Bewertung: 4.5 / 5
Wie angekündigt, habe ich mir gestern Aquaman im Kino angesehen. Die Trailer haben mich zwar überzeugt, aber die vielen negativen Pressestimmen haben mich doch ein wenig skeptisch gemacht. Aber da ich ja bei den Comicverfilmungen immer anderer Meinung bin als die meisten Kritiker, bin ich völlig unvoreingenommen ins Kino gegangen. Im folgenden berichte ich über meine Kinoerfahrung.
Wie immer, sind nur minimale Spoiler enthalten.
Trailer zu Aquaman
Die Story beginnt mit dem Kennenlernen zwischen Arthurs Vater Tom Curry, einem Leuchtturmwärter, und seiner Mutter Atlanna, der Königin von Atlantis. Die Geburt von Arthur folgt, daraufhin die Ankunft von Atlantern, um Atlanna gegen ihren Willen zurück nach Atlantis zu holen...
Die Erzählstruktur gefällt mir in Aquaman außerordentlich gut. Der Film nimmt sich viel Zeit, um Aquaman dem Zuschauer näher zu bringen, oft auch in Rückblenden, was sich gut in die Erählung integriert. Die Rückblenden kommen immer in den passenden Momenten und wirken nie eingeworfen oder deplatziert. Nach der nur holprigen und knappen Einführung in Justice League ein toller Gegensatz. Gut gemacht, James Wan. Auch die anderen Figuren werden nach und nach vorgestellt, immer in wohl dosierten Dosen und in einem guten Erzähltempo. Die erste Hälfte des Films etwa wird für den Aufbau der Handlung und für die Einführung der Charaktere in Anspruch genommen, was sich echt gut anfühlt. In der zweiten Hälfte des Films nimmt der Aquaman dann mehr Fahrt auf, damit der Film ein wenig in Schwung kommt. Aber auch hier nimmt sich der Film genügend Zeit, ohne langwierig auf mich zu wirken. Die knapp 140 Minuten vergingen wie im Flug.
Ein paar Worte zu den von James Wan angekündigten Horrorelementen: Später im Film gibt es tatsächlich ein paar etwas gruseligere Momente, nicht viele, aber diese gefallen mir sehr gut.
Da der Fokus des Films, wie bei den meisten Comicverfilmungen, auf seichter Unterhaltung liegt, ist die Handlung letztlich aber nicht sonderlich komplex und die Handlungen des Bösewichts König Orm, dem Halbbruder von Aquaman, sind oft nicht wirklich logisch nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz wirkt die Handlung in sich rund und recht schlüssig, was Aquaman richtig zu Gute kommt. Die Handlung macht einfach von Anfang bis Ende Spaß und bietet eine Menge Abwechslung.
Die kritischen Meinungen, die besagen, dass Aquaman sich zu sehr dem Stil der Marvel-Filme annähert und zu viel Humor beinhaltet, hat sich in meinen Augen überhaupt nicht bewahrheitet. Für mich fühlt sich Aquaman mehr nach einem DC-Film im Stile eines Man of Steel, Batman v Superman oder Wonder Woman als nach einem stärker komödiantisch angehauchtem Marvel-Film an. Aquaman nimmt sich und seine Handlung auch durchaus sehr ernst. Dass Arthur / Aquaman selbst hin und wieder Sprüche klopft, liegt einfach in seiner Natur und passt sowohl zum Schauspieler als auch zum Charakter. Diese humoristischen Einlagen passen, wie eigentlich immer bei DC, immer gut zum Geschehen und nehmen den Szenen und der Handlung dennoch niemals den nötigen Ernst. Der Humor passt einfach immer, ohne dass er wie „eingesetzt“ wirkt, nur damit der drin ist.
