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Unser Special zum Mauerfall

30 Jahre Mauerfall: Ganz Deutschland in Film & Serie

30 Jahre Mauerfall: Ganz Deutschland in Film & Serie
28 Kommentare - Sa, 09.11.2019 von Moviejones
Vor 30 Jahren kam zusammen, was zusammengehört. Über so manche Schritte und Entwicklungen kann man sich trefflich streiten, aber heute wollen wir mal nicht über Politik, sondern Entertainment reden.

Am Morgen des 10. November 1989 stieg ein 11-jähriger verschlafener Thälmannpionier die Treppe runter und erfuhr von seiner Mutter, dass in der Nacht die Grenze geöffnet wurde. Nachdem der ganze Sommer schon sehr aufregend war (inklusive der einen oder anderen Nachbarn, die "rübergemacht" haben und verlorener Freunde, die plötzlich nicht mehr im Hobbykurs auftauchten), stellte dieser Morgen den Beginn einer ganz neuen Ära dar.

Und unter dieser Formulierung geht nichts.

Alle von euch, die damals geboren waren und sich an diese Zeit erinnern, können mit ziemlicher Genauigkeit sagen, wo sie oder er am besagten Novembertag 1989 gerade war und wie die ganzen folgenden Monate der "Wende" empfunden wurden. Das Ereignis war nahezu für jeden in Deutschland ein Erlebnis, auf die eine oder andere Art, und speziell im Osten herrschte positive Anarchie. Alles, was bisher vertraut und bekannt war, wurde innerhalb weniger Wochen und Monate pulverisiert - und bis auf den Staatsapparat hatten in den Anfangstagen wahrscheinlich alle eine große Freude daran. Urplötzlich war alles in Massen erhältlich, alles wirkte bunter, so viel aufregender! Die BRAVO! Elf99! Nogger! Chips! Echte Cola! Nie wieder zum Appell antreten müssen oder samstags zur Schule!!!

Ja, die Wendezeit war ein Abenteuer, nicht nur für Erwachsene, und nun, ganze 30 Jahre später blicken wir zurück und können mit etwas mehr Abstand resümieren. Es gab viel Schönes, was die Menschen zwischen 1949 und 1989 in der DDR erlebten, aber noch immer gibt es viele Missverständnisse und Vorbehalte - auf beiden Seiten. Aber wenn wir all das mal zur Seite packen, das Politische, das Anstrengende, das Verfehlte, dann stellen wir fest, dass wir Deutschen auch viel auf dem Kasten haben und auch viele Dinge Freude bereiten können.

Ob Ost oder West, mit unserem Special zum Mauerfall möchten wir einen Blick auf uns Deutsche in Film und Serie werfen - ob international von Bedeutung oder als Retrokult. Viel Spaß beim Lesen!

Deutsche Film-/Serienstars

Etliche deutsche Darsteller aus Film und Fernsehen haben Hollywood erobert. Gut, er ist zur Hälfte Spanier und auch in Barcelona geboren, aber davon lassen wir uns nicht abhalten, Daniel Brühl hier mit aufzunehmen. Schließlich ist er aus der Traumfabrik nicht mehr wegzudenken und hat sogar Marvels Civil War angezettelt. Auf den Erfahrungsschatz eines Udo Kier kann er freilich (noch) nicht zurückgreifen, denn dessen Gesicht kennt wohl wirklich jeder. Er hat es ja auch schon bei über 250 Produktionen in die Kamera gehalten, darunter viele internationale.

Auch so ein Urgestein ist Jürgen Prochnow, der uns ebenfalls seit Jahrzehnten begleitet. Denkt man an ihn, denkt man an Das Boot. Boot, Wasser, schwimmen... Thomas Kretschmann! Nicht die cleverste Überleitung, zugegeben, aber der einstige DDR-Meisterschwimmer hat es weit gebracht und so einige Blockbuster bereichert. Gleiches lässt sich über Diane Kruger sagen. Wenngleich nicht jeder auf sie abfährt, ist sie mit Aus dem Nichts doch knapp an einer Oscarnominierung vorbeigeschrammt. Den Weg übers TV ist Tom Wlaschiha gegangen, ihn hat Game of Thrones bekannt gemacht. Nur so viel: Valar morghulis!

