Für läppische 71,3 Mrd. $ gingen Großteile von 21st Century Fox in den Disney-Besitz über, einschließlich des renommierten Filmstudios 20th Century Fox und all seiner Tochterfirmen. Ein Deal, der alle zufriedenstellen sollte - aber von wegen! Bei Disney ist man ganz und gar nicht happy mit den Erträgen der übernommenen Fox-Filme.
Fürs dritte Geschäftsquartal dieses Jahres vermeldete das Studio einen operativen Verlust in Höhe von 170 Mio. $, zustande gekommen durch Flops wie Stuber - 5 Sterne Undercover, Enzo und die wundersame Welt der Menschen und allen voran X-Men - Dark Phoenix. Von den ersten paar Fox-Filmen, die Disney ins Kino gebracht hat, erwies sich einzig Breakthrough - Zurück ins Leben als profitabel. Bob Iger, der Chairman und CEO der Walt Disney Company, erklärte beim vierteljährlichen Earnings Call am 6. August, die Fox-Studio-Performance habe weit unter dem gelegen, was sie mal gewesen sei und was man sich erhofft habe, als der Kauf getätigt worden sei. Deshalb soll rigoros durchgegriffen werden, um den Laden wieder auf Vordermann zu bringen.
Fox 2000 wurde ja schon dichtgemacht, während Fox Searchlight Pictures weiter operieren darf. Allerdings stellt Taika Waititi Disney mit seiner "Anti-Hass-Satire" Jojo Rabbit, die einige Führungskräfte des Mauskonzerns dem Vernehmen nach für grenzwertig und nicht Disney-gemäß halten, auf eine erste Geduldsprobe. Das Animationsstudio Blue Sky Studios, das als nächstes Spione undercover - Eine wilde Verwandlung am Start hat, bleibt vorläufig in Betrieb, jedoch klinkt sich Disney auch hier ein. Andrew Millstein, zuletzt Präsident der Walt Disney Animation Studios, wurde als neuer Co-Präsident neben dem aktuellen Co-Präsidenten Robert Baird installiert, womit er Andrea Miloro ersetzt. Er selbst wird derweil durch Clark Spencer an der Spitze der Walt Disney Animation Studios ersetzt. Auf Originalfilme des britischen Animationsstudios Locksmith verzichtet man künftig, nur Ron’s Gone Wrong erblickt im November 2020 noch via Disney das Licht der Welt.
Generell man will die Fox-Filmstrategie für die Zukunft neu definieren und die gleichen kreativen Maßstäbe anlegen, wie sie hinter dem Erfolg von Disney, Pixar, Marvel und Lucasfilm stehen. Während man die Fox-Superhelden, also die X-Men und die Fantastic Four, bei Kevin Feige und seinen Marvel Studios gut aufgehoben sieht, zeigt man sich von New Mutants, dem mehrfach verschobenen X-Men-Spin-off mit Spukhaus-Vibe, offenbar unbeeindruckt und wenig begeistert, da man glaubt, dass der Film nur über begrenztes Box-Office-Potenzial verfügt. Auch andere bereits fertiggestellte Fox-Filme haben einen schweren Stand, während der Großteil der in Entwicklung befindlichen Fox-Filme gleich ganz abgesägt wird, etwa eine Realverfilmung des Lumberjanes-Comics. Bei vielen Originaldrehbüchern und optional gesicherten Titeln, die (noch) nicht in Produktion gehen sollen, hat man die Pausetaste gedrückt.
Der Fox-Output soll insgesamt zurückgeschraubt und neu fokussiert werden, auf zehn oder mehr Filme pro Jahr, von denen die Hälfte oder mehr direkt bei einem der Disney-Streamingdienste, Disney+ oder Hulu, landen sollen. Disney räumt kommerzielleren Projekten, die ein breites Publikum ansprechen, Priorität ein, was die Weiterführung der Avatar-, Kingsman- und Planet der Affen-Franchises (ja, auch Planet der Affen!) und sichere Sachen wie die Leinwand-Reunion von Ben Affleck und Matt Damon in The Last Duel beinhaltet. Bekanntlich plant man laut Iger auch Reboots/Neuinterpretationen familienfreundlicher Hits wie Kevin - Allein zu Haus, Nachts im Museum, Gregs Tagebuch und Im Dutzend billiger für Disney+, wobei noch nicht endgültig geklärt ist, ob es sich um Filme oder Serien handelt.