Am Morgen des 10. November 1989 stieg ein 11-jähriger verschlafener Thälmannpionier die Treppe runter und erfuhr von seiner Mutter, dass in der Nacht die Grenze geöffnet wurde. Nachdem der ganze Sommer schon sehr aufregend war (inklusive der einen oder anderen Nachbarn, die "rübergemacht" haben und verlorener Freunde, die plötzlich nicht mehr im Hobbykurs auftauchten), stellte dieser Morgen den Beginn einer ganz neuen Ära dar.
Und unter dieser Formulierung geht nichts.
Alle von euch, die damals geboren waren und sich an diese Zeit erinnern, können mit ziemlicher Genauigkeit sagen, wo sie oder er am besagten Novembertag 1989 gerade war und wie die ganzen folgenden Monate der "Wende" empfunden wurden. Das Ereignis war nahezu für jeden in Deutschland ein Erlebnis, auf die eine oder andere Art, und speziell im Osten herrschte positive Anarchie. Alles, was bisher vertraut und bekannt war, wurde innerhalb weniger Wochen und Monate pulverisiert - und bis auf den Staatsapparat hatten in den Anfangstagen wahrscheinlich alle eine große Freude daran. Urplötzlich war alles in Massen erhältlich, alles wirkte bunter, so viel aufregender! Die BRAVO! Elf99! Nogger! Chips! Echte Cola! Nie wieder zum Appell antreten müssen oder samstags zur Schule!!!
Ja, die Wendezeit war ein Abenteuer, nicht nur für Erwachsene, und nun, ganze 30 Jahre später blicken wir zurück und können mit etwas mehr Abstand resümieren. Es gab viel Schönes, was die Menschen zwischen 1949 und 1989 in der DDR erlebten, aber noch immer gibt es viele Missverständnisse und Vorbehalte - auf beiden Seiten. Aber wenn wir all das mal zur Seite packen, das Politische, das Anstrengende, das Verfehlte, dann stellen wir fest, dass wir Deutschen auch viel auf dem Kasten haben und auch viele Dinge Freude bereiten können.
Ob Ost oder West, mit unserem Special zum Mauerfall möchten wir einen Blick auf uns Deutsche in Film und Serie werfen - ob international von Bedeutung oder als Retrokult. Viel Spaß beim Lesen!
Deutsche Film-/Serienstars
Etliche deutsche Darsteller aus Film und Fernsehen haben Hollywood erobert. Gut, er ist zur Hälfte Spanier und auch in Barcelona geboren, aber davon lassen wir uns nicht abhalten, Daniel Brühl hier mit aufzunehmen. Schließlich ist er aus der Traumfabrik nicht mehr wegzudenken und hat sogar Marvels Civil War angezettelt. Auf den Erfahrungsschatz eines Udo Kier kann er freilich (noch) nicht zurückgreifen, denn dessen Gesicht kennt wohl wirklich jeder. Er hat es ja auch schon bei über 250 Produktionen in die Kamera gehalten, darunter viele internationale.
Auch so ein Urgestein ist Jürgen Prochnow, der uns ebenfalls seit Jahrzehnten begleitet. Denkt man an ihn, denkt man an Das Boot. Boot, Wasser, schwimmen... Thomas Kretschmann! Nicht die cleverste Überleitung, zugegeben, aber der einstige DDR-Meisterschwimmer hat es weit gebracht und so einige Blockbuster bereichert. Gleiches lässt sich über Diane Kruger sagen. Wenngleich nicht jeder auf sie abfährt, ist sie mit Aus dem Nichts doch knapp an einer Oscarnominierung vorbeigeschrammt. Den Weg übers TV ist Tom Wlaschiha gegangen, ihn hat Game of Thrones bekannt gemacht. Nur so viel: Valar morghulis!
Deutsche Regisseure
Auch bei der Regie mischt so manch ein Deutscher mit, der hierzulande und international zu Ruhm und Anerkennung kam. Da wäre zum Beispiel der Name Werner Herzog, der aktuell vor allem in Verbindung mit einer Rolle in der ersten Star Wars-Realserie The Mandalorian immer wieder fällt. Aber vergessen wir nicht, dass sich Herzog vor allem als Regisseur einen Namen machte und das hauptsächlich im Dokumentarfilmbereich.
2006 machte Florian Henckel von Donnersmarck von sich reden. Das Leben der Anderen kam in die Kinos und beschäftigte sich mit der Stasi. Während es bei den Golden Globes nur für eine Nominierung in der Kategorie "Best Foreign Language Film" reichte, durfte sich von Donnersmarck bei den Academy Awards darüber freuen, den Preis in derselben Kategorie mit nach Hause zu nehmen.
Nach dem Dreh von The Tourist mit Johnny Depp und Angelina Jolie sorgte er mit seinem Werk ohne Autor für Furore.
Für Furore sorgt auch immer wieder Roland Emmerich, der sich vor allem als Regisseur actiongeladener Weltuntergangsfilme einen Namen gemacht hat. Dabei wird oft vergessen, dass sich Emmerich auch mit Filmen wie Der Patriot oder Stonewall bewiesen hat. Mit Midway - Für die Freiheit startet im November.
Jüngeren Kinogängern wird der Name Wolfgang Petersen vor allem etwas in Zusammenhang mit Filmen wie Troja, Der Sturm oder Air Force One sagen. Dabei schuf Petersen in den 80ern einen Klassiker nach den anderen. Man sage nur: Das Boot, Die unendliche Geschichte oder Enemy Mine - Geliebter Feind.
Tom Tykwer wurde vielen durch den in Deutschland gefeierten Cloud Atlas wieder ins Gedächtnis gerufen. Anschließend ging es für ihn weiter zur Serie Sense8 und der von Kritikern und Publikum gepriesenen Serie Babylon Berlin, die aktuell 16 Episoden umfasst.