
Bewertung: 4 / 5
In Bridge of Spies - Der Unterhändler von Steven Spielberg geht es nicht um Agentenaction, sondern um dramatische, aber kalte Verhandlungen, die in der Zeit des Kalten Krieges im Jahr 1960 nur durch Herz und Mut mit Menschlichkeit erwärmt werden. Dafür sorgt Tom Hanks als leitende Hauptfigur des Anwalts James Donovan, der auf die Rechte Angeklagter pocht, auch wenn sie Feinde des Landes sind. Nicht nur ein Thrillerdrama, das auf wahren Begebenheiten beruht, auch ein Thema, das immer noch aktuell ist, nicht weniger aktuell als der Kalte Krieg selbst, der mit Informationen geführt wird. Heutzutage könnte man einen Donovan immer noch gut gebrauchen...
Als das FBI den Sowjet-Spion Rudolf Abel (Mark Rylance) im New York von 1960 verhaftet, weigert sich dieser zu kooperieren, entsprechend soll ihm der Prozess gemacht werden. Natürlich verfassungsgerecht, Feind hin oder her. Versicherungsanwalt James Donovan (Tom Hanks) aus Brooklyn wird dafür auserkoren, dem man jedoch schnell klarmacht, dass man zwar vor der Presse den Schein wahren, aber die Sache möglichst flott abwickeln will, mit dem drohenden Ergebnis der Todesstrafe. Wer will schon einen Feind im Gefängnis durchfüttern!? Doch da haben sie die Rechnung mit dem Falschen gemacht, denn Donovan will seinen Job wenn schon, dann richtig machen - in einer Zeit antikommunistischer Propaganda und politischer Paranoia eine gefährliche Entscheidung...
Trailer zu Bridge of Spies - Der Unterhändler
Bridge of Spies Kritik
Steven Spielbergs Steckenpferd, historische Ereignisse in Szene zu setzen, hat ihm oder zumindest den Stars seiner Filme schon oft zu recht Erfolg gebracht, in Bridge of Spies - Der Unterhändler kann er zudem seine eigenen Erinnerungen aus seiner Kindheit miteinbringen. Doch auch wenn es in seinem neuesten Streich wieder stark um Verhandlungen, das Wort als Waffe geht, gelingt ihm das diesmal weniger zäh, weitaus spannender und lebendiger als in Lincoln. Was daran liegt, dass diesmal nicht alles fast nur in Verhandlungssälen stattfindet, sondern auch einige historische Ereignisse geschickt verbunden und die Charaktere neben mehr Settings auch viel mehr Handlung und emotionalen Tiefgang gestattet bekommen.
Für die Emotionen sorgt natürlich vor allem Tom Hanks, besser hätte man nicht besetzen können. Wieder einmal kann er das voll ausspielen, was er so gut kann. Einen authentisch wirkenden Charakter mit viel Herz, der Abel sowohl als Mensch als auch als loyalen Soldaten respektiert. Aber auch Mark Rylance (The Gunman) als sehr menschlich dargestellter Spion Abel überzeugt vollends und könnte sich damit zu Recht neben Hanks als Hauptdarsteller eine Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller verdienen.
Wie man sich denken kann, gibt es auch in Bridge of Spies hier und da merkbares Pathos und ein typisches Spielberg-Ende mit einem Hauch von Kitsch. Aber die Momente halten sich mehr als sonst in Grenzen und lenken nicht von der Kritik ab, die der Film an den damaligen Zuständen zu bieten hat. Die wie erwähnt in gewisser Hinsicht immer noch aktuell ist. Nicht nur macht sich Donovan öffentlich unbeliebt als Verteidiger eines Spions, es gefährdet auch sein Leben und das seiner Familie. Zudem wird deutlich, wie wenig die Geheimdienste und andere Regierungsorgane auf die Verfassung geben, die Sicherheit des Landes hat Priorität, egal mit welchen Mitteln. Das muss nur natürlich die Öffentlichkeit nicht erfahren. Zudem wird schön deutlich, wie absurd der Hass auf feindliche Spione ist, die nur ihren Job machen wie es auch die Spione des eigenen Landes tun.
Bridge of Spies Fazit
Steven Spielberg gelingt mit Bridge of Spies - Der Unterhändler ein spannendes Politthrillerdrama, das zudem auf wahren Begebenheiten beruht. Die Spannung zieht sich der Film aus den politischen Verwicklungen und brisanten Verhandlungen, bei denen es nicht nur für die Gefangenen um Leben und Tod geht. Tolle Darsteller in einer fesselnden Story, ein gut inszeniertes historisches Setting mit wechselnden Schauplätzen, sowie eine runde Dramaturgie, die den Darstellern wie auch den Settings Raum für Emotionen und Tiefgang gibt, sorgen für einen lebendigen und in den Bann ziehenden Film. Dem man die Spiellänge von rund 140 Min. wahrlich nicht anmerkt. Dazu immer noch aktuelle Politkritik, klare Empfehlung.
