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Watchmen - Die Wächter

Kritik Details Trailer News
„I tried my best, it wasnt much...“

Watchmen - Die Wächter Kritik

Watchmen - Die Wächter Kritik
50 Kommentare - 09.01.2021 von MB80
In dieser Userkritik verrät euch MB80, wie gut "Watchmen - Die Wächter" ist.
Watchmen - Die Wächter

Man kann über Zack Snyder und seine typischen Stilelemente bestimmt vieles sagen, aber ein unfreiwilliges (wahrscheinlich) fiel mir beim sehen von „Watchmen“ diesmal auf: Es gibt immer eine Szene, die so albern, so „turn it up to 11“ corny ist, dass man kurz den Film vergisst und einfach freudig mit kichern muss. Das war etwa die Szene in dem sehr gut ansehbaren „300“, in der Xerxes versucht Leonidas zu verführen. Das war die lächerliche Trainings-Montage in dem grenzwertig nicht-ansehbaren „Batman v Superman“. Und diesmal war es die bescheuerte „Sex im Eulenschiff“ Szene, aus deren musikalischer Untermalung ich mir den Titel für die Kritik gebastelt habe.

„Ich habe es versucht..“ ist wohl die beste Beschreibung für Snyders Versuch, Alan Moores inzwischen renommiertes Graphic Novel aus den achtzigern als Film zu adaptieren.

Trailer zu Watchmen - Die Wächter

Denn hier ist das Problem mit „Watchmen“ von 2009: es ist eine der Vorlage gegenüber außergewöhnlich gewissenhafte Verfilmung, und dadurch eine schwache Adaption und mit Sicherheit kein guter Film.

Macht keinen Sinn? Doch doch, Moment.

Kleiner Exkurs: wir vergleichen hier zwei Medien, ein Buch und einen Film. Bücher konsumieren wir für gewöhnlich über mehrere Stunden, wenn nicht Tage oder Wochen, und dasselbe gilt für so opulente Graphic Novels, die ja nicht umsonst inzwischen „Novels“ heißen. Ein Buch wird regelmäßig weggelegt, um eine Pause zu machen, weshalb eine episodenhafte Erzählstruktur unproblematisch ist oder dem Werk sogar mehr tiefe geben kann. Die Zeit muss man sich auch nehmen, denn weil wir uns nur auf das Wort verlassen müssen, muss detailliert erzählt werden. Hier ist der vielleicht größte Unterschied zum Film: so etwas wie eine Gemütsschwankung kann im Film mit einem Reaction Shot auf das Gesicht und einem kleinen Trick wie einer angespielten Melodie oder Spiel mit der Beleuchtung in zwei Sekunden vermittelt werden. Solche Tricks hat geschriebener Text nicht, da kann schon mal ein ganzer Absatz nötig sein (bei Thomas Mann wären das dann direkt vier Seiten). Aus der Not wird beim Buch aber eine Tugend, weil man eigentlich unendlich Zeit hat, kann man sich diese auch nehmen, um ganze Welten zu erbauen. Kann Film auch, indem er diese einfach zeigt, aber ich würde sagen eine ausufernde Beschreibung ist durchaus „reicher“ als ein paar Sekunden „Vistas“. Das hat Gründe, und die haben direkten Einfluss auf die Struktur von Filmen. Nicht umsonst liegen die meisten Filme immer noch in dem Rahmen 90-120 Minuten (Tendenz seit ein paar Jahren wieder steigend), weil das einfach unsere Aufmerksamkeitsspanne ist. Also muss man beim Film ein paar Dinge beachten, wie man das, was als Text auf Papier steht, visuell schlüssig und zeit-effektiv darstellt, und die Aufmerksamkeit des Zuschauers hält. Die „10 Minuten Regel“ zum Beispiel spielt hier auch eine Rolle, die besagt, dass man in den ersten 10 Minuten den Zuschauer gefangen haben muss, sonst hat der Film schon verloren. Die Kunst ist frei, und diese zu brechen ist jedermanns Recht, aber dies sind gute Daumenregeln, um sein Publikum auch zu erreichen.

Was uns zurück zu „Watchmen“ bringt... Der Film startet zumindest in meinen Augen durchaus stark, der Mord am Comedian wird als stylische Actionsequenz inszeniert, die effektiv in diesem Mysterium mündet, welches den Kern der Handlung bildet: Wer ist der Mörder, der dem Opfer offensichtlich bekannt war, und warum wurde die Tat begangen? Das ist tatsächlich ein gutes Beispiel für effektive Adaption, denn der langsame Start des Buches wurde leicht verändert, um die Aufmerksamkeit zu sichern.

Leider geht es deutlich schwächer weiter. Aus irgendeinem Grund wird die Titelsequenz des Filmes oft als eine der stärksten Szenen von Snyder gelobt, dabei ist genau diese so symptomatisch dafür, was hier schief geht. Für Kenner des Buches ist das ein nettes Kaleidoskop durch diverse Szenen, die eigentlich in verschiedenen Falschbacks erzählt oder beschrieben werden. Aber eigentlich ist es gescheitertes „Worldbuilding“, man versetze sich einfach mal in eine Person, die die Vorlage nicht kennt. Diese Szenen machen zusammen wenig Sinn, die Figuren sind fast alle unbekannt und es besteht kaum Zusammenhang. Man kann erahnen, dass man sich hier in einer alternativen Zeitlinie befindet, aber im ganzen bringen uns diese Minuten wenig.

