Der stellvertretende Direktor von Rust, David Halls, der lange Zeit eine Schlüsselfigur bei den Ereignissen rund um den Tod von Hutchins war, einigte sich mit der Staatsanwaltschaft auf den Vorwurf des fahrlässigen Gebrauchs einer todbringenden Waffe. Auch dieses wichtige Detail teilte die Staatsanwaltschaft am gestrigen Tag mit der Öffentlichkeit. Der langjährig in der Branche tätige Halls muss nun mit einer Bewährungsstrafe und weiteren sechs Monaten auf Bewährung rechnen.
In einem an die Finanzbehörde von New Mexico ausgestellten Schreiben vom 30. August enthüllte Carmack-Altwies die möglichen Absichten der Staatsanwaltschaft: Bis zu vier Personen im Zusammenhang plante man in Verbindung mit dem gescheiterten Dreh von Rust strafrechtlich zu verfolgen und wegen Mordes anzuklagen. Unter den möglichen Angeklagten befand sich auch "der bekannte Filmschauspieler Alec Baldwin". In ihrem Antrag forderte Carmack-Altwies 635.000 Dollar für die Angelegenheit. Letztlich wurden ihr 317.750 Dollar vom Staat gebilligt.
Wenige Wochen vor dem Jahrestag der Tragödie einigten sich Baldwin und die Produzenten von Rust am 5. Oktober 2022 mit dem Hutchins Estate auf einen Vergleich, der die Mitte Februar eingereichte Klage wegen widerrechtlicher Tötung gegen die Produktion und den Schauspieler beendete. Baldwin war bislang selbst als Produzent an dem mit rund 7 Millionen US-Dollar budgetierten Western beteiligt.
Witwer Matthew Hutchins wurde fortan auch mit der Rolle der ausführenden Produktion des Streifens betraut, wobei noch immer nicht klar ist, ob Rust überhaupt eine weitere Versicherung erhielt. Dieser Aspekt ist allerdings in arbeitsrechtlicher Hinsicht immens wichtig, damit die Kameras überhaupt wieder rollen dürfen. Bislang kalkulierte man mit der Wiederaufnahme des Drehs in diesem Monat.
Alec Baldwins Anwalt bezeichnet die Rust-Anklage wegen des todbringenden Projektils, das zugleich Regisseur Joel Souza verwundete, als "schrecklichen Justizirrtum".
Der Star hat wegen seiner angeblich beträchtlichen Verdienstausfälle und seinem angeschlagenen Ruf die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez Reed, den ersten Regieassistenten Halls, die Requisiteurin Sarah Zachry sowie den Waffen- und Munitionslieferanten Seth Kenney und dessen Unternehmen wegen Fahrlässigkeit verklagt. Die besagte Klage wurde im vergangenen November beim LA Superior Court eingereicht.
Es dürfte noch eine ganze Weile dauern, bis das Ergebnis der Justiz vorliegt. In jedem Fall sehen wir nicht, was man mit der Produktion von Rust noch retten könnte. Ein Menschenleben ist unwiederbringlich verloren und die Frage mutet für uns zu grotesk an, wie man damit auf einer positiven Note enden möchte.