In unserem Special Vom Vorgänger gekillt und seinem zweiten Teil haben wir über Fortsetzungen berichtet, die geplant waren, aber durch das finanzielle Desaster des Vorgängers nie das Licht der Welt erblickten. Dieses Mal soll es um Filme und Fortsetzungen gehen, die entweder Potential hatten beziehungsweise einen erfolgreichen Vorgänger und dennoch nie erschienen sind.
Jeder von uns, der regelmäßig Filmnews verfolgt, kennt dieses Phänomen. Man geht auf die Filmseite seines Vertrauens und dann gibt es da diese eine News, die sofort das Interesse weckt. In dieser ist von einem ganz besonderen Film die Rede, der genau nach dem persönlichen Geschmack ist. Sofort ist man Feuer und Flamme für dieses Projekt und verfolgt fortan akribisch jede weitere Meldung. Aus Tagen werden Wochen, aus Wochen Monate und aus Monaten nicht selten Jahre. Während andere Filmprojekte angekündigt und recht flott umgesetzt werden, ist es bei diesem ganz speziellen Film aber anders. Nur sporadisch gibt es Meldungen und irgendwie hört man jedes Jahr, dass XY an der Idee arbeitet und bald von den Studios das Go erteilt wird, aber einen echten Fortschritt scheint es nicht zu geben. Dabei wird das Interesse von Beteiligten immer wieder auf seltsame Weise angeheizt, man sei zuversichtlich, im nächsten Monat/Quartal/Jahr wird die Produktion gestartet. Doch nichts passiert, bis das einst so interessante Projekt gänzlich unter dem Radar abtaucht. Willkommen in der Entwicklungshölle! - im Englischen gern Development Hell bezeichnet - also jenem Ort, an dem sich viele Filmprojekte lange aufhalten und aus dem es oft kein Entrinnen gibt. In diesem zweiteiligen Special wollen wir euch interessante Filmprojekte vorstellen, die dieses Schicksal leider erlitten haben.
Die Berge des Wahnsinns
Cthulhu verdient einen Film
H.P. Lovecraft gilt als Meister der Horrorliteratur und hat mit seinem Cthulhu-Mythos und den Großen Alten ein ganzes Genre geprägt. Doch während viele Autoren die Ideen weitergesponnen haben, Spiele zum Thema erschienen und sogar viele Film sich davon inspirieren ließen, gibt es kaum Filme, die sich des Themas direkt angenommen haben. Dies sollte sich ändern, als sich Guillermo del Toro vor Jahren At the Mountains of Madness (Die Berge des Wahnsinns) vornehmen wollte.
Die wohl bekannteste Geschichte von H.P. Lovecraft handelt von einer missglückten Antarktisexpedition, bei der Forscher auf die Ruinen einer vor Jahrmillionen untergegangenen Stadt stoßen. Doch das wahre Grauen versteckt sich in diesen Ruinen, außerirdische Wesen, Schoggothen und noch mehr (wer sich mit Lovecrafts Werken auskennt, weiß was dort lauert). Gleich nach Hellboy 2 - Die goldene Armee wollte sich Del Toro ursprünglich dem Film widmen, doch die Pläne für die Hobbit-Verfilmungen machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Nachdem auch dort kein Fortschritt zu verzeichnen war und Peter Jackson später übernahm, widmete sich Del Toro ab 2010 wieder intensiver dem Film und sogar Tom Cruise war als Hauptdarsteller vorgesehen. Doch alles half nichts. Für Sommer 2011 war der Drehstart für Die Berge des Wahnsinns geplant war, doch Universal zog kurz zuvor den Stecker. Zu teuer und ambitioniert erschien das Projekt mit seinem 130+ Mio. $ Budget. Ob die Horrorgeschichte mit einer geplanten PG-13-Freigabe auch funktioniert hätte, sei dahingestellt. Guillermo del Toro widmete sich daraufin der Pacific Rim-Reihe, doch Lovecrafts Cthulhu-Mythos lässt ihn nicht los.
MJ-Meinung: Um diesen Film ist es wirklich schade. Auch wenn wir Guillermo del Toro in mancher Hinsicht überbewertet finden und sich der gute Mann gern übernimmt, was Ankündigungen angeht, ist sein visueller Stil perfekt, um H.P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos auf die Leinwand zu bannen. Vielleicht eines fernen Tages, wir hoffen weiterhin darauf.
Meg
Haialarm in der Tiefsee
Treffen sich zwei Taucher, sagt der eine: "Hi!". Schreit der andere: Wo?! Dieser etwas in die Jahre gekommene Witz bringt Meg auf den Punkt. Zu den ganz großen Autoren hat Steve Alten nie gehört, dennoch schaffte er es, mit seinem Roman "Meg - A Novel of Deep Terror" und dessen Fortsetzungen Ende der 90er für Aufregung zu sorgen und eine Fangemeinde um sich zu scharren. Die Geschichte um einen prähistorischen Hai, den Megalodon, der von einem Forscherteam entdeckt wird und ganz in Anlehnung an Der Weiße Hai die Menschen terrorisiert, klang spannend. Zu Beginn des Jahrtausends war es also nur logisch, direkt einen Film dazu zu planen. Meg sollte ein gruseliger und hochkarätiger Blockbuster werden und lange Zeit war Jan de Bont (Speed, Twister) als Regisseur im Gespräch. Besonders Steve Alten selbst heizte den Hype um den Film in regelmäßigen Abständen in Fankreisen an. So postete er persönlich bei IMDb regelmäßig Updates und versprach baldige Fortschritte. Doch dann wurde das Projekt wegen ungeklärter Budgetfragen 2007 auf Eis gelegt, einige Jahre später von Alten reanimiert, um dann spätestens ab 2009 komplett in der Versenkung zu verschwinden.
MJ-Meinung: Wieder so ein bedauernswertes Opfer der Entwicklungshölle. Haie gehen immer und spannende Meeresfilme sind auch selten, Meg würden wir mit offenen Armen empfangen. Dazu bedarf es nur eines kreativen Autors und fähigen Regisseurs und mutigen Studios, doch damit war die damalige Produktion nicht gesegnet. Doch zum Glück passieren manchmal Wunder und inzwischen ist Meg mit Jason Statham in Produktion. Der Kinostart erfolgt 2018.