Und damit habe ich mir auch das erste Stichword geleistet, wo der Film scheitert: das „Worldbuilding“. Dies war eine der großen Stärken der Vorlage, hier hatten wir eine komplett gefüllte, detailliert ausgedachte alternative Welt, die sorgsam mit Erinnerungen, Flashbacks, Zeitungsartikeln, Tagebucheinträgen und sogar scheinbar nicht in die Haupthandlung passenden Comicgeschichten ausgebaut war. Und hier ist auch das Problem der „Adaption“, Snyder behält diese Struktur, natürlich in geschnittener Form, einfach bei. Aber, wie oben erläutert, was als Buch funktioniert, funktioniert nicht unbedingt als Film. Und so werden wir als Zuschauer damit gestraft, dass sich diese Charaktere, oft wichtigem Bindegewebes beraubt, von einem Tableau zum nächsten hangeln. Das ist weniger ein Film, als ein „Best of“ ikonischer Bilder aus dem Buch. Aggressiv auffällig wird dies, wenn man nach 70 oder 80 Minuten, also eine Zeit, wo andere Filme schon komplett fertig oder im dritten Akt sind, auf die Uhr schaut und bemerkt, dass wir immer noch damit beschäftigt sind, nötiges Hintergrundwissen zu befüllen, sich die eigentliche Handlung aber kaum bewegt hat. Durch seine Mutlosigkeit, das Material anzupassen, macht Snyder hier einen Spagat zwischen dem „worst of both worlds“: Die Handlung bewegt sich nicht, UND die Charaktere und Welt fühlen sich seltsam unvollständig und gleichzeitig auch überladen an. Sollte man einmal in den zweifelhaften Genuss gekommen sein, David Lynchs „Dune“ gesehen zu haben, ohne das Buch zu kennen, wird die Verwirrung verstehen, die bestimmt viele hatten. Ein Grund, warum der Film an den Kassen floppte.

Sei es Mutlosigkeit, oder sklavisches Festhalten am Originalformat, bei der Adaption zum Film ist Snyder gescheitert. Leider verschlimmert er dies noch bei der Inszenierung. Die Vorlage stieß das Tor zu ernsteren Comicgeschichten auf, aber im Kern war dies nur ein Aspekt. Die ausführlich durchdachte Welt, die Noir-Mystery Handlung, die moralischen Implikationen und der Fakt, dass sich Moore so hart mit Kostümhelden ins Gericht ging, waren die eigentlichen Erfolgsfaktoren. Snyder will dies umsetzten, daran liegt kein Zweifel, nur leider scheint er die falschen Schlüsse gezogen zu haben. Auch bei Überlänge bleibt von dieser durchdachten Welt und der Handlung wenig. Von der eigentlichen Bedrohung, einer atomaren Apokalypse, bleibt bis auf eine Kubrick-Anspielung (denn Snyder schaut auch Filme yall) wenig übrig, und der zentrale Antagonist wirkt seltsam deplatziert, denn Veidt hat viel zu wenig Screentime. Ohne treibende Kraft in der Handlung wird der Film schnell zäh, um das ganze zu verschlimmern besteht Snyder aber darauf, das ganze durch Monologe und Tagebucheinträge von Rorschach of all things in die Länge zu ziehen. Und dieses Einlagen, die im Kontext des Buches vielleicht noch Sinn machten, werden hier einfach zu selbstverliebtem, pompösen Gebabbel.
Ganz bitter wird es dann allerdings bei der Inszenierung der Charaktere. Diese waren eigentlich bedauernswerte, extrem fehlerhafte Individuen, und das bleiben sie zum Teil auch in der Verfilmung. Snyder kann scheinbar aber nicht ausblenden, wie „cool“ er dieses Buch und die entsprechenden Szenen findet, und scheint auch zu dem Schluss gekommen zu sein, „dunkel“ würde „erwachsen und ernsthaft“ bedeuten. Wie dem auch sei, er inszeniert ausgerechnet die Actionszenen, die im Buch klar im Hintergrund standen, mit großem Fokus auf Style und Gore. Auffällig wird dies vor allem bei dem Kampf in der Gasse und der Rettung aus dem brennenden Hochhaus, um zwei zu nennen. Snyder glorifiziert hier durch Hochglanz und Slow-Motion, was niemals glorifiziert werden sollte. Am aggressivsten wird dieser Irrweg bei der Betrachtung von Rorschach, der zunächst wie eine 1:1 Umsetzung aussieht, den Snyder aber trotzdem für einen „Badass“ zu halten scheint. Wie dem auch sein, er konnte scheinbar seinen inneren Teenager nicht kontrollieren, und so bekommt Rorschach nicht nur die Möglichkeit, bei einer eigentlich kleineren Szene im Gefängnis den harten Hund raus hängen zu lassen, zu allem Überfluss kriegt dieser erbärmliche Charakter, der eigentlich einsam und ohne großen Aufwind krepieren sollte, ein schönes SloMo Ende serviert, komplett mit einem Nite Owl, der lamentierend auf die Knie geht. Thema verfehlt!

