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Inglourious Basterds

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Zum zehnjährigen Jubiläum

Inglourious Basterds Kritik

Inglourious Basterds Kritik
16 Kommentare - 24.08.2019 von TiiN
In dieser Userkritik verrät euch TiiN, wie gut "Inglourious Basterds" ist.
Inglourious Basterds

Bewertung: 5 / 5

Inglourious Basterds ist eine US-amerikanisch-deutsche Ko-Produktion und der sechste Spielfilm des Regisseurs Quentin Tarantino. Zum 10 jährigen Jubiläum erscheint diese Retrospektive.

Trailer zu Inglourious Basterds

Die Welt hat gespannt auf Tarantinos Once Upon A Time In Hollywood gewartet und beäugt ihn. Es werden Vergleiche gezogen, immer wieder wird das großartige Pulp Fiction erwähnt und jeder fragt sich: Was wird der zehnte und letzte Streich dieses eigenartigen Filmemachers?
Zu dieser Zeit im Jahr 2019 feiert einer seiner Werke seinen zehnten Geburtstag und Quentin Tarantino selbst sagte mal, dass man erst nach längerer Zeit einschätzen kann, wie gut ein Film wirklich ist.

Inglourious Basterds ist auf vielerlei Art und Weise ein ungewöhnlicher Streifen geworden. Waren die Werke von Tarantino bislang von einer Gangsterszenerie in der Gegenwart geprägt und im amerikanischen Raum angesiedelt, verschlug es den Filmemacher 2009 in die 1940er Jahre, Mitten in Europa, in einer Zeit, in der der Zweite Weltkrieg herrschte. Nicht in England oder Deutschland sondern im von Nazis besetzten Frankreich.
Kriegsfilme gibt es wie Sand am Meer, unter ihnen befinden sich viele Filmperlen wie Im Westen Nichts Neues, Apocalypse Now oder Schindlers Liste. Später hatte man den Eindruck, dass man zu dem Genre nichts neues mehr beitragen kann. Im Jahr 2009 wurden wir eines besseren belehrt.

Es ist nicht nur die Szenerie und der Handlungsort, welche Inglourious Basterds zu einem ungewöhnlichen Film für Tarantino machen. Im Zweiten Weltkrieg trafen viele Nationen aufeinander und so sehen wir in Tarantinos sechsten Streifen vor allem Deutsche, Franzosen, aber auch ein paar Briten und Amerikaner. Interessant hierbei ist, dass Deutsche von Deutschen, Franzosen von Franzosen, Amerikaner von Amerikanern usw. gespielt werden.
In diesem Zusammenkommen zeigt sich das große Talent des Filmemachers Quentin Tarantino auf bis dahin beispielloser Art und Weise auf. Dass der Mann fähig ist, hervorragende Drehbücher und Dialoge zu schreiben steht außer Frage und so wurde er schon 1995 und später 2013 mit dem entsprechenden Oscar prämiert. Inglourious Basterds liegt ebenfalls ein hervorragendes Drehbuch mit einem starken Plot zu Grunde, welcher seine fünf verschiedenen Kapitel durch unterschiedliche Fäden miteinander verbindet. Aber es ist vor allem die Art der Inszenierung und das Führen der Schauspieler, was die Basterds so authentisch macht. Typische deutsche Fernsehdarsteller, welche einem bei RTL oder den Öffentlich-rechtlichen auf dem Keks gehen, brillieren in ihren zumeist recht kurzen Rollen. Gerade das ist vielleicht eine Stärke, der Film kommt ohne eine Hauptfigur aus, auf dessen Schultern sich die Handlung stützt. Tatsächlich verfolgen mehrere Seiten in der Filmhandlung dasselbe Ziel. Natürlich sind Brad Pitt und Christoph Waltz besonders präsent, trotzdem ist es interessant, dass in einer der stärksten Szenen des Films, weder Waltz noch Pitt auftauchen. Gemeint ist die Kellerbar-Szene, in der ein Sabotagetrupp mit feiernden deutschen Soldaten ein Ratespiel spielt. Brillant in dieser Situation etwa August Diehl an der Seite von Michael Fassbender.
Tarantino konnte sogar die schauspielerischen Fähigkeiten eines Til Schweiger erkennen und ihn entsprechend als böse dreinschauenden wortkargen Überläufer präsentieren. Gleiches gilt für Diane Kruger in der Rolle einer aufgesetzten Schauspielerin. Die große Stärke von Tarantino. Spätestens seit diesem Film wusste man, dass jeder Schauspieler unter ihm noch mindestens eine Stufe besser spielen kann.

