
Zwischen Blockbustern und CO2-Emissionen
Filme begeistern Millionen Menschen und das Kino verkörpert pure Magie. Doch hinter den Kulissen sieht die Realität oft anders aus: Gewaltige Filmsets, die nach Drehschluss abgerissen werden, tonnenweise Müll, energiehungrige Beleuchtung und tausende Kilometer lange Reisen für Außendrehs - die Liste der Umweltsünden in der Filmindustrie ist beachtlich. Hollywood stand lange Zeit als Synonym für Dekadenz und verschwenderischen Luxus. Blockbuster-Produktionen wie die Avengers-Reihe oder die Transformers-Filme stehen sinnbildlich für den enormen Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung, die mit der Herstellung von Filmen einhergehen. Aber es gibt Hoffnung, denn in den letzten Jahren hat sich ein neues Bewusstsein dafür entwickelt, dass Kino und Klimaschutz kein Widerspruch sein müssen.
Große Studios wie Warner Bros., Universal und Disney investieren verstärkt in umweltfreundliche Produktionsmethoden, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Nachhaltigkeit wird somit zunehmend zum Maßstab - nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen. Filmemacher erkennen: Nachhaltige und ressourcenschonende Filmproduktionen sind nicht nur möglich, sondern bieten sogar finanzielle Vorteile. Der Wandel hat begonnen und er zeigt, dass große Geschichten erzählt werden können, ohne den Planeten unnötig zu belasten. Diese Bemühungen sind ein wichtiger Schritt und zeigen, dass Veränderung möglich ist.
Ein Beispiel ist die Our Planet-Initiative von Warner Bros. Discovery, die unter anderem darauf abzielt, den CO2-Ausstoß bei Filmproduktionen zu reduzieren. Dies geschieht durch gezielte Reduktionsmaßnahmen und Investitionen in erneuerbare Energien, während Sets aus recycelbaren Materialien gebaut, Plastikbecher durch Mehrwegflaschen ersetzt und der Energieverbrauch mit moderner LED-Technologie gesenkt wird, um somit umweltfreundliche Praktiken zu fördern.
Technologische Innovationen
Disney geht noch einen Schritt weiter: Für The Mandalorian wurde eine revolutionäre Technologie namens StageCraft entwickelt. Anstatt aufwändiger Außendrehs, bei denen Filmcrews um die halbe Welt reisen müssen, nutzt die Serie riesige LED-Wände, die realistische Umgebungen simulieren. Diese Methode reduziert nicht nur Kosten, sondern spart auch Millionen Tonnen CO2. StageCraft wird mittlerweile immer häufiger in Hollywood verwendet, da es nicht nur umweltfreundlicher ist, sondern auch die kreative Freiheit der Filmemacher unterstützt, die nun in einem digitalen Raum arbeiten können, anstatt auf teure und umweltbelastende Dreharbeiten angewiesen zu sein. Diese Technologie ist ein Meilenstein in der Filmproduktion und könnte die Art und Weise, wie Filme künftig gedreht werden, grundlegend verändern.
Der Grüne Drehpass und nachhaltige Filmprojekte
Auch in Deutschland wächst das Bewusstsein für eine umweltfreundlichere Filmproduktion. Ein bedeutender Schritt in diese Richtung ist der Grüne Drehpass, eine Auszeichnung der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein. Sie wird an Produktionen vergeben, die nachhaltige Maßnahmen wie die Nutzung von Ökostrom, klimafreundliche Transportmethoden oder eine ressourcenschonende Abfallwirtschaft umsetzen. Dass Nachhaltigkeit und Qualität sich nicht ausschließen, zeigt der Film Sauerkrautkoma von Constantin Film. Das Produktionsteam setzte auf lokale Lieferanten, reduzierte unnötige Reisen und legte Wert auf umweltfreundliches Catering. „Es war uns wichtig zu zeigen, dass Nachhaltigkeit und kreative Qualität Hand in Hand gehen können“, betont Christine Rothe, ehemalige Geschäftsführerin von Constantin Film.
Während Independent-Filmemacher oft schon aus Budgetgründen auf ressourcenschonende Lösungen angewiesen sind, hielten sich größere Produktionen lange zurück. Doch mit Filmen wie 1917 von Sam Mendes zeigen mittlerweile auch aufwendige Blockbuster, dass nachhaltige Alternativen praktikabel und effektiv sein können. Statt umweltschädliche Helikopter für Luftaufnahmen einzusetzen, nutzte das Team energieeffiziente Drohnen. Dies sparte nicht nur enorme Mengen an Treibstoff, sondern bot auch den Vorteil dynamischer Kamerafahrten, die mit klassischen Methoden nur schwer umzusetzen gewesen wären. Ein weiteres inspirierendes Beispiel in Sachen Emissionsreduzierung kommt aus Berlin: Ein Independent-Filmteam transportierte seine gesamte Ausrüstung und Kulissen mit emissionsfreien Lastenrädern. Das zeigt, dass eine nachhaltige Filmproduktion nicht grundlegend hohe Budgets erfordert, sondern auch mit kreativen Lösungen erreicht werden kann.
The Amazing Spider-Man 2 - Rise of Electro war 2014 noch eines der selteneren Beispiele großer Produktionen, die bereits auf nachhaltige Maßnahmen setzten. Die gesamte Produktion wurde mit erneuerbarer Energie versorgt - unter anderem durch Solarzellen. Zudem wurden Materialien aus früheren Filmen wiederverwendet, anstatt sie nach den Dreharbeiten zu entsorgen. Schließlich sind riesige Müllberge, die durch abgerissene Sets und ungenutzte Requisiten entstehen, ein massives Problem in der Branche. Inzwischen gibt es immer mehr Requisitenverleihe, die genau dieses Problem angehen, indem sie Produktionsmaterialien mehrfach verleihen.
Auch die BBC verfolgt in diesem Bereich einen innovativen Ansatz: Film- und TV-Kulissen werden nicht mehr entsorgt, sondern an Schulen, Theatergruppen und Wohltätigkeitsorganisationen gespendet. Dadurch entstehen völlig neue kreative Möglichkeiten der Weiternutzung, während gleichzeitig Müll vermieden wird.
Erfahrt auf der nächsten Seite unter anderem, wie der Weg zu einem nachhaltigen Kino weit über den Produktionsprozess hinausgeht und wie auch Streamingdienste und Filmfestivals ihren Beitrag zu einer grüneren Zukunft leisten!