Bewertung: 4 / 5
Sonntag ist OV-Tag und wie sollte es am Startwochenende von Guardians of the Galaxy 2 auch anders sein, wurde natürlich eben dieser geschaut. Humor funktioniert eh am besten in der Originalsprache, darum war es keine große Frage und es hat sich in jedem Fall gelohnt. Doch ich greife vor.
Trailer zu Guardians of the Galaxy Vol. 2
Inhalt:
Peter "Star Lord" Quill und seine Guardians haben grade einen Auftrag abgeschlossen, als sie es sich mit ihrem Auftraggeber, der ebenso hübschen wie arroganten Ayesha, ihrens Zeichens Hohepriesterin der Sovereign, verscherzen. Mit knapper Not und der Hilfe eines geheimnisvollen Fremden, gelingt es der Crew der Dronenflotte der Sovereign zu entkommen. Doch das eigentliche Abenteuer hat eben erst begonnen...
Review:
GotG2 setzt im Grunde in etwa dort an, wo uns der Vorgänger zurückließ. Die Guardians um Peter Quill (Chris Pratt) sind nach wie vor als Team unterwegs und stellen ihre Fähigkeiten in die Dienste verschiedener Auftraggeber. Dabei bleibt der Regiestil James Gunns seinem Erstling absolut treu. Optisch gibt es natürlich erneut viele spannende Ideen und die Musikauswahl ist dieses Mal etwas anders, haben wir doch den "Awesome Mix Vol. 2" im Rekorder, doch im Grunde bleibt bei den Guardians stilistisch alles beim Alten. An dieser Stelle könnte man also bereits schließen mit einem freundlichen "Wem der erste Film gefiel, der wird auch dieses Mal wieder Spaß haben."
Doch es wäre ja kein Review wert, wenn der Film nicht ein wenig mehr zu bieten hätte, als lediglich mehr vom Gleichen. Thematisch ist es dieses Mal selbstredend keine Origin-Story mehr, sondern die Figuren entwickeln sich und sind zu einem gewissen Maße zusammengewachsen. Zugleich gibt es jedoch auch nach wie vor einige große Egos, welche gelegentlich aneinander geraten. Vornehmlich geht es hier um Quill und Rocket (Bradley Cooper), die sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit miteinander messen müssen. Doch das Kernthema des Films ist keineswegs Entzweiung, sondern Familie.
War am Ende des letztes Films das Team als kleine Familie zusammengewachsen, steht dieses Mal wahrhaftig Familie im Zentrum - Peters Vater (Kurt Russell) und Peter, Gamora (Zoe Zaldana) und ihre Schwester Nebula (Karen Gillan), indirekt auch Yondu (Michael Rooker) und Rocket, Drax (Dave Bautista) Verlust der eigenen und das Gewinnen einer neuen Familie in seinem Team. Alles wird verknüpt unter diesem Hauptthema und so fühlt sich der Film insbesondere in diesem Bereich sehr konsistent an.
Also alles gut? Keinesfalls, denn auch in Guardians of the Galaxy 2 schleicht sich wieder das "Marvel-Problem" ein, welches schon Dr. Strange einige Schwierigkeiten bereitete: Der Film weiß einfach nicht wann es gut ist, wann man eine Szene einfach mal stehen lassen muss, wann man die Emotionen einfach mal ungedeckelt fließen lässt. Jedes Mal, wenn es an bedeutungsschwere Dialoge geht und die Figuren sich einander öffnen, schmeißt irgendwer quasi aus dem Off einen dämlichen Spruch rein. Und man möge diesen Punkt nicht falsch verstehen; der Humor im Film ist ausgesprochen gut, zumindest 90% der Zeit - es sind diese restlichen 10%, die den Film so viel kosten. Die ihn emotional immer wieder ausbremsen und ihm viel von der Herzlichkeit kosten, die er hätte haben können. Sicher, Gunn traut sich durchaus die Szenen zu komponieren und laufen zu lassen, mit stimmiger Musik, ruhiger Kamera - alles passt, bis dann mit "Humor" gedeckelt wird.
Und das tut der extrem positiven Grundstimmung des Films einfach nicht gut. Alles, was wirklich klasse funktionieren könnte, wirkt dadadurch unnötig zerfahren und zwanghaft. Ob und in welchem Maße Marvel/Disney auf diese Art von emotionaler Deckelung bestanden haben, vermag ich nicht zu sagen, aber ich weiß, dass sie mich immer wieder aus der Stimmung der Szene herausgerissen haben. Außerdem gab es ein, zwei Längen im Mittelteil des Films, die vermeidbar gewesen wären. 15 Minuten weniger Laufzeit hätten dem Film sicher nicht geschadet.
Glücklicherweise hat man zumindest das Finale sehr gut und stimmig umgesetzt und dem Film (sieht man mal von den 5!! In-/After-Credit-Szenen ab) einen extrem runden Abschluss verpasst. Ich möchte sogar behaupten, dass Guardians 2 eines der besten Enden der bisherigen Marvel-Historie hatte. Dazu kam ein weiteres Highlight im Bösewicht des Films, der ebenfalls einer der besten des bisherigen MCU war. Perfekt in die Story eingebunden, mit verständlichen Motivationen und einem ganz eigenen Konflikt, der zudem die Figuren einbindet. Hier hat man mal nachgedacht und nicht bloß wieder einen großen Strahl in den Himmel geschossen. Sicher, die Endmotivation ist irgendwo wieder eine Universen zerstörende, aber unterm Strich ist dieser Teil weniger relevant als die Beziehungen der Figuren untereinander.
Die Rollen der beiden Altstars Stallone und Russell werten übrigens den Film (teilweise enorm) auf und tun dem MCU extrem gut. Grade Russell hat sehr viel Screentime und stielt Szene um Szene ohne große Mühe, obwohl auch Pratt viele Glanzmomente hat. Aber den bereits etablierten Figuren einige neue Facetten abzugewinnen ist es, was den Film in diesem Bereich ohnehin so interessant macht.
Um das Thema noch kurz aus dem Fenster zu haben - ja die Effekte sind erneut spektakulär und klasse, Baby Groot (Highlight) und Rocket fügen sich erneut perfekt in den Cast ein und das 3D ist gewohnt überflüssig, aber nicht störend. Dazu kommt ein fettes Soundgewand gepaart mit dem tollen Soundtrack. Auf technischer Seite gibt es wirklich wenig zu meckern.
Fazit:
Guardians of the Galaxy 2 kann sich in etwa auf dem Niveau des Vorgängers einpendeln, vielleicht ein wenig darunter. Denn während der erste Film durchgehend eine locker-lustige Space-Opera bot, bei der es wenig emotional wurde, sondern Sci-Fi-Action im Fokus standen, will der zweite dann auch etwas für die emotionale Entwicklung seiner Figuren tun. Und obgleich die Ansätze hervorragend wären - immer wieder wird unpassend "humorvoll in die Szenen gegrätscht". Das trübt den Gesamteindruck grade deshalb so, weil der Film seinen Fokus dieses Mal eben auf Themen wie Familie und Zusammenhalt lenkt und eben nicht NUR eine gute und spaßige Zeit sein will. Besser umgesetzt hätte er so gleichwertig neben dem Erstling stehen können, durch dieses Ungleichgewicht fällt er im Vergleich ab, wenn auch nur minimal. So bleiben es unterm Strich
8/10 Punkte bzw. 4/5 Hüte,
für einen würdigen Nachfolger mit ein paar nicht zu unterschätzenden Schwächen, den man trotzdem grinsend verlassen wird und den ich jedem Fan des Erstlings relativ bedenkenlos empfehlen kann.