++ Update vom 11.02.2019: Es scheint, als hätten die Anschuldigungen gegen Bryan Singer nun doch Konsequenzen für Red Sonja. Wie Millennium Films mitgeteilt hat, steht das Projekt im Moment nicht auf der Liste des Studios und auch nicht beim European Film Market in Berlin zum Verkauf. Von einem Dreh in diesem Jahr kann keine Rede mehr sein. Singer wurde zwar noch nicht offiziell entlassen, dürfte seinen Job aber so gut wie los sein. Avi Lerner, der CEO von Millennium Films, der ihn vor Kurzem noch in den Himmel lobte, ist inzwischen auch ein gutes Stück zurückgerudert, was diese Kommentare betrifft. Sie seien falsch rübergekommen, sagte er letzte Woche.
++ Update vom 07.02.2019: Während der Bohemian Rhapsody-Dreharbeiten soll Bryan Singer auch mit Rami Malek, seinem Hauptdarsteller, aneinandergeraten sein. Der hat beim Santa Barbara International Film Festival sein Schweigen gebrochen und kurz geschildert, wie es ihm am Set ergangen ist. Seine Situation mit Singer sei nicht angenehm gewesen, ganz und gar nicht. Das sei alles, was er zu diesem Zeitpunkt darüber sagen könne, so Malek, der emotional mitgenommen gewirkt haben soll. Und für all jene, die Trost in alledem suchen: Singer sei gefeuert worden, was vielleicht keiner kommen sehen habe, seiner Meinung nach aber passieren musste.
++ News vom 25.01.2019: Es ist erst einige Stunden her, dass The Atlantic einen aufsehenerregenden, ursprünglich für Esquire gedachten Enthüllungsbericht über Regisseur Bryan Singer veröffentlicht hat. Die Journalisten verbrachten zwölf Monate damit, Singer zu durchleuchten, und hatten mit den Arbeiten an ihrem Artikel schon begonnen, als die #MeToo-Bewegung Hollywoods gerade erst in Fahrt kam. Sie sprachen mit über fünfzig Quellen, darunter vier Männer, die Singer beschuldigen, Sex mit ihnen gehabt zu haben, als sie noch minderjährig waren. Im Dezember 2017 war er sogar der Vergewaltigung angeklagt worden, was er jedoch bestritt und relativ schadlos überstand.
Umso schockierender und unverständlicher, dass Singer auch jetzt unbehelligt bleibt. Trotz der Vorwürfe gegen ihn, die ja schon länger bekannt sind, heuerte Millennium Films ihn letzten September für den neuen Red Sonja-Film an, der diesen Frühling in Bulgarien gedreht werden soll. Nicht nur das, das Studio willigte auch ein, Singer seine volle Preisforderung in Höhe von 10 Mio. $ zu zahlen, wenn bestimmte Box-Office-Meilenstein erreicht werden. Und nun? Nun darf er offenbar weitermachen, als wäre nichts gewesen. Andere Leute wie James Gunn (bei Guardians of the Galaxy Vol. 3) oder Kevin Hart (bei den Oscars) werden wegen ein paar jahrealter Tweets gefeuert, und Singer, bei dem ein sehr viel krasserer Fall vorliegt, kommt ungeschoren davon - da fehlen einem die Worte. Ohne dass wir einschätzen können, ob die Anschuldigungen wirklich zutreffen, aber in dieser Zahl und Heftigkeit geben sie ja schon zu denken.
Er werde Red Sonja weiterhin entwickeln und Singer sei weiterhin beteiligt, lässt Produzent Avi Lerner gegenüber den Hollywood Reporter verlauten. Die über 800 Mio. $, die Bohemian Rhapsody (wo es um Singer ja ebenfalls einigen Ärger gab) eingespielt habe und es zum erfolgreichsten Drama in der Filmgeschichte machen, seien ein Beweis für Singers bemerkenswerte Vision und seinen bemerkenswerten Scharfsinn. Er kenne den Unterschied zwischen absichtlich gestreuten Fake-News und der Realität und fühle sich mit dieser Entscheidung sehr wohl, so Lerner. In Amerika seien Menschen unschuldig, solange nichts Gegenteiliges nachgewiesen werde. Ein Statement, das man erst mal sacken lassen muss, zumindest geht es uns so. Millennium Films soll in den letzten Stunden regelrecht mit Anrufen und E-Mail überschwemmt worden sein, denen zufolge das Studio mitschuldig sei, sollte es weiter mit Singer zusammenarbeiten. Lerner jedoch wollte den Kurs halten.
Unmittelbar nach Erscheinen des The Atlantic-Artikels meldete Singer sich auch selbst zu Wort. Beim letzten Mal, als er sich zu diesem Thema geäußert habe, habe das Esquire-Magazin einen Artikel vorbereitet, der von einem homophoben Journalisten geschrieben worden sei, der eine bizarre Obsession für ihn hege, die bis 2017 zurückreiche. Nach sorgfältigem Prüfen der Fakten und in Anbetracht des Mangels glaubwürdiger Quellen habe Esquire entschieden, dieses Stück Vendetta-Journalismus nicht zu veröffentlichen. Was den Schreiber nicht davon abgehalten habe, es an The Atlantic zu verkaufen. Erneut sei er gezwungen, zu wiederholen, dass diese Story erfundene Behauptungen aus Klagen wieder aufwärme, die von einer schäbigen Schar von Personen, die für Geld oder Aufmerksamkeit bereitwillig gelogen hätten, eingereicht worden seien. Und es sei keine Überaschung, dass dieses homophobe Schmierwerk gerade jetzt, da Bohemian Rhapsody (sechs Oscarnominierungen) ein preisgekrönter Hit sei, auftauche, um den Erfolg des Films auszunutzen.