Bewertung: 1 / 5
Ja, wir haben uns tatsächlich die komplette Resident Evil-Serie von Netflix angetan. In der Hoffnung, es passiert noch mehr als Zickenterror in New Raccoon City im Jahr 2022, kurz vor dem (erneuten) T-Virus-Ausbruch. Okay, es gibt auch noch die Timeline von 2036, in der man im Nullkommanix von London über Dover nach Calais kommt, WLAN wie auch immer nicht nur an Umbrella-Standorten funktioniert, und man sich genauso dämlich verhält wie noch im Jahr 2022. Während die Premiere durchaus dennoch noch hoffen lässt, wird es leider im Verlauf nur immer noch schlimmer - und spätestens ab Episode 4 kippt alles komplett in eher eine Parodie von RE-Elementen. Hier, warum ihr euch das Ganze besser nicht nüchtern reinziehen solltet, um doch vielleicht ein bisschen Spaß zu haben.
Resident Evil - Review
Resident Evil spielt auf den genannten zwei Zeitebenen, zum einen zu der Zeit der gerade aus dem Boden gestampften Planstadt, zum anderen 14 Jahre in der Zukunft. Erstere Erzählebene nimmt dabei die zwei Teenager-Schwestern Jade und Billie in den Blick, die nach New Raccoon City ziehen, und schon bald merken, dass mehr hinter der Stadt steckt, und ihr Vater diesbezüglich dunkle Geheimnisse verbirgt, welche die Welt vernichten könnten.
Trailer zu Resident Evil
Die zweite Erzählebene stellt eine der Schwestern, Jade, als Erwachsene in den Fokus, die in einer Welt 14 Jahre nach der Virenapokalypse ums Überleben kämpft, in welcher der T-Virus bereits Mensch und Tier infiziert hat: Es gibt nur noch 15 Mio. Menschen und sechs Milliarden Monster. Während Jade versucht, wissenschaftliche Erkenntnisse über die Zeros und das Virus zu gewinnen, holt sie die Vergangenheit ein, mit Geheimnissen in Bezug auf ihre Schwester, ihren Vater - und auch sie selbst.
Obwohl die offizielle Story von Resident Evil noch durchaus nicht uninteressant klingt, wurde das "basiert lose" auf dem beliebten Capcom-Franchise sehr ernst genommen: Es gibt die böse Umbrella Corp., es gibt Wesker und seinen Nachwuchs, es gibt Zeros, Lickers und einige weitere bekannte Viecher und Locations aus den Games und Filmen. Gerade die Premiere lässt einen Mix aus Resident Evil Teil 1 - 3 der Filmreihe erahnen. Schon bald wird klar - und im Verlauf erst recht -, dass man sich wild an allen Elementen bedient und eine zum Teil äußerst langweilige und auch langatmige, und zum Teil dann wieder völlig übertriebene, eher parodiehafte Story und Charaktere aus den Ärmeln geschüttelt hat.
Die Wesker-Schwestern Jade und Billie sind leider sehr unsympathische Charaktere aufgrund sehr dumm wirkendem Teenie-Verhalten und Geschwister-Gezicke mit hohlen Dialogen, die man ihnen gibt, die Fremdscham-Gefühle am laufenden Band auslösen. Die eine ist der nervig weinerliche Freak, die natürlich überall aneckt und gemobbt wird im neuen Zuhause New Raccoon City, und um die Aufmerksamkeit ihrer Schwester buhlt, die andere die cool und rebellisch angedachte Sis, aber eher nervige Lieblingstochter, der man die Wesker-Gene schnell anmerkt - sie benutzt alle und jeden.
Über das, was man aus Albert Wesker im Verlauf macht, decken wir lieber den Mantel des Spoiler-Schweigens, wer nur drei Folgen durchhält, wird so manche Frage nicht mehr beantwortet bekommen - wie die, wie es sein kann, dass Wesker 2022 so eine große Rolle spielt, obwohl ständig der "Vorfall" von 1998 erwähnt wird. Die Erklärung folgt später, ist aber so hirnrissig überzogen, dass wir das lieber nie gesehen hätten. Wie leider auch so vieles andere.
Denn hirnrissig überzogen, das ist das Hauptproblem der Serie. Die Bösewichte sind in Resident Evil allesamt dermaßen überzeichnete Witzfiguren, dass man sich fragt, ob hier ursprünglich eine Parodie gepitcht wurde, Netflix dann aber vielleicht gesagt hat, "nee, nee, wir hätten es schon gern ernst." Und man spätestens ab Folge 4 aber nichts mehr angepasst und nicht mehr drüber geguckt hat - anders kann man sich kaum erklären, wie dieser Parodie-Wandel durchgewunken werden konnte.