Ohne die Kernthemen der Handlung und ordentliche Charakterisierung ist dies fast kein Film, es ist ein Storyboard der Momente, die Snyder als „cool“ empfand, das sich eben bewegt. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass man für diese Inszenierung, nämlich einfach das meiste so zu filmen, dass es wie im Buch aussieht, auch mit einem Filmstudenten hätte auskommen können. Das zeigt sich auch daran, wie flach und pedantisch alles gefilmt ist, was nicht genau so im Buch war.

Es ist aber nicht alles mies hier, beim Casting und den Schauspieler_innen kann der Film durchaus punkten. So ist Patrick Wilson etwa ein perfekt gewählter Dan Dreiberg (Nite Owl II), und besonders Jeffrey D. Morgan und Jackie E. Haley können als Comedian und Rorschach Punkte einfahren. Leider wird dies auch fast wieder ausbalanciert, denn Malin Akerman, die Laurie Jupiter spielt, eigentlich das emotionale Herz der Handlung mit den meisten Facetten, sieht gut aus, hat aber die schauspielerische Reichweite eines Holzklotzes. Und Matthew Goode als Adrian Weidt ist purer Camp, der in seiner Überheblichkeit die subtile Unauffälligkeit der Vorlage, die sogar Selbstzweifel hatte, überhaupt nicht trifft.
Und so sehr ich die servile Inszenierung platt gewalzt habe: schlecht sieht das ganze nicht aus.

Was wir am Ende haben, ist eine oberflächliche Action-Verfilmung für die Kenner des Buches, welche diese eigentlich gleichzeitig sofort auf die Palme bringen müsste wenn man mal über die Themen des Buches nachdenkt. Aber Kenner des Buches können wenigstens die offenen Stellen mit ihrem Wissen füllen, was Nicht-Kenner nicht können. Für diese wird der Film leider ein träges Abarbeiten von Szenen bleiben, immer wieder unterbrochen mit Flashbacks und pompösen Geschwurbel. Ich sollte wohlgemerkt erwähnen, dass ich mich auf die Kinoversion beziehe, und weder den „DC“ noch den „UC“ kenne. Da diese allerdings wohl nur noch mehr Material einschieben, ohne die Struktur oder Inszenierung zu ändern, sehe ich hier kaum eine mögliche Aufwertung.

Wenn man ganz leise hinhört, kann man beim Abspann übrigens ein Kichern hören. Das ist nicht der Comedian, das ist Terry Gilliam, der aus der Vorlage eine opulent Miniserie machen wollte, und nach dem Scheitern des Projektes des Buch als unverfilmbar erklärte. Mit nur einem Versuch würde ich die These nicht als bewiesen ansehen, aber so geht das auf jeden Fall nicht.

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MobyDick : : Moviejones-Fan
11.01.2021 12:20 Uhr
2
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Wow, das ist ja mal eine Zeit mit euch beiden (PaulLeger und seine Terminator Diskussion und nun wieder PaulLeger diesmal mit MB80 bzgl Watchmen): Olle Kamellen neu aufgewärmt - Puh.

Wird ziemlich viele Punkte geben auf die ich eingehe, daher etwas Steno-Stil, sonst könnte ich ja gleich ein Gegenreview starten...

1. Zuerstmal natürlich das Wichtigste: Hut wink

2. Dann erstmal die Zustimmungspunkte:

Viele deiner einzelnen Punkte stimme ich mit dir komplett überein, jetzt mal nur stichpunktartig:

- Vorspann fine ich bei Weitem nicht so überragend wie er immer lobend erwähnt wird

- Die Sexszene

- Die platte, zelebrierende und überhaupt nicht zum Inhalt passende Einstreuung von expliziten Gewaltszenen, und damit einhergehend die tatsächliche Zurschaustellung von nicht vorhandenen Superkräften

- Das fehlende Gespür für eine satirische Spitze

- Die musikalische Untermalung an sich

3. Aber deine Argumentation greift in mancherlei Hinsicht zumindest für mich auch ins Leere, was einen wirklich beträchtlichen Hintergrund hat:

Du hast nur den Kinocut auf den du dich berufst, und man sollte mindestens den Directors Cut kennen, da dieser den Film erheblich aufwertet und viele Punkte in ein (zumindest) richtige(re)s Licht rückt, wir sprechen hier nicht BvS Aufwertung, wir reden hier mindestens von Königreich der Himmel Aufwertung.

4. Nur ein paar Ansatzpunkte, die das evtl besser verdeutlichen könnten:

-Der Comedian ist tatsächlich im Kinocut sowas wie eine coole Identifikationsfigur, was natürlich dem ganzen Erzählstrang zuwider läuft. Im langen Cut bekommt man eine deutlich nuanciertere Version der Figur zu Gesicht, die spätestens ab der Vergewaltigungsszene oder in Vietnam in der Bar eben nicht mehr sympathisch ist, nicht im Geringsten.

- Rohrschach ist tatsächlich ein extrem armes Würstchen, der nur in der Zelle zu großer Form auflaufen kann, im wahren Leben ist er völlig hilflos, so dass ein Tod am Ende tatsächlich auch einem betteln um Erlösung gleichkommt

- Manhattans Loslösung vom Menschlichen wird auch sehr klar deutlicher diskutiert.

