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Bloß kein zweites "ROMA"?

Oscar-Regeln intakt: Netflix jubelt, Steven Spielberg erklärt sich (Update)

Oscar-Regeln intakt: Netflix jubelt, Steven Spielberg erklärt sich (Update)
52 Kommentare - Di, 30.04.2019 von Moviejones
Steven Spielberg schießt gegen Netflix, und Netflix schießt zurück. Worum es ihm eigentlich geht, erklärt der Starregisseur nun selbst. Er wollte Streaming-Filme keineswegs von den Oscars verbannen.

++ Update vom 30.04.2019: Netflix und Co. atmen auf. Das Board of Governors hat zwar mehrere Regeländerungen für die nächste Award-Season erlassen, aber Filmen von Streamingdiensten wird die Oscar-Zulassung nicht erschwert oder gar verweigert. Es bleibt dabei, dass sich jeder Film für die Academy Awards qualifizieren kann, der mindestens sieben Tage gegen bezahlten Eintritt in einem kommerziellen Kino im Los Angeles County läuft, und zwar mindestens dreimal täglich.

Vorab hatte Steven Spielberg seinen Standpunkt in einer E-Mail an die New York Times noch mal klargemacht: Er wolle, dass Leute ihre Unterhaltung in jedweder Form oder Fasson finden, die ihnen liegt. Große Leinwand, kleine Leinwand - was für ihn wirklich zähle, sei eine großartige Geschichte, und jeder sollte Zugang zu großartigen Geschichten haben. Jedoch denke er, Leute sollten die Möglichkeit haben, das Sichere und Vertraute ihres Lebens zu verlassen und an einen Ort zu gehen, wo sie in der Gesellschaft anderer sitzen und eine gemeinsame Erfahrung teilen können - zusammen weinen, zusammen lachen, sich zusammen fürchten -, sodass sie sich, wenn es vorbei ist, vielleicht ein bisschen weniger wie Fremde fühlen. Er wolle das Überleben der Kinos sehen. Er wolle, dass das Kinoerlebnis in unserer Kultur relevant bleibt, schließt Spielberg.

++ Update vom 11.03.2019: War die ganze Diskussion etwa überflüssig? Wurde Steven Spielbergs Abneigung gegenüber Netflix völlig übertrieben dargestellt? Will er Produktionen der Streamingdienste gar nicht von den Oscars ausschließen? Es sieht so aus.

Beim derzeit laufenden SXSW-Festival erklärte sein langjähriger Freund und Kollege Jeffrey Katzenberg, er habe gerade erst mit Spielberg gesprochen und ihn direkt danach gefragt, woraufhin der gesagt habe, er habe das absolut nicht gesagt. Sondern gar nichts. Wie aber ist es zu diesem Missverständnis - so es denn wirklich eines ist - gekommen? Ein Journalist sei einer Story darüber auf der Spur gewesen und habe ein Gerücht über Spielberg gehört, meint Katzenberg. Man habe einen Sprecher kontaktiert, um einen Kommentar zu erhalten, und diesen einfach verdreht. Erstens habe Spielberg nichts dergleichen gesagt, und zweitens werde er im April nicht mit irgendeiner Art von Plan zur Academy marschieren. Er habe weder eine Meinung vertreten, noch sich einer bestimmten Sache angeschlossen.

++ News vom 05.03.2019: "Bester Film" wurde ROMA zwar nicht, aber die drei Oscars, die Alfonso Cuaróns zehnfach nominiertes, spanischsprachiges Schwarz-Weiß-Kunstwerk mit nach Hause nehmen durfte, sind aller Ehren wert - für "Beste Regie", "Beste Kamera" und "Bester fremdsprachiger Film". Netflix hat ja auch ein beträchtliches Sümmchen in die Awards-Kampagne investiert (von 25 bis 40 Mio. $ ist die Rede). Einer aber will sicherstellen, dass so etwas nie wieder vorkommen kann.

