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Interstellar

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Viel für den Kopf, wenig für´s Herz - Interstellar

Interstellar Kritik

Interstellar Kritik
16 Kommentare - 13.11.2014 von ZSSnake
In dieser Userkritik verrät euch ZSSnake, wie gut "Interstellar" ist.
Interstellar

Bewertung: 4 / 5

Jesus, das muss jetzt bestimmt fast ein Jahr oder so her sein, dass ich zuletzt eine Kritik verfasst habe. Warum kommt dann nun wieder eine? Weil [b]Interstellar[/b] raus ist, Nolan nach dem, im direkten Vergleich zu seinem bisherigen Schaffenswerk, eher mauen The Dark Knight Rises einiges gutzumachen hatte und nicht zuletzt weil ich mich auf diesen Film sehr gefreut habe. Um diese Frage vorab aus dem Weg zu räumen: Ja, mir gefiel der Film – und zugleich nein, ich halte ihn nicht für einen von Nolans besten Filmen, obwohl ich ihn trotzdem wieder für wesentlich besser halte als TDKR (wer da genauer interessiert ist, sollte meine [url=http://www.moviejones.de/filme/1114/kritik/kritik-the-dark-knight-rises_2252.html]Review[/url] zu besagtem Film konsultieren). Aber genug Vorgeplänkel, gehen wir ans Eingemachte. Dabei werde ich versuchen möglichst Spoilerfrei vorzugehen und niemandem der den Film nicht kennt das Erlebnis vorwegzunehmen. [u][b]Inhalt:[/b][/u] Die Erde stirbt, Ernten bleiben aus und der ehemalige Ingenieur und NASA-Pilot Cooper arbeitet als Farmer um das Überleben seiner Familie zu sichern. Als er durch einige mysteriöse Vorfälle auf die Koordinaten zum Hauptquartier der signifikant geschrumpften NASA, die nun im Untergrund arbeitet, stößt wird er Teil eines Plans der über die Grenzen unserer Galaxie hinaus die Rettung für die Menschheit bringen soll. [u][b]Kritik:[/b][/u] Zu Beginn sei gesagt, dass Interstellar sich sehr viel Zeit für sein Setup nimmt. Genau genommen passiert zunächst einmal etwa 45 Minuten lang nicht wirklich etwas. Die Figuren werden etabliert, Cooper, seine Tochter Murphy, sein Vater Donald und sein Sohn Tom spielen die zentralen Rollen im ersten Drittel des Films. Später kommen noch die Mitarbeiter der NASA, sowie die Crew der „Endurance“, eines Raumschiffs das viele bereits aus den Trailern kennen dürften, hinzu. Insgesamt gibt es also wie von Nolan gewohnt ein versiertes, relativ großes Ensemble an Darstellern die den Film tragen dürfen. Hier wird der Fokus besonders auf zwei Figuren, deren Erlebnisse oftmals parallel beleuchtet werden, gelegt: Cooper und seine Tochter Murphy. Ohne zu viel verraten zu wollen gibt es einige Plotpunkte im Zusammenhang mit Gravitation schwarzer Löcher und der dadurch entstehenden Verzerrung der Raum-Zeit wodurch McConaugheys Figur Cooper letztlich kaum altert während wir seine Tochter (dargestellt als Jugendliche von Mackenzie Foy, als Erwachsene von Jessica Chastain) in verschiedenen Phasen ihres Lebens sehen. Die Darsteller machen ihre Sache überaus gut, grade McConaughey und seine Film-Tochter tragen den teilweise sehr verkopften und philosophischen Plot mit großartigen Leistungen, wobei hier im Falle von Foy und Chastain keiner der beiden Darstellerinnen der Vorzug zu geben wäre, da beide ihre Rolle großartig ausführen. Auch die anderen Darsteller, wobei wir hier sehr viele bekannte Gesichter haben (Anne Hathaway, Matt Damon, Nolan-Routinier Michael Caine oder Casey Affleck) die allesamt ihre Rollen ebenfalls überzeugend mit Leben füllen, tragen ihren Teil zur Story bei und liefern sehr gute bis großartige Leistungen ab. Abgerundet wird der Cast durch zwei Roboter mit künstlicher Intelligenz die sich erstaunlich gut in die Crew einfügen und insbesondere Bill Irwin als TARS macht sogar verdamt viel Spaß für einen großen Metallklotz. Musikalisch braucht sich der Film auch nicht zu verstecken, ich würde sogar so weit gehen diesen Score, erneut Meisterhaft der Feder Hans Zimmers entsprungen, als einen der intensivsten und besten in dessen Karriere zu