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Frankenstein

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Mad Scientist 1.0

Frankenstein Kritik

Frankenstein Kritik
18 Kommentare - 26.01.2018 von Silencio
In dieser Userkritik verrät euch Silencio, wie gut "Frankenstein" ist.

Bewertung: 5 / 5

Dr Frankenstein hat eine Vision: einen künstlichen Menschen nach eigenem Antlitz erschaffen! Dafür stiehlt er zusammen mit seinem buckligen Kollegen Fritz Leichen von Friedhöfen, vom Galgen und wo auch immer er sie finden kann, um mit deren Einzelteilen sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Doch eines Abends macht Fritz einen entscheidenden Fehler. Statt eines normalen Gehirns stiehlt er das abnormale Hirn eines Straftäters. Und so kommt es, wie es kommen muss: Frankensteins Wesen entpuppt sich als Monster, das mordend durch die Lande zieht...

Kurz nach der Weltwirtschaftskrise suchte man bei den (damals noch nicht) altehrwürdigen Universal Studios nach neuen Stoffen. Der Sohn des Studiobosses Carl Laemmle zeigte dabei das richtige Gespür. Wohl selbst Freund des Horrors und des Makabren versuchte er jahrelang seinen Vater zu einer Verfilmung von „Dracula“ zu überreden. 1930 war es dann endlich so weit, der Karpatenfürst suchte von Bela Lugosi verkörpert die Lichtspielhäuser heim und wurde zum veritablen Kassenschlager. Nachschub musste her und da lag der Prototyp des verrückten Wissenschaftlers nur nahe. Regisseur James Whale wurde engagiert, um dem Projekt Leben einzuhauchen, Zufallsentdeckung Boris Karloff wurde als Monster besetzt und Colin Clive gab den titelgebenden Wissenschaftler. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Kinogeschichte...

Krankte Tod Brownings „Dracula“ noch an mangelndem Budget und einer flachen Inszenierung, weiß James Whale auf ganzer Linie zu überzeugen. Sein „Frankenstein“ besitzt einen visuellen Flair, der heute noch zu beeindrucken weiß. Kunstvolle Sets, ein geschicktes Spiel mit Licht und Schatten und kreative Kameraeinstellungen sorgen dafür, dass der Film heute noch frisch und unverbraucht wirkt. Das ist besonders erwähnenswert, wenn man bedenkt, dass viele mit der „Frankenstein“-Geschichte verbundene Klischees, wie der wütende Mob, der bucklige Helfer usw. auf diese Version zurückgehen. Aber Whale schafft einen Akt des filmischen Galvanismus, der heute noch wirkungsvoll nachzuhallen vermag.

Dies ist vor allem möglich, weil er sich typischen Gut/Böse-Kategorien verweigert. Das Monster ist kein schlechtes Wesen, es ist Produkt seiner Umwelt. Ein verängstigtes, ungeschicktes Kind in einer Welt, die es verachtet. All das spielt Boris Karloff in seiner ikonischen Darstellung ganz ohne Worte, sprechen sollte das Monster nämlich erst in der Fortsetzung lernen. Stattdessen muss Karloff alleine mit Körpersprache und ein paar Knurrlauten versuchen, dem Charakter eine Art Dreidimensionalität zu verleihen. Und das gelingt ihm auf ganzer Linie, obwohl Maskenbildnerlegende Jack Pierce wirklich ganze Arbeit geleistet hat, ihn grauenerregend aussehen zu lassen. „Kastenschädel“, Augenringe, eingefallene Wangen, viel mehr braucht es nicht, um Karloff in einen furchteinflößenden Ghoul zu verwandeln. Trotzdem scheint immer wieder Menschlichkeit durch die monsterhafte Fassade, man kann es einfach nicht übers Herz bringen, diese zugleich mitleiderregende Kreatur nicht zu mögen.

So bleibt es dann auch nicht aus, dass, sobald sich gegen Ende des zweiten Akts die große Tragödie ereignet, der Zuschauer sich auf der Seite dieses gequälten Wesens findet. Aber auch der Schmerz der Dorfbewohner wird mehr als eindrucksvoll kommuniziert. Ein Vater trägt sein ertrunkenes Kind durch das Dorf, während dort die Feierlichkeiten zu Frankensteins Hochzeit stattfinden. Die Kamera fängt seinen Weg durch das Dorf in einer ununterbrochenen Dollyfahrt ein. Dabei sehen wir nicht nur die Qualen in seinem Gesicht, sondern auch wie die Feierlichkeiten hinter ihm aufhören, als die Bewohner merken, was für ein Unglück sich gerade in ihrer Mitte abspielt. Spätestens hier wird klar, diese Geschichte hat keine Gewinner. Deshalb ist auch das Ende, in dem das Monster zerstört wird, kein Happy End, es ist einfach nur das i-Tüpfelchen auf einem schrecklichen Leben.

Das Monster als Außenseiter, als Underdog in einer Welt, die es verachtet. Das ist ein Motiv, dass sich durch die Filmgeschichte zieht, mit dem Guillermo del Toro gerade alle Fillmpreise der Welt abzusahnen scheint. Aber James Whale hat diesem Motiv mit „Frankenstein“ ein Monument gesetzt, an dem sich alle Nachfolger messen müssen. Zurecht einer der absoluten Klassiker der Filmgeschichte.

Frankenstein Bewertung
Bewertung des Films
1010

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18 Kommentare
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MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
26.01.2018 12:31 Uhr
1
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.941 | Reviews: 183 | Hüte: 614

@ Silencio:

Mal wieder brilliant geschrieben und spiegelt meinen Blick auf den Film auch wider. Hab ihn vor zwei Jahren im Zuge meines Halloween-Marathons erstmals gesehen und war absolut fasziniert.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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Silencio : : Moviejones-Fan
26.01.2018 12:25 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.416 | Reviews: 54 | Hüte: 289

Ich versuche, meine Reviews nicht ausufern zu lassen, deswegen habe ich mich ein bisschen kurz gehalten, was Hintergründe angeht. Shelley habe ich dabei extra nicht erwähnt, weil der Film und ihr Roman teilweise sehr stark divergieren.

Der Edison-Frankenstein liegt bei mir schon einige Jahre zurück, der hat mir aber durchaus gefallen. Danke für die Erinnerung, den könnte ich eigentlich mal auffrischen, wenn ich mit den Universal-Streifen durch bin. Die anderen Adaptionen sind aber, soweit ich mich jetzt nicht irre, bis auf ein paar Produktionsfotos verschollen.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MD02GEIST : : Godzilla Fan #1
26.01.2018 12:15 Uhr
0
Dabei seit: 01.01.13 | Posts: 2.550 | Reviews: 28 | Hüte: 215

Freut mich, dass dir der Klassiker gefällt. Doch ich habe noch ein paar Fragen, ich hoffe diese sind nicht zuviel:

Floss bewusst/ unterbewusst keine Referenz zur literarischen Vorlage von Mary Shelley ein?

Wie ist es beir dir mit den vor 1930 entstandenden filmischen Adaptationen?

Monsters are born too tall, too strong, too heavy—that is their tragedy - Ishiro Honda
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