Bewertung: 3.5 / 5
God(zilla) exists and he´s an earthling.
"Godzilla: King of the Monsters" erzählt die altbekannte Geschichte von Menschen, die zu sehr in die Natur eingreifen - zu tief geschürft haben - und die Rache der Natur zu spüren bekommen, indem sie uralte und übermächte Wesen aufwecken. Die Firma Monarch möchte die Kaijus erforschen, die staatlichen Regierungen möchten sie töten und Öko-Terroristen (Charles Dance, Vera Farmiga) möchten sie befreien, um das Gleichgewicht zwischen Natur, Monstern und Menschen wiederherzustellen.
Trailer zu Godzilla 2 - King of the Monsters
Ein Öko-Monsteractionblockbuster mit bombastischen Bildern, der sich zum Einen anfühlt wie eine Quasi-Realverfilmung von "Pokémon: Die Macht des Einzelnen" und zum Anderen an "Batman v Superman" erinnert. Die Kaijus stehen symbolisch für von der Menschheit teils selbst verschuldete Naturgewalten - Erdbeben, Gewitterstürme, Tornados, Vulkanausbrüche - und wenn diese sich in vollem Gang und im gegenseitigen Kampf befinden, bleibt den kleinen Menschen nicht mehr viel übrig, als panisch durch die zerstörte Gegend zu rennen, sich Schutz sowie verzweifelt nach rettenden Lösungen zu suchen. Die Zurschaustellung der Unbedeutendheit und Machtlosigkeit der Menschheit im Hinblick auf Naturgewalten und Naturkatastrophen steht hier im Vordergrund. Im alten China galten Drachen als weise und hilfsbereit und wurden dementsprechend verehrt, die Menschen des 21. Jahrhunderts müssen wieder lernen, in Demut und im Einklang mit den Natürgöttern zu leben, sie müssen ihr mittelalterlich-europäisch und US-amerikanisch geprägtes Selbstverständnis als Naturbezwinger und Monstertöter hinter sich lassen.
Analog zu "Batman v Superman" beginnt "Godzilla 2" mit einem Flashback, der dem Zuschauer die finale Actionszene des Vorgängerfilms aus Sicht der Menschen zeigt. Ein Elternpaar (Kyle Chandler und Vera Farmiga) verliert durch den Kampf zwischen Godzilla und den MUTOs ihren Sohn, der Vater wünscht sich seitdem für alle Kaijus den Tod, Godzilla übernimmt hier also die Rolle von Superman, während Kyle Chandler - im Folgenden auch das Militär - in die Rolle von Batman schlüpft. Dem Militär gelingt es zwar zunächst, Godzilla zu besiegen, sie müssen dann aber schnell feststellen, dass sie dadurch dem eigentlichen und aus dem All stammenden Feind Ghidorah erst den Weg zur Macht geebnet haben. Chandler, die Regierung und das Militär müssen also ihren Hass überwinden und verbünden sich mit Godzilla und Wonder-Woman-Pendant Mothra, um Ghidorah und dessen Handlanger Rodan aufzuhalten. Im Kampf der übermächtigen Monster wirkt das Militär (also Batman) allerdings Fehl am Platz und kann kaum bis gar nichts zum Kampf beitragen. Ansonsten spart "Godzilla 2" wie Snyders "Justice League"-Trilogie nicht mit christlichen Symboliken. Ghidorah posiert als - falscher - König überdeutlich neben einem Holzkreuz, Godzilla stirbt einen Quasitod und steht dann wieder von den Toten auf.
Auch wenn "Godzilla 2" die einzigartige, düstere (Horror-)Atmosphäre des Vorgängers vermissen lässt und inhaltlich oft ziemlich blöd ausfällt, hat mir der Film gefallen. Er bietet epische Monsteraction und für den Score adaptierte Bear McCreary diverse Themen aus den alten Filmen, mir haben es da vor Allem die Wiederauferstehungsszene und der finale Kampf zwischen Godzilla und Ghidorah angetan, die durch das originale Godzilla-Hauptthema untermalt werden. Darüberhinaus hat "Godzilla 2" den Anspruch an sich selbst, den Actionszenen einen zumindest etwas tieferen und aussagekräftigen Sinn zu verleihen, siehe insbesondere oben der zweite Absatz. Wirkliches Missfallen empfand ich nur beim ständigen und teils selbstreferenziellen (z.B. "Let them fight!") Oneliner-Humor, der in dieser Frequenz der eigentlich ernsthaften Atmosphäre nur schadet. Die Post-Credit-Szene ergibt für mich keinen Sinn, die Öko-Terroristen haben schließlich alles erreicht, was sie wollten, warum möchten sie jetzt noch mehr um der Monster Willen? Was sagt ihr dazu?