5. Kurz noch zu zwei - drei gravierenden Veränderungen zur Vorlage:

- Squid oder Not Squid: Wie (ich glaube) PaulLeger auch schon schrieb, in der Comicvorlage passt squid ganz gut, im Film passt Manhattan dagegen deutlich besser, zwei verschiedenen Medien. Entscheidung völlig ok

- Ozymandias und seine Selbstzweifel: Ich persönlich finde, dass die Figur im Comic diese Selbstzweifel überhaupt hatte oder äußerte eher dem Umstand geschuldet, dass es sich immer noch um eine klassische (Dekonstruktion von mir aus hin oder her) 1980er Story mit Hommage Elementen handelt und die Schurken nunmal 3-dimensionaler erscheinen, wenn sie etwas (auch manchmal scheinheilig) Selbstzweifel an den Tag legen. tatsächlich denke ich, dass es keinen Sinn macht, wenn jemand Mrd. Menschen in den Tod schickt, dies auch irgendwie mit dem "großen Ganzen" zu begründen in der Lage ist, dann noch danach Selbstzweifel an den Tag legen dürfte. Daher finde ich den Ansatz von Snyder hier deutlich passender als im Comic. Und wenn ich das so richtig sehe, sieht das auch Lindeloff in seiner Watchmen Serie so.

6. Snyders fehlendes Verständnis der Materie oder sein Unvermögen, sein Verständnis auf Zelluloid zu bannen:

Ob Snyder eine faschistische Gesinnung hat oder nicht, sei mal dahingestellt, zumindest ist nicht von der Hand zu weisen, dass er eine starke Faszination für faschistoide Tendenzen hat, welche alle anderen Messages, die er sonst noch in seinen Filmen verpackt haben mag, sehr stark überlagern. Ich persönlich finde ihn ja einen der ehrlichsten männlichen Frauenstärker im machismogetränkten Kino, da er immer starke Frauenfiguren einbindet und da nicht mal gross aufhebens drum macht. Sein Sucker Punch (erneut der deutlich längere DC) ist da ein Paradebeispiel für ein subversives Stinkefingerzeigen in Richtung Gorehounds die knapp bekleidete Bikinitussies in Action sehen wollen. Aber ich schweife ab. ich denke schon, dass er irgendwie versteht, worum es (auch) in Watchmen geht, aber sein ungeheurer fanboy, der das so drastisch und cool wie möglich auf Leinwand bannen möchte, zwingt ihn regelrecht dazu, eher rechts als links zu landen. Die beiden Paradewerke desselben Jahrganges, welches den US-amerikanischen Superheldencomic vermeintlich erwachsen gemacht haben, sind nunmal Millers dark Knight Returns (rechts) und Watchmen (links), beides auf ihre eigene Art Dekonstruktions und Neuordnung, beides extrem einflussreich und beides auf eine gewisse Art und Weise ähnlich, insofern, dass die Helden zu Antihelden werden und eigentlichbemitleidenswerte Kreaturen sind. Nur dass es bei Miller deutlich cooler wirkt, dadurch dass er der geborene Hard Boiled Fan ist, der dem gebrochenen Helden noch einen richtigen (rechten) Kompass mitgibt. Als Comic-Fanboy kann man da schonmal was verwechseln und beides gleichsetzen. Wo ich mir ziemlich sicher bin, dass das in der Comic-Szene gang und gäbe ist. Und Snyder scheint tatsächlich auch im rechten Lager zu sein. Was ja an und für sich nicht unbedingt ganz schlecht sein muss, wenn man trotzdem auf die anderen Aspekte der Vorlage achtet.

7. Akurattesse der Literaturverfilmung

Ja, es handelt sich hier um eine Literaturverfilmung. Watchmen ist mehr als ein Comic. Literatur kann man nicht 1:1 übernehmen, wenn es in einen Film gepresst wird. ich nehme immer zwei in meinen Augen Paradebeispiele, um meinen Standpunkt zu verdeutlichen: Liebe in zeiten von Cholera: Aus einem Jahrhundertroman wird trotz der offensichtlichen Abarbeitung vieler kleiner Stationen einfach nur eine Beliebige Nummernrevue ohne jeglichen Tiefgang oder dass das Publikum verstehen würde, warum das jetzt eine starke Liebe sein sollte, hierfür fehlt es dem Film einfach am Esprit und Schalk der Vorlage und das Ding wird zu einem überlangen Kaffee Onko Werbespot mit Shakira Musik. Der Film ist als solcher wert- und inhaltlos. Der Name der Rose hingegen ist als Film eine Wucht und gilt in Europa mittlerweile als kleiner Klassiker, und das obwohl er den Roman komplett nicht versteht und auch den Titel ad absurdum führt, und sogar den Protagonisten komplett falsch besetzt. Ein Lean beispielsweise dreht seinen Dr Schiwago sogar mit einer Laufzeit von 4 Std, indem er ganze Aspekte des Buches weglässt und trotzdem gilt der Film als Klassiker und gelungen. Es ist also so, dass ein Film für sich genommen funktionieren muss und nicht etwa sklavisch sich a die Vorlage halten muss oder sonstwas. Er darf auch gerne was völlig anderes als die Vorlgae behaupten, solange es als Film funktioniert. Und das tut der Film bei gewissen Teilen der Bevölkerung.