sehen. Düster, dramatisch, perfekt zu dieser teilweise phänomenalen Weltraum-Oper passend macht der Score seinen Job perfekt und unterstützt die Bilder des Films exzellent. Diese sind ohnehin eines der absoluten Highlights in Interstellar. Die Komposition der atemberaubenden Bilder in diesem Film ist schlicht das Beste was ich seit Jahren im Kino gesehen habe (Gravity mal außen vor gelassen, den habe ich leider erst Zuhause erlebt). Nolan schafft es das Gefühl von Unendlichkeit im Weltraum sogar auf die Bilder auf der Erde zu übertragen und schafft zugleich ein Unbehagen angesichts der Verlorenheit der Figuren, das einen wirklich in den Film hineinsaugt. Überhaupt zeigt Nolan ein unvergleichliches Gespür für die Verknüpfung von Effekten, realen Sets, Miniaturen oder anderen Filmtricks das den Film so real wirken lässt, dass man zwischenzeitlich nicht weiß ob man sich überhaupt noch im Film befindet. Dieser Realismus angesichts der unglaublichen Welten die im Film teilweise präsentiert werden ist es was den Film visuell zu einem Must-See im Kino macht, da die große Leinwand einfach etwas bringt, dass das Heimkino kaum liefern oder reproduzieren können wird. Als „Erlebnis“ ist Interstellar nämlich nach Gravity eines der intensivsten der letzten Jahre. Allerdings hat der Film durchaus auch seine Schattenseiten. Denn so gut Bilder, Komposition und Darsteller auch ineinander greifen und den Film tragen so zerfahren ist die Story teilweise. Die ganze Geschichte um die Rettung der Menschheit ist als Aufhänger sicherlich faszinierend und wird auch mit sehr viel (pseudo-)wissenschaftlichem „Technobabble“ unterstützt, sodass, wenn man sich denn auf die Idee interstellarer Reisen wie im Film präsentiert erstmal einlässt, man durchaus daran glauben kann und möchte was im Film passiert. Andererseits gibt es teilweise massive Logiklöcher im Geflecht des Films die mitunter mit drehbuchschreiberischen Taschenspielertricks gelöst oder geflickt werden, was leidlich funktioniert. Und obgleich die Story im ersten Drittel des Films durchaus funktioniert hat sie doch unübersehbare Längen und man wäre gut bedient gewesen schneller in die Gänge zu kommen. Auch wenn Nolan sich erneut daran versucht große Gefühle aufkommen zu lassen und mit seiner Vater-Tochter-Geschichte die Verbindung zum Zuschauer sucht – wirklich mitfühlen tut man mit dieser Beziehung nicht. Zu viel passiert drumherum, zu selten besinnt sich Nolan auf die Charaktere die letztlich trotz guter Leistungen mehr Mitfahrer auf Nolans Tour durch die weiten des Weltraums sind und bis ins letzte Drittel des Films auch kaum einen Einfluss auf die Geschehnisse nehmen. Insbesondere Anne Hathaway wirkt über weite Strecken eher deplaziert und verschenkt und hat viel zu wenig Relevanz für die Handlung. Bis auf einige wenige „lichte Momente“, wenn die Verbindung zum Zuschauer funktioniert und der emotionale Funke überspringt, bleibt der Film wie Nolans bisherige Werke häufig auch auf emotionaler Ebene eher kalt. So wundervoll seine Visionen sind, es sind letztlich eher Konstrukte für den Kopf und phänomenale Bilder als die Geschichten von Menschen. Das Bild steht über der Emotion, dabei sind es doch insbesondere die Emotionen die grade Nolans wahre Meisterwerke wie Batman Begins, The Prestige oder Memento so interessant machten. Man entwickelte ein Mitgefühl für seine Figuren und war an ihnen interessiert, das ist hier leider nur teilweise der Fall und die Figuren stehen hinter den spektakulären Bildern zurück und bleiben Stichwortgeber, die erklären, aufdröseln und philosophieren. Zudem krankt der Film grade am Ende sehr stark daran, dass (ob nun Nolan hier entschieden hat oder das Studio nach Test-screenings, wer weiß) das Ende angepfropft wird und irgendwie nicht zum Rest des Films passen will. Interstellar spielt sicherlich durchgehend mit gedanklichen Konstrukten, Theorien und Ideen und baut darauf, dass wir als Zuschauer uns