Bewertung: 5 / 5
Ah, fuck…
Logan ist so gut geworden, dass man ihn getrost jemandem empfehlen kann, der für Comics überhaupt nichts über hat. Er ist der perfekte Abschied an einen Charakter, der über 17 Jahre außergewöhnlich gut von Hugh Jackman verkörpert wurde, auch wenn die X-Men Filme eine sehr variable Qualität hatten.
Trailer zu Logan - The Wolverine
Für einen Film über einen Comicbuch Superhelden ist herzlich wenig „Superheld“ auf der Leinwand. Bereits die erste Szene ist so unkonventionell und setzt den Ton so perfekt, dass es einen lächeln lässt: Wolverine ist ein betrunkenes Wrack, der sich in einer Welt, in der Mutanten das evolutionäre Wettrennen scheinbar verloren haben, als Chauffeur durchschlägt. Die ersten Minuten eines Filmes sind so wichtig, um Ton und Rahmen der Handlung zu setzen, und Logan macht schnell klar: dies ist ein ernster, brutaler Film speziell für Wolverine.
Ich bin tatsächlich ein bisschen geschockt, wie viel der Film anstrengungslos richtig macht. Die Schauspieler sind fantastisch, Hugh Jackman war immer eine hervorragende Wahl für diese Rolle aber in diesem Film glänzt er besonders. Patrick Steward, ich glaube ich habe den Mann nie schlecht schauspielern gesehen, trifft als moralischer Kompass jede Nuance. Aber besonders hervorheben möchte ich Dafne Keen, hier offenbart sich ein echtes Talent. Viele der dramatischen Momente werden allein von ihrem Gesichtsausdruck, mit perfekter Musikuntermalung, getragen.
Und damit bin ich beim vielleicht wichtigsten Teil, dem Drama. Dies ist der erste X-Men Film, in dem es für mich wirklich auch emotional um etwas geht. Der Film schafft es tatsächlich, eine echte Bedrohung für die Protagonisten aufzubauen, was ich bei den Teilen davor immer vermisst habe. Man spürt jeden Schlag, und Wolverines Wunden heilen nicht mehr. In diesem Zusammenhang finde ich auch die explizite Gewaltdarstellung vollkommen angemessen, sogar wichtig um den Film effektiv zu machen. Man kriegt ein Gefühl dafür, warum Logan so abgestumpft ist, wenn er sein Leben mit dieser Brutalität verbringen musste.
Die Handlung ist gradlinig, und sehr effektiv darin die Charakterentwicklung von Logan voranzutreiben. Die Wahl der Antagonisten ist interessant: Pierce und Dr. Rice zeigen einen bemerkenswerten Mangel am Empathie, wenn es um die Mutanten geht. Wie Roger Ebert einmal bemerkte: Manchmal braucht man für einen guten Film nur einen Nazi als Bösewicht. Und X24, in zwei Szenen vom Film mit fantastischer Effektivität eingesetzt, konfrontiert Logan sowohl mit seinen animalischen Instinkten als auch mit seiner Vergangenheit. Beim ersten Auftritt von X24 hat der Film das geschafft, was keine Comicverfilmung (außer The Dark Knight) bislang geschafft hat, ich war ehrlich verwirrt und überrascht, und ich meine das so positiv wie nur möglich.
Der Schnitt ist so ziemlich perfekt, wie ich es als Laie beobachten kann. Alles, was später ins Spiel kommt, wir genau in dem Maße vorher etabliert wie nötig. Die Actionszenen sind bemerkenswert präzise, sodass man nie den Faden verliert. Und der Film bombardiert einen nicht mit Effekten, sondern konzentriert sich ganz auf seine Charaktere. Die CGI Effekte die verwendet werden sind allerdings fehlerfrei.
Was soll ich sagen, 135 Minuten vergehen ohne eine einzige Länge, und die letzte Szene ist so simpel und so perfekt… Ich war emotional berührt.
Von einem Marvel Film…