Comingsoon hatte letzte Woche die Möglichkeit, 18 Minuten aus James Camerons Titanic zu sehen. Doch nicht irgendwelche Szenen bei einem Tässchen Kaffee, um die Veröffentlichung im Jahr 1997 zu feiern. Nein, es ging um die bevorstehende Wiederveröffentlichung in 3D im kommenden Jahr, die zum hundertsten Jahrestag des Untergangs am 15. April 1912 geplant ist.
Die Beobachter waren sich einig, dass es sich nicht um eine übliche 3D-Nachkonvertierung handelt, die wir von Kampf der Titanen oder Drive Angry 3D kennen. Cameron hätte mit seinem Team wirklich fantastische Arbeit geleistet. Die gezeigten Szenen stammten aus verschiedenen Momenten des mehrstündigen Films und allein die Eröffnungssequenz mit den Menschen, die am Kai stehen und jenen, die an Bord gehen, soll in 3D äußerst beeindruckend gewesen sein. Nicht zu vergessen die berühmte Szene, wenn Jack und Rose für alle Frauen unvergessen am Bug davon träumen, fliegen zu können.
Dabei ist festzuhalten, dass bis auf die Nachkonvertierung keine andere Änderung vorgenommen wurde. Wir hatten beispielsweise vor nicht allzu langer Zeit in der Redaktion die Diskussion, ob Cameron auch so manchen Computertrick nachbearbeiten würde. Einige von uns, die die Tricks nach fast 15 Jahren etwas angestaubt finden, zum Beispiel den Ozean, müssen nun ganz stark sein, denn wie der Regisseur mitteilte, wurde kein Fitzelchen mehr erneuert, kein einziger Frame des Films. Mehr als 300 Künstler saßen über ein Jahr an Titanic und konvertierten jeden Pixel in 3D, doch ansonsten bleibt alles beim Alten. Cameron witzelt, dass Änderungen das Metier von George Lucas sind, der bekannt dafür ist, an seinen Star Wars-Filmen mit jeder Veröffentlichung mal mehr, mal weniger herumzuschrauben.
Er versucht auch für sich zu reflektieren, wie der immense Erfolg von Titanic und Avatar - Aufbruch nach Pandora zustande kam, was beide Filme verbindet, aber auch unterscheidet. Die Veröffentlichung macht für ihn dahingehend Sinn, dass speziell jüngere Zuschauer, die den Film noch nicht oder nur aus dem Fernsehen kennen, endlich die Chance haben, Titanic auf der großen Leinwand zu erleben, am besten als ganzheitliches Familienerlebnis. Dabei ist Cameron bewusst, dass Geld eine große Rolle spielt und der Vorwurf, 20th Century Fox sehe mit ihm nur die Dollars in diesem Re-Release, auch nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Hollywood sei nun mal ein Geschäft, Geld machen keine Schande, und so fügt er auch witzelnd hinzu, für viele seien sie alle bloß geldgierige Motherfuckers, die 1997/1998 mit Titanic nicht genug Geld gescheffelt hätten. Wir erinnern uns, Titanic hält aktuell ein Einspielergebnis von 1,84 Mrd. Dollar und liegt damit auf Platz 2 hinter Avatar. Schlussendlich überwiege jedoch die Experimentierfreude, denn es sei eine großartige Möglichkeit herauszufinden, was mit technischer Raffinesse möglich ist, um allen Kinogängern noch einmal ein fantastisches Kinoerlebnis zu ermöglichen.
In der Quelle findet ihr einen wirklich umfangreichen Bericht über die Vorführung der Szenen sowie das Gespräch mit Cameron, bei dem auch Produzent John Landau zugegen war. Wir werden uns Titanic auf jeden Fall noch einmal angucken, wenn der Film am 5. April 2012 wieder in den Kinos startet. Die 7 Mal anno 1998 waren nicht genug (Anm. der Redaktion: Die Autorin war jung und hatte zuviel Taschengeld...).