Bei verschiedenen Nationen und Szenarien springt der Film zwischen vielen Sprachen hin und her und das über weite Teile der 154 minütigen Laufzeit. Für die US-amerikanische Ausstrahlung wurden einige Szenen ins Englische übersetzt (untypisch für den amerikanischen Film), für die deutsche Version wurden einige Szenen ins Deutsche übersetzt, aber in der Originalfassung wird tatsächlicher in jeder Situation entsprechend Französisch, Deutsch, Englisch oder Italienisch gesprochen. In dieser Fassung entfaltet der Streifen seine volle Wirkung und Vielfalt.

Trotz des Lobes der Vielfalt gibt es einen Mann, der zwar nur in ca. der Hälfte des Films zu sehen ist, aber der diese Szenen an sich gerissen hat: Christoph Waltz in der Rolle des SS-Standartenführers Hans Landa. Kultiviert, intellektuell, charmant, boshaft, heimtückisch und skrupellos. Landa ist alles zu jeder Zeit und scheint sich in jeder Situation wohl zu fühlen. Nicht unerwähnt bleiben soll die schauspielerische Glanzleistung der Französin Mélanie Laurent in der Rolle der Kinobetreiberin und Opfer der Judenjagd.

Musikalisch gibt er wieder keinen festen Komponisten und Tarantino greift verschiedene bereits geschriebene Werke auf. Besonders einprägsam und eine Art Leitmotiv ist dabei Rabbia E Tarantella von Ennio Morricone, was dieser bereits 1974 für die italienische Produktion Allonsanfan geschrieben hatte.

Als bekannter Filmromantiker ist es nicht überraschend, dass ein Kino in den 1940er Jahren eine zentrale Rolle einnimmt und der Film der damaligen Zeit thematisiert wird. Aus deutscher Sicht geht das nicht ohne Referenzen zu Leni Riefenstahl oder Emil Jannings.

Die stimmungsvolle Musik, der überragende Christoph Waltz, die vielen europäischen Darsteller in ihren entsprechenden Rollen und die toll geschriebenen Dialoge machen Inglourious Basterds jedoch nicht allein zu einem Meisterwerk. Vermutlich ist man als Europäer und insbesondere als Deutscher noch enger zu der Thematik des Zweiten Weltkrieges verbunden als beispielsweise in den USA. Aber es sind diese vielen bekannten Szenerien, welche man alle durch diverse andere Filme zum Thema kennt oder im Geschichtsunterricht gehört hat. Alles kommt einem sehr vertraut vor, Tarantino zieht seinen Plot so auf, dass der Zuschauer genau zusehen kann und eine Ahnung haben könnte, worauf es hinausläuft. Jedoch kennt man die Geschichte und man fragt sich die ganze Laufzeit über, wie der Mann mit dem Thema würdig und respektvoll umgehen möchte.

Im Finale sehen wir nicht nur das klassische Tarantino-Spektakel, vor allem wird durch Dialogkunst der Satireanspruch dieses Werkens mehrfach unterstrichen. Unvergessen an dieser Stelle Brad Pitts ungläubige Mimik in der Rolle des Lieutenant Aldo Raine.
Inglourious Basterds zeigt über zwei Stunden wie sich ein spannender Plot immer bedrohlicher und verzwickter zuspitzt um zum Finale hin mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte auf elegante Weise hart ins Gericht zu gehen.

Vermutlich hat es Quentin Tarantino selbst gemerkt, wollt es jedoch nicht aussprechen und überließ dies der Figur Aldo Raine im Schlusssatz:

"I think this just might be my masterpiece."

Inglourious Basterds Bewertung
Bewertung des Films
1010

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16 Kommentare
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TiiN : : Goldkerlchen 2019
24.08.2019 00:52 Uhr
4
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.041 | Reviews: 173 | Hüte: 607

Ich habe schonmal vor vielen Jahren eine "Kritik" zu diesem Film geschrieben, aber die war zum einen sehr kurz und zum anderen durch die alte Formatierung nicht mehr sonderlich lesefreundlich.

Im Zuge von Once Upon A Time in Hollywood habe ich mir kürzlich Inglourious Basterds erneut angesehen. Wie ich im Text schon geschrieben habe, finde ich den Film auf so unterschiedlichen Ebenen überragend und für mich ist das der beste Film von Quentin Tarantino.
Natürlich ist es kein Kultstreifen wie Pulp Fiction, aber hier kommt so viel hervorragendes zusammen, was nicht alleine an Christoph Waltz liegt. Tarantino zeigt hier meiner Meinung nach seine beste Regieleistung (nicht umsonst wurde er in dieser Kategorie nur für Pulp und die Basterds nominiert) und hat einen so internationalen Film gedreht.

Für mich ein Meilenstein des Satirefilms.


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