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Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne

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Prädikat: besonders wertvoll

Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne Kritik

Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne Kritik
0 Kommentare - 18.10.2015 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Frankreich, in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Regelmäßig bittet Marguerite Dumont Besucher in ihr Landhaus, zu Tee, Häppchen und Gesangsdarbietungen. Den Starauftritt behält sie sich stets selbst vor. Und die Besucher sind begeistert. Vor allem jedoch von den anderen Sängern. Denn Marguerite Dumont kann keinen Ton gerade herausbringen. Aber niemand hat den Mut, ihr dies offen zu sagen. Ihr Mann will einfach nur seine Ruhe haben. Die Menschen, die sie unterstützt, nutzen sie lieber aus als ihre Freunde zu sein. Und ihr ergebener Diener Madelbos sieht es als seine Aufgabe an, seine Herrin vor jeglicher Kritik abzuschirmen. Und so verbrennt er negative Presseberichte, besticht Kritiker und unterstützt Madame in ihrem Selbstbetrug. Als Marguerite jedoch plant, ein Konzert vor richtigem Publikum zu geben, ist guter Rat teuer: Wie lange wird es dauern, bis sie dahinter kommt, dass sie all die Jahre an ein Talent glaubte, welches sie nicht besitzt?

Von brüllend komisch über berührend bis hin zu tief tragisch: Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne von Xavier Giannoli gelingt es, in zwei Stunden so viele Facetten der Tragikomödie anzuschlagen, wie es selten der Fall ist. Inspiration fand der Regisseur in der wahren Geschichte der "schlechtesten Sängerin der Welt", Florence Foster Jenkins, die in den 1930er und 1940er Jahren mit ihrer "Kunst" in Amerika für Furore sorgte. Doch Giannoli verlegt die Handlung in das Paris der 1920er Jahre und nutzt die Gelegenheit, auch auf gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen der Zeit einzugehen.

Trailer zu Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne

Die Jugend wendete sich ab von den Traditionalisten und der Bourgeoisie - Dadaismus und moderne Musik standen klassischen Künsten revolutionär gegenüber. Verkörpert wird diese Generation von den beiden Journalisten Lucien und Kyril und der jungen Musikerin Hazel, allesamt wunderbare Puzzlestücke in einem herrlich schimmernden Figurenpanoptikum.

Doch im Zentrum schimmert immer die tragische Heldin der Geschichte, Marguerite. Catherine Frot ist sensationell in ihrem Spiel. Ihr gelingt es mit präziser Darstellung die Naivität von Marguerite zu verkörpern, ohne sie je der Lächerlichkeit preiszugeben. Denn Marguerite ist warmherzig, mitfühlend und in ihrer Einsamkeit eine tieftraurige Figur. Sie sehnt sich nach der Liebe ihres kalten abweisenden Mannes, nach Freunden, die sie niemals hatte und nach Respekt, der ihr verwehrt bleibt. Denn jeder nutzt sie aus und liebt sie nie um ihrer selbst willen. Diese Tragik sieht man eingeschrieben in Marguerites Gesicht und die formidable Kamera von Glynn Speeckaert fängt sie gekonnt ein. Faszinierend sind zudem Ausstattung und Kostüm des Films, die den Zuschauer eintauchen lassen in die schillernde Welt der goldenen Zwanziger Jahre.

Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne ist eine kluge Reflektion über moderne Kunst, die Avantgarde und die Macht der Medien. Und dazu ein unterhaltsames und tief berührendes Porträt einer beeindruckenden Frau, die sich allem Spott zum Trotz eines niemals nehmen ließ: Die Leidenschaft und Liebe zur Musik.

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne Bewertung
Bewertung des Films
810

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