Deutsche Regisseure

Auch bei der Regie mischt so manch ein Deutscher mit, der hierzulande und international zu Ruhm und Anerkennung kam. Da wäre zum Beispiel der Name Werner Herzog, der aktuell vor allem in Verbindung mit einer Rolle in der ersten Star Wars-Realserie The Mandalorian immer wieder fällt. Aber vergessen wir nicht, dass sich Herzog vor allem als Regisseur einen Namen machte und das hauptsächlich im Dokumentarfilmbereich.

2006 machte Florian Henckel von Donnersmarck von sich reden. Das Leben der Anderen kam in die Kinos und beschäftigte sich mit der Stasi. Während es bei den Golden Globes nur für eine Nominierung in der Kategorie "Best Foreign Language Film" reichte, durfte sich von Donnersmarck bei den Academy Awards darüber freuen, den Preis in derselben Kategorie mit nach Hause zu nehmen.

Nach dem Dreh von The Tourist mit Johnny Depp und Angelina Jolie sorgte er mit seinem Werk ohne Autor für Furore.

Für Furore sorgt auch immer wieder Roland Emmerich, der sich vor allem als Regisseur actiongeladener Weltuntergangsfilme einen Namen gemacht hat. Dabei wird oft vergessen, dass sich Emmerich auch mit Filmen wie Der Patriot oder Stonewall bewiesen hat. Mit Midway - Für die Freiheit startet im November. 

Jüngeren Kinogängern wird der Name Wolfgang Petersen vor allem etwas in Zusammenhang mit Filmen wie Troja, Der Sturm oder Air Force One sagen. Dabei schuf Petersen in den 80ern einen Klassiker nach den anderen. Man sage nur: Das Boot, Die unendliche Geschichte oder Enemy Mine - Geliebter Feind.

Tom Tykwer wurde vielen durch den in Deutschland gefeierten Cloud Atlas wieder ins Gedächtnis gerufen. Anschließend ging es für ihn weiter zur Serie Sense8 und der von Kritikern und Publikum gepriesenen Serie Babylon Berlin, die aktuell 16 Episoden umfasst.

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28 Kommentare
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Sully : : Elvis Balboa
10.11.2019 14:17 Uhr
0
Dabei seit: 29.08.09 | Posts: 10.557 | Reviews: 30 | Hüte: 555

@Luhp92

Zum politischen Teil: siehe MJs Antwort

Zu Hasselhoff: Viele mochten Knight Rider und manche auch Baywatch (ich habs nicht regelmäßig geschaut). Ich persönlich kannte keinen Einzigen von dem ich wüsste, dass er Hasselhoffs Musik zu dieser Zeit toll fand. Für die Meisten die ich kenne war das einfach nur englischsprachiger Schlager...

Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst und trotzdem weiter machst!

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Moviejones : : Das Original
10.11.2019 14:05 Uhr
1
Dabei seit: 15.10.08 | Posts: 2.358 | Reviews: 1.219 | Hüte: 181

@luhp92

Claudia hier. Zu deiner Frage:

War es Ende der 80er Jahre und kurz vor dem Mauerfall tatsächlich so, dass David Hasselhoff in der DDR ebenso ein gefeierter Star war wie in Westdeutschland? Dass jeder dort seine Musik feierte und sich regelmäßig "Knight Rider" ansah?

Also Knight Rider war bei uns ebenso ein Hit wie im Westen, außerdem Colt Seavers, MacGyver, Trio mit vier Fäusten usw. usf. Hasselhoff selbst wurde besonders populär, nachdem die BRAVO, Popcorn usw. auch bei uns gekauft werden konnten, und gerade wir Teenies natürlich alles über Pop verschlungen haben. Aber er war neben NKOTB, Jason Donovan, Depeche Mode u.a. natürlich nicht der einzige Star wink Aber gerade um 1990/1991 herum war er auch wegen Baywatch sehr angesagt.

Ich kann dabei nicht für sublim77 sprechen, aber als Mädchen war es vielleicht was anderes, ich hatte jedenfalls auch sein Poster an der Wand ^^

Zu deiner anderen Bemerkung:

wie kann das nicht national-politisch gemeint sein?

Ist es nicht. Ganz einfach. Unser ganzer Artikel hat nichts mit Politik zu tun. Es ist ein ganz simples Symbolbild (dazu noch von der WM-Feier), dass wir Deutschen eins sind.

