Bewertung: 4 / 5
Black Panther wird seinen Weg gehen, so wie alle Marvel-Filme vor ihm, und das hat er auf jeden Fall verdient. Denn der auf den ersten Blick doch eher langweilige Superheld versteckt sich in einem ausgesprochen langen, dafür umso kurzweiligeren Leinwandabenteuer, welches durch seinen ungewöhnlichen Schauplatz, die Farben und abwechslungsreichen Charaktere besticht. Trotz einiger seichter politischer Botschaften bleibt Black Panther im Kern aber ein Marvel-Film, der sich an vielen Ecken leider scheut, etwas kantiger zu sein, aber dafür das Herz am rechten Fleck hat.
Black Panther Kritik
Wenige Tage erst sind seit dem Civil War vergangen und T´Challa/Black Panther (Chadwick Boseman) kehrt in seine Heimat nach Wakanda zurück, um zum König gekrönt zu werden. Kaum sitzt T´Challa auf dem Thron, holt ihn die Vergangenheit seines Landes und besonders die seines Vaters ein. Aus dem Nichts taucht Erik Killmonger (Michael B. Jordan) auf und zusammen mit einem alten Feind Wakandas will er nicht nur die Heimat von T´Challa verändern, sondern die gesamte Welt. Zusammen mit CIA-Agent Everett K. Ross (Martin Freeman) und einer Handvoll Getreuen muss die Katastrophe verhindert werden...
Trailer zu Black Panther
Jetzt darf also endlich Black Panther ran! Und ein wenig scheint dieser Film aus der Zeit gefallen zu sein, denn während Avengers - Infinity War bereits klopfend vor der Tür steht und das Ende der Phase III sich nähert, werden wir hier nicht sachte auf dieses Großereignis vorbereitet, sondern genaugenommen in das Frühjahr 2016 zurückgeworfen, als der Civil War gerade erst beendet war. So präsentiert sich Black Panther dann auch als klassische Originstory, die ziemlich losgelöst vor allem die Geschichte von T´Challa erzählen und die Figur im MCU nun angemessen verankern möchte.
Dass dieses Experiment gelingt, ist vielen Faktoren zuzuschreiben. Einmal natürlich den Darstellern, allen voran Chadwick Boseman, dem Black Panther auf den Leib geschrieben zu sein scheint. Dennoch wird ihm die Show nicht selten von seiner filmischen Schwester Shuri gestohlen, denn Letitia Wright dürfte von vielen Zuschauern als weibliche Q und Gaglieferantin sofort ins Herz geschlossen werden.
Doch auch der Schauplatz dieses Films trägt dazu bei, dass sich Black Panther eben nicht wie die x-te Comicverfilmung anfühlt, die es nun einmal ist. Gerade der afrikanische Kontinent wirkt unverbraucht und ermöglicht mit Farben, Kostümen und Kulturen einen fantasievoll-frischen Eindruck. Unterstützt wird dies auch durch die Musikauswahl, die ein wenig aus dem üblichen Marvel-Korsett ausbricht und dank afrikanischer Klänge auffällt. Ein wenig befremdlich mag es wirken, wenn eine Hochzivilisation so sehr mit archaischen Stammesritualen kollidiert, aber erstaunlicherweise passt alles zusammen. Der Erzählfluss stimmt, die Charaktere sind stimmig und dank vieler vertrauter Zutaten wird dem Zuschauer auch genug geboten, um aus Black Panther eine runde Sache zu machen. Diese gelungene Mischung hätten wir dem Film nun wirklich nicht zugetraut.
Die nächste Überraschung folgt auf dem Fuße, oder der Kralle, denn für Marvel-Verhältnisse ist sogar einmal der Gegenspieler Erik Killmonger überdurchschnittlich gut gelungen. Natürlich sagt dies noch nicht viel aus, denn die bisherigen Gegenspieler im MCU hatten bis auf ein oder zwei Ausnahmen die substanzielle Tiefe einer Pfütze. Killmonger lebt vor allem von der hervorragenden Darstellung durch Michael B. Jordan und hat ungewöhnlich viel Hintergrundgeschichte zu bieten, sogar mit einer plausiblen Motivation. Hier traut sich Marvel, etwas politisch zu werden, wobei man aber auch sagen muss, dass nur Themen kurz angeschnitten werden, wirklich in die Tiefe geht man nicht. Leider versumpft Killmonger mit zunehmender Laufzeit dann doch als Stereotyp, der nach Macht und Unterdrückung strebt. Auch an anderer Stelle holen Marvel bekannte Sünden wieder ein, wenn mit etablierten Schurken recht leichtfertig umgesprungen wird.
Weniger gelungen sind außerdem die Trickeffekte, die an vielen Stellen verenden. Ein Problem, mit dem viele MCU-Filme zu kämpfen haben, den anstatt die Technik voranzutreiben, gibt man sich mit sehenswerten, aber gewöhnlichen Effekten zufrieden. Entsprechend sehen die Sequenzen dann auch oft wie aus einem Computerspiel aus. Warum es bei den heutigen Budgets echt nicht möglich ist, in die Effekte etwas mehr Sorgfalt fließen zu lassen, ist uns ein Rätsel. Bei Black Panther wurde die Messlatte für die Effekte an vielen Stellen etwas tiefer aufgehängt, vermutlich, weil man den Film eher als Risikoprojekt ansah. Aber gerade deswegen hätte man auf etwas weniger CGI-Effekte, dafür herausragende setzen sollen! So fantasievoll Wakanda mit seiner Mischung aus afrikanischer Tradition und High-Tech ist, so unnatürlich sehen manche der Effekte aus. Spätestens bei schlecht animierten Nashörnern hört der Spaß dann auf. Tierschutz ist wichtig und einige Szenen lassen sich nicht mit echten Tieren drehen, aber heutzutage jeden Moment mit dem Computer angehen zu wollen, ist auch suboptimal und sorgt eher für eine Entfremdung. Selbst die Actionszenen sind nicht gerade die Stärke von Black Panther, denn die Kämpfe sind generisch und entsprechen ganz dem, was das Genre üblicherweise zu bieten hat. Das alles auch etwas zahnlos, dabei hätte gerade hier ein wenig Härte gutgetan. Einzig die direkten Duelle Mann gegen Mann haben eine gewisse Wucht, können aber auch nicht über die Vorhersagbarkeit der Abläufe oder viele Teile der Handlung hinwegtäuschen.
Nach diesen langen und kritischen Absätzen, klingt Black Panther ein wenig wie ein ziemlich gewöhnlicher Film und genaugenommen ist er es auch. Aber alles ist oft eben mehr als die Summe der Einzelteile und das trifft auch hier zu. Gewöhnlich mag vieles sein, das große Ganze stimmt aber und wird von seiner Aufmachung und den Protagonisten so gut getragen, um nicht nur Fans, sondern auch alle anderen Kinogänger in dieser trostlosen Februarzeit zu unterhalten. Ein spannender Film, der ohne Frage mehr sein könnte, aber bereits mit dem, was er hat, Hitpotential bietet.