AnzeigeN
AnzeigeN

Watchmen - Die Wächter

Kritik Details Trailer News
„I tried my best, it wasnt much...“

Watchmen - Die Wächter Kritik

Watchmen - Die Wächter Kritik
50 Kommentare - 09.01.2021 von MB80
In dieser Userkritik verrät euch MB80, wie gut "Watchmen - Die Wächter" ist.
Watchmen - Die Wächter

Man kann über Zack Snyder und seine typischen Stilelemente bestimmt vieles sagen, aber ein unfreiwilliges (wahrscheinlich) fiel mir beim sehen von „Watchmen“ diesmal auf: Es gibt immer eine Szene, die so albern, so „turn it up to 11“ corny ist, dass man kurz den Film vergisst und einfach freudig mit kichern muss. Das war etwa die Szene in dem sehr gut ansehbaren „300“, in der Xerxes versucht Leonidas zu verführen. Das war die lächerliche Trainings-Montage in dem grenzwertig nicht-ansehbaren „Batman v Superman“. Und diesmal war es die bescheuerte „Sex im Eulenschiff“ Szene, aus deren musikalischer Untermalung ich mir den Titel für die Kritik gebastelt habe.

„Ich habe es versucht..“ ist wohl die beste Beschreibung für Snyders Versuch, Alan Moores inzwischen renommiertes Graphic Novel aus den achtzigern als Film zu adaptieren.

Trailer zu Watchmen - Die Wächter

Denn hier ist das Problem mit „Watchmen“ von 2009: es ist eine der Vorlage gegenüber außergewöhnlich gewissenhafte Verfilmung, und dadurch eine schwache Adaption und mit Sicherheit kein guter Film.

Macht keinen Sinn? Doch doch, Moment.

Kleiner Exkurs: wir vergleichen hier zwei Medien, ein Buch und einen Film. Bücher konsumieren wir für gewöhnlich über mehrere Stunden, wenn nicht Tage oder Wochen, und dasselbe gilt für so opulente Graphic Novels, die ja nicht umsonst inzwischen „Novels“ heißen. Ein Buch wird regelmäßig weggelegt, um eine Pause zu machen, weshalb eine episodenhafte Erzählstruktur unproblematisch ist oder dem Werk sogar mehr tiefe geben kann. Die Zeit muss man sich auch nehmen, denn weil wir uns nur auf das Wort verlassen müssen, muss detailliert erzählt werden. Hier ist der vielleicht größte Unterschied zum Film: so etwas wie eine Gemütsschwankung kann im Film mit einem Reaction Shot auf das Gesicht und einem kleinen Trick wie einer angespielten Melodie oder Spiel mit der Beleuchtung in zwei Sekunden vermittelt werden. Solche Tricks hat geschriebener Text nicht, da kann schon mal ein ganzer Absatz nötig sein (bei Thomas Mann wären das dann direkt vier Seiten). Aus der Not wird beim Buch aber eine Tugend, weil man eigentlich unendlich Zeit hat, kann man sich diese auch nehmen, um ganze Welten zu erbauen. Kann Film auch, indem er diese einfach zeigt, aber ich würde sagen eine ausufernde Beschreibung ist durchaus „reicher“ als ein paar Sekunden „Vistas“. Das hat Gründe, und die haben direkten Einfluss auf die Struktur von Filmen. Nicht umsonst liegen die meisten Filme immer noch in dem Rahmen 90-120 Minuten (Tendenz seit ein paar Jahren wieder steigend), weil das einfach unsere Aufmerksamkeitsspanne ist. Also muss man beim Film ein paar Dinge beachten, wie man das, was als Text auf Papier steht, visuell schlüssig und zeit-effektiv darstellt, und die Aufmerksamkeit des Zuschauers hält. Die „10 Minuten Regel“ zum Beispiel spielt hier auch eine Rolle, die besagt, dass man in den ersten 10 Minuten den Zuschauer gefangen haben muss, sonst hat der Film schon verloren. Die Kunst ist frei, und diese zu brechen ist jedermanns Recht, aber dies sind gute Daumenregeln, um sein Publikum auch zu erreichen.

Was uns zurück zu „Watchmen“ bringt... Der Film startet zumindest in meinen Augen durchaus stark, der Mord am Comedian wird als stylische Actionsequenz inszeniert, die effektiv in diesem Mysterium mündet, welches den Kern der Handlung bildet: Wer ist der Mörder, der dem Opfer offensichtlich bekannt war, und warum wurde die Tat begangen? Das ist tatsächlich ein gutes Beispiel für effektive Adaption, denn der langsame Start des Buches wurde leicht verändert, um die Aufmerksamkeit zu sichern.

Leider geht es deutlich schwächer weiter. Aus irgendeinem Grund wird die Titelsequenz des Filmes oft als eine der stärksten Szenen von Snyder gelobt, dabei ist genau diese so symptomatisch dafür, was hier schief geht. Für Kenner des Buches ist das ein nettes Kaleidoskop durch diverse Szenen, die eigentlich in verschiedenen Falschbacks erzählt oder beschrieben werden. Aber eigentlich ist es gescheitertes „Worldbuilding“, man versetze sich einfach mal in eine Person, die die Vorlage nicht kennt. Diese Szenen machen zusammen wenig Sinn, die Figuren sind fast alle unbekannt und es besteht kaum Zusammenhang. Man kann erahnen, dass man sich hier in einer alternativen Zeitlinie befindet, aber im ganzen bringen uns diese Minuten wenig.

