Am 17.11. schrieb RonZo Folgendes unter unserer Justice League-Kritik:
Ich frage mich wie viele Redakteure ihr habt und wie Ihr die Pressevorstellungen besucht. Ich glaube ja nicht das Ihr mit mehr als 2 Redakteuren bei den Pressescreenings sitzt oder? Gehen immer dieselben 2,3 Redaktuere zu diesen Terminen? Schreibt Ihr die Reviews dann im Team? Eure Redakteure werden ja auch nicht immer einer Meinung sein oder? Trefft ihr Euch dann in der Mitte oder wie hab ich mir das vorzustellen? Ich frage da ich persönlich es super fände wenn man erkennen könnte WER von Euch welche Kritik schreibt. Ich bilde mir zumindest ein verschiedene Schreibstille bei Euren Kritiken zu erkennen. [..] Mein Vorschlag den ich für zukünftige Kritiken hätte wäre folgender:
Bei einem großen Metal-Magazin wird bei Alben die polarisieren ein "Streitfall" veröffentlicht. D.h. das zu einem Album 2 Reviews kommen. Eine Lobeshymne und ein Verriss. Ich persönlich finde das immer sehr unterhaltsam und informativ da meine eigene Meinung dann oft in der Mitte liegt. Das würde natürlich nur funktionieren wenn bei Euch in der Redaktion die Meinungen weit auseinander gehen. Ihr habt bei einem der Fast und Furios Teile mal etwas ähnliches gemacht. Eine Fanboy und eine Normale Kritik. Ich meine die Resonanz darauf war doch sehr gut oder?
Hallo RonZo, wir möchten uns zu deinem Vorschlag melden.
Auch wir haben schon öfters intern über das Thema diskutiert, uns aber bei Kritiken letztlich immer gegen die Nennung des Autors entschieden. Warum? Der Grund hierfür ist einfach: Wir möchten, dass MJ mit einer Stimme spricht. Wer länger dabei ist oder ein wenig stöbert, bekommt schnell raus, wer bei uns Kritiken schreibt. Nicht selten kommt es jedoch vor, dass ein und derselbe Autor mal als DC-Günstling und kurz darauf als gekaufter Marvel-Autor beschimpft wird, je nachdem welches Fanlager sich gerade auf den Schlips getreten fühlt.
Konkret zu deinem Vorschlag: Natürlich könnten wir es so machen, aber in der Praxis scheitert dies bereits ganz banal beim Gang ins Kino. So mancher Verleih lässt nur maximal einen Redakteur pro Redaktion zu. Da wir zudem nur fünf Personen sind (die von unserem "Tweeter" Frank unterstützt werden), müssen wir unsere Kapazitäten sehr sinnvoll verteilen und da ist es nur in seltenen Fällen möglich, zwei oder mehr Redakteure auf einen Film anzusetzen. Mit Anreise, Sichtung und Kritik schreiben ist schnell mal ein ganzer Tag rum - und das nur für einen Film! Innerhalb kürzester Zeit würde eine neue Debatte losgetreten werden, warum wir bei Film A zwei Kritiken verfassen und bei Film B nicht…
Wenn es aber die Möglichkeit gibt, einen Film mit mehreren Redakteuren zu sehen, versuchen wir, alle Meinungen zu Wort kommen zu lassen und einen Mittelweg zu finden. Für gewöhnlich liegen wir amüsanterweise alle in etwa auf einer Wellenlänge und die Abweichungen bei der Bewertung sind minimal. Wer sich daran aufhängt, ob ein Film nun 3 oder 3,5 Hüte bekommt, dem möchten wir erneut zurufen, dass das geschriebene Wort für uns größere Relevanz hat. Ist ein Redakteur allein auf sich gestellt, gibt es bei Pressevorführungen aber auch Kollegen, mit denen wir uns austauschen. Bei Animationsfilmen sind es auch oft Kinder, die mitunter eingeladen sind und denen wir Beachtung schenken, besonders wenn sie lachen. Dies ist alles keine Wissenschaft und auch keine Verschwörung hinter den Kulissen, selbst wenn sich manch ein Zeitgeist das gern so zusammenreimt. Oft entscheidet ganz schlicht, ob ein Film gefallen hat oder nicht.
Die einzige Ausnahme, die du ansprichst, war dieses Jahr die Fast & Furious 8-Kritik, doch hier irrst du dich, wenn du von einem Fanboy sprichst - die gibt es bei dieser Reihe nicht in unserer Redaktion. In diesem einen Fall gingen die Sichtweisen ausnahmsweise stark auseinander, weswegen wir zwei Meinungen präsentiert haben. Nur ist das eben selten der Fall, bei Justice League schon mal gar nicht.
