schön findet oder nicht, man kann in dem Moment zumindest verstehen, dass Ricky dies schön findet und das überträgt sich auf die Musik/ und wird durch die Musik übertragen.

Nun, die Todesszene empfinde ich auch nicht als schön, zumindest nicht im klassischen SInne. Aber da kommt wieder Ricky ins Spiel, der aufgrund seiner seltsamen Art auch im Tode etwas Schönes findet. Außerdem wird so der Blick des Zuschauers darauf gelenkt, dass Lester im Augenblick seines Todes glücklich war. Und das ist - mal abgesehen von der Tatsache, dass er das Zeitliche gesegnet hat - eigentlich was Schönes.

Que la loi soit avec toi!

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
17.02.2019 17:18 Uhr | Editiert am 17.02.2019 - 17:18 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.379 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@MarieTrin

"um zum einen hervorzuheben, dass es sich um eine Vision/Einbildung von Lester handelt und zum anderen ein Hinweis auf die Künstlichkeit."

Ah, ok. Diese Interpretation der Rosen-Szenen kann ich nachvollziehen. Und interessant, dass diese auch schon vor 10-15 Jahren künstlich aussahen.

"aber in dieser Szene sehen wir doch die Schönheit hauptsächlich aus den Augen Rickys, der nicht unbedingt ein Charakter ist, der heute als "normal""

Zum Einen ja, zum Anderen suggeriert da aber auch der Soundtrack, dass diese TV-Szene schön sein oder so empfunden werden soll. Ricky ist generell ein merkwürdiger und creepyger Typ, mit dem ich eher nicht alleine in einem Zimmer sein wollen würde. Die TV-Szene ist da echt banal, wenn man seine voyeuristischen Neigungen (die Kamera) oder seine Faszination für den toten Lester bedenkt^^

"Fällt dir gerade eine spezifische Szene ein, die für dich auf die beschriebene Art leer wirkt ohne das es beabsichtigt ist?"

Die drei Szenen, die mir da als erstes in den Sinn kommen, habe ich schon genannt:
Die Rosenblätter-Szenen, die TV-Szene und die Todes-Szene.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MarieTrin : : Mrs. Justice
17.02.2019 10:35 Uhr
0
Dabei seit: 11.09.11 | Posts: 1.907 | Reviews: 27 | Hüte: 46

Zudem könnte man sich da fragen, warum überhaupt CGI-Rosen und keine echten genutzt wurden.

Soweit ich mich erinnern kann, war es eine bewusste Entscheidung, um zum einen hervorzuheben, dass es sich um eine Vision/Einbildung von Lester handelt und zum anderen ein Hinweis auf die Künstlichkeit. Die Rosenblätter sollen gerade unnatürlich rot und künstlich wirken. Der Effekt sah 2000, pardon 1999, schon genauso künstlich aus wie heute. Oder in meinem Fall, da ich den Film wesentlich später zum ersten Mal gesehen habe (in den 2000ern), sah es auch schon künstlich aus. Da dieser Effekt aber bewusst eingesetzt wurde, habe ich es nie als "schlechtes Altern" empfunden. . . .

Das zu tun, ist doch Schwachsinn und im Hinblick auf Umweltverschmutzung usw. verharmlosend.

Objektiv gesehen ist das auf jeden Fall Schwachsinn und im Hinblick auf die Umweltverschmutzung alles andere als überzeugend, aber in dieser Szene sehen wir doch die Schönheit hauptsächlich aus den Augen Rickys, der nicht unbedingt ein Charakter ist, der heute als "normal" (was man auch immer darunter versteht) gilt. Schönheit liegt im Auge des Betrachters und Ricky findet Schönheit eben auch in einer simplen Sache, wie einer Plastiktüte im Wind. Quasi eine Verkehrung ins Gegenteil, das Hässliche (und Schädliche) kann schön sein, wenn man es nur anders aufnimmt. So habe ich es auf jeden Fall immer verstanden.