Und damit habe ich mir auch das erste Stichword geleistet, wo der Film scheitert: das „Worldbuilding“. Dies war eine der großen Stärken der Vorlage, hier hatten wir eine komplett gefüllte, detailliert ausgedachte alternative Welt, die sorgsam mit Erinnerungen, Flashbacks, Zeitungsartikeln, Tagebucheinträgen und sogar scheinbar nicht in die Haupthandlung passenden Comicgeschichten ausgebaut war. Und hier ist auch das Problem der „Adaption“, Snyder behält diese Struktur, natürlich in geschnittener Form, einfach bei. Aber, wie oben erläutert, was als Buch funktioniert, funktioniert nicht unbedingt als Film. Und so werden wir als Zuschauer damit gestraft, dass sich diese Charaktere, oft wichtigem Bindegewebes beraubt, von einem Tableau zum nächsten hangeln. Das ist weniger ein Film, als ein „Best of“ ikonischer Bilder aus dem Buch. Aggressiv auffällig wird dies, wenn man nach 70 oder 80 Minuten, also eine Zeit, wo andere Filme schon komplett fertig oder im dritten Akt sind, auf die Uhr schaut und bemerkt, dass wir immer noch damit beschäftigt sind, nötiges Hintergrundwissen zu befüllen, sich die eigentliche Handlung aber kaum bewegt hat. Durch seine Mutlosigkeit, das Material anzupassen, macht Snyder hier einen Spagat zwischen dem „worst of both worlds“: Die Handlung bewegt sich nicht, UND die Charaktere und Welt fühlen sich seltsam unvollständig und gleichzeitig auch überladen an. Sollte man einmal in den zweifelhaften Genuss gekommen sein, David Lynchs „Dune“ gesehen zu haben, ohne das Buch zu kennen, wird die Verwirrung verstehen, die bestimmt viele hatten. Ein Grund, warum der Film an den Kassen floppte.

Sei es Mutlosigkeit, oder sklavisches Festhalten am Originalformat, bei der Adaption zum Film ist Snyder gescheitert. Leider verschlimmert er dies noch bei der Inszenierung. Die Vorlage stieß das Tor zu ernsteren Comicgeschichten auf, aber im Kern war dies nur ein Aspekt. Die ausführlich durchdachte Welt, die Noir-Mystery Handlung, die moralischen Implikationen und der Fakt, dass sich Moore so hart mit Kostümhelden ins Gericht ging, waren die eigentlichen Erfolgsfaktoren. Snyder will dies umsetzten, daran liegt kein Zweifel, nur leider scheint er die falschen Schlüsse gezogen zu haben. Auch bei Überlänge bleibt von dieser durchdachten Welt und der Handlung wenig. Von der eigentlichen Bedrohung, einer atomaren Apokalypse, bleibt bis auf eine Kubrick-Anspielung (denn Snyder schaut auch Filme yall) wenig übrig, und der zentrale Antagonist wirkt seltsam deplatziert, denn Veidt hat viel zu wenig Screentime. Ohne treibende Kraft in der Handlung wird der Film schnell zäh, um das ganze zu verschlimmern besteht Snyder aber darauf, das ganze durch Monologe und Tagebucheinträge von Rorschach of all things in die Länge zu ziehen. Und dieses Einlagen, die im Kontext des Buches vielleicht noch Sinn machten, werden hier einfach zu selbstverliebtem, pompösen Gebabbel.
Ganz bitter wird es dann allerdings bei der Inszenierung der Charaktere. Diese waren eigentlich bedauernswerte, extrem fehlerhafte Individuen, und das bleiben sie zum Teil auch in der Verfilmung. Snyder kann scheinbar aber nicht ausblenden, wie „cool“ er dieses Buch und die entsprechenden Szenen findet, und scheint auch zu dem Schluss gekommen zu sein, „dunkel“ würde „erwachsen und ernsthaft“ bedeuten. Wie dem auch sei, er inszeniert ausgerechnet die Actionszenen, die im Buch klar im Hintergrund standen, mit großem Fokus auf Style und Gore. Auffällig wird dies vor allem bei dem Kampf in der Gasse und der Rettung aus dem brennenden Hochhaus, um zwei zu nennen. Snyder glorifiziert hier durch Hochglanz und Slow-Motion, was niemals glorifiziert werden sollte. Am aggressivsten wird dieser Irrweg bei der Betrachtung von Rorschach, der zunächst wie eine 1:1 Umsetzung aussieht, den Snyder aber trotzdem für einen „Badass“ zu halten scheint. Wie dem auch sein, er konnte scheinbar seinen inneren Teenager nicht kontrollieren, und so bekommt Rorschach nicht nur die Möglichkeit, bei einer eigentlich kleineren Szene im Gefängnis den harten Hund raus hängen zu lassen, zu allem Überfluss kriegt dieser erbärmliche Charakter, der eigentlich einsam und ohne großen Aufwind krepieren sollte, ein schönes SloMo Ende serviert, komplett mit einem Nite Owl, der lamentierend auf die Knie geht. Thema verfehlt!

