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Es war einmal in Amerika

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Sergio Leone has left the Building

Es war einmal in Amerika Kritik

Es war einmal in Amerika Kritik
24 Kommentare - 24.08.2018 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Es war einmal in Amerika" ist.

Bewertung: 5 / 5

Segio Leone gehört zu den Regisseuren, die - zumindest diesseits des Atlantik - unbestritten zu den Größten aller Zeiten ihres Faches gezählt werden. Der Mann hat gefühlt zwar nur sechs Filme gedreht, und zwar zwei "Trilogien", und dann aber was für welche, aber er wird gerade wegen dieser Filme so verehrt wie man heutzutage nur noch einen Tarantino, Anderson oder Nolan verehren würde. Wenn wir es ganz genau nehmen hat er zwar noch den Koloss von Rhodos auf seinem Buckel, aber das juckt die Leute nicht, wenn sie von Leone mit glänzenden Augen zu schwärmen beginnen. Wir verdanken ihm Eastwood, Morricone und den massenkompatiblen mittlerweile etablierten Antihelden. Was er mit seinen Filmen zwei bis fünf anfasste (Die sich stetig steigernde Dollar-Trilogie, sowie die gerade so noch gut funktionierende und gleichzeitig perfekte Operette Spiel mir das Lied vom Tod, übrigens der erste Teil seiner Amerika-Trilogie), wurde zu Gold und mittlerweiole zu Klassikern des Genres. Aber wie schon gesagt, Spiel mir das Lied vom Tod funktionierte gerade so noch, hier ist Leone immer sehr stark an der Grenze zum Überreizen aller Elemente, und es geschieht so etwas wie Magie, so wie der Film funktioniert. Sein nächster Eintrag in die Amerika-Trilogie überschreitet da jegliche Grenzen, die der Film mit der Mundharmonika gerade noch streift und versagt sowohl auf kommerzieller als auch auf künsterischer Ebene. Die Geschichte besagt, dass sogar Leones damals 6-jähriger Sohn, immer wenn er Ärger mit seinem Vater hatte, zu ihm gesagt haben soll: "Todesmelodie ist scheisse!" Was Leone sehr sehr weh getan haben soll. Fakt ist irgendwie auch, Leone erschuf den Italowestern mit Für eine Handvoll Dollar und er trug es mit der Todesmelodie auch zu Grabe. Komischerweise gelingt es Todesmelodie nie, den Weg zu leiten, der Film kommt einfach ein paar Jahre zu spät, da sind andere Italo-Regisseure ihm voraus und der Film ist seltsam lethargisch und melancholisch, dabei immer zu geschwätzig, und selbst Morricones üblicherweise aufpeitschende Musik ist merkwürdig deplatziert wirkend. Hinzu kommt, dass sowohl Spiel mir das Lied vom Tod und Todesmelodie die ersten auch für den amerikanischen Markt konzipierten Western Leones dort nicht sonderlich gut ankommen und das Produktionsstudio kein Geld damit verdient - nicht umsonst ist Spiel mir das Lied vom Tod in den USA kaum bekannt. Also zieht sich Leone für Jahre zurück und feilt an seinem Opus Magnum, dem letzten Teil der Amerika Trilogie, und hier überlässt er nichts dem Zufall. Es soll sein größter Film werden - und auch sein Letzter!

Anhand der Geschichte zweier Kindheitsfreunde, die gemeinsam Gangster-Karriere machen, groß werden, sich entzweien, und dann schließlich zu einer finalen Konfrontation gelangen, erzählt Leone die bitterböse Geschichte eines jungen Amerika, das zum einen voller Hingabe und Sehnsucht ist, auf der anderen Seite aber typisch italienisch Kintopp jener Zeit den Finger in die Wunde legt und Zustände anprangert, die den Menschen als Wolf des Menschen präsentiert. Dabei streift er so viele Themen und Erzählstränge, das es fast unmöglich all dies in ein Review zu quetschen. Und er nimmt sich die Freiheit, seine Geschichte so ausgiebig in die Länge zu ziehen, wie er möchte, ohne Rücksicht auf Verluste. Das alles garniert er mit einer extrem verschachtelten Rückblendenstruktur, wo teilweise einzelne Zeitebenene ineinander über zu fliessen scheinen. Alleine die Eröffnungssequenz mit dem gefühlt Ewigkeiten klingelnden Telefon ist eine Wucht.

