Narnia... Klingt nach einem aufregenden Abenteuer - und doch haben die bisherigen Verfilmungen nicht ganz überzeugt.
Als 2001 New Line Cinema mit Der Herr der Ringe und Warner Bros. mit Harry Potter das Fantasygenre auf breiter Ebene salonfähig machten und beide über die Jahre hinweg Milliardengewinne einfuhren, wollte auch Disney nicht hinten anstehen. Also schickte man 2005 den ersten Film von Die Chroniken von Narnia in die Kinos. Die Zutaten stimmten, die Bücher von C.S. Lewis sind weltweit bekannt und dass er ein guter Freund von Tolkien war, schadete sicher nicht. Mit Weta hatte sich Disney auch die gleichen Effektkünstler geholt, die schon Mittelerde überzeugend darstellten. Doch wo Warner Bros. und New Line Cinema dem Stoff möglichst gerecht werden wollten, zog man es bei Disney vor, mit einer möglichst kindgerechten Darstellung zu punkten. Gewaltszenen kamen ohne Blut aus und auch Wetas Kreationen waren nicht so realistisch wie bei Der Herr der Ringe.
Deswegen ist Narnia für uns immer wie ein kleines schwarzes Schaf in der Familie der Fantasyfilme. Dank weihnachtlicher Idylle gelang 2005 dennoch das Wunder und der erste Film Der König von Narnia spielte weltweit fast 800 Mio. $ ein, Disney war glücklich und sich sicher, mit den großen Playern mithalten zu können. Und so ließ die Fortsetzung nicht lange auf sich warten, doch der Funken wollte diesmal nicht so recht auf die Zuschauer überspringen. Obwohl die Fortsetzung 2008 ein deutlich besserer Film war, sollte Prinz Kaspian von Narnia nur etwas mehr als 400 Mio. $ einspielen, bei einem 225 Mio. $ Budget zu wenig. Der erste Teil wurde vielleicht doch besonders durch seine religiösen Botschaften, vor allem in den USA, beflügelt. Disney war es eine Lehre, man zog sich zurück und dann sprang 20th Century Fox ein. Nur zweieinhalb Jahre nach Prinz Kaspian von Narnia erwartet uns jetzt Die Chroniken von Narnia - Die Reise auf der Morgenröte, die mit vielen alten Bekannten aufwarten kann. Wir haben uns den dritten Teil der Reihe im englischen Original angesehen und verraten euch mehr in unserer Kritik.
Lucy und Edmund Pevensie haben kein leichtes Leben an der Seite ihres nervigen Cousins Eustachius. Dieser piesackt die Geschwister wo es nur geht, doch eines Tages lernt er, der rationale Besserwisser, ebenfalls Wunder kennen. Alle drei werden in einem Zimmer in ein Gemälde gesogen, auf dem ein Ozean und ein einsames Schiff zu sehen sind. Das Gemälde beginnt zu leben, Wasser flutet ins Zimmer - und plötzlich finden sich alle drei im offenen Meer wieder, vor dem Bug der "Morgenröte". An Bord treffen sie auf ihren Freund König Kaspian und die Abenteuer nehmen ihren Lauf. Das Schiff steuert die "Einsamen Inseln" an, denn Kaspian ist auf der Suche nach mehreren verschollenen Lords des Königshofes. Doch ihr Weg führt sie auch in das geheimnisvolle Reich des Löwen Aslan und die Kinder bestehen auf dem Weg wieder viele Abenteuer an der Seite von mythischen Wesen wie einem Minotaurus, der sprechenden Maus Reepicheep, einem Faun, lustigen Springmännern, Drachen - und garstigen Wasserungeheuern... Wird die Reise ihren Zusammenhalt stärken oder zerstören?
Man muss kein Fan der Buchreihe oder überhaupt ein Anhänger von Fantasy sein um sagen zu können, dass die Narnia-Verfilmungen für Kinder wie gemacht und gute Unterhaltung sind. Verglichen mit den Sindbad-Filmen unserer Kindheit stehen sie diesen im Grunde in nichts nach, inhaltlich mag es natürlich Fans der einen oder anderen Geschichten geben. Narnia ist erwachsen geworden und das merkt man vor allem an den Kindern in Die Reise auf der Morgenröte, die groß geworden sind, allen voran Lucy Pevensie (Georgie Henley). Man darf keine Erwachsenenfantasy erwarten, aber konsequent fügt sich trotz des Wechsels zu 20th Century Fox alles ineinander, die Darsteller sind gleich geblieben und viele Verknüpfungen zu den beiden ersten Teilen bestehen. Peter (William Moseley) und Susan Pevensie (Anna Popplewell) kommen als junge Erwachsene in kurzen Sequenzen vor, die aber, wie in Prinz Kaspian von Narnia prophezeit, Narnia nicht mehr betreten. Lucy entwickelt typische Teenieprobleme, Schwärmereien und den Wunsch, hübscher zu sein. Natürlich geht es im Film aber darum, sein eigenes Selbstbewusstsein und eigene Stärken zu erkennen. Die Darsteller sind überzeugend und besonders witzig ist Fiesling Eustachius, gespielt von Will Poulter. Es mag angehen, dass der Jungschauspieler ein wenig überdramatisiert, aber es macht Spaß, ihm und der Entwicklung seiner Rolle zuzuschauen. Es wäre Poulter zu wünschen, dass er auf internationaler Ebene weiter die Chance bekommt sich zu entfalten.
Gut gelungen ist auch die Darstellung von Fantasyfiguren, wie z.B. dem Minotaurus, aber auch der kleine Reepicheep zeigt den Zuschauern, was ein Säbel ist. Gerade wenn man den menschlichen Bullen sieht, denkt man sich, was aus mythologischen Geschichten werden könnte, wenn man es im Kino richtig anpackt... Speziell die Meeresmonster gegen Ende des Films sind auch wirklich überzeugend und stehen dem Wassermonster in Der Herr der Ringe in nichts nach.
Doch andererseits ist der Film recht absehbar und - um den Kreis zum Anfang zu schließen - durch die kindgerechte Aufmachung etwas unterdramatisiert. Das mag kein Negativpunkt sein für andere, uns fehlt aber etwas zum guten Schluss und an einem wirklich überzeugenden Fantasyfilm. Natürlich erscheint auch Die Chroniken von Narnia - Die Reise auf der Morgenröte in 3D, doch auch hier müssen wir feststellen, 2D genügt für einen Kinogang. Die Narnia-Reihe wird auch nach dem dritten Teil nie zu den großen Fantasyreihen zählen, trotzdem macht 20th Century Fox auch vieles richtig und so kann Narnia 3 für sich allein stehend punkten. Ein Fantasyfilm, der zu unterhalten weiß und mit Fabelwesen und Monstern vertraut macht, Action, Spannung, passable Tricks, alles da.
Wir vergeben 7 von 10 Punkten und sagen, auch mit Die Chroniken von Narnia - Die Reise auf der Morgenröte kann man jetzt im kalten Winter nichts im Kino falsch machen, wenn man weiß, was einen erwartet.