Bewertung: 4 / 5
Ant-Man and the Wasp macht vieles, wenn auch nicht alles richtig, gehört aber zweifelsfrei qualitativ zum oberen Drittel der MCU-Filme. Hier bekommt der Zuschauer genau die Art von Gags geliefert, die er im ersten Teil schätzen und lieben gelernt hat. Man darf erneut abtauchen in eine Welt, in der klein ganz schön groß sein kann und Helden nicht auf den ersten Blick sichtbar sind. Das Ergebnis ist ein Film, welcher viele Marvel-Qualitäten in sich vereint und zweifellos die Zuschauer glücklich machen dürfte.
Ant-Man and the Wasp Kritik
Der Civil War hat auch an Ant-Man/Scott Lang (Paul Rudd) seine Spuren hinterlassen und inzwischen ist er seit zwei Jahren zu Hausarrest verdonnert. Als Dr. Hank Pym (Michael Douglas) eine Idee entwickelt, wie möglicherweise seine Frau aus dem Quantenuniversum gerettet werden kann, schmiedet er mit seiner Tochter Hope (Evangeline Lilly) einen Plan und da darf Ant-Man natürlich nicht fehlen. Dumm nur, dass Scott nicht gegen seine Auflagen verstoßen darf und Pym und Hope gesucht werden. Dies macht die ganze Operation brandgefährlich, denn hinter Pyms neuester Erfindung sind gleich mehrere Gruppen her, die die gesamte Rettungsaktion zu einem riskanten Unterfangen machen...
Trailer zu Ant-Man and the Wasp
Der Ameisenmann und die Wespe. Was im Deutschen wie ein schlechter Kung-Fu-Sexploitation-Film aus den 70ern klingt, macht deutlich, dass der Ant-Man im MCU noch immer eine Sonderstellung einnimmt. Nicht umsonst hat eines der am frühesten geplanten Projekte so lange gebraucht, bis es dann 2015 mit dem ersten Teil soweit war. Ant-Man war anders und das sorgte für den großen Erfolg, und in die gleiche Kerbe schlägt nun auch die Fortsetzung Ant-Man and the Wasp. Diese ist nicht weniger frech und beweist erneut, dass die Geschichten im MCU am besten funktionieren, wenn man sich ohne Ballast auf kleine sympathische Storys konzentriert, in der die Figuren der Mittelpunkt sind.
Typisch für Marvel dürfen Gags dabei nicht fehlen und typisch für Ant-Man müssen sie ein wenig anders sein. Die Art und Häufigkeit ist somit auch für das MCU am oberen Ende der Skala, aber wo es sonst eine Gratwanderung ist, nicht über das Ziel hinauszuschießen, ist gerade die humoristische Absonderlichkeit der USP von Ant-Man, der hier voll und ganz ausgespielt wird. Es ist es genau das, wofür die Zuschauer bezahlen und davon bekommen sie eine ganze Menge. Die Figuren tragen die Handlung auf der Leinwand, man versucht nicht groß, die Welt zu retten und der Witz, der sich aus dem Zusammenspiel der Protagonisten ergibt, passt einfach zu den Figuren und der gesamten Aufmachung.
So vergehen die 120 Minuten dann auch weitestgehend im Flug und gerade die Leichtigkeit verhindert, dass unnötige Längen entstehen. Im Kern ist es eine große Familiengeschichte, denn jeder hat in der einen oder anderen Form mit seiner eigenen Familie zu tun. Ein Konzept, welches wunderbar funktioniert, nur bei den Schurken hat man wieder einmal Mist gebaut. Dabei geht Marvel dieses Mal durchaus differenzierter zu Werke, dennoch ist es ab einem bestimmten Punkt einfach zu viel. Zu viel Hickhack, zu viele Haken, die die Story versucht zu schlagen, nur um die Action am Laufen zu halten. Große Überraschungen braucht man auf keinen Fall zu erwarten.
Die kompakte Erzählstruktur von Ant-Man and the Wasp, die nur wenige Stunden abdeckt, ist Stärke und Schwäche zugleich, denn eigentlich ist dieser Film unglaublich ungünstig veröffentlicht worden. Mit Avengers - Infinity War gerade erst im Kino, ist Ant-Man and the Wasp kurz vor den Ereignissen angesiedelt und kann sich entsprechend nicht wirklich vom Fleck rühren. Wer sich Antworten erhofft, oder dass das MCU vorankommt, wird wie beim Vorgänger eher enttäuscht werden. Ant-Man ist mehr mit sich selbst beschäftigt, was aber grundsätzlich gut ist.
Dennoch kommt Marvel nicht um eine Sache umhin und hier geben wir kurz eine Spoilerwarnung ab, denn folgende Kritik ist nötig.
Glücklicherweise hat dieser Einwurf keinen Einfluss auf die Qualität von Ant-Man and the Wasp, denn die Szene wurde glücklicherweise in die Post Credits verlagert. Sicherlich haben nicht nur wir uns, sondern sich auch viele von euch gefragt, warum Ant-Man nicht bei Avengers - Infinity War dabei war. Ant-Man and the Wasp versucht nun, diese Antwort nachzuliefern und scheitert damit so kläglich, indem es eine Antwort liefert, die gar keine Antwort ist und noch viel schlimmer, den Zuschauer für dumm verkauft. Auf die Szene selbst wollen wir nicht eingehen, nur dass sie vom zeitlichen Ablauf nicht passt, Ant-Man strohdoof sein muss für das aktuelle Weltgeschehen, ihn die anderen Superhelden dissen und nicht dabei haben wollen, während das Universum den Bach runtergeht usw. Nein, noch schlimmer, Marvel versucht die Erklärung für das Fehlen dem Zuschauer als Gag zu verkaufen, dabei wird für einen Lacher im Kino auf jegliche Kontinuität und innere Logik gepfiffen. Der Gag funktioniert tatsächlich, nur leider tut er das nur ein einziges Mal. Wer das abkauft, hat es auch nicht besser verdient.
Doch ungeachtet der Kritik ist Ant-Man and the Wasp ein wunderschöner Sommerfilm, der es einem erlaubt, mal zwei Stunden einfach abzuschalten. Hier stimmen die Gags, die Figuren, und auch wenn die Story etwas überladen ist, im Kern funktioniert die Rettung der ersten Wasp wunderbar. Mehr kann man von einem Film grundsätzlich erst einmal nicht verlangen und auch wenn im Land der Ameisen nicht alles perfekt ist, eine Menge haut auf jeden Fall hin.