Steven Spielberg will ein zweites ROMA bei den Academy Awards verhindern, da er der Meinung ist, dass Netflix-Filme nicht nach denselben Regeln wie traditionelle Kinofilme spielen und deshalb nur für die Emmy Awards zugelassen werden sollten, nicht für die Oscars. Als Academy Governor, der den Zweig der Regisseure vertritt, ist Spielberg auf entsprechende Regeländerungen aus. Und wenn Netflix sich dann nicht an diese neuen Regeln hält, droht die Oscar-Disqualifikation. Der Unterschied zwischen der Streaming- und der Kino-Situation liege ihm sehr am Herzen, sagt ein Amblin-Sprecher. Spielberg werde sich freuen, wenn sich andere seiner Kampagne anschließen, wenn dieses Thema beim alljährlichen Meeting des Academy Board of Governors auf den Tisch komme.

Allerdings gibt es schon kräftig Gegenwind aus Hollywood. Spielbergs wiederholte Anti-Netflix-Bemühungen stoßen bei einigen Insidern der Filmindustrie auf Unverständnis und Empörung, darunter auch Regisseurin Ava DuVernay, deren Netflix-Dokumentarfilm Der 13. 2017 für den Oscar nominiert war. Man beachte ihren unten angehängten Tweet. Sogar Netflix selbst setzt sich indirekt gegen seinen Feldzug, Streamingdienste von den Oscars auszuschließen, zur Wehr. Ohne ihn namentlich zu nennen, aber eindeutig an ihn gerichtet, schreibt der offizielle Twitter-Account:

"Wir lieben Kino, und hier sind ein paar Dinge, die wir auch lieben: Zugänglichkeit für Leute, die sich Kinobesuche nicht immer leisten können oder in Städten ohne Kinos leben. Alle überall Neuveröffentlichungen gleichzeitig genießen zu lassen. Filmemachern mehr Möglichkeiten zu geben, ihre Kunst zu teilen. Diese Dinge schließen sich nicht gegenseitig aus.". Und mit The Irishman bereitet Netflix ja schon den nächsten Oscar-Großangriff vor. Man kann sich denken, wie Spielberg darüber denkt...

Sollten Netflix-Filme weiterhin für die Oscars zugelassen sein?
Gesamt: 235 Stimmen
Quelle: Deadline
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52 Kommentare
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Silencio : : Moviejones-Fan
05.03.2019 21:32 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.416 | Reviews: 54 | Hüte: 289

luhp:

Möchtest du jetzt etwa leugnen, dass Spielberg das moderne Blockbusterkino mit aus der Taufe gehoben hat? "Der weiße Hai"? "Jäger des verlorenen Schatzes"? "Jurassic Park", in dem sogar die Charaktere selbst innehalten, um die Effekte zu bestaunen? Ich mein, spätestens letzter sollte ja auf so vielen verschiedenen Ebenen wegweisend sein, da fällt es schon fast schwer, irgendwo anzufangen (und warum gerade der eine Schießbudenveranstaltung ist, liegt wohl mit dem ganzen Freizeitparkkonzept nahe...). Und da haben wir auch noch nicht auf die zahlreichen von ihm produzierten Filme der 80er geschaut, die voller Effektgewitter sind. Spielberg hat sich mit RPO nicht heutigen Sehgewohnheiten angepasst, der hat sich die Techniken und Bilder wieder zu eigen gemacht, die er maßgeblich (mit-)entwickelt hat. Seine Filme mögen handwerklich meistens und inhaltlich vielleicht etwas öfter besser sein (deswegen hat er auch seinen Ruf, den andere Blockbusterregisseure nicht haben, den spreche ich ihm gar nicht ab), aber zu behaupten, der wäre in einem grundlegend anderem Geschäft und er hätte an der Entwicklung keinen entscheidenden Anteil genommen, ist doch etwas daneben.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
05.03.2019 18:44 Uhr | Editiert am 05.03.2019 - 18:48 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.340 | Reviews: 180 | Hüte: 634

Wenn Streaming-Filme die Vorschriften der Academy erfüllen (Kino für mindestens eine Woche im Raum L.A.), dann ist es für mich vollkommen in Ordnung, wenn sie für die Oscars nominiert werden. Zudem kommt dann noch der Umstand hinzu, dass sich die Hollywood-Studios das mit ihrer Filmpolitik (mehr Blockbuster, weniger Risiko) auch selbst eingebrockt haben. Dass diverse Filmschaffende mit großen Namen in den Streaming- und Serienbereich abwandern, kommt ja nicht von ungefähr. Und Spielberg hat es als Regisseur auch leichter, da er wohl jeden Film blind finanziert bekommt.