8. Fanboys

Da gibt es natürlich Fanboys oder Leute, die eine andere Sichtweise als der Regisseur haben, die dann sagen mögen, das widerspricht aber der Vorlage. Und deshalb ist das eine schlechte Adaption. mag sein, dass das stimmt, aber der Film muss für sich genommen funktionieren. Snyders 300 ist ein extrem problembeladener Film, der allerdings die Vorlage sehr genau trifft, was auch wohl an der ähnlcihen Gesinnung zu Miller liegen mag, trotzdem gilt der Film auch als Adaption gelungen. Trotzdem? Wirklich?

9. Pseudomässige Akuratesse:

Exemplarisch hierfür ist die Einbettung des Zeichentrickfilms in die Handlung: Völlig unnötig, da dies den Erzählfluss ausbremst und nur Eingeweihte wirklich verstehen, was das soll. Hier dreht sich snyder wirklich im Kreis, einerseits dreht er SEIN watchmen, andererseits will er der Vorlage gerecht werden. Möglicherweise ist ihm der grauenvolle Inhalt wichtiger und dessen Einbindung als der historische Parralelwelt Subkontext?

10. Kurzes Zwischenfazit:

Wie man sieht, ist der Film, die Adaption durchaus widersprüchlich und es gibt keine eindeutige Richtung, in die Snyder mit seinem Film zu gehen in der Lage ist. Auch ist zumindest in Teilen ambivalent, ob er faschistoide Tendenzen in den Film legt oder diese sehr subversiv unterläuft. Zumindest ist der Directors Cut deutlich näher (auch inhaltlich subkontextuell gesehen) an den Aussagen der Vorlage.

Als Film selbst funktioniert das Werk durchaus, auch bei Nichtkenntnis der Vorlage, und hebt sich auch zum Zeitpunkt der Entstehung positiv aus dem Einerlei der Comicverfilmungen bis dahin ab.

Den Vorwurf, der Regisseur hätte das Quellmaterial nicht verstanden oder würde die Aussagen verfälschen, kann man unter künstlerischer Freiheit abtun, so wie man es häufig auch bei anderen Werken tut und die Filme trotzdem als gut wertet.

11. Serienadaption der Vorlage

Letztlich noch ein Punkt deines Reviews, das ich ein bißchen zeitlich konnotiert abschmettern muss: Zum Zeitpunkt der Entstehung waren Serienadaptionen von Großwerken (zu dem Moores Werk zweifelsohne gezählt werden muss) nicht gang und gäbe, das kam erst ein aar jahre später. Vor Snyder haben sich diverse Filmemacher die Zähne an dem Werk ausgebissen, und Millers Werk kommt sehr wohl recht nah an die Vorlage ran.

Ob einem das Werk zusagt oder nicht, ist sicherlich persönlcihe Vorliebe. Aber von meiner Seite aus, der ich mich auch ziemlich links der Skala ansehe, funktioniert der Film durchaus und ich sehe ihn recht nah der Spitze der Comicverfilmungen, eben weil Moores Aussagen in grossen teilen beibehalten werden und selbst die Glorifizierung der Helden inkl gewisser ideologisch sehr fragwürdiger Tendenzen, immer gewisse Brüche haben. Trotz aller offensichtlicher probleme die der Film ganz klar hat.

Letzter Punkt:

Ich habe mir auch die 4k Bluray der Ultralangfassung geholt, obwohl ich bereist im besitz der Bluray an sich war: Spart euch das Geld, das ist aus technischer Sicht eine Frechheit und Zumutung, das ist wirklich eine Mogelpackung, greift wenn möglich zur Bluray

ich hoffe meine Punkte und Ansatzpunkte waren so, wenn auch nicht wirklich geordnet trotzdem irgendwie nachvollziehbar und verständlich?

Dünyayi Kurtaran Adam
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MB80 : : Black Lodge Su
11.01.2021 12:04 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.910 | Reviews: 44 | Hüte: 261

@PaulLeger:

Relativ mildes Urteil für "Batman v Superman", ich meine der wäre auch in deiner Comic-Flop Liste gewesen^^

@luhp92:

"Prometheus-Sage, Frankenstein und Der tolle Mensch"

Ufff... da wären wir wieder beim Thema "nur weil es drin ist, ist es noch lange nicht gut gemacht".

Überhaupt würde ich "Watchmen", "Men of Steel" und "Batman v Superman" in eine Pott werfen um Snyders Hauptproblem auszumachen: Struktur. Alle diese Filme leiden darunter, wie die Story und die Konflikte konsturiert sind. Da ist es mir schon fast egal, ob Superman Metropolis in 9/11 x 100 verwandelt.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
11.01.2021 10:56 Uhr | Editiert am 11.01.2021 - 10:58 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.340 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@MB80
"welche Filme von Snyder findest du wirklich gut? Frage gerne an alle auch"