mitnehmen lassen und das Gesehene und Präsentierte so erstmal akzeptieren und glauben. Aber was Nolan sich bei seinem Ende gedacht haben mag, weiß wohl nur er. Sicherlich, die Rückverknüpfung an andere Stellen des Films funktioniert teilweise, aber unterm Strich entlässt einen das Ende zu sehr mit einem „gewollten Happy End“-Gefühl, dass dem Film in seiner düsteren Grundstimmung einfach nicht den nötigen Tribut zollt. Es fühlt sich an (und hier zitiere ich einen meiner liebsten Youtube-Reviewer eher frei) als hätte Nolan das Inception-Ende genommen und hier wiederverwendet – nur dass dieses Ende für den Character-Arc von Cobb in Inception funktionerte und im Rahmen der Handlung Sinn machte, bei Interstellar jedoch nicht. Ohne zu Spoilern ist es schwer auf dieses Ende einzugehen, aber letztlich kann man wohl sagen hätte Nolan die letzten 10-15 Minuten weggelassen und das „Problem“ so gelöst wie er es zuvor sogar angelegt hat, ja sogar von den Figuren erklären ließ und nicht den verworrensten Weg zum Happy End gesucht das auch wirklich alle Zuschauer glücklich macht und letztlich gemessen am Film nur enttäuscht, wäre Interstellar wohl zu einem sehr viel runderen Erlebnis geworden. [u][b]Fazit:[/b][/u] Unterm Strich ist Interstellar ein visuell wahnsinnig beeindruckender Film geworden, der vom perfekten Score Zimmers und den großartigen Darstellerleistungen lebt, aber an zwei sehr wichtigen Punkten krankt: den Emotionen und dem Ende. Der Film braucht im ersten Drittel sehr lang um in seinen Rhythmus zu finden (den er glücklicherweise dann bis kurz vor Schluss nicht mehr verliert), die emotionale Verbindung zu den Figuren will nicht so recht funktionieren und am Ende verliert sich der Film in Ideen und Gedankenkonstrukten die nicht mehr nach filmischer Magie sondern eher nach Taschenspielertricks aussehen und über das schwache, gewollte Happy End hinwegtäuschen sollen. Als großes Erlebnis, grade im Kino, ist der Film trotzdem eine Wucht geworden und Nolan hat einmal mehr bewiesen, dass er große Blockbuster schaffen kann, die trotzdem was für den Kopf sind (wenn auch nicht wirklich für´s Herz). Wäre dem Film der Balanceakt zwischen der großen Idee und der Verknüpfung dieser im Kleinen mit den Figuren besser gelungen und das Ende nicht so unpassend – ich denke es wäre ein Meisterwerk draus geworden. So bleibt Interstellar nur ein weiterer sehr sehenswerter Film von Christopher Nolan, der zwar runder daherkommt als TDKR, aber noch weit entfernt von Rückkehr der Genialität früherer Werke wie [b]Memento[/b], [b]The Prestige[/b] oder[b] Batman Begins[/b] ist. Am Ende gebe ich wohlwollende [b][u]8/10 Punkte[/u][/b] bzw. [b][u]4/5 Hüte[/u][/b], weil der Film mich in den Parts die funktionierten nicht nur sehr gut unterhalten, sondern auch wirklich in seine Welt gezogen hat. Und weil eben Optik, Musik und Darsteller so gut funktionierten gebe ich die Tendenz dann doch eher in Richtung 8/10 als 7/10, denn ich habe selten so beeindruckendes im Kino gesehen (zumindest nicht seit Inception oder Gravity) und solche Filme brauchen wir einfach mehr – Filme die etwas wagen und sich trauen anders, philosophischer, intelligenter zu sein als die breite Masse. Deshalb dann doch die positivere Tendenz.

Interstellar Bewertung
Bewertung des Films
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TiiN : : Goldkerlchen 2019
13.11.2014 20:43 Uhr | Editiert am 13.11.2014 - 20:44 Uhr
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Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 8.994 | Reviews: 173 | Hüte: 605
Schöne sachliche Kritik. Gefällt mir gut, auch wenn ich Interstellar, wie die meisten inzwischen wissen, dann doch eine Ecke besser gesehen habe als du.

Dein Link zur Batman-Kritik ist übigens falsch. Das ist der richtige als Blanktext:
http://www.moviejones.de/filme/1114/kritik/kritik-the-dark-knight-rises_2252.html


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