Es wurde bei Filmhistorikern immer angeführt, dass zwei Glorreiche Halunken in der ungeschnittenen (verschollenen) Fassung Leones längster Film gewesen sein sollte, mittlerweile hat man im Italienischen eine knapp 5 Stundenversion von Es war einmal in Amerika restauriert, wodurch der Blonde und Tuco deutlich in die Schranken gewiesen sein sollten. Ob man wirklich 5 Stunden von Max und Noodles braucht, sei mal dahingestellt, denn die knapp 4-stündige europäische Fassung, sowie die knapp 3,5 std. Kinoversion sind auch schon ziemlich nahe der Perfektion, aber dazu müßte man den Film mal gesehen haben. Nur kurz zu den Unterschieden der beiden überall bekannten Versionen, ich persönlich bevorzuge trotz erheblicher fehlender Handlungsstränge die Kinoversion, da ich die deutsche Synchronstimme von DeNiro in der Kinoversion einfach deutlich ansprechender finde (ich glaube Joachim Kerzel, der Mann der üblicherweise Robert Wagner und Jack Nicholson spricht) als DeNiros üblichen Sprecher und es ganz erheblich zur Stimmungsbildung beiträgt.

Die Story selbst ist wie schon gesagt sehr universell, es handelt sich um Freundschaft, Liebe, Erwachsenwerden, Korruption der Moral, Verrat, Zurück gewiesen werden, Älter werden, Ideale und deren Verlust. Und da wir uns im Gangsterbusiness befinden, und weil Leone so ein extrem moralischer Erzähler ist, ist keiner der Beteiligten ein Saubermann. Der "Held" des Films - überragend gespielt von DeNiro - beispielsweise verrät in der ersten Szene des Films seine besten Freunde, seine Kindheitsfreunde und schickt sie in den Tod (wobei wir das erst viel später aufgelöst bekommen) und später vergewaltigt er seine Jugendliebe nach einem wirklich romantischen Date ziemlich rabiat und zerstört damit das letzte bißchen Menschlichkeit, was ihnen beiden irgendwie geblieben war. Später sieht man sie nur noch als Schauspielerin, was durchaus als Schutzschild zu verstehen ist. Und dennoch, obwohl der Charakter im Prinzip der schwärzeste Anti-Held zu sein scheint, gelingt es Leone spielerisch DeNiro als Identifikationsfigur zu etablieren, mit dem man mitfiebert. Selbst die Vergewaltigungsszene wird so lange vorbereitet, eigentlich den ganzen Film hindurch, dass sie nicht nur konsequent sondern auch extrem glaubwürdig ist, und in diesem einen Fall, obwohl sie ganz klar das Opfer ist (und daran gibt es nie einen Zweifel!) und seine taten absolut unentschuldbar sind, seine Motive dennoch nachvollziehbar sind. Ein extrem schwieriger und schmaler Grad und Leone meistert ihn scheinbar mühelos.

Ein kurzer Exkurs in diesem ohnehin schon sehr langen Review: Italienischen Regisseuren jener Zeit wird sehr schnell und häufig mal Sexismus, Voyeurismus, Objektifizierung und Unterwerfung der Frau angedichtet, so zB Bertolucci für den letzten Tango in Paris. Auch Leone kann man oberflächlich diesen Vorwurf machen, doch wo auf dem Bildschirm die Frau augenscheinlich gedemütigt wird, gibt Leone die ach so männliche Gesellschaft der Lächerlichkeit preis und zeigt nur, wie die Frauen in dieser Domäne ihren "Mann" stehen müssen, oder von den Männern eben zerstört werden, nur um sich selbst zu verwirklichen. Dieses immer wieder kehrende Motiv bedient Leone schon seit Für eine Handvoll Dollar und perfektioniert es hier. Ende Exkurs.

