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True Story - Spiel um Macht

Kritik Details Trailer News
Prädikat: wertvoll

True Story - Spiel um Macht Kritik

True Story - Spiel um Macht Kritik
0 Kommentare - 28.07.2015 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).
True Story - Spiel um Macht

Bewertung: 3.5 / 5

Erfolg macht süchtig und um immer erfolgreicher zu werden, verdreht der renommierte Journalist Mike (Jonah Hill) bei seiner letzten Reportage die Wahrheit ein klein wenig, was ihn den Job bei der New York Times kostet. Der charismatische Chris (James Franco) hingegen verehrt Mike und die Macht seiner Worte, doch hat er angeblich seine Familie ermordet, wird verhaftet und wartet auf seinen Prozess. Die Wahrheit kennt nur er. Bei seiner Verhaftung gibt Chris sich als der Journalist Mike aus und schafft es, im richtigen Augenblick Kontakt jenem aufzunehmen. Denn Mike braucht dringend eine zweite Chance und giert nach einer guten Story. So beginnen die beiden, ein gemeinsames Buch über die wahre Geschichte zu schreiben. Doch so wie Mike mit Worten umgehen kann, tut es der Verführer Chris auf seine Weise mit den Menschen. Er manipuliert den ehrgeizigen Journalisten und nutzt ihn für seine Zwecke. Ein gefährliches Spiel entwickelt sich zwischen beiden Männern...

True Story - Spiel um Macht beginnt mit einem extrem starken Eingangsbild und konzentriert sich auf das Machtspiel der beiden Hauptfiguren. Das grausame Verbrechen wird durch Flashbacks nur verschwommen angedeutet, der Zuschauer wird bis zum Schluss geschickt im Unklaren über die Wahrheit gelassen. Durch die skizzierten Zeichnungen der Kontrahenten und die Musik öffnet sich neben der intellektuellen Auseinandersetzung eine weitere bereichernde künstlerische Ebene. Am Ende bleiben die Fragen: Was ist Wahrheit? Wer sagt sie und wer beansprucht sie? Was kann man glauben und was nicht? Oder existieren sogar verschiedene Wahrheiten?

Trailer zu True Story - Spiel um Macht

Der Titel True Story - Spiel um Macht sagt bereits alles: Der Film beruht auf einer wahren Geschichte, die der Journalist Michael Finkel selbst erlebt und in einem Buch verarbeitet hat. Und es geht um ein raffiniertes psychologisches Spiel zweier Männer um Macht, Worte und Wahrheit. Obwohl die grandios gestaltete Eröffnungssequenz Ausmaß und Tragik des zugrunde liegenden Verbrechens erahnen lässt und später fragmentarisch eingestreute traumgleiche Rückblenden nach und nach enthüllen, was geschehen sein könnte, bleibt der genaue Tathergang bis zum Schluss im Vagen. Stattdessen konzentriert sich der Film ganz auf das Katz-und-Maus-Spiel der Protagonisten und darauf, was sie für die Wahrheit halten.

Jonah Hill als Mike Finkel, der als Journalist die Wahrheit ans Licht bringen will und gleichzeitig um seine berufliche Rehabilitierung kämpft, und James Franco als schillernder Mordverdächtiger Christian Longo, der die Deutungshoheit über seine Geschichte behalten will und zugleich um die Anerkennung seines Idols buhlt, liefern sich ein komplexes schauspielerisches Duell, das den Zuschauer in seinen Bann zieht. In vielen Großaufnahmen wird die Annäherung der beiden Protagonisten deutlich. Ihre jeweiligen Aufzeichnungen zeigen in Worten und faszinierenden Skizzen weitere Übereinstimmungen. Dabei wird aber auch erkennbar, wie Longo immer mehr Platz in Finkels Leben einnimmt. Er hat sich nicht nur dessen Namen angeeignet, bald füllt seine Geschichte auf unzähligen Notizzetteln die Wände des Hauses, das Mike mit seiner Frau Jill bewohnt. Eine Kommunikation zwischen dem Paar findet kaum mehr statt, was versinnbildlicht wird, indem Mike zu den Klängen ihres Klavierspiels wie besessen in die Tasten seines Computers haut, um sein Buch mit Longos Geschichte abzuliefern. Die instrumentale Filmmusik von Marco Beltrami ist dagegen sehr zurückhaltend und fast melancholisch gestaltet.

Trotz aller Wendungen und Widersprüche, die im späteren Prozessverlauf und bei Besuchen in der Todeszelle offenkundig werden, geht es bei True Story - Spiel um Macht nicht im eigentlichen Sinn um die Aufklärung eines Verbrechens und Fragen von Schuld und Reue, sondern um Manipulation und Verführung. Das ist über weite Strecken faszinierend zu beobachten, erzeugt am Ende aber auch ein unbefriedigendes Gefühl von Leere.

Prädikat: wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

True Story - Spiel um Macht Bewertung
Bewertung des Films
710

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