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sublim77 : : Moviejones-Fan
10.11.2019 07:03 Uhr
0
Dabei seit: 18.12.15 | Posts: 5.298 | Reviews: 43 | Hüte: 501

@luph92:

War es Ende der 80er Jahre und kurz vor dem Mauerfall tatsächlich so, dass David Hasselhoff in der DDR ebenso ein gefeierter Star war wie in Westdeutschland? Dass jeder dort seine Musik feierte und sich regelmäßig "Knight Rider" ansah? Oder hat Hasselhoff das nur erfunden, um dem Hörbuch mehr Pepp zu verleihen?^^

Ich bin mal so frei und antworte darauf, auch wenn ich nicht in der DDR gelebt habe.

Ich würde mal sagen, das war weder in der DDR, noch in der BRD der Fall. Bei uns jedenfalls hat keiner "The Hoff" gehört. Natürlich kannte bei uns jeder Knight Rider, aber seine Musik war bei uns bestenfalls Radiogeplänkel.

Bei der Macht von Greyskull! Isch han uff de Grub Geschloof!!!

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
10.11.2019 00:27 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@Sully

Der Aufhänger des Artikeltitels ist "30 Jahre Mauerfall", obendrein schreibt Moviejones das darunter dann auch nochmal vor dem Hintergrund einer mit Deutschland-Fahnen jubelnden Menge in den deutschen Nationalfarben, wie kann das nicht national-politisch gemeint sein?

"wie man es heute empfindet"

Genau darauf bezogen sich meine unteren Kommentare doch.

"Mich würde daher z.B. eher interessieren welchen Bezug Du zur Thematik und welche Erfahrungen Du gemacht hast."

Dazu schrieb es bereits etwas unter dem Gewinnspiel-Artikel zum Hasselhoff-Hörspiel "Up against the Wall: Mission Mauerfall", ich kopiere das mal hier hin:

Als 1992 Geborener kann ich zum 3. Oktober und zum 9. November 1990 natürlich nichts sagen. Was ich privat damit verbinde: Am Tag zuvor, dem 2. Oktober, wurde mein Cousin geboren, er lebte also noch ein einzigen Tag in der BRD als Westdeutschland. Jetzt ist er schon 30 :O Ansonsten hat am 9. November eine ehemalige, gute Schulfreundin Geburtstag, in die ich mal verliebt war.


Dann noch speziell zum Hörbuch, jetzt da du schon hier bist^^

Ich habe mal eine Frage an jene Moviejonesler, die früher in der DDR lebten.
War es Ende der 80er Jahre und kurz vor dem Mauerfall tatsächlich so, dass David Hasselhoff in der DDR ebenso ein gefeierter Star war wie in Westdeutschland? Dass jeder dort seine Musik feierte und sich regelmäßig "Knight Rider" ansah? Oder hat Hasselhoff das nur erfunden, um dem Hörbuch mehr Pepp zu verleihen?^^

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Sully : : Elvis Balboa
09.11.2019 17:54 Uhr | Editiert am 09.11.2019 - 19:34 Uhr
0
Dabei seit: 29.08.09 | Posts: 10.557 | Reviews: 30 | Hüte: 555

@Luhp92

Also entschuldige bitte, wer sieht denn die deutsche Einheit als "vollkommen" an? Das habe ich tatsächlich noch nie irgendwo gehört oder gelesen.

Unabhängig davon finde ich, dass politische Diskussionen (bezüglich der heutigen Wähler-Anteile usw.) unter diesem MJ Beitrag eher am Thema vorbeigehen. Meines Erachtens geht es hier eher darum, was man mit dieser Zeit verbindet und wie man es heute empfindet. Die politischen Entwicklungen in unserem Land sind viel zu komplex um sie hier einzuweben.

Mich würde daher z.B. eher interessieren welchen Bezug Du zur Thematik und welche Erfahrungen Du gemacht hast.

Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst und trotzdem weiter machst!

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
09.11.2019 17:28 Uhr | Editiert am 09.11.2019 - 17:31 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@Sully
"Dass der "Osten" wirtschaftlich hinterher hinkt, hat ja auch gravierende Gründe."

Natürlich. Aber deswegen - und wegen der politischen Ansichten - ist die deutsche Wiedervereinigung und Einigkeit eben nicht so vollkommen, wie es gerne gesehen wird. TiiN schrieb dazu passend ja auch, ein über 30 Jahre getrenntes Land wächst nicht so schnell zusammen.

