Bewertung: 4 / 5
Wir hatten das Glück, bereits vier Folgen von Moon Knight sehen zu dürfen, das bedeutet, bereits zwei Drittel der ersten Staffel! Denn diese umfasst nur sechs Episoden. Entsprechend haben wir schon einen tiefen Einblick erhalten. Und wollen euch hier so spoilerfrei wie möglich die neue Marvel/Disney+-Serie empfehlend ans Herz legen! Charakter-Psychothrill, Action, Marvel-Humor, Abenteuer - ein bunter Mix erwartet euch. Ob für jeden auch finster genug, das wird jeder selbst entscheiden müssen, Fantasy-Horrorelemente gibt es aber auf jeden Fall so einige!
Steven Grant (Oscar Isaac) arbeitet in einem archäologischen Museum in London und scheint ein ganz normaler Typ zu sein - wären da nicht seine seltsamen Blackouts bei Nacht. Doch an die hat er sich schon gewöhnt, auch bezüglich der Schutzmaßnahmen, um nicht scheinbar schlafwandelnd das Haus zu verlassen. Doch plötzlich wird auch der Tag keine sichere Zone mehr, der Arbeitstag im Museum wird zum Horrortrip - und das ist nur der Anfang von Ereignissen, die ihn mehr und mehr an seinem Verstand zweifeln lassen und ihn in düstere Abenteuer hineinziehen, die er sich so niemals hätte ausmalen können!
Trailer zu Moon Knight
Comickenner wissen natürlich, was es mit dem Charakter von Moon Knight auf sich hat und seiner Persönlichkeitsspaltung - für den unbedarften Zuschauer jedoch ist der Einstieg mit Steven Grant äußerst gelungen, um von ihm aus die abgedrehte Fantasy-Horrorwelt einzuführen, die für Grant ebenso neu ist wie für die werten Zuschauer:innen vor dem Stream-Bildschirm. Wer schon Legion cool fand, wird den charakterbasierten Einstieg mögen und wissen - da kommt noch mehr!
Entsprechend muss man sich auch etwas gedulden im Verlauf der Folgen von Moon Knight, bis die diversen Persönlichkeiten so richtig zum Zuge kommen. Ebenso lernt man auch Layla (May Calamawy) erst einmal als Stimme am Telefon kennen, bevor man erfährt, was es nun so genau wirklich auf sich hat mit ihr. Auch Ethan Hawke als Antagonist Arthur Harrow wird schön mysteriös nach und nach aufgebaut. Ab einem bestimmten Punkt des Wissens dürften Comickenner jedoch eine spezielle Vorlage erahnen, auf der die Story am meisten basiert.
Wie man es aber bei den vorherigen Disney+-Serien bereits erlebte, wurden auch für Moon Knight diverse Elemente der Vorlagen und der Charaktere geschickt zusammengemischt, sodass auch Kenner derselben nicht alles voraussehen können. Ob sich also so manche Fantheorie zu zum Beispiel Layla bestätigt oder auch nicht - erlebt es selbst! Oder auch zu Hawkes Charakter.
Richtig cool ist die Inszenierung mit Spiegelungen und Selbstgesprächen bezüglich der Persönlichkeitsspaltung, hier kommen auch erste Psychohorror-Szenarien zum Zuge, die Isaac sehr authentisch schafft, rüberzubringen. Doch diese Ebene steigert sich natürlich auch noch im Verlauf, auch die Einführung Konshus und sein weiterer Aufbau ist als Klimax gestaltet. Hoffentlich ist die deutsche Synchronstimme genauso toll, wir haben die Folgen im OV mit dem gelungenen Voice-Cast von F. Murray Abraham gesehen. Übrigens, es gibt keine Folge unter 40 Minuten, eher gehen sie Richtung 50 Minuten oder gar mehr.
