
Wo stecken sie, die neuen Steven Spielbergs und Martin Scorseses, die nächsten Ridley Scotts und James Camerons? Talent und Ambition haben viele, die Kunst besteht darin, beides auch auf die Leinwand zu bringen und Filme so mitreißend, so spektakulär oder so emotional zu inszenieren, dass sie sich förmlich ins Gedächtnis einbrennen. Denn das kann nicht jeder.
Wir machen euch in diesem Special mit einigen der heißesten Newcomern unter den Hollywood-Regisseuren bekannt, Senkrechtstartern, die für frischen Wind gesorgt und uns mächtig beeindruckt haben. Wer weiß, vielleicht inspiriert der eine oder andere ja eines Tages selbst eine neue Regie-Generation, so wie die Spielbergs, Scorseses, Scotts und Camerons. Voraussetzung, um als "Newcomer" durchzugehen: noch nicht mehr als drei veröffentlichte Kinofilme auf dem Konto - irgendwo muss man ja die Grenze ziehen. Sonst hätten wir zum Beispiel einen Denis Villeneuve garantiert auch mit aufgenommen.
Duncan Jones
Ja, auch nach Warcraft - The Beginning (zwar die erfolgreichste Videospielverfilmung aller Zeiten, aber zu erfolglos für ein Sequel) halten wir auf Duncan Jones weiter große Stücke. Der Mann hat es drauf, davon sind wir nach wie vor überzeugt. Wer ein Erstlingswerk wie Moon vorlegt, in dem muss einiges an Regie-Talent stecken. Zumal Jones dies ja auch mit Source Code unterstrich. Den Warcraft-Rückschlag hat er mittlerweile hoffentlich abgeschüttelt, also warten wir mal ab, was die Zukunft für ihn bringt. Uns bringt sie seinen vierten Film, den futuristischen Noir-Thriller Mute, der - so der letzte Stand - 2017 über Netflix erscheinen sollte.

Alex Garland
Eine erstaunliche Karriere hat er so weit schon hingelegt, dieser Alex Garland. Er fing als Romanautor an und lieferte die literarische Vorlage zum Leonardo DiCaprio-Film The Beach. Regie führte damals Danny Boyle, für den Garland einige Jahre später 28 Days Later schrieb. Nun war er auf den Drehbuch-Geschmack gekommen und "skriptete" Sunshine, Alles, was wir geben mussten und Dredd, bevor er dann 2015 mit dem Sci-Fi-Thriller Ex Machina sein Regiedebüt gab - und was für eins! Seitdem muss man ihn auf dem Zettel haben, zumal auch sein kommender Film Auslöschung einen vielversprechenden Eindruck macht.

David F. Sandberg
Sinngemäß sagt man, ein guter Regisseur sei nur der, der schon mal einen guten Horrorfilm abgeliefert hat. Wer die Leute dazu bringen kann, vor Angst zu schreien, ist zu allem imstande. Demnach steht David F. Sandberg eine große Karriere bevor. Ähnlich wie James Wan experimentierte er zunächst auf eigene Faust mit Kurzfilmen herum, bevor er einen davon selbst zur Kinoversion erweitern durfte - mit Wan an seiner Seite. Lights Out schlug ein, also ließ New Line Cinema ihn als nächstes Annabelle 2 drehen. Und wieder leistete Sandberg überzeugende Arbeit, weshalb er jetzt am Shazam!-Film fürs DC Extended Universe werkelt.

Damien Chazelle
Diese Liste wäre nicht vollständig ohne Damien Chazelle, Hollywoods Wunderkind. Wer mit gerade mal 32 Jahren schon den Regie-Oscar gewonnen hat, so jung wie noch kein anderer Regisseur, der muss einfach eine große Zukunft vor sich haben. La La Land war der Film, der Chazelle diesen Triumph verschaffte, und 2017 bei den Academy Awards der Abräumer schlechthin. Zuvor hatte er bereits einen eigenen Kurzfilm sehr erfolgreich zum Kinofilm Whiplash ausgebaut, wobei sich wohl kaum jemand an seine allererste Regiearbeit Guy and Madeline on a Park Bench erinnert. Derzeit widmet er sich mit First Man der ersten Mondlandung.

Barry Jenkins
Da haben wir ihn, den Mann, dessen gefeiertes Drama Moonlight Chazelles La La Land den Oscar für den besten Film weggeschnappt hat. Obwohl es fälschlicherweise zuerst andersrum verlesen wurde, aber kann ja mal passieren, es ging ja nur um den begehrtesten Filmpreis der Welt. Ganze acht Jahre ließ sich Barry Jenkins für sein zweites Werk nach Medicine for Melancholy Zeit, und es hat sich gelohnt. Auf einmal war er in aller Munde, den Oscar fürs bestes adaptierte Drehbuch teilte er sich mit Co-Autor Tarell Alvin McCraney. Seine nächste Adaption wird If Beale Street Could Talk, nach einem Roman von James Baldwin.

Jeremy Saulnier
Regisseur wird man nicht von heute auf morgen, Jeremy Saulnier etwa studierte erst mal vorbildlich an der Filmhochschule und machte dann eine Ausbildung zum Kameramann. Sein erster Langfilm Murder Party ging noch an der breiten Masse vorbei, aber sein zweiter, der Thriller Blue Ruin, schlug voll ein. In Cannes wurde er 2013 mit dem Director`s Fortnight Prize ausgezeichnet, die Kritiker waren begeistert. Ähnlich stark legte Saulnier mit Green Room nach, und auch wenn der Film finanziell floppte, ist von seinem Macher noch viel zu erwarten. Dessen aktuelles Projekt: die Thriller-Romanverfilmung Hold the Dark für Netflix.
