Das war 2016 ein Moment, als Nathan Drake nach fünf Abenteuern in den wohlverdienten Ruhestand geschickt wurde. Doch das Uncharted-Universum bietet Stoff für so viele Geschichten und viele Helden - oder wie hier Heldinnen.
Männer sind cool, aber Frauen auch. Nachdem wir in Uncharted 4 die Abenteuer der Drake-Brüder erleben durften, sind in Uncharted - The Lost Legacy nun die Frauen ganz vorn dabei. Neben Serienliebling Chloe mischt dieses Mal auch die U4-Antagonistin Nadine Ross auf Seiten der Guten mit.
"Uncharted - The Lost Legacy" Trailer
Uncharted - The Lost Legacy
So richtig bekommt es Sony nicht hin, Uncharted in die Kinos zu bringen und somit müssen wir uns einmal mehr mit einem Spiel zufriedengeben. Wobei das schon ziemlich abwertend klingt, sind die Uncharted-Spiele doch fast interaktive Filme, an die ein echter Film erst einmal herankommen muss. So auch Uncharted - The Lost Legacy, bei dem es die Spieler ins ferne Indien verschlägt. Chloe Frazer will ein sagenumwobenes Artefakt bergen, bevor es in die falschen Hände gerät. Doch allein kann sie das Unmögliche nicht schaffen und ist auf die Hilfe von Nadine Ross angewiesen, die erst kürzlich den Drakes nach dem Leben trachtete.
Statt eines DLCs hat sich Naughty Dog bei Uncharted - The Lost Legacy für eine eigenständige Auskopplung entschieden. Vorwissen oder das Basisspiel sind nicht zwingend nötig, wobei Vorwissen natürlich nicht verkehrt ist, will man wirklich alles im Spiel verstehen. Dennoch wird bei dem Abenteuer von Chloe Frazer und Nadine Ross versucht, möglichst auf eigenen Beinen zu stehen und den beiden weiblichen Helden die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, die ihnen bei der bisherigen Uncharted-Reihe nicht vergönnt war. Gerade Chloe bekommt auf diese Weise deutlich mehr Kontur und Tiefe und das, obwohl sie seit Uncharted 2 fester Bestandteil der Reihe ist.
Kleine Puzzle, ein wenig schleichen, viele Gefechte und atemberaubende Landschaftsaufnahmen, unterbrochen von einer Vielzahl von Zwischensequenzen. Das sind die Zutaten, die ein Uncharted-Spiel ausmachen und die Serie berühmt gemacht haben. All diese Zutaten finden sich auch in Uncharted - The Lost Legacy wieder, doch das Rad will Naughty Dog nicht neu erfinden. Warum auch?! Das Spielprinzip war bereits beim zweiten Teil ausgereift und wurde kontinuierlich verfeinert. Zusätzlich versteht es das Studio inzwischen, eine cineastische Geschichte zu erzählen und den Spieler die gesamte Spielzeit über bei Laune zu halten. Diese Erfahrung spielt ihnen bei Uncharted - The Lost Legacy in die Hände. Statt groß auf neue Gameplay-Elemente zu setzen, konzentriert man sich voll und ganz auf die beiden Heldinnen. Diese könnten, wenn man denn gemein ist, natürlich auch ein anderes Outfit bekommen und somit als Nathan und Sam durchgehen. Ja, das alles ist routiniert umgesetzt, fast könnte man den fehlenden Mut kritisieren. Aber nachdem wir zehn Jahre lang auf Schatzsuche waren, ist dieses neue Abenteuer einfach Pflicht, vor allem, wenn es so atemberaubend schön aussieht wie hier.
Uncharted - The Lost Legacy ist einfach rund und bietet Fans der Reihe genau das, was sie auch erwarten. Hier will niemand große unnötige Experimente wagen, sondern einfach noch ein wenig länger in dieser Welt verweilen. Wir gehören zu denen, denen der Abschied von Nathan, Elena und Sully im vergangenen Jahr sehr schwer gefallen ist, zu sehr sind uns die Figuren im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen. Dass nun auch Chloe die längst überfällige Aufmerksamkeit erhält, macht Uncharted - The Lost Legacy zu einem Pflichtspiel. Mit acht bis zehn Stunden Spielzeit bekommt man dabei genug Umfang für sein Geld und wer sich dann an den höheren Schwierigkeitsgraden versucht, ist auf jeden Fall eine ganze Weile beschäftigt. Uncharted - The Lost Legacy ist damit unser Spieletipp der Woche!