Einige Highlightszenen von Moon Knight hat man bereits in den Trailern erlebt, diese verteilen sich auf diverse Folgen. Erwartet also nicht, dass Isaac ständig im Kostüm zu sehen ist, zumal auch hier ja gleich zwei einzuführen sind. Schön ist insgesamt die immer mehr Ausweitung der Welt, in die Grant so scheinbar ahnungslos hineinstolpert, und so nehmen auch die Fantasy- und Horrorelemente von Folge zu Folge immer mehr zu. Entsprechend sind auch die diversen Locations natürlich nicht alle gleich in der Premiere zu sehen, die in den Trailern angeteast wurden, seid also nicht enttäuscht, wenn ihr auf das ägyptische Abenteuer ein bisschen warten müsst - doch das Warten lohnt sich! In diesem Part kommt auch Gaspard Ulliel in einer seiner letzten Rollen toll zum Zuge. Die erste Staffel war bereits abgedreht, bevor er in einem tragischen Skiunfall ums Leben kam.
Das Haupttrio ist der Burner in seinen Rollen, Isaac meistert in Moon Knight toll den Spagat zwischen verwirrtem scheinbarem Normalo und Action-Anti-Superheld. Das CGI ist top, wenn es um den Wandel zum Kostüm und die Action geht, und auch Konshu ist sehr comicnah gestaltet - eine Art Best-of seiner Darstellung in den Vorlagen. Durch den Hauptfokus auf zuerst einmal Grant kommt auch der Humor nicht zu kurz, der wohl dosiert Action, Drama, Thrill und Horror aufzulockern weiß.
Wer allerdings total auf düstere Szenarien steht, hätte sich wiederum vielleicht noch mehr Szenen dieser Art oder auch weniger Humor gewünscht - oder auch eine schnellere Entwicklung hin zu diesen alptraumhaften Abgründen. Doch man muss sich auch sagen, Moon Knight soll natürlich diverse Geschmäcker vereinend ansprechen, und es ist keine FSK18-Serie. Jedoch gibt es einige Szenen vor allem im späteren Verlauf, die eine coole Art von Horrorspannung erzeugen, bei der wir uns auch dachten, ob das nicht auch 12-Jährigen durchaus Alpträume bescheren könnte...
So oder so kommt man auf jeden Fall auf seine Kosten, wenn man ein bisschen Horror und Thrill verträgt und ansonsten offen für eine schräge und abenteuerliche Fantasywelt ist, die es schafft, Fight Club, Die Mumie und Indiana Jones-Abenteuer-Flair in einer Serie zu verbinden. Das Haupttrio hat auch eine tolle Chemie in der Interaktion, und niemals hätten wir gedacht, dass Hawke als Bösewicht so enorm gut funktioniert - ihn lernt man wirklich einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Gerade er und Isaac bekommen den meisten Tiefgang in ihren Figuren, was natürlich auch an ihrer größeren Screentime schon ab der Premiere liegt.
Layla wird zwar auch etwas vertieft, doch da erhoffen wir uns auch noch mehr in den noch offenen zwei Folgen von Moon Knight - und können insgesamt nur hoffen, dass die erste Staffel wirklich nur der Origin-Auftakt zu noch viel mehr ist! Danach kann einfach nicht schon Schluss sein! Dieses Gefühl dürften zumindest die meisten von euch nach vier Folgen mit uns teilen, wenn ihr offen dafür seid, mehr als die Marvel-typische Kino-Superheldenaction geboten zu bekommen. Und die Düster-Fans verzeihen, dass es letztlich immer noch eine Marvel-Serie und kein reiner bierernster Horror-Psychothrill-Actioner ist. Unbedingt erwähnen müssen wir auch die Musik, welche zur Art der Serie und zum Charakter-Thema hervorragend passt, wie auch die Gestaltung der Intros - mehr wollen wir dazu nicht verraten.
Vor allem Nicht-Kenner der Vorlagen werden auch feine WTF-Momente erleben, wer es noch kann, halte sich also möglichst fern von Infos aus den Comics! Ein Tipp für diese - achtet im Verlauf der Folgen mal auf die gezeigten jeweiligen Mondphasen. Comickenner wissen, warum, ;-)
Wiederschauwert 100%
>> Wir haben die vier Folgen dreimal hintereinander durchgesuchtet und freuen uns wie Bolle auf die offizielle Ausstrahlung, die dann unbegrenzte Wiederholung ermöglicht!^^ Potenzial, zur besten der bisherigen Marvel/Disney+-Serien zu avancieren, ist deutlich vorhanden!