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The Revenant - Der Rückkehrer

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Ein Weg durch die wunderschöne weiße Hölle

The Revenant - Der Rückkehrer Kritik

The Revenant - Der Rückkehrer Kritik
16 Kommentare - 09.02.2016 von ZSSnake
In dieser Userkritik verrät euch ZSSnake, wie gut "The Revenant - Der Rückkehrer" ist.
The Revenant - Der Rückkehrer

Bewertung: 4.5 / 5

The Revenant, entstanden unter der Regie von Alejandro G. Inárritu, ist ein Survival-Drama im Westernsetting das zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Wildnis der Rocky Mountains spielt. Der Film machte durch seine gewonnenen Preise, insbesondere bei den Golden Globes, bereits vor hiesigem Kinorelease von sich reden. Dieser Umstand, gemeinsam mit seinen Oscarnominierungen und natürlich der Tatsache, dass ich immenser Leonardo DiCaprio-Fan bin, ließen den Film selbstredend zum Pflichttermin im Kino werden. In gewohnt sympathischer Begleitung von MarieTrin hab ich mich also an diesen Film gewagt und möchte meine Eindrücke natürlich gerne mit euch teilen.

Inhalt:
Über die Story dürfte im Laufe der vergangenen Monate bereits einiges bekannt geworden sein - kurz zusammengefasst geht es um die, überwiegend lose auf wahren Begebenheiten basierenden, Erlebnisse von Trapper Hugh Glass und dessen Sohn Hawk während einer Reise durch die Rocky Mountains. Nach einem Angriff durch einen Grizzlybären handeln weite Strecken des Films von Glass´ Kampf ums Überleben in der Wildnis.

Trailer zu The Revenant - Der Rückkehrer

Kritik:
Zu allererst möchte ich das augenfälligste Element des Films ansprechen: Die Cinematographie - Ich bitte um Verzeihung für die Ausdrucksweise, aber Herrgott sieht dieser Film atemberaubend aus. Die Landschaftsaufnahmen sind phänomenal, der Film wurde völlig ohne Studiobeleuchtung gedreht und verlässt sich einzig auf die natürlich gegebenen Lichtbedingungen und künstlich durch Feuer erzeugte Beleuchtung. Die Kameraarbeit ist spektakulär und immer wieder fragt man sich, wie diese großartigen Kamerafahrten oder Einstellungen gelingen konnten. Etliche sehr lange, praktisch ohne Schnitte auskommende, Szenen lassen den Eindruck aufkommen, der Film sei gänzlich aus einem Guss und so wirken die meisten der Sequenzen im Film auch.

Die langen Kamerafahrten sowie die wenigen und - wenn vorhanden - extrem behutsam gesetzten Schnitte während der Haupthandlung erzeugen in Kombination mit den großartigen Szenerien des Films eine enorme Sogwirkung die in ihrer wunderschönen Faszination im krassen Kontrast zur Rohheit und Brutalität des Films stehen. Viele der "Actionszenen" im Film sind extrem brachial, Beispiele sind mehrere Kampfhandlungen zwischen Menschen, aber eben auch der atemberaubend intensiv gefilmte Kampf zwischen Glass und dem Grizzly, der ja bereits im Vorfeld für einige Schlagzeigen im Bezug auf den Film sorgte. Die körperlichen Anstrengungen und Strapazen der Darsteller in eben diesen Szenen, aber auch im restlichen Film werden durch großartige Make-Up-Effekte, tolle Kostüme und die auch hier erneut hervorstechende, hervorragende Kameraarbeit perfekt eingefangen.

Die Darsteller geben sichtlich alles für den Film, insbesondere Leonardo DiCaprio kauft man zu jedem Zeitpunkt ab, dass er durch die Hölle geht - eine weiße Hölle zwar, von wilder Schönheit die ihresgleichen sucht - aber nichtsdestotrotz eine persönliche Hölle für Darsteller und Figur. Überhaupt sucht DiCaprios Performance im Film innerhalb seiner bisherigen Filmographie ihresgleichen. Er ist ein hervorragender Darsteller, das hat er bereits mehr als einmal unter Beweis gestellt und hat sich durch so viele Genres gearbeitet ohne nennenswerte Ausfälle bei seinen Leistungen zu zeigen, dass spätestens nach dieser körperlichen und seelischen Ausnahmeleistung der Oscar mehr als überfällig wäre. Verdient hätte er es auf jeden Fall und der gewonnene Golden Globe kommt absolut nicht ungerechtfertigt.