Ohne die Kernthemen der Handlung und ordentliche Charakterisierung ist dies fast kein Film, es ist ein Storyboard der Momente, die Snyder als „cool“ empfand, das sich eben bewegt. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass man für diese Inszenierung, nämlich einfach das meiste so zu filmen, dass es wie im Buch aussieht, auch mit einem Filmstudenten hätte auskommen können. Das zeigt sich auch daran, wie flach und pedantisch alles gefilmt ist, was nicht genau so im Buch war.

Es ist aber nicht alles mies hier, beim Casting und den Schauspieler_innen kann der Film durchaus punkten. So ist Patrick Wilson etwa ein perfekt gewählter Dan Dreiberg (Nite Owl II), und besonders Jeffrey D. Morgan und Jackie E. Haley können als Comedian und Rorschach Punkte einfahren. Leider wird dies auch fast wieder ausbalanciert, denn Malin Akerman, die Laurie Jupiter spielt, eigentlich das emotionale Herz der Handlung mit den meisten Facetten, sieht gut aus, hat aber die schauspielerische Reichweite eines Holzklotzes. Und Matthew Goode als Adrian Weidt ist purer Camp, der in seiner Überheblichkeit die subtile Unauffälligkeit der Vorlage, die sogar Selbstzweifel hatte, überhaupt nicht trifft.
Und so sehr ich die servile Inszenierung platt gewalzt habe: schlecht sieht das ganze nicht aus.

Was wir am Ende haben, ist eine oberflächliche Action-Verfilmung für die Kenner des Buches, welche diese eigentlich gleichzeitig sofort auf die Palme bringen müsste wenn man mal über die Themen des Buches nachdenkt. Aber Kenner des Buches können wenigstens die offenen Stellen mit ihrem Wissen füllen, was Nicht-Kenner nicht können. Für diese wird der Film leider ein träges Abarbeiten von Szenen bleiben, immer wieder unterbrochen mit Flashbacks und pompösen Geschwurbel. Ich sollte wohlgemerkt erwähnen, dass ich mich auf die Kinoversion beziehe, und weder den „DC“ noch den „UC“ kenne. Da diese allerdings wohl nur noch mehr Material einschieben, ohne die Struktur oder Inszenierung zu ändern, sehe ich hier kaum eine mögliche Aufwertung.

Wenn man ganz leise hinhört, kann man beim Abspann übrigens ein Kichern hören. Das ist nicht der Comedian, das ist Terry Gilliam, der aus der Vorlage eine opulent Miniserie machen wollte, und nach dem Scheitern des Projektes des Buch als unverfilmbar erklärte. Mit nur einem Versuch würde ich die These nicht als bewiesen ansehen, aber so geht das auf jeden Fall nicht.

Weitere spannende Kritiken

Civil War Kritik

Civil War Kritik

Poster Bild
Kritik vom 18.04.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Die Vereinigten Staaten sind im Bürgerkrieg. Während ein Präsident (Nick Offerman) bereits in seine dritte Amtszeit geht, führt er einen Krieg gegen Texas und Kalifornien und schockiert das Volk mit bestialischen Luftangriffen. Doch es gelingt ihm nicht, die Staaten in die Knie z...
Kritik lesen »

THX 1138 Kritik

THX 1138 Kritik

Poster Bild
Kritik vom 18.04.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
In einer alternativen Welt haben Bürger jedwede Form von Individualismus und Rechten verloren. Sie sind nur noch nummerierte Drohnen, die von einem staatlichen Drogenprogramm unter Kontrolle gehalten werden. Unter ihnen ist auch der Fabrikarbeiter THX 1138 (Robert Duvall). Sein Leben änder...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!
50 Kommentare
1 2 3 4
Avatar
Nothing-is-Written : : Moviejones-Fan
12.01.2021 19:55 Uhr
0
Dabei seit: 04.01.21 | Posts: 303 | Reviews: 2 | Hüte: 46

@MB80

Das Problem ist für mich sogar, dass ich den Film eigentlich ziemlich mag, da er zweifellos über eindrucksvolle Bilder verfügt. Das kann man kaum absprechen. Insbesondere ist es für mich interessant die Figuren in Bewegung zu sehen. Da wurde schon sehr viel Arbeit in das Design investiert. Die ungewohnt düstere Handlung ohne typischen Bösewicht trägt ihr übriges bei. Solche Themen gibt es im übrigen Genre kaum bis gar nicht. Doch das liegt eben an der unkonventionellen Vorlage.

Ich habe auch nicht das Gefühl, dass es Snyder um eine Dekonstruktion unserer Sehgewohnheiten geht. Eher bedient er diese, weil er es (wie du schon schilderst) cool findet. Er ist durch und durch Stilist. Ich denke glatt, dass er ein besserer Art-Director oder Berater als ein Regisseur sein könnte...

