Bewertung: 4 / 5
Die Kameraführung ist immer wieder sehr schön und es entstehen nicht nur etliche coole Suspense-Momente, sondern auch einige wirklich fiese Perspektiven, die den Zuschauer mit dem Gedanken an das „Hinter der Kamera“ böse alleine lassen. All das vermischt sich zu einem sehr homogenen Ganzen, was eine düstere und wahrhaft gruselige Grundstimmung schafft.
Insbesondere das erste Drittel des Films mit dem Einzug, dem Unfall und der Einführung der Figuren erinnert doch stark an den ersten Paranormal Activity und einige Kameraperspektiven scheinen fast schon direkt daraus entlehnt. Dazu kommen gelegentlich die sich bewegenden Dinge wie zufallende Türen oder ähnliches, die die Parallelen doch recht unverkennbar machen. Trotzdem kann man dem Film hier ein besser gut geklaut als schlecht selbst ausgedacht natürlich zugute halten. Und auch so bietet sich hier bei weitem genug Eigenständigkeit in der Inszenierung, vor allem in der zweiten Hälfte, um einen diese Exposition vergessen zu machen.
Als wirkliche Schwäche wäre ohnehin vor allem das zunächst teilweise leicht schleppende Tempo des Filmes anzumahnen. Auch wenn die zweite Hälfte locker und flott inszeniert ist, braucht der Film doch etwas, um Fahrt aufzunehmen. Danach überschlagen sich dann allerdings die guten Ideen und Einfälle und eine wohlige Gänsehaut stellt sich fast auf Dauerlauf ein. Hier macht der Film dann eigentlich alles absolut richtig. Zumal man auch nicht vergessen darf, dass es sicherlich nicht selbstverständlich ist, dass sich der Regisseur eines Horrorfilms Zeit nimmt, seinen Figuren Profil zu verschaffen und ihnen Zeit zu geben, sich zu entfalten. Und es ist ja auch nicht so, als wäre die erste Hälfte des Films langweilig, passieren tut immer irgendwas. Vielleicht ist man als Horrorfan heutzutage auch einfach zu gewöhnt an das mittlerweile klassische Horrorschema und weiß solche Passagen nicht mehr zu würdigen. Mir ganz persönlich ging es auf jeden Fall teilweise zu langsam, das muss aber nicht unbedingt jedem so gehen.
Ganz große Klasse und klar hervorzuheben ist natürlich das Timing der Schreckmomente. Hier sitzt praktisch jeder Schreck, jeder Schock setzt gut ein und es gibt auch immer wieder Momente, wenn einfach nur eine Gestalt vor dem Fenster steht, in denen man einfach nur Gänsehaut hat, auch wenn eigentlich gar nichts passiert ist. Ein Unbehagen der Dunkelheit und dem Blick hinaus in die Nacht gegenüber hat man nach diesem Film in jedem Fall. Und das ist mehr, als die meisten selbsternannten Horror-Schocker der letzten Jahre von sich behaupten können.
Fazit:
Wan ist mit Insidious kein Meisterwerk gelungen, trotzdem vermag der Film absolut zu unterhalten und ist wirklich ein guter Gruselfilm geworden. Die Schockeffekte sitzen, die Gänsehaut ist präsent und die Figuren sind endlich mal wieder nicht nur Abziehbilder schlechter Kopien von Klischees, sondern atmende, lebende und vor allem glaubwürdige Menschen, die selbst Ängste und Sorgen ausleben.
Dazu kommen die handwerklich überaus gekonnte Inszenierung und der stringente Stil in der Gestaltung des Films. Das alles führt mich zu einer Wertung von
4/5 Hüten, bzw. 8/10 Punkten
für einen sehr guten Gruselfilm mit einigen Längen und einer sicherlich eher übernatürlich angehauchten Geschichte, der für mich zum Stärksten zählt, was das Genre in den letzten Jahren hervorgebracht hat. An die tollen Drag me to Hell oder Zimmer 1408 kommt er nicht ganz heran, trotzdem kann man klar eine Empfehlung für Insidious aussprechen, der eine willkommene Abwechslung im klischeeüberladenen Horrorgenre darstellt.