Darüberhinaus sind die Emmys als Awards meiner Einschätzung nach ebenso unpassend wie die Oscars. Streaming ist weder klassisches TV noch Kino, strenggenommen müsste man da einen neuen Award schaffen, der Streamingproduktionen auszeichnet.

@Manisch
"Netflix sollte sich lieber trauen, die Filme mit Potenzial selbstbewusst ins Kino zu bringen."

Das ist ja jetzt bei "The Irishman" der Fall, hier planen Netflix und Martin Scorsese einen Kinostart in den kompletten USA.

@Silencio
"Das ist so ziemlich das beste Argument, warum gerade ER sich da geschlossen halten sollte. Bei der Rückentwicklung des populären Kinos zur Schießbudenveranstaltung hat er maßgeblich mitgearbeitet."

Da bin ich anderer Meinung. Welche Filme sollen das sein? An sich nur "Jurassic Park 2" und der für Spielberg untypische "Ready Player One", mit dem er sich den aktuellen Sehgewohnheiten anpasste. Ansonsten stehen seine Blockbuster der 70er, 80er und 90er doch genau für eben jene Qualität, die im aktuellen Mainstream-Kino vermisst wird.

Das merkt man vor Allem an vielen Filmen, die Spielberg seit der Jahrtausenwende gedreht hat. Zum Beispiel "München", "Gefährten", "Bridge of Spies" oder "BFG". Entweder großes Kino und/oder versiertes, Charakter-fokussiertes Geschichtenerzählen, beim Anschauen dieser Filme kommt mir immer wieder der Gedanke, ob das im Hollywood-Mainstream mittlerweile tatsächlich viele Regisseure verlernt haben.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Nietsewitch : : Moviejones-Fan
05.03.2019 16:17 Uhr
0
Dabei seit: 27.10.14 | Posts: 508 | Reviews: 2 | Hüte: 12

Oskars sind komplett überbewertet so wie Steven Spielberga auch.

Zeit Erwachsen zu werden, und dem Irrsinn den Platz einzuräumen, den er sowieso schon hat.

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Rafterman : : Moviejones-Fan
05.03.2019 15:07 Uhr
0
Dabei seit: 18.01.17 | Posts: 845 | Reviews: 0 | Hüte: 24
@Mobydick Die Quali auf den Scheiben lässt auch stark nach, das ist richtig. Das liegt halt auch an den starken rückläufigen Verkaufszahlen. Und wozu anbieten wenn kaum einer Wert darauflegt und einfach den kram komprimiert streamt.

Ich sage immer die Wahrheit. Sogar wenn ich lüge!

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MobyDick : : Moviejones-Fan
05.03.2019 13:36 Uhr | Editiert am 05.03.2019 - 13:39 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Rafterman:

Ich gebe dir recht, dass hier ein (komprimierter) Dolby Digital+ Kern vorliegt, aber wenn man es genau betrachtet, ist jegliches Format - sogar 4K / UHD/ Dolby Vision - auf den streaming Diensten komprimiert. Dass sie keinen 100%-igen Vergleich mit den Scheiben stand halten, steht ja ausser Frage. Genauso steht allerdings ausser Frage, dass derzeit die Scheiben sehr stiefmütterlich behandelt werden: Disney bringt beispielsweise seine Filme in Deutschland immer seltener auf 4k Scheiben raus (Die Unglaublichen 2 oder Mary Poppings zB), oder verzichtet darauf, obwohl technisch schonmal da gewesen (Black panther) seine Filme mit DV raus zu bringen, um ihre Streaming Plattform in Stellung zu bringen. Ganz zu schweigen davon, dass die wenigsten Scheiben eine vernünftige deutsche Tonspur spendiert bekommen.

Aber zurück zu Roma:

Dennoch ist es Dolby Atmos und dennoch klingt es saugeil und es stellt in keinster Weise irgendein Minimum dar, vorausgesetzt du besitzt die richtige Hardware. Was hier akustisch passiert, spielt ganz oben mit !