Irgendwie bleiben manche seiner Filme für mich dennoch Guilty Pleasures und ich denke, dass man ruhig auch einmal dazu stehen kann ;)

PS: Danke auch hier noch einmal für die lieben Begrüßungen im Forum smile

"I have been watching my life. It’s right there. I keep scratching at it, trying to get into it. I can’t." "MAD MEN" S02E12: THE MOUNTAIN KING

Avatar
PaulLeger : : Moviejones-Fan
12.01.2021 19:24 Uhr | Editiert am 12.01.2021 - 19:25 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.347 | Reviews: 17 | Hüte: 261

@ MB80

Achso, die Listen von MJ selbst ignoriere ich meist. Glaub die allererste, die ich da mal angeklickt habe war direkt irgendwas wie die überschätztesten Filme aller Zeiten und da war dann 2001 drin und noch paar weitere absolute Meisterwerke, da hab ich für mich gleich schon mal festgestellt, dass die MJ-Redakteure und ich auf völlig unterschiedlichen Wellenlängen sind.^^

Avatar
MB80 : : Black Lodge Su
12.01.2021 19:08 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.913 | Reviews: 44 | Hüte: 261

@MobyDick:

Naja, bei dem Langfassungspunkt ging es ja vor allem darum, dass Snyder schon reichlich Freiraum hatte, und wenn er es dann trotzdem nicht in fast drei Stunden hin bekommt... Dass einige Filme deutlich aufgewertet werden, das ist (teilweise) völlig korrekt.

Ganz ehrlich: wenn Snyder sein Projekt verwirklicht, einen "Gier ist geil" Film macht, und das ganze in seinem Look... das wäre so gräßlich, es wäre mir ein Fest laughing

@Nothing-is-Written:

Danke fürs lesen und Lob. Habe gerade mal dein Profil gestalked, das freut mich, dass sich hier jemand intensiv mit Medien auseinander setzt. Ist nicht mein Steckenpferd, aber ich finde es offensichtlich interessant ;)

Das du den Film "cheesy" nennst macht mich natürlich glücklich, das Wort fiel mir beim neulichen Ansehen auch immer wieder ein.

"Sein Watchmen zeigt auf unfreiwillige Weise, wie wir mit Superheldenfiktionen sozialisiert sind. Über typische Stilmittel der Genrekategorie lassen wir uns dazu verleiten, manische Psychopathen, Mörder und Narzissten ihre coolness zuzusprechen, weil sie stylische Kostüme tragen und eventuell sogar die ein oder andere ehrbare Tat vollbringen. "

Zustimmung, das Problem ist, ob Snyder dies bewusst ist oder er es bewusst macht. Da er in Interviews und Kommentaren immer davon redet, er habe etwas so inszeniert, weil es "cool" wäre... eher nicht.

Ansonsten habe ich das Gefühl, wie sind da größtenteils auf einer Linie. Also schön das du dein Schweigen gebrochen hast, und willkommen bei MovieJones smile

@PaulLeger, luhp92:

Ich meine das Ding hier:

https://www.moviejones.de/toplisten/3/die-besten-comicverfilmungen-aller-zeiten-p3.html#topliste

MJ hat irgendwie ein Talent, Listen zu machen, bei denen mir bei so einem Detail dann ne Ader platzt... Über die Science-Fiction Liste mit den Star Wars Prequels und ohne "2001" habe ich mich natürlich fast zu tode gefreut tongue-out Ich bin trotzdem gerne hier...

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

MJ-Pat
Avatar
luhp92 : : BOTman Begins
12.01.2021 18:43 Uhr | Editiert am 12.01.2021 - 18:46 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.378 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@PaulLeger
Ich frage mich gerade auch, welche Liste MB80 meint. Ich dachte erst, er meinte diese hier, aber da steht "Watchmen" auf Platz 6.

https://www.moviejones.de/forum/freestyle/846/1/wahl-2020-beste-comicverfilmung.html

@nothing-is-written
Herzlich Willkommen und dann quasi direkt so ein Einstieg, wow. Daumen hoch!
Ich musste übrigens erst einmal nachschauen, wer Dave Gibbons ist. Erst dachte ich, es gäbe noch eine andere Version des Watchmen-Comics, was mich schon verwundert hätte, weil ich davon noch nie gehört hätte^^

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

Avatar
PaulLeger : : Moviejones-Fan
12.01.2021 18:18 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.347 | Reviews: 17 | Hüte: 261

@ MB80

(Nr. 1 auf der Comic Film Liste, ei ei ei...).

What, um was für ne Liste gehts? shock

Avatar
MobyDick : : Moviejones-Fan
12.01.2021 12:31 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Nothing-is-written

Erstmal welcome, deine Ausführungen sind ein schöner Abschluss hier finde ich, da sie das alles ganz gut zusammenfassen. Gibt natürlich auch schonmal einen Hut

Und ich freue mich schon sehr auf deine Analyse der Serie, der ich ja vor allem wegen dem letzten Drittel auch sehr kritisch gegenüber stehe - trotz anfänglicher absoluter Begeisterung.