Die weiteren Darsteller bieten allesamt gute Performances, herausstechend ist allerdings abgesehen von DiCaprio insbesondere die Leistung von Tom Hardy, der gewohnt knallhart den miesen Drecksack in Form von John Fitzgerald mimt, jedoch nicht ohne dabei eine großartige Figur abzugeben. Des weiteren spielen sich Domhnall Gleeson als Andrew Henry und Will Poulter in der Rolle des Jim Bridger ins Gedächtnis. Das mag mit der Verteilung der Screentime innerhalb des Films zusammenhängen, tut aber deren Leistung keineswegs einen Abbruch.

Ein weiterer Star des Films ist der hypnotisch-verstörende Soundtrack von Ryūichi Sakamoto und Alva Noto, der sich im Laufe des Films zwar niemals störend in den Vordergrund spielt, aber trotzdem die Stimmung des Films bedrückend unterstreicht. Das Main Theme ist wiederkehrendes Element und extrem stark, daneben finden sich viele Ambient-Stücke im Film, die jeweils angeschmiegt an die entsprechenden Szenen unauffällig die Handlung unterstützen und immer wieder Akzente setzen. Mitunter erinnert der Soundtrack an den des ebenfalls sehr dramatischen Videospiels The Last of Us, ohne jedoch seine Eigenständigkeit irgendwo in Kopien zu verlieren.

Kritikpunkte sind nur wenige auszumachen, die Laufzeit ist mit 156 Minuten natürlich überdurchschnittlich lang ausgefallen und zumindest im zweiten Akt wiederholt sich der Film motivisch dadurch, dass mehrfach die Struktur "Hindernis-Lösung-neues Hindernis-Lösung-etc" wiederholt wird. Die konstante Spannung dieser Struktur ist zwar nicht von der Hand zu weisen, aber ein gewisses "ja was denn noch alles"-Gefühl machte sich dann doch stellenweise breit.

Davon abgesehen sind im Film auftretende Traumsequenzen teilweise sehr kryptisch gehalten und obwohl manche recht eindeutig aufgelöst werden und sich auf Glass´ Vergangenheit beziehen, stehen manche doch etwas sperrig und ohne wirkliche Bezüge innerhalb des Films für sich ungelöst im Raum. Neben der stellenweise offensichtlichen religiösen Symbolik, die der Film mitunter bemüht, wirken diese Sequenzen dann doch teilweise etwas deplaziert.

Dem extrem positiven Gesamteindruck des Films tut das jedoch keinen Abbruch und wer sich auf die düstere Survivalgeschichte einlassen kann und auch die weiteren Elemente des Films, allem voran die Landschaften, auf sich wirken lässt bekommt ein großartiges Erlebnis geboten.

Fazit:
The Revenant ist kein Film für den Freitagabend mit Freunden, es ist ein Film für den man sich Zeit nehmen, auf den man sich einlassen, ja den man auf sich wirken lassen muss. Der Film hat atemberaubende Landschaftsaufnahmen, geniale Kameraarbeit, großartigen Schnitt, einen Leonardo DiCaprio in der Form seines Lebens, daneben etliche andere tolle Darsteller und nur ganz wenige Schwächen zu bieten. Nimmt man sich die Zeit jedoch wird man in ein hypnotisches Werk mit einem Strudel aus explizitier Gewalt, einem bedrückenden Score und wunderschönen Landschaften gesogen, der einen so schnell nicht wieder loslässt.

Es ist sicher kein Film zum immer wieder und wieder gucken, dafür ist er zu bedrückend, aber trotzdem ein Film, den man erneut schauen wollen wird, vielleicht nicht morgen, vielleicht nicht in der kommenden Woche, aber in einem solchen visuellen Meisterwerk verliert man sich gerne und dann auch durchaus früher oder später ein weiteres Mal.

Angesichts seiner enorm überwiegenden Stärken und seiner kaum nennenswerten Schwächen vergebe ich 4,5/5 Sterne bzw 9/10 Punkte an The Revenant und wünsche DiCaprio viel Erfolg bei den Oscarverleihungen - diesen hätte er defintiv verdient und sich hart erarbeitet.

