Bewertung: 3 / 5
Ich war nach den ersten Inhaltsangaben und Trailern ein grosser Kritiker des fünften Teils und ging deshalb mit wenig Erwartungen in den Film. Schön, dass man dann positiv überrascht wird, es hätte deutlich schlimmer sein können. Allerdings ist die Reihe nun endgültig ins Mittelmass gerutscht und schafft es irgendwie nicht, so zu begeistern wie noch bei den ersten Filmen.
Handlung
Der junge Henry Turner träumt seit er ein Kind ist davon seinen Vater vom Fluch der Flying Dutchman zu befreien. Die hübsche Catherina, als Hexe verurteilt, versucht das Erbe ihres Vaters zu entschlüsseln. Auf der Suche nach dem mächtigen Dreizack des Poseidon, welcher jeden Fluch brechen kann, tun sich die beiden mit dem legendären, jedoch inzwischen abgehalfterten Jack Sparrow zusammen. Denn auch dieser würde gerne einen Fluch brechen: der Geister-Kapitän Szalazar will nämlich Rache und den Tod Sparrows.
Trailer zu Pirates of the Caribbean 5 - Salazars Rache
Kritik:
Zwar macht man im Gegensatz zu Teil 4 vieles richtig (Schurke mit Profil und Story, Seeschlachten, glaubhafte Nebendarsteller) und trotzdem kommt der Charme nicht mehr so rüber. Das Problem ist dabei Jack Sparrow selbst. Zwar war er immer schon ein Trunkenbold, Pechvogel und Tollpatsch - doch auch gewieft und spitzbubig. Gewisse Handlungen konnte er zu seinem Vorteil beeinflussen, er hatte immer einen Plan hinter seinen Taten. In Teil 5 verkommt Sparrow jedoch nur zu einem Gaglieferanten, die Geschichte würde auch ohne ihn funktionieren. Er ist nun vollkommen dauernd betrunken, das Schlitzohr ist nicht mehr auf der Leinwand zu finden - dies wirkt mit der Zeit ermüdend. Dass in der deutschen Fassung die neue Synchronstimme noch immer nicht so recht zündet erschwert den gesamten Charakter zudem. Das Problem liegt aber auch allgemein am Plot, welcher mit manchen Ungereimtheiten und Logikfehlern auskommen muss.
Die Sache mit Szalazars Fluch und der engen Verbundenheit zu Jacks Kompass wird nicht mal im Ansatz erklärt. Nein, noch schlimmer ist, dass Barbossa (in einer viel zu schnell abgearbeiteten Beziehungshandlung) eigentlich selbst den Dreizack hätte finden müssen. Er kannte die Sterne, hatte den Rubin und schrieb alles auf - wieso er nicht schon vor all den Ereignissen Herrscher über das Meer wurde? Wissen wohl nur die Autoren. Auch sein Ableben verkommt recht emotional: Schliesslich kehrte er ja auch schon in Teil 2 einfach so von den Toten zurück. Dies zeigt, dass die Reihe es noch nie ernst meinte mit der Logik, es stört aber umso mehr, wenn die Macher sich überhaupt keine Mühe mehr geben.
Nur weil die Gegner in den bisherigen Filmen ihre Fähigkeiten je nach Situation verändern konnten, muss man dies nicht immer wiederholen. Lieblos auch wie so manch grosses Rätsel einfach im Vorbeigehen gelöst wird oder wie so manche Situation einfach nur versucht krampfhaft witzig zu sein.
Auch die Post-Credit-Szene muss kritisiert werden: früher (noch vor Marvel) ein netter Zusatz kopiert man nun das MCU und teasert Teil 6 an - dies in Zeiten wo die Pearl unsicherer denn je auf den Weltmeeren segelt.
Positiv anzumerken ist die Rückkehr zu sympatischen Charakteren in Form von Catherina und Henry. Besonders Catharina bringt eine neue Ebene in die Geschichte hinein: während jeder Seemansgarn die Piraten nicht mal im Ansatz erstaunte, hinterfragt sie als Frau der Wissenschaft die Geschichten über Kraken, Meerjungfrauen und Geister. Henry selbst hat wohl den stärksten Grund den Dreizack zu suchen und dies wird auch glaubhaft dargestellt. Leider verkommt sein Vater nur in einer minimalen Nebenrolle. Ein finales Treffen zwischen den ehemaligen Freunden wird dann ebenfalls einfach weggelassen...
Der Schurke hat deutlich mehr Profil und eine grössere Daseinsberechtigung als z.B Black Beard. Doch selbst hier wird ihm die Show gestohlen von Barbossa, welcher einfach mittlerweile wie Sparrow zum absoluten Fixpunkt der Reihe gereift ist.
Fazit:
Seeschlachten, sympathische neue Darsteller, typische Piraten-Action und die Musik machen PotC 5 immer noch zu einem guten Film. Scheinbar reicht dies den Machern aber bereits - wenn nach 6 Jahren Arbeit nicht mehr dabei rauskommt, dann ist Jack tatsächlich im Mittelmass angekommen.