@TiiN
Die Jugend im Osten macht mir unabhängig davon dennoch Sorgen. Diese trägt dort die AfD, während die ältere Bevölkerung SPD und CDU wählt. Im Westen ist das umgekehrt. Wobei man natürlich auch nicht SPD und CDU wählen sollte =)

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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TiiN : : Goldkerlchen 2019
09.11.2019 12:24 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.040 | Reviews: 173 | Hüte: 607

Als Berliner aus dem westlichen Teil der Stadt bin ich vor 20 Jahren für drei Jahre in Brandenburg zur Schule gegangen und ich war überrascht über das gespiegelte Bild. Hieß es im Westen "Die Dummen Ossis" war es im Osten "Die dummen Wessis". Zudem war die DDR-Denke bei vielen noch sehr präsent.

Ich habe jedoch den Eindruck, dass sich seit 1989/1990 durchaus etwas verändert. Aber ein über 30 Jahre getrenntes Land wächst nicht so schnell zusammen. Das braucht seine Zeit. Das alte Zonendenke sehe bei älteren Leuten mehr als bei den jungen. Ich kann mir vorstellen, dass die Teilung im Jahr 2040 (50 Jahre) kaum noch spürbar ist, eben weil dann viele andere Generationen herangewachsen sind.

Natürlich muss man bis dahin noch einiges machen. Die Wirtschaft wurde von euch angesprochen. Die Lohnangleichung zwischen West und Ost wäre eine Maßnahme. Wobei es den maroden Osten nur noch selten zu sehen gibt. Die meisten Städte und Ortschaften in der ehemaligen DDR sind äußerst attraktiv geworden.

Politische Themen und jüngste Landtagswahlen würde ich weniger auf eine schwache Einheit zurückführen sondern auf andere politische Schwierigkeiten, welche man an anderer Stelle durch bald 12 Jahre große Koalition (gefühlt 16 Jahre) selbst erschaffen hat.


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sublim77 : : Moviejones-Fan
09.11.2019 10:56 Uhr | Editiert am 09.11.2019 - 10:59 Uhr
0
Dabei seit: 18.12.15 | Posts: 5.298 | Reviews: 43 | Hüte: 501

@Sully:

Den Hut muss ich dir direkt ebenfalls aufsetzen. Was du sagst, stimmt absolut. Ich bin als Kind im Westen vernab von Repressalien oder Unterdrückung aufgewachsen und kann verstehen, dass in einigen Themen, so mancher aus dem Westen nicht das nötige Verständniss aufbringen kann, wie das damals für die Leute im Osten war und auch, dass man als Ostdeutscher enttäuscht von den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte ist. Dennoch liegt es immer an einem selbst, was man daraus macht. Darum sehen Leute wie du und ich und alle die unsere Meinung in diesem Fall teilen, das Ganze eben nicht so negativ, wie es leider oft geredet wird. Wir machen uns unser eigenes Bild, das für mein Empfinden fast immer ein anderes ist, als das, was man von einschlägigen Quellen vorgegaukelt bekommt. Das betrifft im Übrigen auch die meisten anderen Themen der heutigen Zeit. Ich will damit jetzt nicht sagen, dass ich so ein Skeptiker oder gar Verschwörungstheoretiker bin, sondern lediglich, dass man vielleicht einfach mal den Blick vom Bildschirm, vor allem von den verfälschenden Eindrücken und Meldungen der sozial media Seiten abwenden sollte und stattdessen einfach mal raus gehen und seine eigenen Eindrücke erleben sollte.

Bei der Macht von Greyskull! Isch han uff de Grub Geschloof!!!