Watchmen Kinofassung (9,5/10) - UC noch ungesehen im Regal
Batman v Superman UC (8,5/10) - Prometheus-Sage, Frankenstein und Der tolle Mensch
Man of Steel (8,5/10) - Superman als Science-Fiction-Alien-Drama
Justice League (6,5-7/10) - inhaltlich ergiebigere, interessantere Avengers-Copycat
300 (4-5/10) - geniale Optik und Action, aber eben ein moderner Riefenstahl
Die Legende der Wächter (4-5/10) - "300" für Kinder/Jugendliche
Dawn of the Dead (4/10) - Rewatch nötig, dürfte Romero aber klar unterliegen

Sucker Punch noch nicht gesehen. Gilt ja als der "Anti-Inception". Die Kinofassung soll aber den Film verunstaltet haben, also warte ich auf den Extended Cut im Stream. Der "Mirror Shot" ist aber schon mal wieder genial.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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PaulLeger : : Moviejones-Fan
11.01.2021 10:32 Uhr | Editiert am 11.01.2021 - 10:34 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.335 | Reviews: 17 | Hüte: 261

@ MB80

300 (7,5/10)

Dawn of the Dead (7/10)

Sucker Punch (6,5/10)

Man of Steel (6/10)

Batman v Superman (4,5/10)

Watchmen (3/10)


Justice League lass ich außen vor, den Eulenfilm hab ich nicht gesehen.

Da muss man allerdings dazu sagen, dass ich jeden davon direkt im Erscheinungsjahr und danach nicht erneut gesehen habe, daher ist es gut möglich, dass die frühen Filme davon profitieren, dass ich da noch jung und evtl. noch etwas anspruchsloser war.^^

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MB80 : : Black Lodge Su
11.01.2021 09:33 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.910 | Reviews: 44 | Hüte: 261

@Raven13:

"Der Film ist von vorne bis hinten spannend und interessant."

Wenn das so ist, dann ist es halt so, aber ich kann dir nur empfehlen, mal das Comic (jetzt ist Alan Moore wieder happy) zu lesen und dann zu sehen, wie wenig da auf dem Bildschirm bleibt ;)

Das Snyder Ranking ist bei mir witzigerweise genau umgedreht:

300 (7/10) Unser Schnittpunkt.
Dawn of the Dead (6/10) Evtl. Snyder "kompetentester" Film, müsste ich aber nochmal sehen.
Man of Steel (5/10)
[Justice League (4/10)]
Watchmen (4/10)
Batman v Superman (3/10)
(wobei der UC den ja aufwerten soll, aber hier ist für mich kein Land in sicht...)

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
10.01.2021 22:13 Uhr | Editiert am 10.01.2021 - 22:14 Uhr
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Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.135 | Reviews: 104 | Hüte: 635

@ MB80

Die Informationen sind auch da, aber sie werden einem halt so hingeklatscht, ohne das man sich Gedanken gemacht hätte, wie man das in einem Film halt mal eleganter hätte machen können.

Hmm, in dieser Hinsicht bin ich wohl einfach nicht so anspruchsvoll. Auf mich wirkte nichts einfach nur so hingeklatscht. Der Film nimmt sich für alles die nötige Zeit, baut langsam auf, führt nach und nach die Charaktere ein und offenbart im Laufe des Films zu den passenden Zeitpunkten neue Geheimnisse über die Vergangenheit durch geschickt eingesetzte Rückblenden. Für mich sind sowohl Erzählstil wie auch die Erzählstruktur einfach nur klasse. Der Film ist von vorne bis hinten spannend und interessant.

"Mal ne neugierige Frage: welche Filme von Snyder findest du wirklich gut? Frage gerne an alle auch..."

Deine Frage greife ich gerne auf. Folgende Filme von Snyder gefallen mir:

  • 300 (7/10)
  • Dawn of the Dead (8/10)
  • Man of Steel (9/10)
  • Batman v. Superman (Ultimate Cut) (10/10)
  • Watchmen - Die Wächter (10/10)

Alle anderen Filme mag ich eher nicht so. "Die Legende der Wächter" hat mich damals enttäuscht, "Sucker Punch" habe ich nie gesehen und interessiert mich auch nicht so wirklich und "Justice League" ist ja nur teilweise von ihm. Mal sehen, wie der Snyder Cut zu "Justice League" mir gefällt.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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MB80 : : Black Lodge Su
10.01.2021 20:39 Uhr | Editiert am 10.01.2021 - 21:20 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.910 | Reviews: 44 | Hüte: 261

Duck-anch-amun:

"Allerdings geht es mir zu sehr um den Vergleich Film/Buch und dem Fakt, dass es eine Adaption ist. "

Naja, ich kenne das Buch eben, da ist der Ansatz denke ich valide ;) Hätte ich das Buch nicht gelesen würde meine Kritik wohl so gehen: "Stylischer Actionfilm mit Antihelden, aber die selbstverliebte Struktur und Inszenierung nerven schnell." Oder so.

Vielleicht nochmal zur Klärung: ich meine nicht, dass man ohne das Buch zwangsweise nichts versteht. Aber der Film ist definitiv überladen und hätte gerne auch Ballast abwerfen können.

"Brechende Knochen, düstere Bilder da immer Nacht und Regen, machen jedoch keinen "erwachsenen" Film, was man dann auch auf Batman v Superman projezieren kann. "

Offensichtlich volle Zustimung ;)

@ProfessorX und luhp92:

Da hat PaulLeger schon sehr passend geantwortet. Snyder wollte unbedingt dieses BuchComic adaptieren, also muss er sich auch daran messen lassen.

