
Bewertung: 3.5 / 5
Die UEFA Euro 2020 läuft und der Fußball ist auch nach dem Ausscheiden der Deutschen recht präsent. Bereits im Jahr 2018 erschein ein durchaus interessanter Fußballfilm und zwar die englisch-deutsche Koproduktion Trautmann. Diese ist zurzeit in der ARD Mediathek verfügbar.
Trailer zu Trautmann
Trautmann erzählt einen Teil der Lebensgeschichte des deutschen Fußballspielers Bert Trautmann, welcher nach dem zweiten Weltkrieg in England Fuß fassen konnte und zu einem der stärksten Torhüter der Welt wurde. In Deutschland ist Bert Trautmann relativ unbekannt, was vor allem daran liegen dürfte, dass es sich damals nicht gehörte, Legionäre in die deutsche Nationalmannschaft zu berufen. So war Trautmann nie Nationalspieler und daher auch kein Weltmeister von 1954.
Trotzdem hat er in den 1950er Jahren den Fußball fest im Griff gehabt und konnte einige Erfolge feiern. Dieser Film erzählt von diesem Teil seines Lebens.
Fußballfilme sind so eine Sache. Das Wunder von Bern ist aus deutscher Sicht wirklich schön gemacht, aber anschließend wird es schon dünn. Kick it like Beckham und FC Venus sind eher schwache Beiträge. Der ganz große Traum mit Daniel Brühl war gut gemeint, aber auch nicht das, was ein guter Fußballfilm ist. Dann gäbe es noch Flucht oder Sieg mit Sylvester Stallone. Hooligans wird in dieser Aufzählung mal weggelassen, weil dort der Schwerpunkt ein ganz anderer ist. Jedenfalls sind solche Filme durchaus überschaubar.
Trautmann überrascht relativ schnell, weil der Film sich Gott sei Dank nicht wie eine deutsche Produktion anfühlt. In der Hauptrolle ist David Kross zu sehen, aber ansonsten sieht man frische, eher weniger bekannte Darsteller und das Drehbuch fühlt sich nicht so an, als wurde es aus der Fernsehfilmschublade der Öffentlich-Rechtlichen geholt.
Der Fokus des Films liegt über die zwei Stunden immer auf die Figur des Bert Trautmann, welcher als Kriegsgefangener nach in England festsitzt und mit der Verachtung der Briten gegenüber den Deutschen zurechtkommen muss. Der Fußball selbst dient als eine nonverbale Kommunikationsebene, ganz im Sinne der Philosophen, mit denen man verschiedene Barrieren überwinden kann.
Die Spiele selbst sind sehr fokussiert auf Torraumszenen, ein großes Miteinander mit Gegnern oder Mannschaftskameraden gibt es kaum. Für Hardcore-Fußballfans vielleicht schade, für Gelegenheitsgucker genau die richtige Dosis.
Sportlich bleibt man historisch korrekt, auch wenn manches im Film etwas fragwürdig vorkommt, aber es hat sich tatsächlich so abgespielt. Beim Kriegstrauma hat man sich vermutlich künstlerische Freiheiten genommen. Angenehm ist jedoch, dass der Film sich nicht groß auf die NS-Zeit einlässt sondern nur die Auswirkungen nutzt.
Trautmann ist ein unterhaltsamer Film, basierend auf historischen Ereignissen, der in seiner Gesamtheit auch für nicht Fußballfans sehr gut geeignet ist.
Bis Anfang August kann man ihn sich noch in der ARD Mediathek anschauen.