Dünyayi Kurtaran Adam
Avatar
Nothing-is-Written : : Moviejones-Fan
12.01.2021 11:44 Uhr
2
Dabei seit: 04.01.21 | Posts: 303 | Reviews: 2 | Hüte: 46

Ich finde die Diskussion an dieser Stelle zum Thema Watchmen erstaunlich erfrischend. Kritik wird hier im Forum wirklich oft auf sehr differenzierte Weise geübt, sodass nicht die typischen, wenig gehaltvollen Meinungen nach dem Schema "Der Film ist halt einfach schlecht/toll" stehen.

Explizit muss ich bei der vorliegenden Kritik lobend hervorheben, dass hier tatsächlich eine Bewertung abseits der Handlung vorgenommen wird und die filmischen Mittel hinterfragt werden. Das ist wirklich spannend zu lesen.

Zu meinem Status: Dave Gibbons Watchmen gelesen, alle erhältilichen Schnittfassungen in deutsch bzw. englisch geschaut und die aktuelle Serie von HBO dazu gesehen. Einzig die Before Watchmen Comicreihe von 2012 fehlt in meiner Vita. Letutere scheint sich aber wohl nur in Teilen zu lohnen und eher vom Schlage "more of the same" zu sein. (man korrigiere mich bitte, wenn ich falsch liege)

Wenngleich meine Kritik bezüglich des Snyder-Films weniger drastisch ausfiele, werden hier in der Tat ziemlich viele kritische Punkte angesprochen, die das eigentlich geniale Konstrukt von Gibons Watchmen extrem cheesy und pathetisch agitieren.

Snyder selbst ist für mich eine schwierige Personalie. Visuell hat er da schon einige interessante Kniffe drauf und ich nehme ihm jederzeit ab, dass er die Vorlagen kennt und liebt. Das spricht ihn aber nicht vom Verdacht fehlgeleiteter oder problematischer Interpretation frei, sondern ist schlichtweg die Grundvoraussetzung um sinnvoll Geschichten mit derlei Figuren zu erzählen.

Allerdings umschifft er nie ganz seine doch recht merkwürdig anmutende Werbeästhetik. Insbesondere ist da natürlich die angesprochene Musik zu nennen, die zwar für mein Empfinden oftmals sogar recht gut passt, jedoch für Nuancierungen kaum Platz lässt. Sie entrinnt nie dem Schema einer lediglichen Paraphrase. Wo geniale Regisseure wie Leone, Kubrick oder meinetwegen auch Tarantino oder Park Chan-Wook den Konflikt und den Bruch suchen und ihren Filmfiguren dadurch teilweise mit spielender Leichtigkeit neue Einsichten abverlangen, belässt es Snyder bei einem bloßem Hintergrundrauschen. "What you hear is what you get" könnte man sagen.

Und damit kommt man zum wunderbar beschriebenen Problem: die Vorlage lebt eindeutig von ihren Nuancen. Nimmt man diese Essenz weg, verkommt die Story zu einer wenig innovativen Superheldengeschichte mit hard-boiled-Detektiv-Einschlägen und den genretypischen Wendepunkten.

Ohne das als ausschließlich negativ zu gewichten muss man festhalten, dass Snyder jedoch kein Mann der sensiblen und leisen Töne ist. Er sucht stets das ganz große Drama in seinen Geschichten. Er hat dabei sogar den ein oder anderen interessanten Blickwinkel auf seine Figuren parat.

Sein Watchmen zeigt auf unfreiwillige Weise, wie wir mit Superheldenfiktionen sozialisiert sind. Über typische Stilmittel der Genrekategorie lassen wir uns dazu verleiten, manische Psychopathen, Mörder und Narzissten ihre coolness zuzusprechen, weil sie stylische Kostüme tragen und eventuell sogar die ein oder andere ehrbare Tat vollbringen.

Watchmen selbst scheint für Snyder derart ikonisch, dass seine Interpretation sich in den biederen Reigen bloßer Stilisierung einfügt, ohne dass die tiefgreifende Reflexion von Gibbons über das Genre richtig zur Geltung kommen kann. Für mich wären das unter anderen Fragen nach der Verantwortlichkeit für Straftaten, nach der Konformität mit dem Gesetz, nach dem allgemeinen Vertrauen in mächtige Instanzen. Insbesondere hinterfragt Gibons aber die Relevanz des Superhelden, wenn es um umfassendere Bedrohungen und Konflikte geht, die nicht einfach mit einem Fingerschnippen beseitigt werden können. Das Schema "gut gegen böse" greift im Falle der angespannten Konflikte von Sowjetunion und den imperialistischen Tendenzen der USA keinesfalls im gleichen Maße wie etwa bei einem Bankräuber oder Mafiosi. Stellvertretend dafür kann das Wettrüsten nicht von strahlenden Helden mit ehrbaren Mitteln gestoppt werden, sondern bedarf größenwahnsinniger Methoden und Täuschungen. Möchten wir aber in einer solchen Welt leben oder ist es besser, dass solche Helden bloße Unterhaltung in fiktionalen Geschichten bleiben?

Dennoch finde ich fast alle Schauspieler großartig besetzt. Ich denke dem Film kommt es extrem zugute, dass die Darsteller recht unbekannt bei Erscheinen des Films waren und teilweise noch immer sind. Das half mir bei meinen wiederholten Sichtungen in der Tat, mich unbescholten mit den Figuren auseinanderzusetzen und nicht bereits durch etwaige Stars vorgeprägt zu sein.