Silencio und Zssnake:

Schön dass wir hier einer Meinung sind :-)

Dünyayi Kurtaran Adam
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Manisch : : Moviejones-Fan
05.03.2019 13:32 Uhr
0
Dabei seit: 19.10.18 | Posts: 1.361 | Reviews: 27 | Hüte: 62

@Serum

Wie erhoffst du dir selbst von anderen wahrgenommen zu werden, wenn du mit "Lesen ist nicht deine Stärke" in ein Gespräch einsteigst?
Aus meiner Sicht hättest du dafür einen Minus-Hut verdient...

Noch dazu pickst du ein Mini-Detail aus meinem recht langen Kommentar heraus und lässt alle anderen Argumente außen vor...

So mal mir absolut bewusst ist, dass Roma in ausgewählten Kinos lief. Ändert aber am großen Ganzen nichts.

AfD-Verbot (:

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Rafterman : : Moviejones-Fan
05.03.2019 13:18 Uhr | Editiert am 05.03.2019 - 13:24 Uhr
0
Dabei seit: 18.01.17 | Posts: 845 | Reviews: 0 | Hüte: 24
Roma hat trotzdem nur eine Dolby Digital Spur die qualitativ ein Surround-Minimum darstellt.

Das Filme wie Blackkklansman zurückgedrängt werden aus den Kino liegt dann aber eher daran, dass man diese gar nicht mehr im Kino laufen lassen muss und sie trotzdem einen Oskar gewinnen können. Dann laufen wirklich nur noch Blockbuster. Ich begrüße es jedenfalls das Filme nicht zeitgleich erscheinen und gehe sehr gerne in Kino.

Ich sage immer die Wahrheit. Sogar wenn ich lüge!

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
05.03.2019 13:07 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.941 | Reviews: 183 | Hüte: 614

@ Silencio & Moby:

"Und das sollte man sich mMn zwischendurch vor Augen führen, wenn sie sowas wie dort oben in der News behaupten."

THIS. Mit Liebe zum Film hat das nur so weit zu tun, wie man es in Zahlen am Geschäftsjahresenede messen und seinen Shareholdern verkaufen kann. Alles andere ist zweitrangig. Aber das ist halt auf der anderen Seite das Gleiche. Und am Ende ist es mir dann halt doch lieber, wenn so der eine oder andere Regisseur für Herzensprojekte das Geld bekommt und damit kreativ weitestgehend alleingelassen wird als dass er vom Hollywoodstudio den "Maulkorb der Vermarktbarkeit" aufgezwungen bekommt, solang er nicht Nolan heißt.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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Silencio : : Moviejones-Fan
05.03.2019 13:00 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.416 | Reviews: 54 | Hüte: 289

Moby:

"Allen euren validen Punkten zum Trotz, auch wenn Netflix und co. das alles natürlich aus finanziellen Gesichtspunkten machen, sie machen es, und es ist im Grunde genommen doch zum Wohle der Konsumenten."

Ich zitiere das mal eben, weil mir das der wichtigste Punkt zu sein scheint: wir widersprechen uns ja gar nicht. Mir geht es nur darum, dass Netflix gerade so tut, als würden sie dem Kunden eine große Wohltat angedeihen lassen, während sie das zum Einen machen, weil der Markt das vorschreibt (selbst der Handygucker wird sich nur widerwillig verkaufen lassen, was unter den gängigen technischen Standards liegt) und zum Anderen, weil sie die Lücke zum Kino schließen wollen, um die eigene Stellung auszubauen. Dass das dem Kunden mit entsprechender Hardware nützt, ist ein positiver Nebeneffekt, aber kein altruistisches "Wir lieben Kino"-Ding und auf der Liste der Beweggründe wohl eher im unteren Drittel anzusiedeln.