Jason Momoa kaufe ich seine Rolle als Arthur / Aquaman jederzeit ab, er spielt einfach total überzeugend. Natürlich ist der schauspielerische Anspruch nicht sonderlich hoch, aber bei Aquaman handelt es sich schließlich nicht um ein realistisches Drama oder ein Biopik, sondern um eine Comichelden-Verfilmung. Auch Amber Heard als Mera hat mir gut gefallen, ebenfalls entgegen der kritischen Meinungen der Kritiker. Auch haben Aquaman und Mera einfach gut miteinander harmoniert, was mir sehr gut gefallen hat. Auch die anderen Nebendarsteller wie Dolph Lundgren als King Nereus und Meras Vater oder Willem Dafoe als Vulko haben mir gut gefallen. Einzig Orm, dargestellt von Patrick Wilson, hat mich nicht so überzeugt. Er wirkte immer so unnahbar und ist scheinbar zu keiner richtigen Emotion in der Lage. Aber sei es drum, das Rundumpaket der Leistungen hat mir gut gefallen.
Die Darstellung des Meeres, die ja von vielen auch als billiges CGI kritisiert wurde, kann ich nur als absolut klasse bezeichnen. Mir hat auch der Übergang von der Oberwelt in das Wasser immer richtig gut gefallen. An dieser Stelle scheinen echte Kameras in echtem Wasser zum Einsatz gekommen zu sein. Diese Übergänge ins Meer wirken traumhaft schön. Ebenso die Bilder und Locations an der Oberwelt haben mir richtig gut gefallen. Die Darstellung von dem Meer, den Meerestieren und den Einwohnern der verschiedenen Rassen und auch von Atlantis selbst ist einfach atemberaubend schön. Die CGI-Effekte allgemein haben mich durch die Bank weg vollkommen überzeugt. Auch die Explosionen oder die Effekte von Laser- und Plasmawaffen sind einfach genial und haben mich oft sogar an Terminator 2 erinnert. Wenn z. B. Gebäude an der Oberfläche zerstört werden, wirkt das sauber und richtig realistisch, auch die herumfliegenden Trümmer und Gesteinsbrocken wirken nicht so deplatziert und schlecht animiert wie in manch anderen Filmen, sondern fügen sich sehr gut in die Szenen ein. Extrem gute Arbeit von den Tricktechnikern.
Auch soundtechnisch ist Aquaman extrem gut abgemischt. Die Musik, die Stimmen und die restlichen Geräusche sind sauber und klar abgemischt. Die Soundeffekte bei Actionsequenzen haben mich richtig geil in den Kinosessel gedrückt und sind klangtechnisch einfach ein echter Ohrenschmauß. Auch die Geräusche beim Abfeuern von den Energiewaffen sind einfach nur geil, natürlich auch wieder ein gutes Soundsystem vorausgesetzt.
Die musikalische Untermalung hat mir in Aquaman ebenfalls gut gefallen. Die Stücke brennen sich zwar nicht ins Gedächtnis ein, passen aber immer zum Geschehen und bringend diese Epicness immer gut zur Geltung. Wie immer, bessere Arbeit als in jedem Marvel-Film.
Auch die Kameraführung hat mir dahingehend gut gefallen, vor allem bei den ruhigeren Szenen. Die Locations wie die Sahara, Venedig oder das Meer wurden wunderbar eingefangen, sodass ich mich hier manchmal an Filme wie Herr der Ringe erinnert fühle. Auch die „Kamera“ unter dem Meer hat mir gut gefallen, ruhige „Kamerafahrten“ mit viel Zeit für mich als Zuschauer, um die Szenen zu bestaunen.
Fazit:
Für mich macht Aquaman, abgesehen vom schwachen Bösewicht, alles absolut richtig. Er nimmt sich Zeit für den Aufbau der Handlung und der Charaktere, er bietet eine Menge toller Bilder für’s Auge und eine tolle Darstellung des Meereswelt. Schauspielerisch hat mich Momoa voll überzeugt: Er IST Aquaman. Auch das Zusammenspiel von Mera und Aquaman hat mich überzeugt und hat Spaß gemacht. Aquaman reiht sich für mich ganz weit oben im inoffiziellen DCEU ein und gehört für mich auch zu den besten Comicvefilmungen der letzten Jahre und ist ein absoluter Lichtblick nach dem mittelmäßigen Justice League und dem miesen Suicide Squad. Ich wurde die 140 Minuten bestens unterhalten. Ich freue mich schon gewaltig auf Aquaman 2 und hoffe, dass wieder James Wan das Ruder übernimmt, er scheint ein gutes Händchen dafür zu haben.
9/10 - Hoher Wiederschauwert