Das sind im Groben meine zwei Cent zum Thema. Ich werde die Gelegenheit nutzen, die kommenden Tage an dieser Kritik anzuschließen und eine längere kritische Ausführung zum Sachverhalt der Serie von HBO schreiben. Diese habe ich erst kürzlich gesichtet und möchte gern meine Gedanken dazu mitteilen, weil ich auch dort einige Sachen als sehr kritisch bis komplett fehlgeleitet ansehe.

PS: Nach etwa einjähriger stummer Teilhabe an den News und Diskussionen des Forums habe ich mich dazu entschlossen, hier ein wenig mitzuschreiben. Mir gefällt die im Allgemeinen recht offensive und gleichzeitig respektvolle Diskussionskultur hier. Für meine Beteiligung bestärkt hat mich die Kommentarsektion des letzten Spendenaufruf-Updates bei der das Forum hier gelobt und zur vermehrten Beteiligung aufgerufen wurde.

"I have been watching my life. It’s right there. I keep scratching at it, trying to get into it. I can’t." "MAD MEN" S02E12: THE MOUNTAIN KING

Avatar
MobyDick : : Moviejones-Fan
12.01.2021 09:59 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

luhp92 und MB80:

Danke für die Hüte :-)

MB80:

Ah, der Endgegner has arrived ;)

Ich habe Sie erwartet, Mr Bond 80

Zum Doppelfight mit PaulLeger und MB80:

Ja, ich sehe schon, da kommen wir auf keinen grünen Zweig zusammen, was auch nicht sonderlich schlimm ist, so jeder seine Position argumentativ untermauern kann.

Dennoch nur noch zwei Punkte dazu, weil es so schön ist:

Bzgl Schnittfassungen, Abzocke und deren Daseinsberechtigung (PaulLegers Argumentationskette) hätte ich euch sicherlich vor 10 jahren noch recht gegeben, aber ich finde mittlerweile, dass es tatsächlich den einen oder anderen Regisseur gibt, deren längere Fassungen schon das Mehrgeld auch wert sind, da die Langfassungen die Filme erheblich aufwerten, da fällt ganz sicher teilweise ein Ridley Scott darunter (Gladiator, Robin Hood und Königreich der Himmel, und da fällt auch ein Zack die Bohne drunter. Vor allem schien es nach einer Weile auch tatsächlich wie ein unausgesprochenes Gentlemens Agreement zu gelten, dass Snyders Filme ein deutlich besseres und ausführlicheres Homekinorelease erfahren werden. Wenn ihr das anders seht bitte :-p

Bzgl Snyders Ansichten:

Ja, der Mann hat sich recht oft zu Aynd Rand bekannt und soll ja irgendwann auch mal The Fountainhead verfilmen. Auf den Film bin ich schon sehr gespannt, denn wenn es einen Film gibt, für dessen Verfilmung er geboren scheint, dann dieser! Und möglicherweise werdet ihr beiden wieder die ersten sein, die meinen werden, er hätte den Stoff nicht verstanden wink Aber erstens, da bin ich wieder bei euch, bin ich mir nicht mal sicher, ob er sich überhaupt wirklich mit dem Sujet befasst hat oder sich einfach nur dazu bekennt, weil es ein paar interessante Schlagworte dazu schick fand. Schließlich hat er sich ja auch oft genug als Body-Faschist geoutet, was auch immer er damit meint - obwohl ich es mir schon denken kann. Andererseits zeigt aber auch sein rücksichtsloses Gebaren gerade mit den abgetrennten Köpfen und Diana, dass er sehr wohl den egoistischen Aspekt verinnerlicht haben dürfte.

Nur mal noch kurz zu zwei anderen Aspekten, die mit dieser Diskussion auch ein bißchen einhergehen:

Die erste Verfilmung von The Fountainhead mit gary Cooper fand ich schon als Heranwachsender so störend in seiner Grundaussage und so extrem asozial, dass ich lange Zeit riesige Probleme hatte, Gary Cooper den Sympathen in 12 Uhr Mittags oder Vera Cruz abzunehmen, statt dessen habe ich immer für die Bösen Jungs gejubelt - Burt Lancaster in VC und passenderweise in 12 Uhr Mittags Frank Miller wink

Und letztlich noch zu Tenet:

tatsächlich hat der Film massive Probleme, aber ich mag den Film trotzdem und habe ihn auch ziemlich gut bewertet (siehe meine Kritik), gerade auch weil Nolan hier endlich von seiner anbiedernden Spielbergmasche runterkommt und wieder sein Ding durchzuziehen beginnt. Alleine deswegen, wegen seiner unmissverständlichen Handschrift solltetst du den Film auch sehen, und da bin ich auch auf den Verriss gespannt - keine Sorge/Hoffnungen, da wird kein flammendes Plädoyer in dubios stattfinden

Dünyayi Kurtaran Adam
Avatar
ChrisGenieNolan : : DetectiveComics
12.01.2021 02:33 Uhr
0
Dabei seit: 19.08.12 | Posts: 17.140 | Reviews: 19 | Hüte: 398

Jetzt was nimm ihr alle nur zum Frühstück? . braucht ihr vllt zum eueren Café, ein bisschen Justice Zucker drauf tongue-out

Bild
Avatar
MB80 : : Black Lodge Su
11.01.2021 23:01 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.913 | Reviews: 44 | Hüte: 261

@luhp92, PaulLeger:

Fun fact: ich kann Eisenbergs Schauspiel auch was abgewinnen ;) Ich meine, falscher Film, schrecklich nervtötend und bei der Thematik völlig fehl am Platze, aber wie mir mal jemand sagte: Er sieht als einziger so aus, als würde man ihm in den Drehpausen nicht dauernd in die Nüsse treten...

