Netflix hat ein Problem. Das wurde in den vergangenen Monaten mehr als deutlich. Die Nutzerzahlen bauten ab, die Einnahmen ebenso. An der Börse läuft es alles andere als prächtig. Dass Quartal 2 bessere Zahlen mit sich bringt, damit hatte keiner mehr gerechnet - und wer das sagte, sollte Recht behalten. Weitere 970.000 Abonnenten gingen dem Streamingdienst flöten.
Möchte man der ganzen Sache etwas Positives abgewinnen, sollte man darauf hinweisen, dass der Verlust nicht ganz so groß ausfiel wie gedacht. Verschiedene Analysten gingen zunächst von Zahlen zwischen 1,5 und 4 Millionen Abonnenten aus, die das Handtuch werfen würden. Den Investoren schien die "frohe" Kunde jedenfalls gefallen zu haben. Die Aktie legte, als die Nachricht bekannt wurde, um 7 Prozent zu und erreichte fast den höchsten Wert seit April.
Man sollte allerdings noch nicht zu früh jubeln, denn Netflix steckt weiterhin in einer Krise, die sich noch etwas hinziehen könnte - und die Entscheidungsträger sind sich wahrscheinlich darüber im Klaren, dass sich weiterhin einiges ändern muss.
Weiterhin im Gespräch ist deshalb ein günstigeres Abo, bei dem Abonnenten (zusätzlich) mit Werbung rechnen müssen. Dieses soll Anfang 2023 an den Start gebracht werden und dabei helfen, die Verluste abzufedern, die der Dienst in den vergangenen Monaten massiv einfuhr. Zudem wird es den Leuten an den Kragen gehen, die Netflix nutzen, ohne dafür zu zahlen - weil Passwörter geteilt werden. Ein Sharing-Modell sei deshalb in Arbeit, um aus den über 100 Millionen Haushalten, die Netflix ohne eigenes Abo nutzen, Geld zu schlagen. In Lateinamerika wird dieses Modell bereits testweise genutzt und bei Netflix sei man durch die bisherigen Ergebnisse dazu ermutig worden, dieses Modell salonfähig zu machen und Konsumenten zu zahlenden Sharing-Abonnenten zu machen.
Inzwischen ist Netflix jedenfalls in vielen Märkten der teuerste Streamingdienst und aufgrund der allgemeinen Preissteigerung streichen viele Zuschauer das Netflix-Abo als erstes von ihrer Ausgabenliste. Netflix muss sich also schon anstrengen, um Abonnenten (zurück) zu gewinnen. Ob das etwa mit dem nächsten TUDUM-Event gelingt, für das seit einiger Zeit Werbung gemacht wird? Das letzte Event dieser Art hielt zwar viele Ankündigungen bereit, war aber auch nicht der ganz große Wurf - und somit muss sich Netflix auch hier mächtig ins Zeug legen.