Episode 1 bis 3 von Resident Evil wiederum haben das Problem, dass sich die Verwandlung eines T-Virus-Opfers ewig hinzieht, wohl damit man die Zwischenblenden in die Gegenwart von 2036 immer mal wieder reinpacken kann, und so wenigstens ein bisschen Action und bekannte Viecher aus den Games auch in Episode 2 und 3 geliefert bekommt, was jedoch dazu führt, dass trotz deutlicher Anzeichen erst in Episode 3 das Opfer den denkwürdigen Satz spricht: "Etwas stimmt mit mir nicht". Das wird jedoch geflissentlich vom Gegenüber mit einem "Nein, alles wird gut" abgetan - und genau das wird sich nach bereits da schon 3 Folgen nun fast die komplette acht-episodige Serie hindurch x-Mal wiederholen, sodass die werte Kritikerin irgendwann echt dachte: "Sag noch einmal, ich glaub´, mit mir stimmt was nicht, und ich werfe die Kaffeetasse in den TV!" Was aber das Gegenüber nicht davon abhält, ebenfalls zum x-sten Mal zu wiederholen, es werde alles gut. Der Glaube versetzt schließlich Berge, oder?
Wer dann immer noch weiterschaut, kann sich eigentlich nur noch achselzuckend auf eine Parodie einstellen, dann hat man vielleicht Spaß. Fast in jeder Episode von Resident Evil haben wir den Satz "Ist nicht euer Ernst!" laut ausgesprochen, unsicher, ob wir nun verzweifelt lachen oder weinen sollen - und nachdem man durch ist, möchte man das Autorenteam fragen: "Hey, was bitte stimmt mit euch nicht?!"
Bezeichnenderweise nennt sich Episode 4 von Resident Evil auch "Wandel", und ja, alles wandelt sich ab dann. Wer vorher blutigen Splatter, FSK 18-Gründe vermisste - ab Episode 4 geht es erst richtig los damit. Das Budget floss deutlich in die Premiere und das Finale, ansonsten wohl in ein paar Sekunden Viecher-Action hier und dort fürs CGI (aber sicher nicht viel in die Maske). Wer coole Zombies sehen will, guckt lieber The Walking Dead, zumal ein Storybogen auch ziemlich geklaut wirkt, aus Fear The Walking Dead (Stichwort: Guru und sein Kult), und der war dort schon ein Tiefpunkt. Ein Teil vom Budget ging wohl auch noch für ein paar seltsam gewählte Songs drauf. Während der Score zu Beginn noch grob okay geht, wird leider auch das im Verlauf immer absurder, entsprechend auch die Songauswahl.
Dass man in absurden Szenen Referenzen an Star Wars, Cruella & Co. reinmixt, macht es leider nicht besser, sondern eher schlimmer. Wenn schon, dann packt doch auch noch ein paar Zombie-Dalmatiner rein, die haben wir sehr vermisst. In der zweiten Hälfte wird ein Spielelement gar zur Doctor Who-Referenz im Mix mit The Last Ship und Titanic, Spielekenner ahnen nun, worauf wir hinaus wollen. Im Finale kommen dann auch noch Godzilla-Vibes auf, spätestens dann ist auch der letzte IQ-Punkt verbrannt, den man von Folge zu Folge einbüßt - und man wünscht sich danach nur noch ein Blitzdings.
Wer also den Zickenstart der ersten drei Folgen (die auch schon so manche Parodieszene in beiden Timelines bieten) irgendwie durchhält in der Hoffnung, dass aus all dem noch etwas Spannendes folgt in Resident Evil - versucht es nicht nüchtern oder lasst es lieber ganz und schaut euch die Filmreihe an, die dagegen ein Meisterwerk ist. Oder zockt die Games. Halo mag generisch und auch ein wild gerührter Topf sein, aber zumindest war es nicht plötzlich eine Parodie und wirkt im Vergleich ebenfalls schon wie ein Meisterwerk. Das sollte euch genug sagen, was von der Netfix-Serie zu erwarten ist. ;-)
Wiederschauwert: ganz schnell vergessen, nie wieder!
Nicht ganz ernst zu nehmende Spin-offs, die wir gern kommen sehen würden:
- YouTube-Hacks "Fit für die Folterbefragung für Normalos: Tipps & Tricks gegen den Schmerz Teil 1 - 10" - sowie "Teil 2: YouTube-Hacks für ein gutes Versteck - warum Tische und ein Brett auf 2 Böcken nicht dazu gehören"
- Chucky-Bär & Mega-Schnappi auf der Suche nach dem Antivirus
- Die verrückte Reise von Doc-Lady Wesker auf der Suche nach dem galaktischen Eisberg
- La Tollwut-Boom-Party Teil 2 (wen jucken schon eventuell mörderische hochansteckende Symptome, diesmal aber bitte auch die Luzzy abgehen lassen, die man sich dann zumindest erhofft!)
- Game of Resident Evil: Das Comeback der Zero-Queen
- Evelyn - Das Musical: Wer hat meine Zombie-Dalmatiner geklaut?
- Die verzweifelte Suche nach dem Blitzdings