Generell:

" Es ergibt ja z.B. auch wenig Sinn, eine Shakespeare-Verfilmung, die sich sklavisch an den Text der Vorlage hält, für ihre großartigen Dialoge zu loben, der Verdienst liegt da ja zu 100% beim Ausgangsmaterial und genauso ist es bei den Charakteren von "Watchmen"."

Das trifft es super, und ich frage mich auch gerade bei dem Film, warum er Snyders Meisterwerk und vor allem seine "Vision" sein soll? Denn da ist absolut nichts visionäres an diesem Film, vieles ist einfach 1:1 übernommen und die neuen Passagen teilweise mehr als fragwürdig.

@MarieTrin:

Danke, ich glaube wir verstehen uns hier ;) Bin mal gespannt was du zu "Dune" sagst, wenn der denn mal raus kommt.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MB80 : : Black Lodge Su
10.01.2021 20:27 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.910 | Reviews: 44 | Hüte: 261

Raven13:

Also wenn das bei dir funktioniert hat, dann ist ja für dich alles gut. Die Informationen sind auch da, aber sie werden einem halt so hingeklatscht, ohne das man sich Gedanken gemacht hätte, wie man das in einem Film halt mal eleganter hätte machen können. Was eben wirklich fehlt ist so ein Antrieb in der Handlung, deshalb habe ich die atomare Bedrohung betont, die eher im Hintergrund ist. Da hätte eine neue Szene gut getan, in der z.b. Panik im War Room ausbricht oder so...

Zum verkopft... Nee, ich mache mir ehrlich gesagt erst danach Gedanken, warum das nicht funktioniert, wenn ich merke es funktioniert nicht. Ich kenne das Buch (Empfehlung!) und wenn man sich nach über einer Stunde fragt, warum hier nichts passiert und ich nur Bilder sehen die ich schon kenne, dann geht etwas schief ;)

PaulLeger:

Ja, bei "300" funktioniert das gut, das ist halt auch ein Buch das schon wie ein Storyboard ist.

Mal ne neugierige Frage: welche Filme von Snyder findest du wirklich gut? Frage gerne an alle auch...

Und Danke für das Vermeiden von möglichen Spoilern bei "Tenet"!

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MarieTrin : : Mrs. Justice
10.01.2021 00:03 Uhr
0
Dabei seit: 11.09.11 | Posts: 1.907 | Reviews: 27 | Hüte: 46

Durch seine Mutlosigkeit, das Material anzupassen, macht Snyder hier einen Spagat zwischen dem „worst of both worlds“: Die Handlung bewegt sich nicht, UND die Charaktere und Welt fühlen sich seltsam unvollständig und gleichzeitig auch überladen an. Sollte man einmal in den zweifelhaften Genuss gekommen sein, David Lynchs „Dune“ gesehen zu haben, ohne das Buch zu kennen, wird die Verwirrung verstehen, die bestimmt viele hatten. Ein Grund, warum der Film an den Kassen floppte.

Mein absoluter Lieblingsabschnitt der Kritik. Dafür Daumen hoch! Auch die vorherige Ausarbeitung, dass es sich einfach um verschiedene Medien handelt, finde ich absolut passend. Aber diesen Spagat bekommen nur wenige Adaptionen hin (zumindest, wenn man Buch und Film kennt). Ich empfand Watchmen auch tatsächlich als seltsam überladen. Große Verständnisprobleme hatte ich nicht (kenne die Grundlage nicht im Geringsten), aber ich mochte auch nicht dieses pompöse Geschwurbel (passende Bezeichnung) und die Insznierung insgesamt. . . . . . .

Que la loi soit avec toi!

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MB80 : : Black Lodge Su
09.01.2021 19:08 Uhr
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Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.910 | Reviews: 44 | Hüte: 261

Oh wow, da geht ja einiges, mal wieder ne ordentliche Diskussion smile

Ganz kurz, ich bin wortwörtlich nach meinem letzten Kommentar weg gefahren, ich denke morgen Abend kann ich in Ruhe antworten... bis dahin, feuer frei.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
09.01.2021 18:47 Uhr
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Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.340 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@PaulLeger
Ja, das stimmt, da ist Moviejones schon die Ausnahme.

Mein Wunsch oder Vorschlag wäre ja, dass die MJ-Redakteure auch mal Einzelkritiken schreiben würden, dann hätte man im Forum noch eine größere Varianz. Oft ist es ja der Fall, dass die Redakteure unterschiedliche Ansichten haben und dann eine Kompromiss-Gesamtkritik geschrieben wird.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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PaulLeger : : Moviejones-Fan
09.01.2021 17:50 Uhr
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Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.335 | Reviews: 17 | Hüte: 261

@ luhp92

So meinte ich das ja nicht, dass MB80 und ich hier die Wahrheit gepachtet hätten. Aber der Film ist bei allen anderen Portalen heftig umstritten, er hat eigentlich überall sowohl Fans als auch Kritiker, daher fand ich das "100% fresh rating" für den Film hier auf MJ eben so auffällig.