The Revenant - Der Rückkehrer Bewertung
Bewertung des Films
910

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16 Kommentare
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MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
14.02.2016 22:31 Uhr
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Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.945 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@luph:

Danke für den Hinweis, ich wollte im kommenden Monat, so es die finanzen zulassen, ohnehin den einen oder a deren Film von ihm in meine Sammlung aufnehmen. :-)

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
14.02.2016 20:45 Uhr | Editiert am 14.02.2016 - 21:21 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.380 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@ZSSnake

Wenn du noch Anregung für weitere Inarritu-Filme abseits von Birdman brauchst:
Ich habe gestern ziemlich spontan 21 Gramm auf ZDF neo gesehen und meine Gedanken hier verschriftlicht. Allzu ausführlich ist die Kritik nicht, da der Text eigentlich nur als Kommentar gedacht war, jedoch das 2000-Zeichen-Limit des Bewertungseditors überschritt, für einen guten Überblick sollte es allerdings trotzdem reichen.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
10.02.2016 01:28 Uhr | Editiert am 10.02.2016 - 01:32 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.380 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@ZSSnake
Dass es genug Leute gibt, die keinen Zugang zum Film hatten, kann man ja aus der ein oder anderen negativen Kritik herauslesen. Mein Bruder fand den Film z.B. in vielen Bereichen klasse, aber halt stinklangweilig. Nichtsdestotrotz war ich erstaunt darüber, dass The Revenant selbst Leute überzeugen kann, die sich eigentlich nur einen lustigen Abend machen wollten^^
An dieser Stelle muss man jedoch auch erwähnen, dass The Revenant bisher bedeutend besser wegkommt als Birdman. Ich bin überrascht, dass die Masse mehr mit einem ruhigen 2,5h-Drama anfangen kann als mit einer Komödie. Vielleicht liegt das auch einfach an DiCaprio.
Selbst im Freundeskreis meiner Eltern war The Revenant ein heißdiskutiertes Thema wie selten bei einem Film und auch da wird die Mitarbeit von DiCaprio eine nicht kleine Rolle gespielt haben.

@ZSSnake und MarieTrin
Bei der Götterthematik kommt es ja darauf an, wie man die Traumsequenzen auslegt. Entweder als Filmszenen mit größerer Bedeutung für die gesamte Handlung oder doch nur als individuelle Trauerfantasien eines rachsüchtigen Mannes im Überlebenskampf. Innaritu lässt da ziemlich viel Freiraum. Da mir die Bedeutung des Spiralen-Symbols auf der Flasche bisher allerdings nicht bewusst war, eröffnete mir dein Kommentar einen Blick auf den größer angelegten Interpretationsraum. Nichtsdestotrotz mag ich meine irdische Sicht lieber^^

@MarieTrin
Das "Stempelaufdrücken" war mehr auf die Gesamtheit der agierenden Menschen bezogen und weniger auf Hugh Glass. The Revenant spielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, in der der Westen der USA noch nicht oder nur spärlich besiedelt und zivilisiert war. Die Frontier bzw. die Zivilisation rücken immer weiter nach Westen vor, die Gruppe um Hugh Glass stellt eine deren Ausläufer dar. Die Franzosen gehen ähnlich vor. Auch die Arikaree-Indianer beteiligen sich trotz ihrer Naturverbundheit am profitorientierten Morden. Kaum haben sie die US-Amerikaner vertrieben/getötet, sacken sie die Pelze ein und wollen sie bei den Franzosen gegen Pferde und moderne Waffen eintauschen. In einer reinen Naturidylle haben die Menschen nicht besseres zu tun, als sich gegenseitig umzubringen. Wird der Mensch allerdings mit der Natur konfrontiert (am heftigsten trifft es Hugh Glass, aber mehr oder weniger alle Charaktere), offenbart sich, wie klein, schwach und unbedeutend er eigentlich ist. Seine Fähigkeit, Werkzeuge zu nutzen, um sich dem Kampf gegen die Natur zu stellen, nimmt dabei eine umso wichtigere Position ein.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
09.02.2016 20:04 Uhr
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Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.945 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@MarieTrin:

Mensch versucht Natur ihren Stempel aufzudrücken - da schließt sich der Kreis und wir sind wieder bei Avatar wink

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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MarieTrin : : Mrs. Justice
09.02.2016 19:42 Uhr
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Dabei seit: 11.09.11 | Posts: 1.907 | Reviews: 27 | Hüte: 46

@luph92

Ausführlich beschreibt Innaritu mit Leonardo DiCaprios Leidensweg das Tier im Menschen, seine reinen Überlebensinstinkte. Auf der Suche nach Erlösung, getrieben von animalischen Rachegefühlen. Letztendlich gleichen sich Menschenjagd und Tierjagd fließend aneinander an.

Diesem Abschnitt stimme ich zu (auch, wenn ich @ZSSnakes Interpretation noch einen Ticken überzeugender finde, da diese die Traumsequenzen besser miteinbezieht) , aber dem davor nicht ganz. Es gibt andere Filme, zu welchen die Thematik "der Mensch versucht der Natur seinen Stempel aufzudrücken" besser passt. Natürlich ist es auch ein Kampf gegen die Natur, aber Glass ist kein Charakter, der die Natur beeinflussen möchte, sondern eher mit ihr leben und insbesondere in den Naturgewalten überleben möchte.

Que la loi soit avec toi!

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
09.02.2016 17:46 Uhr | Editiert am 09.02.2016 - 17:49 Uhr
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Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.945 | Reviews: 184 | Hüte: 616

Das ist ne coole Geschichte, auch wenn ich tendenziell den Film trotzdem eben nicht als typische bierselige Freitagabendunterhaltung sehen würde wink aber schön wie er auch andere begeistern kann :-)

Deine Interpretation funktioniertim Rahmen des Films auch sehr gut finde ich. Man lässt dabei gewissermaßen den, wohl auch mehrfach im Film angesprochenen, göttlichen Aspekt eher außen vor, aber diese "Jäger-und-Gejagter"-Interpretation hat zweifellos auch ihre Daseinsberechtigung

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
09.02.2016 17:35 Uhr | Editiert am 09.02.2016 - 17:39 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.380 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@ZSSnake

Eine sehr interessante Interpretation, die da beschrieben hast!
Meine ist es zwar auch nicht, weil ich The Revenant als Audruck der Beziehung zwischen Mensch und der reinen Natur - also eine rein irdische Herangehensweise an das Wesen des Menschen - verstanden habe (s.u.), aber die göttliche Interpretation funktioniert ebenso gut. Das erklärt dann auch, warum viele Zuschauer Innaritu Naturesoterik vorwerfen und ihn dahingehend mit Terrence Malick gleichsetzen.
Wenn man allerdings The Revenant mit The New World vergleicht, wirkt letzterer mMn in allen Belangen wie ein Amateurfilm. Und das gilt auch für Emmanuel Lubezki, der bei beiden Werken für die Kamera zuständig war.

Ich kopiere meine Sicht zum besseren Verständnis mal hierhin:
The Revenant ist ein Film über Menschen, die in der Natur Tiere jagen und von jetzt auf gleich zu Gejagten werden können. Gleichzeitig ist es sowohl ein Film über die Nichtigkeit des Menschen im Vergleich zur Größe und Macht der Natur als auch über seine Überheblichkeit im Versuch, der Natur trotzdem seinen Stempel aufzudrücken. Denn im Falle des Falles wird der Mensch von der Natur gnadenlos zerschmettert. Ausführlich beschreibt Innaritu mit Leonardo DiCaprios Leidensweg das Tier im Menschen, seine reinen Überlebensinstinkte. Auf der Suche nach Erlösung, getrieben von animalischen Rachegefühlen. Letztendlich gleichen sich Menschenjagd und Tierjagd fließend aneinander an.

@eli4s
Ich würde DiCaprios Leistung in The Revenant ebenfalls nicht als seine beste bezeichnen. Sie ist aufgrund seiner körperlichen Strapazen ohne Frage eindrucksvoll ("I ate raw Bison liver" ist ja quasi das Oscar-Sprichwort 2016), andere Rollen waren da aber bedeutend komplexer.

