Bewertung: 4.5 / 5
Terminator - ein Franchise, das seit Jahren an Rückenwind und Bedeutung veroren hat. Eigentlich hat es keiner der Filme seit dem zweiten von Cameron mehr geschafft, wirklich zu involvieren und seinen Zuschauer für die Charaktere und deren Abenteuer zu interessieren. Zu beliebig wirkten die "Aufgüsse". Terminator 3 krankte an der uninspirierten Geschichte und hatte neben dem eher peinlichen Humor nur noch das immerhin konsequente Finale, welches im Kopf blieb. Terminator Salvation war ein guter Ansatz, der jedoch in der zweiten Hälfte durch ein schwaches Skript in seine Bestandteile zerfiel und nie die angekündigten Fortsetzungen bekam. Und Terminator Genisys? Ich mochte den Film und seine Ansätze - aber auch hier wurde probiert ein Universum aufzubauen anstatt eine eigenständige Geschichte zu erzählen.
Nun kam nach all den Jahren Cameron zurück in die Produzentenrolle, arbeitete am Skript mit und war generell als kreativer Berater an der seite von Deadpool-Regisseur Tim Miller mit am Werk, um zu gewährleisten, dass wir mit Terminator Dark Fate, welcher alle Filme nach dem zweiten komplett ignoriert, die bestmögliche Fortsetzung bekommen, die wir uns als Fans wünschen könnten.
Trailer zu Terminator - Dark Fate
Inhalt:
Sarah Connor hat mit ihrem Sohn John den Judgement Day verhindert und die Zukunft gerettet. Doch heute, im Jahr 2019, gelangen eine sonderbare, technisch verbesserte, Frau namens Grace und ein neuer Terminator - ein Rev 9 - in unsere Zeit und machen sich auf die Suche nach der jungen Dani, die für die Zukunft von unschätzbarer Bedeutung zu sein scheint. Als der Rev 9 aufholt stellt sich die ehemalige Retterin der Zukunft, Sarah Connor, in den Weg der Bedrohung, um gemeinsam mit Dani und Grace dieses Monster aus einer neuen Zukunft aufzuhalten.
Kritik:
Terminator Dark Fate setzt mit einer ausgesprochen polarisierenden Storyentscheidung an, mit der ich so nicht gerechnet hatte, die aber im Laufe der Story absolut Sinn macht und sich rückblickend für mich konsequent und sinnvoll anfühlt. Tatsächlich gibt der Film dadurch einer seiner Figuren eine wirklich starke Agenda und bindet sie zugleich an eine der Nebenfiguren, wodurch eine interessante Dynamik entsteht. Dieser Punkt wird jedoch zweifellos spalten und daran werden sich vermutlich die Massen scheiden in zwei Gruppen von Leuten. Die die hinter der Entscheidung stehen und die die sie scharf kritisieren.
Aber beginnen wir mit den Figuren, bevor wir uns auf die Story und Ideen stürzen. Sarah Connor, gespielt von Linda Hamilton, ist zurück. Und ja, es fühlte sich über lange Zeit wie ein Marketing-Gag an und sicher soll das bekannte Gesicht Zuschauer in die Kinosäle locken, aber innerhalb der Story hat sie nicht nur einen sehr festen Platz, sie ist tatsächlich so etwas wie die Mentor-Figur für unsere neuen Charaktere. Ihre gesamte Figur wurde konsequent aus Terminator 2 weitergedacht - ihr paramilitärisches Auftreten macht nicht nur Sinn, es wird auch auf Storyebene logisch unterfüttert und schließt im Vorbeigehen eines der größeren Logiklöcher aus Terminator 1 und 2. Dabei ist es grade ihre Getriebenheit, die Härte und Konsequenz ihres Handelns, die ihren Arc, sich wieder mehr auf ihre menschliche Komponente zu besinnen, einer der interessantesten im Film.
Und wo wir grade bei den Rückkehrern sind - die Sorge bei Arnold Schwarzenegger, dem T-800 und zweiten Rückkehrer zum Franchise, dass er hier eventuell erneut zur Witzfigur degradiert wird oder ohne wirkliche Agenda einfach an den Film rangepropft wird, erweist sich als gänzlich unbegründet. Schwarzenegger liefert eine tolle Performance ab, die Figur ist nicht nur interessant geschrieben, auch sie fühlt sich wie eine konsequente Weiterentwicklung zu dem an, was wir in Terminator 2 über den T-800 (oder 850, ich bin nicht sicher, was wir hier vor uns haben) erfuhren und was das Modell 101 zu leisten imstande ist, wenn es Menschen studieren und von ihnen lernen kann. Ein Punkt an seinem Arc ist minimal fragwürdig, aber nichts worüber man als Fan nicht hinwegblicken könnte. Letztlich macht Arnie als vierter im Bunde eine wirklich gute Figur und es macht Spaß in nochmal an der Seite von Hamilton kämpfen zu sehen.
