Avatar - The Way of Water ist nur noch einige wenige Wochen entfernt, doch schon jetzt lässt Regisseur James Cameron keine Gelegenheit aus, um seine Fortsetzung gegenüber anderen Franchises als glaubwürdiger und bildgewaltiger darzustellen. In einem Interview mit der New York Times kommt er darauf zu sprechen, dass seine Figuren deutlich nachvollziehbarer als in den üblichen Superheldenstoffen von Marvel, DC und Co. agieren.
Als Ausgangspunkt für seine Argumentation führt Cameron die Tatsache an, dass die Handlung von Avatar - The Way of Water fünfzehn Jahre nach Teil 1 angesiedelt sei. Sein von Sam Worthington und Zoe Saldana verkörpertes Leinwandduo agiere nun gemeinsam als liebende Eltern. Für Cameron sei die Basis der Handlung gewesen, dass er sich fragte, wie die von ihm geschaffenen Figuren reifen.
In Avatar - The Way of Water gehe es darum, dass Jake und Neytiri erkennen sollen, dass sie eine Verantwortung haben, die über ihr eigenes Überleben hinausgehe. Im Gegensatz zum Vorgänger wären Jake Sully und Neytiri gehemmter, was ihre Handlungsoptionen anginge, schließlich wollen die beiden für ihre fünf Kinder Sorge tragen.
Als Beispiel führt Cameron an, dass Jake in Avatar - Aufbruch nach Pandora einen selbstmörderischen Glaubenssprung vollzog, um die Völker des fremdartigen Planeten gegen die menschlichen Aggressoren zu vereinen. Auch Neytiri habe sich als geradezu sorglos präsentiert, wenn sie sich etwa von einem Ast auf eine tiefere Ebene fallen ließ und darauf vertraute, dass die üppige Flora von Pandora ihren Sturz mildert.
Einen solchen Kontrast, wie zwischen den beiden Avatar-Filmen, vermisst der kanadische Regisseur bei den Helden und Heldinnen des MCU und DCEU. Bei den besagten Franchise-Aushängeschildern könne er keine gute Charakterentwicklung erblicken. Die Figuren verhielten sich in einer unpassenden Art und Weise, die eher an unbefangene College-Student:innen erinnere. Zwar spricht er Spidey, Batman, Black Widow und Co. nicht ab, dass sie Beziehungen führen, doch letztlich werde das gar nicht durch abwägendes Handeln veranschaulicht.
Cameron geht in seiner Kritik an die milliardenschweren Franchises sogar so weit, dass er den Figuren abspricht, dass sie aus alltäglichen Dingen Kraft zögen. Nach Meinung des 68-Jährigen solle man so keinesfalls Drehbücher verfassen und verfilmen.
Der Fairness halber muss man dem Vorgänger, Avatar - Aufbruch nach Pandora, attestieren, dass dieser nun auch nicht gerade eine bahnbrechende Charakterstudie darstellt. Weiterhin gibt es im DCEU und MCU durchaus schwerwiegende Konsequenzen für die Figuren. Selbstredend steht aber zumeist der Spaß im Vordergrund und so werden für die kniffligen Dilemmata Lösungen gefunden, damit einer Fortsetzung nichts im Wege steht. Höchstwahrscheinlich wird das auch bei Avatar - The Way of Water nicht anders sein, immerhin soll manch totgeglaubter Charakter zurückkehren. ;-)
Am 14. Dezember dürfen wir uns mit Avatar - The Way of Water ein Bild davon machen, inwiefern sich Jake Sully, Neytiri und Colonel Quaritch weiterentwickelt haben.