Und damit wären wir beim leidigen Thema DCEU. Egal wie viele Kritiken wir veröffentlichen würden, irgendjemand fühlt sich immer angegriffen, würde uns Käuflichkeit oder fehlende Ahnung attestieren. Alles schon passiert. Damit haben wir uns inzwischen abgefunden, denn in dieser Welt grassiert eine Seuche, befeuert durchs Internet, die vielen Menschen die Fähigkeit raubt, rational zu denken und ihre Äußerungen auch in verständliche, höfliche Kritik zu verpacken. Diese Aggressivität nach BvS hat uns Anfang 2016 dazu bewogen, ein Statement zu veröffentlichen. Um es deutlicher zu machen, erläutern wir mal, wie schwer es ist, es der Öffentlichkeit Recht zu machen. Denn viele, die uns mangelnde Kompetenz oder DC-Hass unterstellen, haben einfach, dies müssen wir deutlich sagen, keinen Plan:
Du schreibst selbst, dass du ein Fan des DCEU bist und stell dir vor, auch wir mögen DC und das DCEU! Wir mögen auch Marvel, aber wenn unser Herz entscheiden müsste, würden wir eher zu den DC-Helden halten. Gerade Zack Snyders Stil spricht uns mächtig an, weswegen wir immer ein Fürsprecher von ihm waren. Du schreibst, du findest es schade, wenn Filme wie Man of Steel oder Batman v Superman von Kritikern verrissen werden. Doch wie sollen es Kritiker denn besser machen? Wir haben Man of Steel gut bewertet und wir sind die DC-Hasser. Wir haben BvS in der Kinofassung nicht gemocht, lieben jedoch den DC und haben den Film zu einem der besten Filme 2016 gekürt, und sind die DC-Hasser. Wir haben Wonder Woman gut, aber nicht überragend bewertet und sind die DC-Hasser. Und dasselbe Spiel erneut bei Justice League. Wir können es den Fans nicht Recht machen, aber wir können in den Kritiken auf Schwachstellen und Stärken hinweisen.
Hinzu kommt, dass man als Kritiker, der sich nach Möglichkeit an eine breite Leserschicht richtet, zusätzlich eine besondere Verantwortung hat, welche ein normaler Kinogänger bei der Abgabe seiner Meinung nicht hat. Du bewertest den Film wie viele andere bisher auf MJ eingereichten Kritiken extrem gut. Das darfst du als Fan, aber was faszinierend ist, ist die Art, wie dies von vielen begründet wird. Fast jede der Kritiken thematisiert eine Fülle an massiven Mängeln, dennoch wird Justice League mit 4-5 Hüten bewertet, weil man halt Fan ist und der Film alle Helden auf der Leinwand zeigt. Dies ist von vielen der einzige (!) Grund, den Film gut zu bewerten und dabei alles andere komplett auszublenden. Hand drauf, der erste "professionelle" Kritiker, der so etwas macht, würde den Shitstorm seines Lebens ernten.
Ernsthaft gefragt: Soll das der Maßstab sein, der in Zukunft über die Qualität von Filmen entscheidet? Ist es das, was ihr wollt? Dass wir noch und nöcher betonen, dass die Filme den Fans einen feuchten Traum bescheren werden, auch wenn deutlich mehr drin gewesen wäre? Das Signal, das ihr damit an die Filmstudios sendet, wäre tatsächlich, dass die Zuschauer alles fressen, selbst wenn die Filme mit Topnote inhaltlich flach sind, Storylücken besitzen und nach Schema F konzipiert sind. Hauptsache der Lieblingsheld ist zu sehen! Doch das unterstützen wir nicht und dennoch gehören wir nicht zu den Kritikern, was gerne vorgeworfen wird, die einen Film zerreißen, nur weil es Spaß macht - nee, Freunde, das kommt vor, wenn uns ein Film enttäuscht hat. Und sicherlich nicht, wenn wie im Fall von Justice League ein hausgemachtes Problem dazu geführt hat, dass wir den Film nicht offiziell in einem Pressetermin sehen durften und wir angeblich sauer auf Warner sind - einige Typen, des Lesens unfähig, sicherlich aber des Erfassens von Texten, lassen es sich dennoch nicht nehmen, ihre Missbilligung derart bescheiden zu begründen.
Viele Fans argumentieren gerne, dass ein Film wie Justice League ein Film von Fans für Fans wäre und nur so könne man diesen beurteilen. Das ist Wunschdenken und hier widersprechen wir vehement, genau dies ist nicht der Fall. Würde es ein Film von Fans für Fans sein, dann wären Justice League und Suicide Squad nicht Stückwerk, denen man ansieht, wie viele Leute daran mitgewirkt haben, weil die beteiligten Interessengruppen nicht wissen, wohin sie das Boot steuern sollen! Die Motivation ist nicht, einen Film für Fans zu schaffen, sondern die nächste 1 Mrd. $-Produktion, die sich weltweit mit Fortsetzungen und Merchandising ausschlachten lässt. Wäre es ein Film von Fans für Fans, hätte man sich mehr Zeit genommen, bis wenigstens Aquaman und Flash etabliert sind, bevor die Justice League im Kino erscheint. Wären es Filme von Fans für Fans, hätte man BvS konsequent auf dem Niveau des DC fortgeführt. Wäre es ein Film von Fans für Fans, würde man wissen, dass Fans was Besseres verdient haben und man würde vor allem nicht einen mittelmäßigen Film als "the next big thing" ankündigen!
Nicht die negativen Reviews sind erschreckend, sondern dass viele Fans vieles blind schlucken anstatt ein eindeutiges Signal zu senden. Aber das geht eben nur ohne allzu fest sitzende Fanbrille. Was du ausblenden kannst, müssen wir als Redakteure bemerken und ansprechen, daran wird der Maßstab angesetzt. Wir wissen, dass Justice League den Fans Spaß machen wird, was in der Kritik steht, aber der Film behält seine Schwachpunkte und ist deswegen nur Mittelmaß. Genau dafür sind wir da, zum Benennen von guten und schlechten Punkten und manchmal eben auch zum Polarisieren, weil die Entwicklung der letzten Jahre erschreckend ist. Wir hoffen dennoch, dass sich vielleicht mal was ändert, denn wir lieben DC und sind der Meinung, da ist mehr drin - und nicht weniger haben wir alle verdient.
Dein MJ-Team