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

Avatar
MB80 : : Black Lodge Su
11.01.2021 22:56 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.913 | Reviews: 44 | Hüte: 261

@MobyDick

Ah, der Endgegner has arrived ;)

Erst einmal danke für den Hut, und retour, auch wenn ich inhaltlich anmerkungen habe... (wie auch sonst). Aber Diskussionskultur will gepflegt werden.

Dann freut es mich übrigens, dass dieser Film tatsächlich noch eine Diskussion in sich hatte, vielleicht hat die hier auf dem Forum auch einfach gefehlt (Nr. 1 auf der Comic Film Liste, ei ei ei...).

Also bei den beiden Punkten, die PaulLeger schon angesprochen hat, gehe ich schon mal mit. Auch wie ich schon geschrieben habe, die dicken Kritikpunkte Charakterisierung/Inszenierung und Struktur werden durch noch mehr Material wohl kaum repariert (mehr Szenen, dass Rorschach kacke ist, fixen ja nicht seine Darstellung als Badass im Gefängnis u.a.).
Kann natürlich sein, dass in der 4-Jahre Fassung endlich diese ganze Welt aufblüht, aber wenn das ganze so 1:1 abgefilmt ist, kann man dann auch einfach das Buch lesen tongue-out

Squid or no Squid: ganz ehrlich, der Punkt ist mir von allen am egalsten. Deine Argumentation zu Ozzy kann ich sogar nachvollziehen. Its still hammy acting.

Snyder rechts, Watchmen links: Ich weiß gar nicht, ob Watchmen so links ist. Ich meine, Snyder ist ja bekennender "Objectionist", ergo er mag den Bullshit von Ayn Rand. Nach der Philosophie müsste doch Ozzy ein ganz praller Entrepreneur sein denke ich (vorsicht: Küchenphilosophie). Ich meine, er ist ein Genie, er ist skrupellos, erfolgreich und setzt sich über andere hinweg, führt damit die Welt natürlich zum besseren, aber er zahlt den Hinterbliebenen seiner Opfer bestimmt kein Schmerzensgeld aus irgendeinem Fond (wie es ein dreckiger Kommunist machen würde). ;)

Wenn man mal eine gute "Adaption" eines Buches sucht übrigens : "Annihilation". Komplett umstrukturiert, sinnvoll die Flashbacks minimiert, aber die Kernfiguren und -themen gehalten.

Mein Return zu Giliam: ja, zu dem Zeitpunkt waren so lange Prestigeserien noch nicht angesagt, aber hebelt ja nicht seine Aussage vom "unverfilmbaren" aus. Ich meine, du sagst in der UC Version funktioniert der Film endlich, da sind wir ja wohl schon in dem Bereich Länge, die Giliam vorschwebte. Fehlt halt mal wieder die Struktur... dum di dum...

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

MJ-Pat
Avatar
luhp92 : : BOTman Begins
11.01.2021 21:07 Uhr | Editiert am 11.01.2021 - 21:08 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.378 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@PaulLeger

Vielen gilt er ja leider als ein "Joker für Arme", aber ich mochte Eisenberg als Luthor aber auch sehr. Mark Zuckerberg als Mad Scientist, da wird der Allmachtskomplex mit Nerdkomponente schön auf die Spitze getrieben.

Wobei für mich, als die Produktion begann, wie bei vielen Fans auch Bryan Cranston der Favorit war.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

Avatar
PaulLeger : : Moviejones-Fan
11.01.2021 19:04 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.347 | Reviews: 17 | Hüte: 261

@ MB80

Relativ mildes Urteil für "Batman v Superman", ich meine der wäre auch in deiner Comic-Flop Liste gewesen^^

Ja, bei Flop geh ich halt nicht rein nach Qualität, sondern da spielt die Erwartungshaltung mit rein. Von einer Gurke wie z.B. "Catwoman" war von vornherein nix zu erwarten, deshalb ist die zwar ein schlechterer Film als BvS, aber Letzterer doch der größere Flop für mich.

Was die milde Wertung angeht gabs in dem Filme durchaus paar Punkte, die ich okay fand, lustigerweise darunter auch einen, den sonst jeder hasst, auch die, die den Film gut finden, nämlich Eisenbergs Luthor-Interpretation.^^ Ich fand der war eine nette Abwechslung in einem sich sonst viel zu ernst nehmenden Film.

