Bewertung: 4 / 5
Jurassic World 2 - Das gefallene Königreich setzt konsequent die 2015 in Jurassic World begonnene Geschichte fort, zehrt dieses Mal aber nicht von der Nostalgie, sondern versucht, neue und eigene Wege zu beschreiten. Nicht immer gelingt dies einwandfrei, aber dennoch ist die von Juan Antonio Bayona inszenierte Dinohatz kurzweilig und voller spannender Momente. Zwar werden hier deutlich mehr ethische Fragen als noch in den Vorgängern aufgeworfen, dennoch bleibt sich die Reihe auch mit diesem nun fünften Teil treu und liefert spannende Unterhaltung vom ersten bis zum letzten Dinobissen.
Jurassic World 2 - Das gefallene Königreich Kritik
Drei Jahre nachdem die Eröffnung des Dinoparks auf Isla Nublar öffentlichkeitswirksam scheiterte, bedroht ein Vulkanausbruch die alleingelassene Exotenwelt. Während Politiker diskutieren, ob es notwendig und ethisch ist, eine ausgestorbene Spezies zu retten, machen Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) und Owen Grady (Chris Pratt) Nägel mit Köpfen, um wenigstens ein paar Saurier von der Insel zu retten und in ein Sanktuarium zu bringen. Doch die Zeit arbeitet gegen sie...
Trailer zu Jurassic World 2 - Das gefallene Königreich
Es beginnt unter Wasser, beklemmend und großartig. Der Auftakt von Jurassic World 2 - Das gefallene Königreich ist eines Juan Antonio Bayonas würdig und es werden noch viele Szenen folgen, die die Handschrift des Horrorregisseurs tragen und einmal sogar an Sieben Minuten nach Mitternacht erinnern. Natürlich ist es wie bei anderen Produktionen, wenn ein talentierter Regisseur aus dem Low Budget-Bereich für eine Großproduktion gewonnen wird, dass am Ende nicht der typische Film jenes Regisseurs am Ende herauskommt. So muss man auch hier auf ein paar Qualitäten verzichten, die Bayona sonst auszeichnen, aber dennoch bringt er frischen Wind in eine inzwischen sehr langlebige Filmreihe und bereichert diese an vielen Stellen.
Den Hauptteil der Arbeit leisten auch in der Fortsetzung wieder Chris Pratt und Bryce Dallas Howard. Pratt bestätigt einmal mehr, wie erstaunlich er ist und es auf charmante Art und Weise schafft, seinen Rollen Kontur zu geben. Es fällt schwer, ihn und seine Rolle als Owen nicht zu mögen und seine Präsenz ist umso erstaunlicher, bedenkt man, wie unscheinbar Pummelschlumpf Pratt vor einigen Jahren noch war. Dallas Howard ist als Claire an seiner Seite leider noch immer etwas blass, aber immerhin stimmt die Chemie zwischen den beiden Protagonisten weiterhin. Nur Claires Wandlung weg von der knallharten Geschäftsfrau, die in Dinosauriern nur Produkte sieht, hin zu einer Ökokriegerin für die Rechte der vergessenen Urzeitbewohner ist dann doch nicht ganz plausibel.
Überhaupt zählen die Plausibilitäten zu den Schwachstellen des Films. So bietet Jurassic World 2 - Das gefallene Königreich durchgängig kurzweilige Unterhaltung mit üppigen Schauwerten, während man sich bei der Dramaturgie am Originalfilm orientiert. Statt immer größer, höher und weiter versucht man gegen Ende, vor allem die Spannung im Kleinen zu steigern. Doch gibt es immer wieder Ungereimtheiten, die die Stimmung vermiesen können, denkt man zu viel über das Gezeigte nach. Kopfkratzmomente sind garantiert, wenn man als Zuschauer beginnt sich zu fragen, warum der neue Park nach nur drei Jahren aussieht, als hätte eine Bombe eingeschlagen, die Einfuhr exotischer Lebewesen so leicht gelingt, wo normalerweise kaum ein verschweißtes Steak in viele Länder eingeführt werden kann - und nicht zuletzt stellt sich im Hinblick auf den ersten Teil die Frage, warum man einen derart teuren Themenpark überhaupt auf einer Insel mit aktivem Vulkan gebaut hat.