@ ProfessorX

MB80 meint es ja gerade so, dass es zwei unterschiedliche Medien sind und man für eine Verfilmung demzufolge einen anderen Ansatz wählen sollte, was hier jedoch nicht passiert ist.

geschweige denn, daß Rohrschach hier besonders gut wekäme. Im Gegenteil, ich finde das großartige am Film ist dessen Ambivalenz im Hinblick auf seine Charaktere.

Diese Ambivalenz stammt aber schon aus der Vorlage. Es ergibt ja z.B. auch wenig Sinn, eine Shakespeare-Verfilmung, die sich sklavisch an den Text der Vorlage hält, für ihre großartigen Dialoge zu loben, der Verdienst liegt da ja zu 100% beim Ausgangsmaterial und genauso ist es bei den Charakteren von "Watchmen".

Allerdings hat Snyder den Charakteren eben durchaus Einiges ihrer Ambivalenz ausgetrieben, was dann schon problematisch ist. Beispielsweise wird bei Rorschachs Mord an dem Mädchenentführer im Film klar gezeigt, dass der Mann schuldig ist, im Comic wird das dagegen offen gelassen, wodurch eben nicht klar ist, ob Rorschach hier nicht einfach einen Unschuldigen ermordet hat. Im Film ist Rorschach ein (Anti-)Held mit fragwürdigen Methoden, aber dennoch ein Streiter für eine gute Sache, im Comic besteht dagegen die Möglichkeit, dass er ein fehlgeleiteter Wahnsinniger ist.

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
09.01.2021 16:56 Uhr
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Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.340 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@MB80 & PaulLeger

Ach, ich kenne diverse Leute aus allen Sparten, die den Film sehr mögen und schätzen. Egal ob Nerd oder Cineast, egal ob "Watchmen"-Leser oder Laie. Eure Meinung zum Film als Cineasten und Kenner des Comics ist jetzt nicht in Stein gemeißelt und allgemeingültig, wie ihr es vielleicht denkt.

Ich habe den Comic nicht gelesen und kann dennoch nichts von dem bestätigen, was du zu der Behauptung schreibst, Laien würden den Film nicht verstehen (inhaltliche Anschlussfehler, Einkürzungen usw). Kernthemen, Inhalt und Charakterisierungen gehen für mich schon deutlich und verständlich aus dem Film hervor. Ich habe den Film auch nie als verherrlichend empfunden, sondern klar als das Gegenteil. Also es ist natürlich sehr gut möglich, dass der Comic Diverses anders oder detaillierter darstellt, aber das ist für den Film dann nicht von Belang.

Alan Moore lehnt die Bezeichnung "Graphic Novel" übrigens ab, weil eine Trennung zwischen Comic und Graphic Novel für ihn dafür hindeutet, dass Comics nicht intellektuell oder echte Literatur sein können.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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ProfessorX : : Moviejones-Fan
09.01.2021 16:47 Uhr
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Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 932 | Reviews: 1.017 | Hüte: 42

Ich muss auch gestehen, daß ich die Vorlage nicht kenne und zu keinem Zeitpukt das Gefühl hatte etwas nicht zu verstehen, geschweige denn, daß Rohrschach hier besonders gut wekäme. Im Gegenteil, ich finde das großartige am Film ist dessen Ambivalenz im Hinblick auf seine Charaktere.

Davon abgesehen muss man, so glaube ich auch grundsätzlich von der Analyse Buch und Film wegkommen. Denn nur weil etwas im Buch anders, oder detaillierter ist, ist es im Film nicht automatisch schlecht. Es sind nun mal ganz andere Medien, mit anderen Schwerpunkten.

Consider that a divorce!

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Duck-Anch-Amun : : Moviejones-Fan
09.01.2021 16:33 Uhr
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Dabei seit: 15.04.13 | Posts: 11.492 | Reviews: 45 | Hüte: 772

Tolle Kritik mit viel Inhalt, der zum Nachdenken anregt und über den man diskutieren kann. Gefällt mir gut auch mal solche Kritiken zu lesen, die über den normalen Filmgenuss hinausgehen.
Allerdings geht es mir zu sehr um den Vergleich Film/Buch und dem Fakt, dass es eine Adaption ist. Bin da der gleichen Meinung wie Raven13, da ich die Vorlage ebenfalls nicht kenne. Trotzdem habe ich nirgends ein Verständnisproblem, die Einleitung verdeutlich ziemlich schnell in welchem Szenario sind und die Flashbacks, oftmals ein störendes Element, sind gut eingesetzt. Punkte die mich oftmals stören, die ich aber hier ohne Vorkenntnisse brauchte um die Welt zu verstehen, die für mich auch sehr gut umgesetzt wurden.

Vielleicht ist dies der Vorteil den ich habe, da ich die Vorlage nicht kenne und somit da ganz ungebunden ran gehen kann. Das Problem welches ich beim Film eigentlich immer habe, ist dieser überstylisierte Ansatz. Da geht es um "normale" Menschen und der Superheld an sich ist eine Veränderung der Begebenheiten. Trotzdem brechen die Menschen hier locker Knochen und können Mauern kaputt schlagen.
Brechende Knochen, düstere Bilder da immer Nacht und Regen, machen jedoch keinen "erwachsenen" Film, was man dann auch auf Batman v Superman projezieren kann.

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