
Bewertung: 3.5 / 5
Filme über die Sklaverei in den USA gibt es viele und selbst wenn das Thema nur eine Randnotiz wie in Vom Winde verweht ist, versetzt es jedem empathischen Menschen einen Stich. The Birth of a Nation - Aufstand zur Freiheit reiht sich in die lange Filmhistorie des Themas ein, frisch nach dem 2014 dotierten 12 Years a Slave und zuletzt Free State of Jones mit Matthew McConaughey. Ein intensiver Film, ein Film, der die Bürde der Sklaven und die Auswirkungen des Aufstands aus dem Jahr 1831 drastisch wiedergibt. Eine weitere Nadel in einer offenen Wunde.
The Birth of a Nation Kritik
Nat Turner (Nate Parker) lebt als Sklave mit seiner Mutter, Großmutter und vielen anderen Schwarzen auf einer Südstaatenplantage. Der Zufall ermöglicht es ihm, als Junge das Lesen zu erlernen und im gleichen Atemzug wird er von der weißen Obrigkeit als tiefgläubiger Christ erzogen. Viele Jahre später predigt er unter der Aufsicht seines Herrn (Armie Hammer) auf angrenzenden Plantagen, vordergründig um nach dem Wunsch der Besitzer den Glauben der Sklaven an die gottgewollte Vormacht zu festigen. Was er dort sieht und in seinem eigenen Leben erleiden muss, gipfelt Anfang 1831 in einer offenen Revolte, die den Beginn einer neuen Ära kennzeichnen soll...
Trailer zu The Birth of a Nation - Aufstand zur Freiheit
Wer sich ein bisschen mit der nordamerikanischen Geschichte auskennt, weiß, dass 1831 keine neue Nation aus der Taufe gehoben wurde und auch Sklaven noch viele Jahre lang als Entrechtete ihr Leben in den Südstaaten fristen mussten. Erst nach dem Ende des Sezessionskrieges im Jahr 1865 wurde die Sklaverei abgeschafft und dahingehend wirkt The Birth of a Nation - Aufstand zur Freiheit wie ein dramatischer Weckruf, dem noch Jahrzehnte des Leids folgen sollten, der aber den unbändigen Wunsch der Sklaven wiederspiegelt, ihrem unmenschlichen Los zu entkommen.
Der Film ist ein biografisches Drama über Turner, der die Sklaven befreien und als Christ Gottes Wort in die Welt tragen wollte. Nate Parker spielt die Hauptrolle mit der nötigen Empfindsamkeit und Innbrunst und ist sowohl als Prediger als auch Rädelsführer mit der Rolle verwachsen. Armie Hammer sieht man als strengen Herrn, der aber auch menschliche Züge zeigt, bei dem man beim Zuschauen zwischen Wohlwollen ("die Zeiten waren halt so") und Unverständnis pendelt. Die weiteren Nebenrollen sind mit Penelope Ann Miller, Jackie Earle Haley, Aja Naomi King und vielen anderen eindrucksvollen Gesichtern besetzt, so dass die Ära wirklich greifbar wird.
Wer 2004 die Stimmen zu Die Passion Christi mitbekommen hat, wird sich an einige Aufschreie erinnern, wie grausam doch der Bußgang von Gibson dargestellt wurde. Wir waren in Jerusalem nicht dabei, aber es ist anzunehmen, dass Jesus nicht beschwingt zur Stadtmauer gepilgert ist, sondern wirklich leiden musste. Und so nimmt auch The Birth of a Nation - Aufstand zur Freiheit keine Rücksicht auf Zartbesaitete (die hiermit ausdrücklich gewarnt sind), denn der Film beschönigt weder Strafen noch Folter noch Hinrichtungsmethoden. Und das ist bei aller traurigen Erkenntnis ein wichtiger Aspekt, denn wie der Mensch mit dem Menschen umgeht, ist zutiefst beschämend.
Man mag sich über Sinn und Unsinn des Aufstands von Nat Turner und seiner Gefolgsleute streiten, doch im Nachhinein, besonders im gemütlichen Fauteuil ist es einfach zu werten. Eventuell war den Menschen die Aussicht ihrer Revolution im Kleinen bewusst, eventuell glaubten sie tatsächlich daran, im Jahr 1831 eine neue Epoche zu begründen. Die weiße Obrigkeit schlicht niederzumetzeln und eine ebenso blutige Rache der Überlegenen zu provozieren, wirkt unüberlegt und planlos, doch man kann sich den Leidensdruck nur annähernd ausmalen, den ein Mensch erlebt haben muss, der von heute auf morgen von einer friedfertigen Person zu einer rachsuchenden mutiert. Und so macht es der Film richtig: Das Zuschauen muss wehtun.
Alles in allem berührt The Birth of a Nation - Aufstand zur Freiheit und schockiert in vielen Momenten. Viel Zeit der insgesamt ca. zwei Stunden wird für Nats Genese aufgewendet und viel Zeit nimmt sich der Film ebenfalls für die ihm nahestehenden Personen. Es ist fast etwas schade, dass gerade Hammers Rolle und so manche Mitstreiter zu wenig in ihrem Antrieb ausgearbeitet worden sind, doch eventuell wollte man so wenig spekulieren wie möglich und nah an der Realität bleiben. Inwiefern das gelungen ist, überlassen wir gerne den Historikern.
