Bewertung: 5 / 5
Da haben wir ihn nun, der Film auf den jeder Fan ein Jahr gewartet hat. Ein Film der sich zur Aufgabe gemacht hat, nicht nur eine Fortsetzung zu Infinity War zu sein, sondern die Fortsetzung zu allen 21 MCU-Filmen zu werden und den Abschluss einer langen Reise zu vollbringen. Eine Idee, welche anfangs nie funktionieren konnte, funktionierte spästens 2012 mit den Avengers. Und daraus hat Marvel ein Filmuniversum erschaffen, welches ohne Zweifel auch in Zukunft immer im gleichen Atemzug mit Franchise wie Star Wars, Herr der Ringe, James Bond oder Harry Potter genannt werden wird.
Wer komplett ohne Vorahnung in diesen Film gehen will, der sollte nun einfach aufhören zu lesen. Ich werde nichts spoilern und doch, ich denke einige könnten es als Spoiler interpretieren. Deshalb Lesen ab nun auf eigene Gefahr!
Aber wie bewertet man einen Film, der so dermaßen davon lebt, dass man das MCU kennt? Wie bewertet man einen Film, der 11 Jahre Film in ein 3-Stündiges Machwerk resumieren lässt. Und wie bewertet man einen Film, der durchaus Schwächen hat, die aber einfach schnuppe sind wenn man 3-Stunden ein episches bombastischen Feuerwerk an Emotionen, Humor, Action und Nostalgie um die Ohren gefeuert bekommt?
Ganz klar: mit Fanbrille! Denn dieser Film ist für uns, für die Fans, für die Leute die 2008 mit Iron Man begonnen haben und dafür sorgten, dass das MCU zur erfolgreichsten Filmreihe aller Zeiten wird. Schrieb ich in meiner Kritik zu Infinity War, dass ich bewusst die Fanbrille aufsetze und dies weil dieser Film einfach das machte, was man sich immer erhoffte, so sag ich diesmal, dass die Fanbrille zu 100 % notwendig ist um diesen Film zu genießen.
Trailer zu Avengers - Endgame
Lang lebe der Fanservice
Ohne Fanbrille kann man diesen Film einfach nicht bewerten, weil er von Fans für Fans gemacht wurde. Und dies spürt, fühlt und sieht man in jeder Einstellung. Der Film ist reinster Fanservice und muss deshalb so bewertet werden. Analysiert man diesen Film, dann zerfällt er wie jede Comicverfilmung in sich zusammen. Aber, dann müsste jeder Blockbuster mit dieser Messlatte bewertet werden und Klassiker wie z.B. Terminator 2 oder ZiZ müssten in die Mottenkiste eingepackt werden.
Man merkt schon von was ich rede: ja Zeitreisen sind ein Thema wie jeder es ahnte, spekulierte und es die Trailer (aber mehr noch Setfotos) auch verrieten. Zeitreisen sind immer ein Mittel um eine Lösung zu finden und man kann dies kritisieren und den Film anhand entstandener Logiklöcher auseinanderholen. Wer Spaß damit hat? Gerne. Aber diese Person hat nicht verstanden um was es wirklich geht und wird auch nie mit Marvel, ach was sag ich, dem gesamten Genre der Superhelden, sei es Marvel, X-Men oder DC, zufrieden sein.
Denn Endgame entführt uns auf eine Reise durch 10 Jahre MCU und die Russos haben nicht zuviel versprochen, dass man alle Filme gesehen haben sollte, um diesen Film zu 100 % genießen zu können. Einige werden nun wieder vom bösen Micky Maus-Konzern reden oder von Geldgier schwafeln. Ich sag dazu nur: ich schau auch nicht Herr der Ringe - Rückkehr des Königs, wenn ich nicht Herr der Ringe - Die Gefährten gesehen habe.
Leute, welche dieses Prinzip also genießen konnten, die werden voll auf ihre Kosten kommen. Und dann kommen wir zum Fanservice zurück. Endgame profitiert eindeutig von der Arbeit der Macher, allen voran Kevin Feige. Die Männer und Frauen hinter dem MCU hatten eine Vision, einen Plan und haben daran festgehalten. Und Endgame nutzt diese Arbeit aus und würzt sie zu einer neuen Mischung. Szenen, Momente, ja gar Sprüche werden genutzt und dienen dem Fanservice, dienen aber auch für den Humor, die Emotionalität und einfach die Nostalgie, dass man gemeinsam mit diesen Figuren, diese Reise unternommen hatte. Ich sag nur "Cheeseburger", "Achtung Links" und "Lift" und schon werd ich nostalgisch und dankbar.
