Bewertung: 3.5 / 5
Man nehme einen begabten Indiregisseur, den man garnicht unbedingt mit Horror oder gar Zombies in Verbindung bringen würde, die Idee eines Romero-Remakes, das eigentlich garkeins ist (oder doch?), etwa 100.000 offene und versteckte Horrorreferenzen und einen Cast, der das Herz eines jeden Filmfans höher schlagen lässt und fertig ist The Dead Dont Die. Ob das Rezept aufgegangen ist? Der Sneak-Preview vergangene Woche sei dank gibt es dazu nun mehr im Weiteren.
Inhalt:
Trailer zu The Dead Don’t Die
Die Centerville-Kleinstadt-Cops Ronald Peterson und Cliff Robertson gehen grade der Beschwerde eines ansässigen Farmers nach, laut dessen Aussage der ortsansässige Wald-und-Wiesen-Einsiedler "Hermit Bob" eines seiner Hühner geklaut haben soll, als sich eine Reihe sonderbarer Vorkommnisse häufen. Zunächst wird es scheinbar garnicht mehr dunkel, dann trudeln besorgniserregende Nachrichten über eine Verschiebung der Erdachse ein und plötzlich läuft auch noch der Titelsong im Radio...
Kritik:
The Dead Dont Die macht in jedem Fall eine Menge Spaß, soviel sei vorweggenommen. Allerdings scheint er sich leider auch über weite Strecken damit genug zu sein Genregrößen zu zitieren und Versatzstücke zu einem nicht unbedingt völlig konsistenten Ganzen zu vermengen. Obgleich Driver und Murray als Lead-Duo unterstützt von massig anderen tollen Darstellern - Buscemi als Vorzeige-Arschloch ist zum Schießen, Glover unfassbar sympathisch, Swinton sonderbar wie immer (spielt sie doch eine schottische Totengräberin mit Samuraischwert), Tom Waits als Hermit Bob ein Fest und auch der Rest des supportenden Casts hat sichtlich Spaß - den Film mühelos tragen, wird durch viele kleine parallel laufende Geschichten der Fokus oft viel zu weit gestreut, um sich auf irgendwen ernsthaft zu konzentrieren.
Nicht, dass der Film keine guten Figuren hätte, im Gegenteil haben die meisten so skurrile Eigenarten, dass sie trotzdem im Kopf bleiben, aber gleichzeitig bleiben Motive oder Agendas oft eher angedeutet und reichlich dünn. Nichtsdestotrotz ist The Dead Dont Die gut gefüllt mit Genrereferenzen und bedient dabei (leider nur) eine ähnliche Perspektive wie Romeros klassischer Night of the Living Dead. Wenn die Zombies dann "Siri" oder "Hashtag" grunzen ist das ulkig, aber trotzdem in vielerlei Hinsicht zu wenig, um dem Genre irgendwelche neuen Facetten abzugewinnen.
Was dem Film jedoch an inhaltlicher Originalität abgeht, macht er in vielerlei Hinsicht durch radikal skurille Ideen wieder wett, die trotzdem dafür sorgen, dass man sich prächtig unterhalten fühlt, ohne dass Langeweile aufkommt. Mag auch an der brillianten Chemie zwischen Murray und Driver liegen, die sich - einem alten Ehepaar gleich - ausgesprochen gekonnt die Bälle zuspielen und für viele der größten Lacher im Film verantwortlich sind. Murrays trockener Sarkasmus und dazu Drivers noch viel trockenerer Pessimismus harmonieren hervorragend und werden durch die gekonnt eingestreuten "WTF-Momente" noch clever unterfüttert.
Man merkt meine Zerrissenheit sicherlich. Als Genrefan findet man sich in sehr vielem von dem wieder was uns Jarmusch präsentiert, kommt aber oft um den Gedanken nicht drumherum, dass sich so manches im Film arg gewollt anfühlt. Die Referenzen machen Laune, die Setpieces sind gelungen und der Look ist On Point. Die eigentlichen Botschaften und die Gesellschaftskritik im Film sind allerdings von Vorvorgestern und lassen oftmals ein Gefühl von Ideenlosigkeit aufkommen, welches das Gesamtbild zu einem Grad durchaus trübt.
Fazit:
The Dead Dont Die lohnt sich für Genrefans definitiv, man kommt dank des starken Casts, vieler witziger Referenzen und Brüche mit der Erwartungshaltung durchaus auf seine Kosten. Murray und Driver harmonieren perfekt, die Grundstimmung ist sehr klassisch und zeitlos gehalten und technisch gibt es nichts zu beanstanden. Klasse gefilmt ist der Film absolut, die Musik macht ebenfalls Vieles richtig und der Titeltrack entwickelt sich schnell zum kleinen Ohrwurm. Trotzdem herrscht grade an den Fronten Ideenlosigkeit, die den Film neben seiner Machart nochmal aus der Masse der Zombiestreifen der vergangenen Jahre herausgehoben hätten. Insbesondere gesellschafts- und umweltkritische Aspekte hätten hier so viel mehr leisten können, zumal sich einige Figuren auch sehr danach anfühlten, als wären sie ursprünglich mal in diese Richtung angedacht gewesen. Aber: es ist Jarmuschs Drehbuch und Regie und dementsprechend wohl so gewollt, möglicherweise waren die Ideen also auch garnicht so ganz da. Einige Rewrites hätten da vermutlich Wunder bewirkt. So ist es eine überdurchschnittlich gute Zombie-Komödie geworden, die Vieles richtig und ne Menge Spaß macht, aber oftmals auch Potenzial ungenutzt lässt.
Von mir gibt es wohlmeinende
7/10 Punkte bzw. 3,5/5 Hüte
und die leider nur eingeschränkte Kinoempfehlung insbesondere für Nicht-Genrefans. Genrefans oder Freunde von Murray und Driver dürfen allein für die vielen witzigen Ideen und die tolle Darstellerriege den Blick wagen. Alle anderen warten vielleicht aufs Heimkino oder das VOD-Release.