Avatar
PaulLeger : : Moviejones-Fan
11.01.2021 18:44 Uhr | Editiert am 11.01.2021 - 18:49 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.347 | Reviews: 17 | Hüte: 261

@ MobyDick

Oh boy, beschwerst dich erst über uns und setzt hier dann einen Roman ab, der mehr Inhalt hat als alle Drehbücher von Zack Snyder zusammengenommen tongue-out

Zunächst mal zu dem Punkt, mit dem ich schon früher als Replik gerechnet hätte: Das vermeintliche Totschlagargument, man könne den Film nicht beurteilen, da man den Directors, Extended, Ultimate und Schlag mich tot-Cut nicht gesehen hat.

Mal ganz davon abgesehen, dass ich diese Schnittfassungen-Flut mittlerweile für eine Unsitte zur reinen Geldabzocke über zig verschiedene Blu-ray-Editionen halte, muss man da auch ganz klar zwischen zwei verschiedenen Arten von Directors Cuts unterscheiden. Da wäre zum einen der Fall, dass das Studio in der Postproduktion krasse Änderungen am Material verlangt und über den Kopf des Regisseurs hinweg durchsetzt, so dass der Film, der letztlich im Kino landet, kaum noch etwas mit der Vision des Filmemachers zu tun hat. Berühmte Beispiele wären "Brazil" oder "Blade Runner", wo die Directors Cuts tatsächlich vollkommen andere Filme waren als die Kinofassungen. Auch der Snyder-Cut von "Justice League" wird so ein Fall sein und der ist daher auch der einzige Snyder-Cut, bei dem ich akzeptiere, dass ich nicht anhand der Kinofassung über seinen Film urteilen kann.

Bei "Watchmen" und "Batman v Superman" verhält es sich dagegen entscheidend anders: Hier hat das Studio Snyder mitnichten inhaltliche Änderungen vorgeschrieben, es hat ihm lediglich einen Rahmen im Hinblick auf die Laufzeit (die aber immer noch ausgesprochen großzügig bemessen war!) gesetzt, aber Snyder konnte ganz allein entscheiden wie er den Film schneidet, welche Szenen er weglässt, kurzum: Er hatte die volle künstlerische Kontrolle über die Kinofassung. Und genau deshalb gehe ich nicht mit, dass man irgendwelche längeren Cuts kennen müsste, denn diese Schnittfassungen werden inhaltlich im Grunde der gleiche Film sein, nur eben mit zusätzlichen Szenen. Sollte die längere Fassung hingegen tatsächlich eine ganz andere Struktur bzw. Kernaussage haben, dann hätte Snyder beim Erstellen der Kinofassung krass versagt. Das was ins Kino kam, hat er exakt so abgesegnet und daher muss er sich daran messen lassen. Sorry aber da kann man von Leuten, die die 3-Stunden-Fassung grottig fanden, wirklich nicht verlangen, sich den Murks auch noch mit vier Stunden Laufzeit geben zu müssen, bevor sie ihn kritisieren dürfen.

Dann zum Thema Literaturverfilmung:

Ich bin deiner Meinung, dass eine gute Literaturverfilmung sich nicht sklavisch an die Vorlage halten muss, sie muss einfach nur ein guter Film sein, aber das ist "Watchmen" leider nicht geworden. Wenn ich mal deinen Wortlaut zur Marquez-Verfilmung klauen darf, würde ich es so ausdrücken:

Aus einem Jahrhundertcomic wird trotz der offensichtlichen Abarbeitung vieler kleiner Stationen einfach nur eine beliebige Nummernrevue ohne jeglichen Tiefgang oder dass das Publikum verstehen würde, warum das jetzt eine starke Dekonstruktion des Superhelden-Genres sein sollte, hierfür fehlt es dem Film einfach an der inhaltlichen Substanz der Vorlage und das Ding wird zu einem überlangen NRA-Werbespot mit unpassend eingesetzter Pop-Musik. Der Film ist als solcher wert- und inhaltlos.

Die restlichen Punkte überlass ich MB80 wink

Avatar
MobyDick : : Moviejones-Fan
11.01.2021 13:04 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Ach ja:

Die Filme von Snyder und meine Wertungen (betrifft immer auch die DCs)!

Der Zombiefilm: 6 Punkte (war auch nie ein großer Fan des originals, aber solider Film)

Der Eulenfilm: 2 Punkte (diese ideologische Message in einem Kinderfilm hat nichts zu suchen!)

Der Spartanerfilm: 4 Punkte (schaue ich trotzdem immer wieder gerne)

Der Übermenschfilm: 7 Punkte (ich habe eigentlich mit dem Film keinerlei Probleme, das Ende muss so nicht sein, aber so what, soll ja explizit ein gegenentwurf zu einem anderen Universum sein)

Der Fledermaus bekämpft den Übermenschen Film: 8 Punkte (finde den nach wie vor ziemlich gut und vielversprechend und ich sagte damals schon, dass ich der Meinung bin, dass es besser altern dürfte als der Widerpart im MCU, wozu ich auch nach wie vor stehe)

Die Wachmannfilm: 9 Punkte

Der Lutscherschlagfilm: 7 Punkte

Dünyayi Kurtaran Adam
1 2 3 4
Forum Neues Thema
AnzeigeY