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Sully : : Elvis Balboa
09.11.2019 10:31 Uhr | Editiert am 09.11.2019 - 11:40 Uhr
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Dabei seit: 29.08.09 | Posts: 10.557 | Reviews: 30 | Hüte: 555

Ich selbst habe die Begriffe Ossi und Wessi nie benutzt und von Beginn an verabscheut. Für mich gibt es zwar auch Ost und West, aber nur so, wie es auch Nord und Süd gibt. Ich fahre nach Hamburg oder nach Berlin, nach Leipzig oder nach Essen, aber nicht in den Osten oder den Westen. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus fällt mir auf, dass es hautsächlich die sind, in deren Köpfen die meisten Vorurteile existieren, die ihren Hintern nicht aus ihrem Terrain herausbewegen. Wenn ich in meine alte Heimat komme bemerke ich bei so vielen Dagebliebenen eine Verbitterung und eine Tendenz zu sagen "der böse Westen", genau wie ich in meiner heutigen Heimat, ich lebe seit 23 Jahren im Süden der Republik, gerade immer wieder von älteren Einheimischen, der "faule und undankbare Osten, dem wir den Soli hinten rein schieben" höre. Letztlich basieren die Vorurteile auf realitätsverzerrenden Klischees. Es gibt überall Idioten, genauso wie es eben auch Leute mit Verstand gibt. Jeder Westdeutsche muss sich klar machen, dass die Ostdeutschen nach dem Fall der Mauer und der verflogenen, ersten Euphorie, von Heute auf Morgen ihr gesamtes Leben neu organisieren mussten und zwar in einem ganz neuen System, mit ganz anderen Spielregeln. Und jeder Ostdeutsche muss sich klar machen, dass die Westdeutschen eben eine andere Biografie haben und diese Veränderungen nicht durchleben müssen und dadurch verwundert sein können, wovon der Ostdeutsche da redet. Das Hauptproblem sehe ich darin, dass auf allen Seiten hauptsächlich diejenigen die Klappe am weitesten aufreissen, die sich mit den Themen und Menschen am wenigsten auseinandersetzen. Und so brennen sich Vorurteile tief ein.

Ich hatte in der DDR eine sorglose Kindheit und bin froh darüber, sie dort erlebt zu haben. Mir ist natürlich klar, dass dies daran liegt, dass wir als Kinder Missstände nicht wirklich wahrnahmen und uns alles, was im Hintergrund an Repressialien und politischen Irrungen und Wirrungen ablief ebenso verborgen blieb, wie einem Kind im Westen wohl das meiste nicht auffiel, das nichts mit dem Kindsein zu tun hatte. Kinder aus Familien die verfolgt wurden und unter Repressialien zu leiden hatten, haben da selbstverständlich eine ganz andere Geschichte zu erzählen und völlig zu Recht auch ein anderes Empfinden. Da meine Kindheit an sich davon aber unberührt blieb UND ich als Kind auch nichts von diesen Dingen wusste, wäre es ja nun albern zu sagen, meine Kindheit in der DDR war ein Grauen. Unabhängig davon bin ich jedoch sehr glücklich darüber, dass 1989 das System zerbrach und die Menschen in die Freiheit entlassen wurden. Ein solches System, dass seine Menschen systematisch unterdrückt und jenen, die sich nicht beugen wollen, das Leben stiehlt und zerstört, hat keine Daseinsberechtigung.

Trotzdem gab es viele Dinge die ich heute vermisse, die sich aber auch schwer wirklich mit heute vergleichen lassen, denn damals war ich ein Kind und meine Erinnerungen basieren auf kindlichen Empfindungen. Ich weiß aber, dass es hätte bei mir auch problematischer werden können, da ich als Jugendlicher, der sich dann langsam an vielen Dingen störte, begann aufzubegehren...Der Fall der Mauer kam jedenfalls noch zur richtigen Zeit. Abschliessend will ich sagen, dass jeder froh sein sollte, dass es kam wie es kam, denn keiner sollte sich selbst oder anderen wünschen, in einem System zu leben, das seine Bürger mit Gewalt auf Linie bringen will!

@Luhp92

Dass der "Osten" wirtschaftlich hinterher hinkt, hat ja auch gravierende Gründe.

Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst und trotzdem weiter machst!

MJ-Pat
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Kayin : : Hollywoodstar
09.11.2019 08:58 Uhr
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Dabei seit: 11.10.15 | Posts: 3.050 | Reviews: 2 | Hüte: 345

@mindsplitting @Sublim77

Also ich sehe es eher, wie Sublim77. Wir haben Freunde in Leipzig, die wir nie als Ossis bezeichnen, sondern als Leipziger. Weder im Kopf noch sonst irgendwie empfinde ich eine Spaltung Deutschlands. Es gibt eher ein starkes Gefälle zwischen Nord und Süd Deutschland. Wenn man mal Urlaub an der Nordsee macht und im nächsten Jahr im Allgäu, sieht und bemerkt man einen Unterschied. Diesen habe ich im Osten bei den Menschen nicht wahrgenommen.