(Entschuldige @eli4s, falls ich deiner Antwort etwas vorweggenommen haben sollte.)

wie geschrieben mit Ausnahme der Regen-Szene aber zum Großteil als leer, oberflächlich und durch Dialoge sowie Musikuntermalung behauptet.

Okay, dann habe ich dich an der Stelle falsch verstanden. Fällt dir gerade eine spezifische Szene ein, die für dich auf die beschriebene Art leer wirkt ohne das es beabsichtigt ist? Entschuldige, dass ich dich hier mit Fragen löchere, aber ich bin gerade wirklich neugierig, warum American Beauty dich nicht überzeugen konnte. Auch deine Kritikpunkte sind mir teilweise neu und ich würde sie gerne besser verstehen.

Que la loi soit avec toi!

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
16.02.2019 22:46 Uhr | Editiert am 16.02.2019 - 22:56 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.379 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@eli4s
"Deswegen sind sie noch lange nicht die selbe Figur. "

Ich habe ja nicht geschrieben, dass das 1:1 der Fall ist.

"Ehe, Familie... kommt in 1 Million Filme vor, deswegen sind die Filme noch nicht gleich."

Aber nicht in der Weise, wie es in "American Beauty" dargestellt wird. Lester Burnham ist wie Walter White ein Familienvater ohne Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Indidualität, mit beruflichen, privaten und sexuellen Problemen. Durch ein plötzliches und einschneidendes Ereignis (Lolita, Krebsdiagnose) angetrieben, wird das alles dann umgekehrt. Sie führen ein lebenswerteres und bedeutsameres Leben, obwohl sie damit in die Kriminalität (Sex mit einer Minderjährigen, das Kochen von Drogen) abdriften. Wobei Walter White natürlich klar die radikalere Figur ist.

"Zwei Ehefrauen, die ihre Männern fremdgehen... so what? Das passiert ja in vollkommen anderen Kontexten."

Es geschieht aus dem Kontext heraus, dass sie wegen des Loser-Daseins und der darauffolgenden Veränderung wütend auf ihrer Ehemänner sind und dann ausgerechnet mit einem Geschäftspartner schlafen, wobei ihr sexueller Frust abgebaut wird.

"Die CG Effekte.. geschenkt. Das tut diesem Film nun wirklich keinen Abbruch."

In einem Film, in dem es um Schönheit geht, haben hässliche, veraltete CGI-Effekte sehr wohl größeren Einfluss. Zudem könnte man sich da fragen, warum überhaupt CGI-Rosen und keine echten genutzt wurden.

"Geht es für mich doch in dieser Einstellung eben genau darum, diesen "Müll" von seinem gesellschaftlichen/politischen Kontext zu lösen."

Das zu tun, ist doch Schwachsinn und im Hinblick auf Umweltverschmutzung usw. verharmlosend.


@ZSSnake

Schön analysiert! Das ist mir im Großen und Ganzen auch alles bewusst, ich hatte mir vor dem Schreiben des Reviews wie erwähnt schon den Analyseteil des Wikipedia-Artikels durchgelesen. Das Drehbuch ist aber das Eine, die Regie das Andere und Sam Mendes kann für mich nicht mit Alan Ball mithalten. Ich habe Sam Mendes dennoch für seine Bildsprache gelobt, einen Zugang zum Film fand ich leider trotzdem nicht.

Mit "Six Feet Under" von Alan Ball und "Zeiten des Aufruhrs" sowie "Away We Go" von Sam Mendes wurden mir auf jeden Fall schon drei Werke empfohlen, die die Thematiken besser umsetzen sollen als "American Beauty".


@MarieTrin

"Du sagst selbst, dass viele Szenen leer wirken und ein oberflächliches Gefühl von Schönheit entsteht."

Aber das ist nicht die Intention des Films. Das wäre dann so, als würde man z.B. einen Film über Chaos dafür loben, dass er ziemlich chaotisch geschnitten oder geschrieben ist.