Grace, gespielt von Mackenzie Davis, erweist sich hierbei als Figur mit einer besonderen Verbindung zur neuen Zukunft und zugleich als Soldatin, die ähnlich Kyle Reese aus Terminator 1, zunächst nur ihre Mission sieht. Doch auch hier werden Verbindungen mit den anderen Figuren geknüpft, ihre Kräfte werden erklärt und sie bereichert die Story, so dass ich als Zuschauer wissen will, was es mit ihr auf sich hat und woher sie kam. Zudem tritt Davis mit ihrer beeindruckenden Physis und ihrer militärisch-direkten Körpersprache richtig Ärsche und begeistert damit undgemein. Da ihre direkteste Verbindung ihre Mission ist, ist sie zudem den Großteil der Zeit Seite an Seite mit Dani Ramos, gespielt von Natalia Reyes, zu sehen, mit der sie On-Screen hervorragend harmoniert. Reyes selbst verkörpert ihre junge Figur, ihre "Sarah Connor", im Rahmen der Ereignisse wirklich gut und ihr Wandel bleibt sehr glaubhaft, wird sie doch bereits als toughe Frau, die für sich und ihren Lieben einsteht, in den Film eingeführt. So fällt es dann auch nicht schwer ihr durch die Story zu folgen und insbesondere für dieses Duo, bzw. später Trio mit Sarah, die Daumen zu drücken
Das führt uns ein wenig auf die Storyebene und ja, es lässt sich nicht leugnen, dass der Film sich strukturell sehr stark bei Terminator 1 und 2 bedient, was dem Film hier aber in keiner Weise zum Nachteil wird. Tatsächlich ist es diese atemlose Hetzjagd durch den Film, in der der Rev 9, gespielt von Gabriel Luna, eine echte Bedrohlichkeit aufbauen kann, da er so unaufhaltsam und unverwüstlich scheint, dass dagegen der T-1000 wie eine Witzfigur erscheint. Die konsequente Weiterentwicklung und sein Set an Fähigkeiten lassen sehr lange zweifeln, wie unsere Helden ihn überhaupt aufhalten wollen und selbst Grace betont immer wieder, dass man vor diesem Modell nur wegläuft, nicht gegen sie kämpft.
Und diese Bedrohlichkeit, gepaart mit der angenehmen Figurendynamik und den gut geschriebenen Charaktere, lässt einen atemlos mitfiebern, wie bereits in Terminator 1 und 2. Man spürt Camerons Handschrift und auch wenn der Film die Technologiekritik erneut nur am Rand der Geschichte anklingen lässt - die Ideen sind da und der sozio-technologische Kommentar ist vorhanden, so sehr er heutzutage halt in einem Hollywood-Blockbuster vorhanden sein kann. Die massive Digitalisierung, die schiere Unmöglichkeit heutzutage unaufspürbar zu bleiben, all das wird immer wieder aufgegriffen und der Rev 9 macht davon Gebrauch, indem er das Internet und andere Strukturen anzapft und aktiv zur Suche verwendet. Das wirkt modern, durchdacht und macht es glaubhaft im Rahmen der Story. Glaubhafter jedenfalls als 2003 Polizeiautos von selbst fahren zu lassen.
Fazit:
Wie erwähnt, der größte Kritikpunkt des Films dürfte wohl für viele sein, dass er sich so nah an den ersten beiden Filmen hält, andersrum ist er so durchzogen mit großartigen Action-Setpieces und gestützt von (weitestgehend) wirklich guten Effekten, dass man darüber hinwegsehen kann. Denn einen Terminator 2 in die heutige Zeit zu übersetzen, seine Spannungskurve dabei so gekonnt oben zu halten und ihn dazu noch mit Figuren zu füllen, um die ich mich als Zuschauer schere, mit denen ich aktiv mitfiebern kann und will - das ist etwas was wir im Blockbusterkino der letzten Jahre viel zu wenig hatten. Und wenn der Film dann auch noch, ähnlich wie 1 und 2, auf einer Note endet, die nicht "SEQUEL!" schreit, sondern ihn abgeschlossen für sich stehen lässt, gehe ich breit grinsend aus dem Kino und denke mir "Ja, das ist der beste Terminator 3 auf den wir in der heutigen Zeit hoffen durften und sogar vielleicht ein bisschen mehr." Klassikerpotenzial ist immer schwierig abzuschätzen, aber erstmals seit 1991 habe ich das Gefühl einen neuen Beitrag der Reihe ohne Scham als würdiges Sequel neben 1 und 2 stellen zu können.
Von mir gibt es entsprechend die nachdrückliche Empfehlung sich diesen Film nicht entgehen zu lassen. Er lässt mitfiebern, kann oftmals begeistert und hat wirklich eine logische und gute Geschichte zu bieten, die einen zufrieden entlässt.
(Keiner Edit) P.S.: Wer es für gut und richtig befindet darf von mir ganz persönlich ne sehr hohe Wertung druntergeschrieben wissen, oder sich selbst ne Zahl dranschreiben. Ich hab es satt die ewig gleichen Diskussionen darüber zu führen, ob meine Punktzahl und der Inhalt meiner Review sich decken. Ob nun ne 7, 8, 9 oder was auch immer dransteht - irgendwer ist immer unzufrieden. Entsprechend denkt euch die subjektiven 4,5/5 Hüte von mir aus in 3,5, 4, oder 2,5 um, wenn sie eurer Meinung nach besser zum Inhalt der Review passen. Der Text spricht für sich, arbiträre Zahlenwertungen lenken meiner Meinung nach als Momentaufnahme ohnehin nur vom Wesentlichen ab.