Bewertung: 2 / 5
Viel erwartet haben wir nicht von Disneys Artemis Fowl, dem Sci-Fi-Fantasyfilm, der statt im Kino beim hauseigenen Streamservice Disney+ veröffentlicht wurde. Wir kennen die Romanreihe des irischen Autors Eoin Colfer nicht, auf denen der Film beruht, konnten uns also ein recht unbefangenes Bild machen. Doch selbst wenn man nur im Nachhinein per Inhaltsangaben grob die Story der Buchreihe mit dem Film vergleicht, ist flott klar, hier wurde nur sehr lose adaptiert. Kann das Sci-Fi-Fantasy-CGI-Spektakel also auf eigenen Füßen stehen?
Artemis Fowl Kritik
Artemis Fowl Jr. (Ferdia Shaw) wächst auf Fowl Manor in Irland auf, das seit Generationen seiner Familie gehört. Er ist nicht nur mit einem brillanten Verstand gesegnet, sondern wurde von seinem Vater (Colin Farrell) seit seiner Kindheit mit Legenden um Elfen, Feen, Kobolde und Zwerge gefüttert. Zumindest in den wenigen Zeiten, in denen der als Antiquitäten- und Kunstsammler bekannte Senior sich zwischen seinen Reisen mal zu Hause blicken ließ. Dennoch schockiert es den 12-Jährigen umso mehr, als er aus den Nachrichten erfahren muss, sein Vater sei kriminell. Und es kommt noch schlimmer: Jener gilt zugleich auch noch als vermisst! Ein mysteriöser Anrufer nach dieser Hiobsbotschaft verändert sein Leben für immer - denn plötzlich muss er lernen zu glauben, dass all die Fantasygeschichten wahr sind und es nun an ihm sei, seinen Vater zu retten und den Familiennamen wieder reinzuwaschen...
Trailer zu Artemis Fowl
Kritik Artemis Fowl
Wie man an unserer Einleitung zu Artemis Fowl schon ablesen kann, bietet die Adaption von Kenneth Branagh vor allem eines: Ein fettes Sci-Fi-Fantasy-CGI-Spektakel, das wenig mit den Vorlagen zu tun hat. Ein bisschen Men in Black-Style mit einem junger Bruce Wayne-like arroganten und daher unsympathischen Schnösel, der von einem Avatar-like Sci-Fi-Erdvolk unter der Erde erfährt. Eine Welt, die in den ersten Szenen zwar die Harry Potter-Parallelwelt in Erinnerung ruft, aber sich dann doch neben Avatar eher an Green Lantern zu orientieren scheint.
Dieser Mix sticht leider so künstlich kühl mit all seinen Anleihen ins Auge, wie es klingt, da hilft es auch nicht, dass der Autor sein Werk ohne Wissen um diese schuf. Denn die Charaktere und die gesamte Story bleiben dabei so furchtbar oberflächlich blass und allzu oft schon so oder so ähnlich gesehen, dass man dem Sci-Fi-Fantasy-Abenteuer ohne große Empathie zuschaut. Wie kann es auch anders sein, wenn man eine ganze Buchreihe versucht, in 96 Minuten Laufzeit zu quetschen? Einmal blinzeln, und man hat inhaltlich ein ganzes Buch verpasst.
Doch auch ohne Wissen um die Buchreihe kann es schwerlich gelingen, eine Beziehung zu den Figuren von Artemis Fowl aufzubauen oder warm mit dieser Sci-Fi-Fantasywelt zu werden. Storyversatzstück reiht sich deutlich konstruiert an Storyversatzstück (inklusive Logiklücken) mit einer vom Original abweichend familienfreundlichen und daher überaus generischen Abenteuergeschichte um ein mächtiges magisches Artefakt, das der Big Bad haben will und der kleine Möchtegern-Held nun finden soll. Mit einer elfischen Kämpferin (Lara McDonnell) an der Seite, die haargenau die gleiche Motivation ihres Mitwirkens verpasst bekommt, mehr deuten wir mal nicht an, sonst braucht man den Film nicht mehr gucken, da man sich die Story dann grob genauso vorstellen kann wie sie dann tatsächlich auch ist.
Hier und da baut sich schon eher etwas mit den Figuren um die titelgebende Hauptfigur herum auf, vor allem Zwerg Mulch (Josh Gad) lockert das allzu Generische angenehm und mit auch mal wirklich coolen oder humorvoll schrägen Szenen auf. Aber auch Bruce Waynes Butler (Nonso Anozie) - äh, der von Artemis Fowl - hat seine Momente. McDonnell als zugleich sweete und rebellische Elfe Holly versucht aus ihren paar Szenen ebenfalls herauszuholen, was geht und ist auch passend besetzt die tatsächliche und sympathische Heldin der Story.
Der Bösewicht wird zwar schön mysteriös in Szene gesetzt, bleibt dabei als Figur aber ebenfalls zu blass und krankt an einer so allzu oft erlebten Motivation, dass man meinen könnte, das Ganze beruht auf einem einzigen simpel gestrickten Comicheft. Dass das Ganze vier Jahre Postproduktion hinter sich hat, ist der CGI-Masse geschuldet, zwingt aber auch alles in ein so Videospiel-like künstliches Korsett, dass es jeden Funken Leben darin auswringt. Da kann Judi Dench als Commander Root noch so sehr versuchen, dem Ganzen mit ihrer würdevollen Aura etwas Episches zu verleihen.
Wäre Artemis Fowl eine TV-Premiere für eine dann folgende Serie, welche alles breiter ausrollt, könnte man dies als Auftakt sogar noch hinnehmen. Doch als mal geplanter und erst einmal für sich stehen könnender Kinofilm ist alles so simpel und zusammengerafft aneinander geklöppelt, dass man das Potenzial der Story und der Sci-Fi-Fantasywelt zwar durchschimmern sieht, der Lebensfunke des Ganzen aber allzu rasch an der Oberflächlichkeit erstickt. Selbst wenn eine Filmreihe angedacht sein sollte, Lust auf mehr davon macht dieser Auftakt nicht, und auch der Titelheld ist am Ende nicht sympathischer als zu Beginn - trotz versuchter transformierender Charaktermomente. Schauen und vergessen, mehr als simple, wenn auch schön bunte Unterhaltungskost ist leider nicht drin.