DeNiro steht aber mit James Wood ein Mit- und Gegenspieler zur Seite, der ihm im Grunde genommen die komplette Show stiehlt, im Prinzip ist dieser Film das für Woods, was Die durch die Hölle gehen für Christopher Walken ist. Leider kommt der Film extrem verstümmelt in die US-Kinos und bekommt nicht die Würdigung, die er verdient. Dieser Charakter, der DeNiros Charakter absolut ebenbürtig ist, ist facettenreich, gut aufgedröselt und zu einem gewissen Grade sogar der ehrlichere Charakter der beiden, da er das klarer definiertere Ziel vor Augen hat. Dadurch dass er aber weniger nennen wir es mal "romantisch" umweht ist, ist er gleichzeitig Buddy und Antagonist, wobei bis zum Ende nicht klar ist, ob nicht DeNiros Charakter sein eigener Anatgonist ist. Und wie schon gesagt, Leone weiss einfach, wie er seine Geschcihte erzählen muss und wie er welchen Charakter platzieren muss, damit das Ergebnis seinem Wunsch entspricht.

Alle, die zwischen diesen beiden Freunden, die zwischenzeitlich alles miteinander teilen, stehen - seien es Frauen oder Freunde - werden einfach zu Randfiguren und Beiwerk degradiert. Und wenn am Ende sich herausstellt, wer wem was geklaut hat, dann ist es immer noch ein Beweis der gegenseitigen Liebe.

All das hebt Es war einmal in Amerika schon über den normalen Epos-Status hinaus, aber was den Film schließlich in den absoluten Olymp katapultiert, ist einfach die unglaublich gefühlvolle und passende Musik vom Großmeister Ennio Morricone, der hier natürlich keine Reißer mehr im Sinne seiner Italowestern oder der 1970er Action-Reisser (man denke nur an seine krasse Musik zu Brutale Stadt) kreiert, sondern eine der Geschichte angebrachte musikalische Untermalung der absoluten Extraklasse abliefert. Und wenn dann ausgerechnet zum finalen Showdown - ebenfalls ein durchgehendes obligates Motiv bei Leone - Morricone allzu gerne in den Hintergrund rückt und einer Cover-Version der Beatles den Raum gibt, die Szene zu beherrschen, dann weiss man, dass alles richtig gemacht wurde, und man sitzt trotz des antiklimatischen Klimax mit solch einer Gänsehaut da. Denn diese auf den ersten Blick nichtexistente finale Konfrontation ist die beste Konfrontation aller Konfrontationen, da die Beteiligten sich auf eine reife Art und Weise gegenseitig sowas von fertig machen, dass es unbeschreiblich ist. Man muss es einfach gesehen haben. Und überstanden, dann erst hat man das Gefühl, diese Stunden des Wartens haben sich gelohnt, diese gefühlte Stunde als der fette Junge auf die Nutte mit einem Stück Kuchen wartet und den dann langsam selbst isst, diese gefühlte Stunde, die das dauert und nichts zur Handlung beiträgt, die war es definitiv wert!

Zur qualitativen Einordnung: Es war einmal in Amerika gehört definitiv in eine Riege mit den beiden ersten Paten. Während der Pate tatsächlich auch die jeweilgen Äras betrachtet und eine Bestandsaufnahme bietet, ist Es war einmal in Amerika in gewisser Weise phantastischer und zeitloser, eher eine übersteigerte Realität als tatsächliche. Da begibt er sich auf die Spuren eines Bertollucci, mit dem er ja auch schoin diverse Male kooperierte, der sowas ähnliches für Italien mit 1900 probierte und semi-scheiterte - übrigens auch da mit DeNiro, der da den kongenialen Depardieu als Partner in Crime hat, nur dass er im Gegensatz zu Bertolucci eben nicht scheitert. Hierzu hat sich Leone auch einfach zu viel Zeit gelassen und nichts dem Zufall überlassen. Welcher Film jetzt besser ist, Pate oder Amerika, ist jedem selbst überlassen. Beides (Pate 1 und 2 sehe ich mal als eins an) sind die Überwerke des Gangsterepos.