Dankbar, dass die Macher immer wussten was sie tun, dankbar, dass sie ihre Filme kennen und dankbar, dass quasi nichts aus reiner Unüberlegkeit entstand. Wenn dann auch noch überraschende Figuren auftreten und man selbst Marvel TV berücksichtigt: dann hüpft mein inneres Kind.
Emotionen, Humor und Charaktermomente
Neben der Nostalgie sind diese Pfeiler der gute Storytelling auch in Endgame hervorragend ausgebaut. Natürlich fällt es leicht die Motivation eines Steve oder Tony zu verstehen, kennen wir sie doch schon 10 Jahre. Diese Figuren haben unterschiedliche Entwicklungen unternommen, wir haben mit ihnen gelitten, mit ihnen gefiebert und wir wurden überrascht. Denn so sehr Endgame auf den Fanservice baut, so sehr baut er auch auf Überraschungen und Wendungen.
Dies wird dann natürlich oftmals mit Humor verpackt, hat aber emotionale Tiefe wenn man bedenkt wie man verschiedene Figuren kennenlernte. Stellvertretend dafür steht eine Figur. Manche werden dies kritisieren, manche werden sich an den Beginn des MCU erinnern und schockiert zurückblicken wie diese Figur sich gewandelt hat.
Wenn man bedenkt welche Figuren alle in diesem Film vorkommen, dann wird es einem Schwindlig. Wenn dieser Film es aber sogar schafft, dies harmonisch zu gestalten, dann hat man einfach etwas großartiges gemacht. Was uns Harry Potter 6 noch verwehrte, schenkt uns Endgame. Da wo mancher Ensemble-Film versagte, belohnt uns Endgame. Und da wo uns mancher MCU-Film enttäuschte, macht man s nun richtig. Endgame ist einfach ein riesiges Familientreffen!
Einfach mal Kind sein
Ich schrieb es schon bei Civil War, ich schrieb es schon bei Infinity War. Aber noch niemals war es so wichtig einfach mal sein inneres Kind rauszulassen. Stellvertretend dafür steht der dritte Akt, welcher ein riesiger Spielplatz ist und ich würde gerne das Making-Off dazu sehen wie Feige und die Russos mit Actionfiguren diese Szenen skizzierten. Wer aus dem Staunen, aus dem Mitfiebern und aus dem Jubeln dieser Szenen nicht rauskam, der hat vielleicht sein inneres Kind verloren oder einfach vergessen wie es ist, sich einfach von tollen Figuren, cleveren Wendungen, Nostalgie und Emotionen verzaubern zu lassen. Werden dann noch Erwartungen der Zuschauer erfüllt, Andeutungen umgesetzt und Comicbilder 1:1 genutzt, dan ist dies natürlich wieder Fanservice - aber auch eine Menge "Kind sein"
Fazit
Ist Endgame perfekt? Mit Sicherheit nicht? Macht er alles richtig? Womöglich ebenfalls nicht. Gibt es was zu meckern? Nein! Endgame ist eine rasante Achterbahnfahrt des Mitfiebern, der Emotionen, des Humors, Tod, Leben, Liebe, Gut, Böse, Nostalgie - Endgame ist der perfekte Abschluss einer 11-jährigen Geschichte. Es ist und bleibt ein Film von Fans für die Fans, welchen man umso mehr genießen kann, wenn man die Fanbrille auf hat.
Ich könnte nach dieser Reise fast nicht glücklicher zu sein und ich könnte mit diesem Abschluss nicht zufriedener sein. Ich habe mitgezittert, geheult, gejubelt und gelacht - was will man mehr von einem Film?
Endgame bekommt von mit 5/5 Hüten. Ist dies berechtigt? Ja. Ist dies mit der Fanbrille betrachtet? Ja. Dieser reinste Fanservice von Fans für Fans ist ein gegenseitiger Dank. Ein Dank der Macher für die Treue, ein Dank an die Macher, dass ein solches Genre einen solchen Film auf die Leinwand bringen kann.
Avengers - Endgame ist der comicbuch-mäßigste Superheldenfilm aller Zeiten und ich hoffe, dass Stan Lee irgendwie diesen Film bzw. Szenen davon gesehen hat. Denn er würde diesen Film, sein Vermächtnis garantiert lieben.