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Stirb langsam 2

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Ill be damned if Im gonna clean up this mess.

Stirb langsam 2 Kritik

Stirb langsam 2 Kritik
16 Kommentare - 14.12.2018 von Silencio
In dieser Userkritik verrät euch Silencio, wie gut "Stirb langsam 2" ist.
Stirb langsam 2

Bewertung: 3.5 / 5

Eigentlich sollte es ja ein gemütliches Weihnachten werden: am Flughafen wartet John McClane, der mit den Kindern zu den Schwiegereltern vorgereist ist, auf seine Frau Holly. Zufällig kommt er dabei ein paar Ex-Militärs um den zwielichtigen Colonel Stuart auf die Schliche. Nach einem Feuergefecht versucht McClane das Flughafenpersonal zu warnen, doch Flughafenpolizist Captain Lorenzo hält ihn für nicht mehr als einen, dem die Publicity von der Nakatomi-Sache zu Kopf gestiegen ist. Als Stuart seinen Plan in die Tat umsetzt und den Flughafen unter seine Kontrolle bringt, muss McClane auf eigene Faust für Ordnung sorgen. Denn um den südamerikansichen Diktator General Esparanza zu befreien, hat Stuart kurzerhand alle sich noch in der Luft befindlichen Flugzeuge als Geiseln genommen – und damit auch Holly McClane!

Mit dem Erfolg von John McTiernans erstem Teil hatte eigentlich kaum jemand gerechnet. Kein etablierter Star, eine Abkehr von der vorherrschenden Übermenschen-Action und Rückbesinnung auf klassische Thrillertaktiken gepaart mit einer moderneren Sensibilität waren, das kann man sich heute kaum noch vorstellen, keine sichere Bank. Klar, heute ist „Die Hard in a [...]“ ein eigenes Untergenre, die Motive aus „Stirb Langsam“ sind etliche Male kopiert und variiert worden, aber damals? Jedenfalls musste nach dem Erfolg schnell ein Sequel her, denn wie lange man die Kuh melken konnte, konnte schließlich keiner vorhersagen. Man holte sich fix den finnischen Regisseur Renny Harlin, der einige Jahre zuvor mit „Nightmare on Elm Street 4“ Freddy Krugers Status als popkulturelle Ikone endgültig besiegelt hatte, ins Boot um die Geschichte um den flappsigen New Yorker Cop McClane weiterzuspinnen.

In vielen Belangen scheint „Stirb Langsam 2“ als Antwort auf den Vorgänger zu funktionieren. Das liegt zum Einen daran, dass man sich ausgiebig am Vorgänger orientiert, was Handlungsgerüst und Figurenkonstellation angeht. Natürlich dürfen liebgewonnene Charaktere hier noch mal das Gesicht in die Kamera halten, selbst wenn es für die Handlung kaum von Belang ist (Hi, Al Powell!). Am Auffälligsten ist dies, das wird jeder, der den Film gesehen hat, bestätigen können, bei Dick Thornburg (der auf hassenswerte Charaktere festgelegte William Atherton), der sich äußerst zufällig ebenfalls in Hollys Flugzeug befindet und im Grunde nur sein Spiel vom Nakatomi Plaza wiederholt. Das ist ganz nett, wenn man den Vorgänger vielleicht nicht mehr ganz parat hat, fühlt sich aber eigentlich nur nach lahmer Wiederholung an.

Andererseits hat das Drehbuch vom zurückgekehrten Steven E. De Souza und von Franchise-Neuling Doug Richardson einige Variationen zu bieten, die direkt auf McTiernans Film aufbauen. Denn im Gegensatz zum ersten Teil ist John hier wesentlich proaktiver. Der ganze Plot baut darauf auf, dass er diesmal auf den Plan der Bösewichte aufmerksam wird, bevor dieser überhaupt Zeit hat, sich zu entfalten - was eng mit dem thematischen Unterbau des Filmes zusammenhängt. McClane ist diesmal nicht der isolierte Cop, der sich irgendwo aufhält, wo er eigentlich gar nicht sein will, sondern der diesmal an Orten ist, an denen er sich nicht aufzuhalten hat. Das beginnt bereits in der ersten Einstellung, wenn man McClanes Wagen aus dem Halteverbot abgeschleppt wird und zieht sich durch den ganzen Film. Daran orientiert sich auch Harlins visuelle Strategie. Wo McTiernan McClane in seinen Bildern isoliert hat und ihn gerade am Anfang oft verloren und einsam von Kameramann Jan de Bont hat fotografieren lassen, setzen Harlin und Kameramann Oliver Wood auf häufige Nahaufnahmen von Hauptdarsteller Bruce Willis. So rückt McClane nicht nur den Autoritätsfiguren zu nahe, sondern ist auch beim Publikum ständig „in your face“.

Apropos Autoritätsfiguren: auch hier führt „Die Harder“ die Linie aus dem Vorgänger treu fort und erweitert sie. Wie wir in LA bereits gelernt haben, haben Schreibtischpolizisten, wenn sie nicht gerade Al sind, nur Scheiße im Hirn (McClanes Worte, nicht meine...) und stehen Problemlösungen eher im Weg, als dass sie wirklich zu etwas beitragen dürfen. So legt das Drehbuch auch einem Bösewicht nicht umsonst „Damn Bureaucrats!“ in den Mund, eine Einstellung, die McClane zu dem Zeitpunkt noch teilt. Aber, da wird „Stirb Langsam 2“ seinem weihnachtlichen Setting ganz gerecht, zwischen Streifenbulle McClane und seinem pseudo-Vorgesetzen Lorenzo kommt es am Ende dann doch zur Versöhnung. Weniger versöhnlich geht der Film dafür mit seinen Bösewichten um. Bediente der Vorgänger noch dezent konservative Ängste vor dem drohenden Ausverkauf an Übersee (es ist kein Zufall, dass die überzeugten Kapitalisten in dem Film Europäer und Japaner sind), richtet sich der Blick diesmal in Richtung USA.