"American Beauty" möchte ja schön und ästhetisch ansprechend sein (dafür wird er auch gelobt) und erklärt durch das Voice-Over, dass Lester Burnham am Ende vor seinem Tod eben doch die wahre und nicht nur oberflächliche Schönheit des Lebens gefunden hat. Ich empfand die Schönheit wie geschrieben mit Ausnahme der Regen-Szene aber zum Großteil als leer, oberflächlich und durch Dialoge sowie Musikuntermalung behauptet.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MarieTrin : : Mrs. Justice
15.02.2019 18:01 Uhr
0
Dabei seit: 11.09.11 | Posts: 1.907 | Reviews: 27 | Hüte: 46

Ich stimme meinen Vorrednern zu und war selbst auf den ersten Blick etwas verwundert wegen deiner Punktzahl und der gesamten Kritik. Das liegt vielleicht auch daran, dass American Beauty für allezeit zu meinen 10/10 FIlmen gehört.

Ich bin mir gerade nicht mehr sicher, ob es ein tatäschlicher Untertitel des Films war oder zur Vermarktung benutzt wurde, aber "Look closer" passt sehr gut zu American Beauty und das, was er vermitteln will. Du sagst selbst, dass viele Szenen leer wirken und ein oberflächliches Gefühl von Schönheit entsteht.

Viele Szenen wirken leer, manchmal scheint sich Mendes auch einfach nur auf Thomas Newmans Musikuntermalung und auf oben genannte Dialoge zu verlassen, wodurch allenfalls ein oberflächliches Gefühl von Schönheit entsteht.

Denn gerade darauf will American Beauty hinaus. Das Bild der Schönheit, das Bild des amerikanischen Traums, trügt. Jeder Charakter hat mit seinem eigenen Balast zu kämpfen, bzw. wie @ZSSnake es so schön ausgedrückt hat mit dem "Schein" der irgendwann erdrückend wirkt. Sei es, weil man sich diesem trügerischem Schönheitsbild unterwirft und nicht mehr erkennt, wer man selbst ist, sei es weil man von der Gesellschaft unterdrückt wirkt, die nach außen hin um jeden Preis dieses Bild wahren will.

Für weitere Ausführungen in dieser Richtung verweise ich ganz uneigennützig auf meinen riesigen Kritikbrocken wink

Que la loi soit avec toi!

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
15.02.2019 00:31 Uhr | Editiert am 15.02.2019 - 00:34 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.945 | Reviews: 184 | Hüte: 616

Wenn man während des Schauens den falschen Film sieht, kann man sicherlich zu solchen Gedanken kommen.

Wie Eli4s schon erwähnte, ist American Beauty eben neben den offensichtlichen dramatischen Elementen doch zentral eine Satire auf die amerikanische Vorstadtidylle (die titelgebende American Beauty, die mit Mena Suvari auch noch ne Personifizierung erfährt). Es geht um Schein und Sein, das was ist und das was wir gerne darin sehen wollen. Lesters Kopf, seine Phantasie stilisieren Angela zu dieser hocherotischen sexuellen Idealfigur hoch (Schein), bis er sie kennenlernt und hinter das Offensichtliche Blickt und dann erkennt, dass sie eben auch nur ein Konstrukt ihrer Umstände ist (Sein).

Lesters Frau sehnt sich nach dem Abenteuer im Schein, weil sie das Sein nicht erträgt. Jane erträgt den Schein nicht mehr und will im Gegensatz zu ihrer Mutter mit Ricky das Sein genießen. Coopers Figur lebt den Schein des harten, realen und urgewaltigen Mannes, nur um sich in der Realität als unterdrückter Homosexueller herauszustellen, der eben Schicht um Schicht an Panzern aus Selbstlügen um sich aufgebaut hat.