Zum Glück sind es Kleinigkeiten, die man notgedrungen auch wegwischen kann, denn sie stören den Filmgenuss nur marginal. Etwas offensichtlicher sind da schon die im ersten Drittel wiederkehrenden Elemente aus Jurassic Park - Die vergessene Welt, die sich 1:1 mit Jurassic World 2 - Das gefallene Königreich gleichen. Glücklicherweise reitet man nicht allzu lang darauf herum und Bayona schafft es schnell, dem Film seinen eigenen Spin zu geben. Auch wenn vieles kopiert ist und so manche Szene eine klare Hommage an frühere Filme darstellt, so fühlt sich Jurassic World 2 nie wie ein Film an, der seine Kraft aus der Macht der Nostalgie zieht. Gerade Jurassic World lebte nur von der Nostalgie und kopierte frech audiovisuell, die Fortsetzung ist hier deutlich eigenständiger, sowohl in der Bildsprache als auch in der Musikuntermalung. Diese Eigenständigkeit liegt auch daran, dass zwar nur oberflächlich, aber dennoch von Beginn an viele ethische Fragen aufgeworfen werden, deren Implikationen die Zukunft der Reihe maßgeblich prägen dürften und gerade dieser Übergang von dem, was war, zu dem, was kommt, wird im Film mit einer der bewegendsten Szenen der Reihe markiert.
Lobenswert ist ebenfalls, dass sich Universal für eine untypische Veröffentlichungspolitik entschieden hat. Vergessen wir mal, dass der Trailer viel zu viel verrät, ist die lange Pause zwischen den Teilen hingegen eine gute Entscheidung. Anstelle wie viele andere Filmstudios Filme im Ein- oder Zweijahrestakt zu veröffentlichen, ist der Zeitabstand zwischen den Jurassic World-Filmen mit drei Jahren für heutige Maßstäbe sehr lang. Dies tut der Wahrnehmung aber ungemein gut, denn ein Wiedersehen mit den Protagonisten und Dinos wirkt dadurch wie ein Wiedersehen mit alten Freunden. Hier könnte sich Disney eine Scheibe abschneiden, gerade im Hinblick auf die nicht wegzudiskutierende Übersättigung des Publikums mit Star Wars. Speziell mit Star Wars - Das Erwachen der Macht und Star Wars - Die letzten Jedi lassen sich bei Jurassic World analytisch viele Parallelen herstellen. Angefangen beim Faktor Nostalgie, den Umgang mit einem historischen Erbe und schlussendlich dem Beschreiten neuer Wege. Um Spoiler zu vermeiden, werden wir darauf nicht hier, in den kommenden Tagen aber an anderer Stelle eingehen. Disney kann sich von Jurassic World 2 - Das gefallene Königreich jedenfalls eine große Scheibe abschneiden.
Natürlich wäre es wünschenswert gewesen, dass nach dem großartigen Auftakt unter Wasser diese düstere Linie im Film fortgeführt worden wäre, aber dies wäre für die meisten Zuschauer dann wohl doch etwas zu viel geworden, die einfach eine gute Zeit im Kino verbringen wollen. Und genau diese gute Zeit verspricht Jurassic World 2 - Das gefallene Königreich. Die Fortsetzung schöpft zwar bei weitem nicht alles aus, wozu sie in der Lage wäre und so manche Stellschraube sitzt nicht richtig fest, aber hier wird dennoch vieles richtig gemacht und ein Film abgeliefert, der Lust auf Jurassic World 3 macht und mit jedem Mal anschauen bestimmt noch mehr ans Herz wächst.