Gibt es überhaupt also nichts auszusetzen? Doch, am Eklatantesten ist die schlechte Maske bei den gealterten Schauspielern. Aber seien wir mal ehrlich, dass fällt so wenig ins Gewicht wie ein Tropfen Wasser im Ozean.

10 Punkte / 5 Hüte

Es war einmal in Amerika Bewertung
Bewertung des Films
1010

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24 Kommentare
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MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
27.08.2018 17:52 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.394 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@MobyDick und Silencio

Was wäre, wenn ich schreibe, dass "Es war einmal in America" meiner Einschätzung nach zwar gute Vorarbeit geleistet hat, ich Werke wie "Der Pate I & II", "Goodfellas" und "Pulp Fiction" dann aber doch für die qualitativ und inhaltlich hochwertigeren Beiträge zum Mafia- und Gangstergenre halte?^^

Einmal anschauen hat mir gereicht, ein weiteres Mal muss ich mich nicht durch OUATIA quälen. Dafür bietet mir der Film zu wenig und vor Allem zu wenig Inhalt für eine Laufzeit von 4 Stunden.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
27.08.2018 17:36 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

Ich hab mich, obwohl ich den Film schon lange hier liegen habe und die anderen beiden Teile der "Trilogie" sehr mag, noch immer noch rangetraut. 4 Stunden für die Langfassung sind halt auch sau viel Zeit. Davon mal abgesehen bin ich trotzdem großer Fan von Leone und hab durch die Review schon irgendwo Lust den mal zu sehen. Da fiel mir ein - seinen ersten aus den frühen 60ern, nen Monumentalfilm namens Der Koloss von Rhodos hab ich sogar mal reviewt, genau wie meinen absoluten Liebling - Once upon a Time in the West

Trotzdem muss ich echt irgendwann mal den Amerika-Film schauen...

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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MobyDick : : Moviejones-Fan
27.08.2018 17:24 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Super, merci :-)

Dünyayi Kurtaran Adam
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Silencio : : Moviejones-Fan
27.08.2018 17:07 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Volle Zustimmung. Bei dem Wetter gibt es einen Hut. ;)

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MobyDick : : Moviejones-Fan
27.08.2018 16:41 Uhr
1
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Silencio:

Passt!

Auch der Vergleich Steiger mit Wallach ist komplett passend, ich würde sogar soweit gehen zu bhaupten, dass sogar der Vergleich mit Gian Maria Volonte passen würde. Aber das Problem hierbei ist auch, dass das Skript einfach nicht die Klasse eines Zwei Glorreiche Halunken hat und daher Steiger einfach nur verlieren kann. Selbst wenn man den Charakter mit Jason Robards vergleicht, der vom Archetypus her ähnlich gelagert ist, kann Steiger hier nur verlieren, da er einfach nur geschwätzig rüber kommt. Wie du schon sagtest: Sehr sehr unglückliche Rolle

Dünyayi Kurtaran Adam
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Silencio : : Moviejones-Fan
27.08.2018 16:07 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Moby:

"Kann ich ein Stück weit verstehen, der Film ist ja wirklich sehr lang, und er nimmt sich wirklich für jede Kleinigkeit eine Ewigkeit Zeit, aber letztendlich ist der Film einfach überragend."

Wie gesagt, ich versteh die Qualitäten des Films und das Spiel mit dekomprimierter Zeit ist ja eines von Leones Markenzeichen. Die übertragen sich bei mir einfach nur nicht in Sehgenuss.

(Ähnlich geht es einem Bekannten bei "Blade Runner", wo er die Qualitäten anerkennen muss, mit Scotts behäbiger Inszenierung trotz der vergleichsweise kurzen Laufzeit aber nicht klarkommt...)

"Und letztlich zur Todesmelodie: ich habe einen Freund, der findet die Melodie auch super, ich persönlich finde sie enttäuschend, auch wenn sie zur Atmosphäre des Filmes passen mag, aber der enttäuscht mich ja auch. Mit James Coburn konnte ich nie viel anfangen, aber ich finde Rod Steiger ist einer der besten Darsteller seiner Generation, vor allem zu der Zeit, und für diesen Film einfach viel zu gut. "

Ist auch was, was ich verstehe. Morricones Score hat mich zuerst aus dem Film geworfen, er hat sich nur eben hinterher wieder eingeschlichen. Spricht natürlich nicht für den Film als solchen, aber eben für Morricone.