@Freitag Abend Film
Snake, du wirst es kaum glauben, aber so ähnlich lief das bei uns ab.
Ein Freund und ich hatten den Kinobesuch länger geplant, vier weitere kamen am Tag des Kinobesuchs spontan hinzu. Zwei davon saßen dann im Kino mit selbst mitgebrachtem Alkohol, so als ob es bei The Revenant um einen normalen Blockbuster handeln würde, aber auch ihnen hat der Film sehr gefallen. Für mich war das der Beweis, dass man sich nicht zwangsläufig auf den Film einlassen muss, sondern er auch automatisch begeistern kann.

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MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
09.02.2016 16:52 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.945 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@Lacy:

Schade wenn dir der Film nicht zusagte. Aber danke für die Blumen bezüglich meines Ausdrucks wink

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LacyLeech : : Moviejones-Fan
09.02.2016 16:48 Uhr
0
Dabei seit: 09.02.16 | Posts: 1 | Reviews: 0 | Hüte: 0

Die ausdruckstechnisch sehr ausgefeilten Kommentare hier und an anderer Stelle sind beeindruckender als der Film selbst. -) Mag sein, daß die Bilder aufwändig eingefangen wurden und die Darsteller ungeheuren Strapazen ausgesetzt waren, der Film wird dadurch inhaltlich nicht besser. Mich hat zudem das Schicksal sämtlicher Protagonisten kalt gelassen, da war nicht ein Sympathieträger (ja, ich bin kein DiCaprio- / Hardy-Fan) dabei. Auch zieht sich das Geschehen teilweise wie Kaugummi. Zur Thematik Abenteuer/Wildnisfilm haben mir Wounded, Yukon, Black Robe, Jeremiah Johnson, Last of the dogmen, Wie ein Schrei im Wind, Tarzan X weitaus besser gefallen.

In der Wahl seiner Feinde kann der Mensch nicht vorsichtig genug sein.

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
09.02.2016 14:26 Uhr | Editiert am 09.02.2016 - 14:26 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.945 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@MarieTrin:

Danke fürs Feedback wink und ja, die Tonaufnahmen bzw Abmischung generell ist mir im Review durchgegangen, hast wohl recht. Still wurde es nie und grade im Kino im Surround zieht einen das, wie wir ja schon bequatscht hatten, umso mehr in diese kalte und faszinierende Welt herein.

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MarieTrin : : Mrs. Justice
09.02.2016 14:23 Uhr
0
Dabei seit: 11.09.11 | Posts: 1.907 | Reviews: 27 | Hüte: 46

@ZSSnake: Ich kann die Kritik ebenfalls unterschreiben! Viele Punkte fanden sich auch in der anschließenden Diskussion nach dem Kinobesuch (Danke übrigens für die freundliche Erwähnung :-D), von daher sind wir uns da vollkommen einig.

@Luphs kleiner Kritikpunkt, dass das Überleben von Glass nicht unbedingt realistisch dargestellt wird und dass manche Begebenheiten nicht gerade wahrscheinlich sind, hat mich auch gestört, aber wirklich nur minimal. Glass Überlebenskampf steht eben nicht nur aufgrund seiner Härte, sondern auch aufgrund der etwas unwahrscheinlichen Begebenheiten in Kontrast mit den Naturaufnahmen.

Die übrigens nicht nur von der Musik treffend untermalt werden, sondern auch von unglaublich guten Tonaufnamen profitieren. Das Plätschern des Wassers am Anfang ist ein Beispiel von vielen. Wenn die Musik nämlich aussetzt, dann ist es nie wirklich still: der Atem von Glass, schmelzender Schnee, der von den Bäumen tropft oder einfach nur der Wind. Die Natur ist nicht still und das unterstreicht die wunderschönen Landschaftsaufnahmen umso mehr.

Ich stimme auch vielen anderen Reviewern und Kommentatoren zu, dass der Film sich im Kino sehr gut macht und idealerweise auch im Kino geschaut werden sollte, wenn man sich denn für den Film interessiert.

Que la loi soit avec toi!

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
09.02.2016 13:52 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.945 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Eli4s:

Spricht ja schon für den Film, dass er Spielraum für mehrere Interpretatiinsansätze lässt. Und dass er auch weiterhin beschäftigt stimmt, ich geübel immer noch über manches nach und denke über eine zweite Sichtung ernsthaft nach, um ein zwei Ideen noch zu "prüfen",

Okay, mag sein, DiCaprio hat schon nuancierter gespielt, aber körperlich und seelisch hat er sich denke ich bisher noch nie so in eine Rolle "reingeworfen".

