Warner Bros. und DC Films haben sich mit den aktuellen Entwicklungen rund um Batgirl und Co. mal wieder mitten ins Rampenlicht katapultiert, wenn auch reichlich unfreiwillig. Obwohl sie sich mit ihren neuesten Produktionen - allen voran Wonder Woman - wirklich bemühen, will es im Kino nicht so rund laufen, wie sie es gerne hätten und wie es dem Comic-Giganten DC gebührt.
Nun kann man die Gründe dafür an den unterschiedlichsten Stellen suchen. Die einen werfen Warner Bros. und DC vor, zu zwanghaft zu versuchen, Marvel in kürzester Zeit hinterherzuhetzen. Andere sehen die Probleme eher in der Auswahl der Superhelden und der Anordnung bzw. dem ständigen Durcheinanderwerfen des Filmfahrplans.
Alles nicht der wahre Grund für das Scheitern der DC-Superhelden an den Kinokassen, wenn es nach Kick-Ass- und Kingsman-Erfinder Mark Millar geht. Der tätigt eine ziemlich gewagte Aussage und begibt sich damit auf gefährlich dünnes Eis. Man kann sich jedenfalls gut vorstellen, dass er sich mit diesem Kommentar in einem seiner jüngsten Interviews keinen Gefallen getan hat.
Dabei sei es ganz einfach, meint Millar: Die Charaktere seien schlichtweg nicht filmtauglich, und das sage er als riesiger DC-Fan und jemand, der die DC-Charaktere denen von Marvel deutlich vorziehe. Superman, Batman und Wonder Woman zählen zu seinen Lieblings-Superhelden, doch mit Ausnahme von Batman basieren sie nicht auf ihrer geheimen Identität, sondern auf ihrer Superkraft. Marvel hingegen konzentriere sich stärker auf die Persönlichkeit beispielsweise eines Matt Murdock (Daredevil), eines Peter Parker (Spider-Man) oder der individuellen X-Men. Alles drehe sich dort um den Charakter, was bei DC - abgesehen von Batman - nicht der Fall sei.
Batman könne man verstehen und man könne sich Sorgen um ihn machen. Bei jemandem wie Green Lantern verhalte es sich allerdings völlig anders. Mit einem Ring und der Kraft seiner Gedanken kann er physische 3D-Manifestationen aus grünem Plasma erschaffen, während er auf die Farbe Gelb allergisch reagiert. Wie soll man damit einen Film machen, fragt sich Millar. Im Jahr 1952 hätte es noch Sinn ergeben, heutzutage habe das Publikum jedoch keine Ahnung mehr, um was es dabei geht, denkt er.
Das ist ein ganz ordentlicher Brocken, den der geneigte DC-Fan hier schlucken soll. Andererseits fällt dem weniger bewanderten Zuschauer als erfolgreiche DC-Comicverfilmung wohl als allererstes die The Dark Knight-Trilogie von Christopher Nolan ein, die sich bekanntermaßen Batman verschreibt, also dem einzigen Charakter, der laut Millar auf der Kinoleinwand funktioniert. Aber kann man es sich so leicht machen?
Millar ist sich darüber im Klaren, dass er mit seiner Meinung anecken und Kritik ernten wird. Er sieht sie jedoch als bewiesen an. Großartige Regisseure, großartige Autoren, großartige Schauspieler und tonnenweise Geld seien bei diesen Filmen schon verbraten worden, und dennoch funktionieren sie schlicht und ergreifend nicht. Seinem Empfinden nach sind die DC-Charaktere schlecht gealtert. Wenn Kids sie betrachten, fehlt ihnen dieses Coole. Selbst bei Superman, den er selbst liebt, habe er das Gefühl, er gehöre in ein Amerika, das es nicht mehr gibt. Er repräsentiert das 20. Jahrhundert, und dies sei für Superman auch die beste Zeit gewesen, so Millar.