Bewertung: 3 / 5
Der Testpilot Tuck Pendleton (Dennis Quaid) wird durch ein wissenschaftliches Experiment auf Mikrobengröße geschrumpft. Ursprünglich sollte er in die Blutlaufbahn eines Kaninchens eintauchen, doch er landet in dem Supermarktverkäufer Jack Putter (Martin Short). Sehr zum Entsetzen seiner Freundin Lydia Maxwell (Meg Ryan).
Körper wirken eine eigenartige Faszination auf uns aus. Diese Erkenntnis gelang schon einem David Cronenberg mit Die Fliege (1986) oder Naked Lunch (1991). Doch während diese Werke vor allem darauf bedacht waren, den Ekel des Körpers oder das Empfinden des eigenen Körpers ins Zentrum zu rücken, so ist es vor allem eine Idee im Segment der Komödie, den Körper und vor allem den Geist anderen Personen zu überlassen. So tat es Joe Dante selbstverständlich mit Die Reise ins Ich. Im Zentrum jenes Werkes steht eine Männerfreundschaft, wie man sie im Buddy-Film vor allem durch Nur 48 Stunden (1982) etablierte und Jahre später massentauglich machte. Was hier zu sehen ist, ist das Spiel mit Gegensätzen, so wie es sich für einen Film gehört und dann beobachtet man eben den strahlenden Frauenhelden. Groß gewachsen, polygam unterwegs und natürlich durchtrainiert und einfach gut aussehend. Währenddessen ist auf anderer Seite dann eben der schmächtige und Jack Putter zu sehen, der mehr durch Zufall, als durch wirkliche Wichtigkeit in das Experiment, um eine Forschungsmission involviert wird. Daraus resultiert, daß Hauptfigur Tuck Pendleton im falschen Körper erwacht und von nun an einen Weg in den eigenen Körper finden muss. Nun, im Sinne des Hollywoodklischees sieht man hier den charismatischen Sportler und den zurückhaltenden Nerd. Beide schielen sie auf die Liebe der Ballkönigin, mit großem Sachverständnis, das hier als Journalistin fungiert.
Nein, Die Reise ins Ich ist in vielerlei Hinsicht ein klischiertes Werk. Denn wie es sich gehört, hatte der eine mal was mit der anderen und der Körper malt sich hier keinen Chancen bei der bildhübschen Dame aus. Man muss das wirklich nicht ins letzte Detail ergründen, um ungefähr zu erahnen, wo sich der Film unweigerlich hinentwickeln muss und entwickeln wird. Viel eher ist doch die Frage, was zwischen den Zeilen da so mitschwingt und ob da überhaupt etwas mitschwingt, ist eben ebenso gute Frage. Denn eigentlich inszeniert Joe Dante vor allem einen Film, der über die Figuren hinausgeht. Wie für Dante üblich, handelt es sich beim „Bösen“ immer um Unternehmer und Kapitalisten, die zwecks Macht alles tun, um diese zu erweitern oder erhalten. Auch in Die Reise ins Ich ist das eigentlich nicht anders. So beobachtet man zunächst konkurrierende Firmen. Ein Forschungsprojekt unter der einen und Industriespionage und Diebstahl auf der anderen Seite. Viel Zeit, um die Fronten auszudefinieren, lässt Dante dem Zuschauer hier nicht. Man muss aber auch sagen, daß das egal ist, denn bei solch einer dünnen und nebensächlichen Geschichte, braucht man auch keine allzu tiefschürfenden Gedankengänge zu erwarten. Ähnliche Szenarien zeichnete Dante auch in Gremlins – Kleine Monster (1984) oder Small Soldiers (1998) bereits. Im Sinne einer Verwechslungskomödie reist Dantes Werk in das Innenleben der einen Figur, ausgedrückt durch das Außenleben der anderen.
Und darin liegt auch der eigentliche Kern begraben. Denn Die Reise ins Ich handelt vor allem von einer Art Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern und einer Frau. Sie sind aufeinander angewiesen und voneinander fasziniert, was natürlich in jedem anderen Film auf kurz oder Lang zu einem Konflikt führen muss. Hier allerdings hat Dante keinen Platz für Herzschmerz und setzt fast zynisch, aber eben ungewollt zynisch, auf eine verflossene Romanze, die dem gutbürgerlichen Leben und dem Traum der monogamen Liebe am nächsten kommen. Irgendwann erkennt Tuck Pendelton das endloser Sex mit zahlreichen Frauen doch nicht so gut ist, wie die wahre Liebe und währenddessen muss sich Jack Putter eben eine neue Suchen. Das interessante hierbei ist, daß der Film in den Konflikt gelangt, diese Liebesfragen und Zugehörigkeit zufriedenstellend aufzulösen und dabei unweigerlich verschiedene Perspektiven anbieten muss. Daher geht es auch hier weniger darum, das gutbürgerliche monogame Leben direkt zu bestätigten, sondern alle Figuren zufriedenzustellen. Das gelingt aber eben in einer Dreieckskonstellation auch nur dann, wenn unweigerlich jemand leiden muss. Glück für das Drehbuch ist, daß man zu Beginn auch hier einen Ausweg angeboten hat und auch der Likeable-Loser Putter bereits andere Perspektiven hat. Das sorgt zumindest dafür, daß man keine Tränen zurücklassen muss.
Auffallend ist, daß Die Reise ins Ich für die damalige Zeit durchaus wie ein extrem gewöhnlicher Film anmutete. Einfache Werte werden vermittelt und ebenso einfache Feindbilder. Dazu gesellen sich tricktechnisch relevante Einschübe und fertig ist ein Klassiker. Oder. Oder auch nicht. Denn tatsächlich wirkt der Film für heutige Verhältnisse zwar kreativ, aber in den 1980er Jahren gab es eben unzählige solcher Komödien im Science-Fiction-Bereich. Daher ist der Film, auch ob fehlendem Mut etwas einfach und etwas banal gehalten. Dennoch tut das dem Spaß in erster Linie erst mal keinen Abbruch.
Im Inneren sollen Probleme und Konflikte nach Außen getragen werden. Die Reise ins Ich versinnbildlicht das schon ganz gut und mag humoristisch vielleicht etwas angestaubt wirken. Auf der anderen Seite ist das grundsätzliche Szenario schon recht charmant und lasst Nostalgiker frohlocken.
