++ Update vom 29.03.2025: Im Missbrauchsverfahren gegen Gérard Depardieu fordert die Staatsanwaltschaft eine 18-monatige Bewährungsstrafe sowie ein Bußgeld von 20.000 Euro und Entschädigungszahlungen an die Opfer. Zudem soll der Schauspieler eine psychologische Behandlung absolvieren und ins Register für Sexualstraftäter aufgenommen werden. Weitere Forderungen umfassen eine dreijährige Bewährungszeit und einen Ausschluss von Wahlen für zwei Jahre. Staatsanwalt Laurent Guy betonte, dass Depardieu wie jeder andere Angeklagte behandelt werden sollte, unabhängig von seinem Ruf als Schauspieler.
Details zur Anklage und den Hintergründen finden sich unten im Text.
++ News vom 24.03.2025: Der 76-jährige Gérard Depardieu, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Schauspieler Frankreichs, muss sich derzeit wegen sexueller Übergriffe vor Gericht verantworten.
Im Zuge des Drehs von The Green Shutters (Originaltitel: Les volets verts) werfen eine 55-jährige Bühnenbildnerin und eine 35-jährige Regieassistentin dem Schauspieler vor, sie am Set sexuell belästigt zu haben. Laut einem Bericht der französischen Nachrichtenseite Mediapart schilderte eine der beiden Betroffenen, dass Depardieu sie „brutal gepackt“, „mit den Beinen umschlungen“ und an „Taille, Bauch und Brust berührt“ haben soll. Der Regisseur des Films und andere Crewmitglieder hätten sie ermutigt, Anklage zu erheben. Während Depardieu die Vorwürfe zurückweist und sein Ruf durch die Anklagen erheblich belastet wird, bleibt abzuwarten, ob der Prozess auch juristische Konsequenzen nach sich ziehen wird.
Die juristischen Probleme für Depardieu gehen jedoch noch über den aktuellen Prozess hinaus. Zusätzlich steht er in einem weiteren, separaten Verfahren wegen zweier mutmaßlicher Vergewaltigungen vor Gericht. Die Schauspielerin Charlotte Arnould wirft ihm vor, sie 2018 in seiner Pariser Wohnung vergewaltigt zu haben - ein Verfahren, das auch sieben Jahre später noch nicht abgeschlossen ist.
Seit über einem Jahr wächst der öffentliche Druck auf den einstigen französischen Nationalhelden. Ein Bericht von Mediapart im Jahr 2023 brachte erstmals systematische Vorwürfe ans Licht: Insgesamt 13 Frauen beschuldigten ihn darin angeblichen sexuellen Fehlverhaltens. Depardieu selbst wies die Vorwürfe in einem offenen Brief zurück, den er im Oktober 2023 in der französischen Zeitung Le Figaro veröffentlichte. Er sprach von Missverständnissen und Fehlinterpretationen seiner Handlungen. Doch nur zwei Monate später sorgte die Sendung Complément d’Enquête für neuen Zündstoff. Mit brisanten Enthüllungen rückte sie Depardieu erneut in den Fokus der öffentlichen Empörung, indem sie sowohl die bisherigen Anschuldigungen als auch weitere Fälle seines angeblich unangemessenen Verhaltens untersuchte.
Die öffentliche Meinung über Depardieu hat sich längst gewandelt. Wo er einst als einer der größten Schauspieler Frankreichs galt - Oscar-Nominierung für Cyrano von Bergerac, Hollywood-Erfolg mit Green Card - Schein-Ehe mit Hindernissen - steht er nun als umstrittene Figur im Rampenlicht. Die einstige Bewunderung für sein Talent wird zunehmend von den schweren Vorwürfen und den juristischen Auseinandersetzungen überschattet.
Der Prozess stellt nicht nur Depardieus persönliche Zukunft in Frage, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die Mechanismen der Filmbranche und ihre Verantwortung im Umgang mit solchen Vorwürfen. Wie viel Gewicht hat Ruhm, wenn der Schatten schwerer Anschuldigungen darauf fällt?
Während einige die Unschuldsvermutung betonen, sehen andere in dem Verfahren nach #metoo einen weiteren Schritt zur Aufarbeitung von Machtmissbrauch und Fehlverhalten in der Industrie. Die kommenden Verhandlungstage könnten daher nicht nur über Depardieus Schicksal entscheiden, sondern auch ein Zeichen dafür setzen, wie konsequent die Filmwelt mit solchen Fällen zukünftig umgeht.