Ich muss zu meiner Schande gestehen bisher noch keinen von Innaritus Filmen gesehen zu haben, aber nach diesem Erlebnis steht seine Filmographie definitiv auf meiner Watchlist, Birdman steht eh schon länger drauf.

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eli4s : : Moviejones-Fan
09.02.2016 13:31 Uhr | Editiert am 09.02.2016 - 13:33 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.702 | Reviews: 31 | Hüte: 115

Es ist wirklich ein Film, der mit der Zeit wächst. Denke immer noch darüber nach.

@Snake

Deine Interpretation wäre zwar nicht meine, würde sich aber gut mit Biutiful verknüpfen lassen, in dem Bardem ja auch totgesagt ist und sein Leben noch "in Ordnung bringen muss", bevor er dann in eine andere Welt übergeht...

Der Film passt super in Inarritus Oeuvre ;). Ich sehe in ihm eine Allegorie, weswegen mich diese ganze Sache, um DiCaprios nicht ganz "glaubwürdigen" Überlebenskampf nicht gestört hat, abgesehen von dem sich wiederholenden Muster, das etwas auf Dauer etwas ermüdend wirkt und meiner Ansicht nach aber auch den einzigen Schwachpunkt des Films darstellt. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass gerade das auch für die Bedeutung des Films eine Rolle spielt.

Zu DiCaprios Performance:
Ich muss sagen, so gut auch ich sie fand, denke ich nicht, dass das seine beste Leistung war. Ich denke, die sehr extreme, körperliche Performance wirkt zwar sehr stark nach außen, lässt ihm aber andererseits nicht viel Möglichkeiten, wirklich nuanciert und subtil zu spielen. Ich denke, da wird man doch schnell von der Auffälligkeit und Ausdrucksstärke vereinnahmt. Finde, da hat er schon vielschichtigere Leistungen gezeigt. Aber nicht falsch verstehen- seine Leistung und vor allem seine Hingabe für die Rolle war wirklich stark, keine Frage.

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
09.02.2016 11:38 Uhr | Editiert am 09.02.2016 - 11:49 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.945 | Reviews: 184 | Hüte: 616

Kleine Anmerkung nochmal zu meiner Idee:

Die "Grabbeigabe" im Film war die Feldflasche mit der Spirale, die Spirale ist ein symbol verschiedenster Bedutung und steht unter anderem für den Weg zu Gott auf dem man mit schier unendlicher Stärke und Beständigkeit folgt - ist da wirklich Glass wieder aufgestanden oder eben dieses Zwischenwesen auf dem weg zu Gott das einzig eine Aufgabe hat und entsprechend ist schier Unmögliches zu ertragen um letztlich seine Erlösung durch Gottes Hand zu finden? Die Idee lässt sich denke ich durch einige Elemente im Film stützen und würde ihm als Rachegeschichte durchaus mehr Tiefe verleihen.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
09.02.2016 01:33 Uhr | Editiert am 09.02.2016 - 11:50 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.945 | Reviews: 184 | Hüte: 616

Einige Spoiler ahead - NUR LESEN WENN MAN DEN FILM BEREITS KENNT:

Da ich persönlich den Film nach der "Auferstehnung" aus dem Grab eher als "halb-folklor" gesehen habe und diCaprios Figur danach eher einem von Rache getriebenen Phantom als einem Menschen glich (spricht kaum, gewinnt zunehmend an Kraft, ist schier unsterblich bis er seine "Mission" erfüllt hat) konnte ich mit den "Ungereimtheiten" leben. Das passte auch gut mit den religiösen Motiven und der "Vision" wo er seinen Sohn nochmal sieht in der verfallenen Kirche und dann doch wieder weitermacht bis seine Rache vollendet ist. Er sagt ja praktisch auch selbst, dass er lediglich das Instrument der Rache ist und Gott seine Hand führt. Für mich persönlich hat der ganze Film eine leicht unnatürliche oder übernatürliche Komponente, die ich aber im Review ohne zu spoilern nicht unbedingt ausführen konnte...

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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