Waren die Regierungsbeamten Agent Johnson und Special Agent Johnson („Keine Verwandtschaft.“) im schlimmsten Fall noch sowas wie unwissende Helfer der Terroristen, werden hier die CIA Operatives vollkommen zu Bösewichten. Das Drehbuch schielt hier offensichtlich in Richtung der Iran-Contra Affäre, während der die Reagan-Administration ihre hässliche Fratze zeigte. Das ist insoweit ganz interessant, als dass dadurch gängige Muster des 80er Actionfilms vollends durchbrochen werden. Was vorher der Held war, der Black Ops-Soldat wie zB John Matrix in „Phantom Kommando“, wird in Harlins Film ins Gegenteil verkehrt. Wieder bleibt es am Blue Collar-Typen, den Tag zu retten und die gesellschaftlichen Störfaktoren auszuräumen. Hatte „Stirb Langsam“ dem Archetyp des unzerstörbaren Einzelgängers den Todesstoß versetzt, treibt „Stirb Langsam 2“ den letzten Nagel in dessen Sarg. Deshalb verwundert es auch nicht, dass McClanes Sidekicks in diesem Film tragende Rollen spielen dürfen, statt nur im Keller oder am Funkgerät festzuhängen.

Die Zutaten für eine gute Fortsetzung sind also da. Und doch will sich alles nicht so recht zusammenfügen. Das liegt an diversen Faktoren: war McTiernans Arbeit noch eine der Limitierungen, merkt man „Stirb Langsam 2“ das aufgestockte Budget deutlich an. Alles soll schneller, besser, spektakulärer sein und doch noch irgendwie in die Formel des Vorgängers passen. Aber mit Formeln ist das so eine Sache, ändert man eine Variable, stimmt das Ergebnis oft nicht mehr. Es ist natürlich eine willkommene Abwechslung, dass McClane nicht schon wieder im klaustrophobischen Wolkenkratzer Terroristen fertigmachen muss. Jedoch versuchen Harlin und sein Team wieder genau diese Stimmung einzufangen, auch wenn sie im Gegensatz zu dem steht, was die Geschichte in Wirklichkeit verlangt. Jetzt wäre ein Film, der in einem vollgepackten Flughafen spielt und trotzdem (oder gerade deswegen) klaustrophobisch ist, natürlich durchaus denkbar. Doch Harlins Stil (oder das Drehbuch) ist hierfür viel zu unfokussiert, zu lose – und thematisch ergibt es auch wenig Sinn. Und wo McTiernan noch eine Serie von sich wiederholenden Handlungen einsetzte, wie zum Beispiel die mehrfache Ankunft in der Lobby, die seinen Film nicht nur thematisch dichter, sondern auch die Geographie der Örtlichkeiten für den Zuschauer greifbar gemacht haben (wichtige Schauplätze werden mindestens zweimal gezeigt, bevor es dort zu einer Actionszene kommt), reiht Harlin sein Spektakel oftmals nur aneinander, ohne dass wirklich ein Gefühl für örtliche Zusammenhänge entsteht. Dazu gesellt sich ein Drehbuch, dass die Präzision des Vorgängers, in dem jede Dialogzeile wichtig war, vermissen lässt. Schließlich ist William Sadlers Colonel Stuart noch der wahrscheinlich blasseste Bösewicht der Reihe. Durfte Alan Rickman noch aus allen Rohren schießen, wird Sadler auf den kontrollierten, einsilbigen Military Man reduziert, ohne der Figur irgendeine Tiefe zu verleihen. Stuart ist kein Charakter, er ist mehr ein Plot Device. Oh, und eine der schlechtesten Puppen, die sich je in einen Mainstreamactionfilm verirrt haben, hat der Film auch noch anzubieten...

Mit „Stirb Langsam 2“ hat Regisseur Renny Harlin keinen schlechten Film abgeliefert, aber einen, der sich durchaus hinter seinem Vorgänger verstecken muss. Vielleicht hätte man McClane einfach in den Sonnenuntergang reiten lassen sollen...

Stirb langsam 2 Bewertung
Bewertung des Films
710

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16 Kommentare
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MobyDick : : Moviejones-Fan
14.12.2018 16:31 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Seh ich im Grunde ziemlich ähnlich, nur dass ich William Sadlers Bösewicht nicht ganz so schlimm finde wie du. Im Gegenteil: Nachdem im ersten Teil Rickman fast den ganzen Film an sich zog, brauchte man einen Bösewicht, der gar nicht erst versucht, Rickman nachzueifern, sondern sich ganz deutlich von ihm abgrenzt. Und das wird mit diesem effizienten Millitär sehr gut erreicht.

Im Gegenteil finde ich die Figur sogar deutlich besser und bedrphlicher als Irons Figur, die ich noch nie sonderlich mochte und ganz klar zu einem sehr schwächenden Faktor im dritten Teil halte.

Dünyayi Kurtaran Adam
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