Und Lester? Denkt er müsste dem alles erstickenden Schein entfliehen, nur um am Ende einzusehen, dass er sich bloß eine neue Scheinidentität aufgebaut hat, die ihn ebensowenig erfüllt. Die Midlife Crisis ist für mich eher als eine Art zeitweises Rebellieren gegen die allgegenwärtige Gleichförmigkeit dieser Schein-Daseins-Idylle zu werten gewesen. Lester IST die Satire in dieser Geschichte, er ist all das was er nicht sein kann, so lange bis er realisiert, dass auch das nichts ändern wird. Und Andersartigkeit wird bestraft und gnadenlos zerstört.

Die Plastiktüte ist der Schein des göttlich-wunderschönen verpackt in der vollständigen Banalität von Müll. Quasi als wollte der Film nochmal jedem, der es immer noch nicht kapiert hat, einprügeln "Schönheit liegt im Auge des Betrachters" (es kommt ja nicht von ungefähr, dass jede Figur im Film nen eigenen Idealblick auf ein schönes Leben besitzt, von denen sich kaum zwei decken, abgesehen von Angela und Ricky halt). Ich finde als völlige Dekonstruktion des amerikanischen Mittelstandes funktioniert der Film nach wie vor hervorragend und hat nichts von seiner Intensität verloren. Bleibt man allerdings auf der dramatischen Ebene ist er immer noch ne hübsche Story über die Midlifecrisis eines Mannes und die Folgen daraus.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
MJ-Pat
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CINEAST : : ReReleaser
14.02.2019 22:36 Uhr
0
Dabei seit: 17.11.09 | Posts: 2.097 | Reviews: 7 | Hüte: 121

Aua aua laughing

Das was eli4s sagt..

Ich habe ebenfalls vor dieses Jahr noch eine Kritik zu American Beauty zu schreiben und werde versuchen, darin zu vermitteln, warum das hier einfach ein unfassbar grandioser Film ist..

- CINEAST -

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eli4s : : Moviejones-Fan
14.02.2019 20:57 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.702 | Reviews: 31 | Hüte: 115

Also das ist schon... interessant bis irritierend bis unverständlich - und das hat erstmal gar nichts mit deiner Wertung zu tun.

Die Vergleiche zu Malick oder Breaking Bad klingen für mich wirklich sehr weit hergeholt.

American Beauty ist mehr Satire als klassisches Drama. Thematisch haben die beiden Filme auch wenig gemeinsam. Ehe, Familie... kommt in 1 Million Filme vor, deswegen sind die Filme noch nicht gleich. Wobei es in Breaking Bad ja auch nicht zentral um das Thema Ehe geht. Zwei Ehefrauen, die ihre Männern fremdgehen... so what? Das passiert ja in vollkommen anderen Kontexten. Deswegen sind sie noch lange nicht die selbe Figur. Da schließt du von winzigen Details direkt auf das große Ganze. American Beauty ist ja auch kein Film über Drogen, nur weil da Drogen genommen werden...

Ich finde, du setzt da ganz seltsame Schwerpunkte in deiner Betrachtung.

Die Figuren sind doch vollkommen anders aufgebaut, haben vollkommen andere Motivationen, andere Ziele, andere Ausgangssituationen und einen komplett anderen Ausgang (ja, sie werden beide erschossen, aber sind an komplett unterschiedlichen Punkten angekommen) oder haben eine ganz andere Funktion in ihrer Rolle und ihren Beziehung mit anderen Figuren. Und Walter Whites Krebsdiagnose würde ich jetzt auch nicht mit einer Midlife-Crisis vergleichen...

Die CG Effekte.. geschenkt. Das tut diesem Film nun wirklich keinen Abbruch.


während die TV-Szene für mich daran scheitert, dass eine Plastiktüte - also Kunststoffmüll - in freier Natur allgemein schon kein ansprechendes Bild ergibt.

Es ist witzig, dass du den KunststoffMÜLL mit rein bringst... also eine negative Wertung.
Geht es für mich doch in dieser Einstellung eben genau darum, diesen "Müll" von seinem gesellschaftlichen/politischen Kontext zu lösen. Diese Ausschnitthaftigkeit ist ja ein ganz zentrales Thema im Film. Was sehen wir, was glauben wir zu sehen. Schein und Sein...

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