Was dann auch der Grund ist, warum sie "The Irishman" auf genau diese Weise mit genau diesem Budget (150 Millionen für einen Gangsterfilm ist... wahnsinnig und selbst zu den Zeiten, als Hollywood noch aus reinstem Kokain bestand, undenkbar gewesen) produzieren: Martin Scorsese mit seinen "klassischen" Darstellern, die auch noch aussehen, wie in ihren goldenen Zeiten, dazu auch noch seine erste Zusammenarbeit mit Al Pacino in dem Genre, dass die alle zu ihren größten Erfolgen katapultiert hat. Das ist medienwirksam wie sonst was und ob das ein guter Film ist, ist denen egal, solange die Zuschauer- bzw. Abonnentenzahlen kurzfristig hochgehen. Das tun sie weder für Scorsese (der aber dankbar die Hand aufhält, wie du schon sagst), noch für uns. Das tun sie für sich. Und das sollte man sich mMn zwischendurch vor Augen führen, wenn sie sowas wie dort oben in der News behaupten.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MobyDick : : Moviejones-Fan
05.03.2019 12:21 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Silnecio und ZSSnake:

Nochmal kurz zu Roma als euer Beispiel, dass die 70mm auch auf dem Handy nach mehr Qualität klingt (grob runtergerechnet): Ich habe Roma tatsächlich mit einer guten Surround-Anlage geschaut, meine Frau war dabei (verständlicherweise) eingeschlafen, und plötzlich ist sie aufgeschreckt, weil es sich so anhörte als ob es in der Wohnung brennt. Ich will damit nur sagen, dass die Qualität bei den Prestige-Objekten von den Streaming Diensten sehr wohl stimmt und großen Kinoproduktionen auch teilweise ebenbürtig bis überlegen ist.

Wenn ich jetzt beispielsweise A Quiet Place und Bird Box einander gegenüberstelle, würde man auf dem ersten Blick nicht unbedingt auf die Idee kommen, dass der durchaus epischer gehaltene Bird Box eher das Streaming Produkt ist.

Allen euren validen Punkten zum Trotz, auch wenn Netflix und co. das alles natürlich aus finanziellen Gesichtspunkten machen, sie machen es, und es ist im Grunde genommen doch zum Wohle der Konsumenten.

Ich hätte auch viel lieber The Irishman als reinen Kinofilm gehabt, aber ich finde auch, dass ein Gangsterfilm, der über USD 150 Mio. kostet, wobei der Großteil des Budgets für Verjüngungs-CGI draufgeht (und davon ein Großteil auf die Hände und Hälse) einfach viel zu überteuert ist und einfach mal begabte jüngere Darsteller es auch getan hätten. Und selbst als Fan der großen Darsteller von damals habe ich da ein mehr als zwiespältiges Gefühl bei der Sache. Das ist dann auch seitens der Filmemacher einfach mal die Kuh melken und das eigene Ego streicheln, solange sie das als Prestige durchgehen läßt. Für sowas habe ich da weniger Verständnis als jetzt für einen kleinen wunderbaren Ensemblefilm, den es so in der Art heutzutage im Kino einfach kaum mehr gibt und bei dem sich alle wohlfühlen, wie zB die Woche von Adam Sandler (ich weiss ich weiss, möglicherweise jetzt nicht das beste Beispiel...)

Und da das im Kino immer weiter verdrängt wird, man aber eben genau diese Filme bei den Awards zelebriert (nein, nicht die Woche sondern die charaktergetriebenen Filme), macht es schon Sinn, da mal im Regelwerk rumzudoktorn. Ich bin mir sicher, bei der momentanen Entwicklung dauert es nicht mehr allzu lange und solche Filme wie Blakkklansman, Green Book oder ähnliches werden immer weiter zurück gedrängt werden. Solche Werke wie The favourite wird es zwar immer noch geben, aber dann eher für solche Veranstaltungen wie Cannes, Venedig und immer weniger für Kinos...

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
05.03.2019 11:50 Uhr | Editiert am 05.03.2019 - 11:51 Uhr
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Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.134 | Reviews: 104 | Hüte: 635

@ Kayin

"Der Kompromiss wäre, dass die Netflix Filme 4 Wochen im Kino laufen (nur im Kino, nicht parallel auf Netflix) und danach nicht auf Blu Ray /DVD (wie die üblichen Kinofilme) erscheinen, sondern exklusiv auf Netflix. Dann wäre doch jedem geholfen. Ist aber wahrscheinlich zu einfach."