Rod Steiger hat hier aber auch eine vergleichsweise undankbare Rolle abgekriegt, weil er quasi von der ersten Szene an Assoziationen an Eli Wallach weckt. Da kann er sich noch so sehr bemühen (was er auch sichtlich tut), man hat da immer jemand anderen im Kopf.

Coburn mag ich persönlich, weil er so ein unverwechselbares Gesicht Typische Leonefresse. Als Darsteller können wir uns auf "durchschnittlich" einigen... laughing

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MobyDick : : Moviejones-Fan
27.08.2018 09:19 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Silencio:

Kann ich ein Stück weit verstehen, der Film ist ja wirklich sehr lang, und er nimmt sich wirklich für jede Kleinigkeit eine Ewigkeit Zeit, aber letztendlich ist der Film einfach überragend.

Claudia Cardinale ist ja auch eine Hammerfrau in Es war einmal im Westen und vor allem muß sich ja Hure und Mutter nicht ausschliessen, insofern gebe ich dir da auch recht.

Und letztlich zur Todesmelodie: ich habe einen Freund, der findet die Melodie auch super, ich persönlich finde sie enttäuschend, auch wenn sie zur Atmosphäre des Filmes passen mag, aber der enttäuscht mich ja auch. Mit James Coburn konnte ich nie viel anfangen, aber ich finde Rod Steiger ist einer der besten Darsteller seiner Generation, vor allem zu der Zeit, und für diesen Film einfach viel zu gut. Für mich passt hier einfach viel zu wenig zusammen. Denoch ein Leone hatte schon immer gewisse Qualitäten, so auch hier. Für Komplettisten ist der Film allemal was wert, aber da gibt es deutlich bessere Revoluzzer-Western, von Damiano Damiani (übrigens würde Töte Amigo meine Top 100 komplettieren) zB und auch vor allem von Corbucci.

Dünyayi Kurtaran Adam
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Silencio : : Moviejones-Fan
24.08.2018 16:27 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Moby:

"gibt Leone die ach so männliche Gesellschaft der Lächerlichkeit preis und zeigt nur, wie die Frauen in dieser Domäne ihren "Mann" stehen müssen, oder von den Männern eben zerstört werden, nur um sich selbst zu verwirklichen. Dieses immer wieder kehrende Motiv bedient Leone schon seit Für eine Handvoll Dollar und perfektioniert es hier. Ende Exkurs."

Für mich hat er das in "Spiel mir das Lied vom Tod" wohl am Besten hingekriegt, wo er aus der Hure die Mutter der Nation macht - und das ganz ohne bitteren Witz oder das sonst wie zurückzunehmen.

Ansonsten: "Es war einmal in Amerika" ist für mich eher etwas, das man durchstehen muss, als das man es wirklich genießen kann. Leone hat da offensichtlich sehr viel reingesteckt, ich verstehe, warum der seinen Stellenwert hat und ich halte das für einen extrem intelligenten Film - gerade wie er mit der Zeit und mit Erinnerung spielt, ist ganz toll. Aber trotzdem überkommt mich da selten der Drang, den nochmal zu sehen.

Und zur "Todesmelodie": außer den Hauptdarstellern und Morricones Musik ("shon-shon" summ ich riegelmäßig vor mir her...) hat der nicht viel zu bieten. Als revolutionärer, linker Western kommt er zu spät, da hatten die italienischen Kollegen ihn schon längst überholt, da kommt Leone nur als Nachplapperer rüber. Das ist beileibe kein schlechter Film, aber doch schon "lesser" Leone.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MobyDick : : Moviejones-Fan
24.08.2018 15:12 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Nach einer Diskussion über die besten Western und Leones Stellenwert darin dachte ich mir, dass ich einen Leone Film auch mal besprechen könnte. et voilà

Dünyayi Kurtaran Adam
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