Es liegt, wie schon Sublim77 anmerkte, an einem selbst, wie man sich von den Medien beeinflussen lässt. Sobald man selbst die Erfahrung gemacht hat, merkt man schnell, dass wir ein Land sind.

"I’ll do my best."

"Your best! Losers always whine about their best. Winners go home and fuck the prom queen."

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sublim77 : : Moviejones-Fan
09.11.2019 08:40 Uhr | Editiert am 09.11.2019 - 08:47 Uhr
1
Dabei seit: 18.12.15 | Posts: 5.298 | Reviews: 43 | Hüte: 501

@Mindsplitting @luhp92:

Für mich hat es dieses Ost/West Ding nie gegeben, und das sage ich als jemand der den Fall der Mauer aufmerksam erlebt und bestaunt hat. Vom ersten Tag der Wiedervereinigung an hab ich uns als ein Land wahrgenommen (wahrnehmen wollen). Seit Jahren fahren meine Frau und ich in Deutschland umher und wenn nicht überall die Hinweise an der alten innerdeutschen Grenze wären, würden wir da keinen Gedanken dran verschwenden, dass es mal eine Teilung gegeben hatte. Erst dieses Jahr waren wir zuerst an der Nordsee und sind danach auf Rügen und haben über den Heimweg an einigen Destinationen im Osten halt gemacht. Für uns gibt es da weder Teilung noch Unterschied. Was die Wirtschaftlichkeit angeht kann ich vielleicht keine belegbaren Aussagen machen, aber wenn ich nach der Optik gehe, dann muss ich sagen, dass die ostdeutschen Städte, wie z.B. Dresden oder Leipzig um einiges schöner sind, als so manche westdeutsche Stadt. Mag sein, dass das an unserer persönlichen Einstellung liegt, aber das immer wieder von TV Sendern gerne beschworene Ost/West Ding existiert weder in den Köpfen meiner Familie, noch in meinem Freundeskreis. Letzten Endes liegt es an einem selbst, ob man einen Unterschied machen will oder eben nicht.

Ich für meinen Teil weigere mich jedenfalls unsere Wiedervereinigung so negativ zu sehen, wie man es uns glauben lassen will.

Bei der Macht von Greyskull! Isch han uff de Grub Geschloof!!!

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
09.11.2019 02:06 Uhr | Editiert am 09.11.2019 - 02:06 Uhr
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Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@Mindsplitting

Wirtschaftlich hinkt Ostdeutschland ja immer noch Westdeutschland hinterher.

Und ansonsten tun sich da mittlerweile ironischer- und traurigerweise erneut politische Gräben zwischen West- und Ostdeutschland auf, die sich vermehrt darin äußern, dass Ostdeutsche keine Lust mehr auf Westdeutschland und Westdeutsche keine Lust mehr auf Ostdeutschland haben. Die BRD und das Dritte Reich 2.0 oder das Kalifat Deutschland und die BRD, je nachdem aus welcher Sicht man das betrachtet. Wenn das so weitergeht, könnte es in Zukunft erneut eine Teilung geben, Frauke Petrys Blaue Partei wirbt ja bereits für einen Austritt Sachsens aus der BRD (Säxit)...

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Mindsplitting : : Moviejones-Fan
09.11.2019 01:34 Uhr | Editiert am 09.11.2019 - 01:35 Uhr
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Dabei seit: 18.12.14 | Posts: 1.042 | Reviews: 0 | Hüte: 49

Auch wenns ne Movieseite ist, muss ich doch mal eine politische Sache los werden, und normalerweise äussere ich mich im Internet grundsätzlich eigentlich nicht zu politischen Angelegenheiten, aber dieser eine Satz muss jetzt sein:

Seit 30 Jahren eine Einheit, wie sie zwiegespaltener kaum sein kann, es ist schlichtweg erbärmlich das wir (vielleicht sollte man auch sagen viele, denn es denken ja nicht alle so) nach 30 Jahren immer noch von "Ossis" und "Wessis" reden.

Irgendwie armseelig das die Mauer schon seit so vielen Jahren Geschichte ist, die Grenze aber eigentlich immer noch da ist.

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