Diese Lösung wäre meiner Meinung nach auch falsch. Mit schwacher Internetleitung bin ich (und viele andere auch) dann der Doofe, weil ich die Netflix-Filme niemals auf Blu-Ray sehen kann. Nein, wenn Netflix die Filme finanziert, dann können sie natürlich damit machen, was sie wollen. Ich würde es gutheißen, wenn diese Filme parallel im Kino und auf Netflix gezeigt würden, dann kann sich jeder aussuchen, wie und wo er den Film sehen will. 6 Monate später sollten die Filme dann aber zusätzlich auch auf Blu-Ray erscheinen, für alle, die weder Netflix schauen (können) oder den Kinotermin verpasst haben.

Zum Thema: Ich bin der Meinung: Gleiches Recht für alle! In der heutigen Zeit sollten die Regeln des Oscars einfach angepasst werden.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
05.03.2019 11:44 Uhr
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Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.941 | Reviews: 183 | Hüte: 614

Silencio:

Ums kurz zu machen: man sollte da beiden Seiten kritisch gegenüberstehen, Spielberg will einfach der neuen Garde die keinen Weg nach oben lassen, Netflix kümmert sich andererseits auch nicht ums Kino, wenn anderswo mehr Geld drin ist.

Im Grunde ja in vielerlei Hinsicht mein Standpunkt diesbezüglich. Hab ich ja unten auch ausgeführt, dass es da weit mehr als eine Baustelle gibt und Netflix und Spielberg dabei auch teilweise mehr Symptome einer ganz anderen Problematik sind.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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Silencio : : Moviejones-Fan
05.03.2019 11:35 Uhr | Editiert am 05.03.2019 - 11:36 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.416 | Reviews: 54 | Hüte: 289

ZSSnake:

Ich kann dir halt nicht mehr genau sagen, wo ich die Info her habe (ich meine, aus der Januar-Ausgabe der epd-Film, die einen Beitrag zur deutschen Kinolandschaft hatte, bin mir aber nicht mehr sicher), aber so läuft das Geschäft mit Netflix ab. Wir könnten dem Ganzen jetzt natürlich einen positiven Spin verleihen ("Indem Netflix mietet, haben die Betreiber eine feste Größe, mit der sie kalkulieren können"), wir sollten aber nicht so tun, als wäre das Netflixs Motiv, oder als wäre ihnen nicht recht, wenn sie das bessere Geschäft dabei machen.

Ich seh das eben so: dass das Kino der beste Präsentationsort ist, dürfte einleuchten, alleine schon wegen der technischen Mittel, aber auch wegen der eigenen Atmosphäre. Wenn der Laden rappelvoll ist und alle Bock haben, da kann das heimkino nicht mithalten. ABER Netflix ist die Präsentation im Grunde egal: ob du deren Programm auf dem Handy oder auf deiner heimischen Leinwand mit dickem Soundsystem guckst, das macht für die keinen Unterschied. Für die ist nur wichtig, dass der Handygucker mitkriegt, dass "Roma" auf 70mm (bzw. dem digitalen Äquivalent) gedreht wurde, weil das auch für unbedarfte Ohren nach Qualität klingt. "Wäre im Kino geil gewesen, ist auch Zuhause gut" soll beim Zuschauer hängenbleiben, deswegen tut man jetzt auch so, als würde man den Leuten, die sich Kino nicht mehr leisten können, einen Dienst erweisen.

Ums kurz zu machen: man sollte da beiden Seiten kritisch gegenüberstehen, Spielberg will einfach der neuen Garde die keinen Weg nach oben lassen, Netflix kümmert sich andererseits auch nicht ums Kino, wenn anderswo mehr Geld drin ist.

Edit:

Und sorry, wenn ich ein bisschen ramble, aber ich hab da gestern zufällig noch eine Unterhaltung mit einem Bekannten drüber gehabt...

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-Vern

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
05.03.2019 11:02 Uhr
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Silencio:

"Da wäre zum Beispiel die Geschäftspraxis, Filme nicht traditionell an die Kinos zu verleihen, sondern einfach die Kinosäle zu mieten."

Das z.b. wusste ich bisher nicht mal. Macht es ja umso offensichtlicher, dass Netflix zwar das Geld liebt, was sie mit Filmen machen können, nicht aber das Kino als Ort Film zu zelebrieren, da sich das Wohnzimmer, in dem Netflix läuft, ja viel besser anbietet.

Und klar, da steckt ne nostalgische Verklärung drin, das Kino immer noch als Ort des Films sehen zu wollen. Dass es am Ende allen um das liebe Geld geht ist klar.

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Silencio : : Moviejones-Fan
05.03.2019 10:34 Uhr
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Die Unterscheidung zwischen Kino- und Fernsehfilmen ergibt einfach nur noch bedingt Sinn. Den klassischen Fernsehfilm, auf den Spielberg sich bezieht und mit dem er ja auch angefangen hat, gibt es nicht mehr. Der unterlag Auflagen, die ihn tatsächlich vom Kinofilm abgegrenzt haben, wie zB der Strukturierung um Werbeunterbrechungen (der Fernsehfilm musste alle 20 bis 30 Minuten unterbrochen werden können, das sieht man auch schön, wenn man sich alte Stephen King-Zweiteiler anschaut), Auflagen inhaltlicher Natur und solchen, die sich aus technischen bzw. finanziellen Gegebenheiten ergaben. Das ist aber, da sind wir uns ja wahrscheinlich alle einig, nicht mehr der Fall. Netflix (und mit Abstrichen Amazon) produziert bzw. kauft Filme ein, die ursprünglich für das Kino gedacht waren, mit Stars und richtigen, ernstzunehmenden Filmemachern und, das ist das wichtigste, ohne diese Auflagen.

Die Frage ist also, warum man zwischen einem Film, den Netflix produziert hat, und einem von bspw. Amblin unterscheiden sollte. Inhaltlich und formal gibt es da keine nennenswerten Unterschiede, es bleibt eigentlich nur der Vertriebsweg. Jetzt hat Netflix sich ja relativ medienwirksam für "ROMA" den Regeln der Academy gebeugt und den in die Kinos gebracht. Passt "the Beard" immer noch nicht, er will eine Regeländerung. Dass die aber auch Nachteile für kleinere Produktionsfirmen zur Folge haben kann, scheint ihn da weniger zu interessieren, solange die Tür für Netflix verschlossen bleibt. Das Problem ist ja folgendes: die kleineren Produktionsfirmen können sich eine größere oder längere Veröffentlichung gar nicht leisten, wenn die Kinos ihre Filme überhaupt zeigen wollen (die wollen ja eher die Moneymaker, verständlicherweise). Das führt mich auch zum größeren Problem: dass Netflix mit den Kinos nicht gerade nett umgeht, ist kein Geheimnis. Da wäre zum Beispiel die Geschäftspraxis, Filme nicht traditionell an die Kinos zu verleihen, sondern einfach die Kinosäle zu mieten. Die Folge? Die Kinos verdienen nichts mehr an den Kinokarten, die für die Filme gelöst werden (und Netflix kann weiterhin den Informationsfluss zu Zuschauerzahlen steuern...). Wollte Spielberg sich wirklich für das Kino stark machen, könnte er ja mal seinen Einfluss an dieser Stelle nutzen, sich vielleicht bei den alten Studios einsetzen, dass die mit gutem Beispiel vorangehen und wiederum ihre Knebelverträge auflösen. Wenn da einer der größten Filmemacher des 20. Jahrhunderts anklopft, wird man wahrscheinlich hinhören. Tut er aber nicht, das ginge ja an seinen Geldbeutel...

Netflix wird das alles nur bedingt kümmern, die können eine Regeländerung auffangen. Wer nicht glaubt, dass in den zuständigen Abteilungen gerade Leute sitzen, die durchrechnen, was es Netflix kosten wird, "The Irishman" trotzdem zu den Oscars zugelassen zu kriegen, irrt höchstwahrscheinlich.

Aufhalten können wird Spielberg den Weg ins Streamingzeitalter nicht. Die Oscars werden durch eine solche Entscheidung auch nicht den Kampf gegen die eigene Irrelevanz gewinnen können. Ausgetragen wird das wiederum nur auf dem Rücken derjenigen, die eh schon benachteiligt sind.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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